Bilingualer Unterricht
Hallo,
ich bin nun schon seit einigen Jahren in einer bilingualen Klasse. Das heißt eigentlich nur, dass wir das Fach Geschichte (an manchen Schulen auch Geographie) auf Englisch lernen und unser Geschichtslehrer demnach ausschließlich Englisch spricht. Zudem hatten wir in der 5. und 6. Klasse eine Stunde mehr Englisch pro Woche. Mich würde es nun einmal interessieren, was ihr von diesem Lehrkonzept haltet, da bei mir in letzter Zeit immer wieder Zweifel aufkommen.
Ich bin nämlich der Meinung, dass dabei das Fach Geschichte viel zu sehr vernachlässigt wird. Ich halte Geschichte für eines der wichtigsten Fächer überhaupt und auf Englisch kann man es nun einmal einfach nicht so gut lernen, wie auf Deutsch. Deutsche Formulierungen sind für Deutsche wesentlich einprägsamer. Außerdem artet das Ganze manchmal auch zu langweiligem Auswendiglernen aus. Da wir mehr Zeit für die englische Sprache benötigen, kommen Erklärungen und Quellenarbeit oftmals zu kurz.
Also...was haltet ihr nun davon? Findet ihr Englisch wichtiger als Geschichte? Glaubt ihr auch, dass Geschichte dabei zu kurz kommt oder meint ihr, dass sich das später dann schon irgendwie regelt?
mfg Tim
Ich kann das nun nur schwer beurteilen, wie gut sich Geschichte auf Englisch lernt, da ich so eine Unterrichtsform nie hatte. Aber ich denke das Geschichte eine sehr wichtiges Fach ist, besonderns wenn man sich anguckt, wie wenig Jugendliche heutzutage von Geschichte wissen, selbst von wichtigen Ereignissen, dann sollte man gerade so ein Fach nicht zum Experimentieren nutzen. Viele Jugendliche besonders wenn es um politische extreme Orientierungen geht, egal ob nun links oder rechts, glauben doch nur an das was erzählt wird, weil sie nicht wirklich wissen, was ihre Idole wirklich für Unheil gebracht haben.
Grundsätzlich ist so ein bilingualer Unterricht nicht verkehrt, aber so richtig wüsste ich jetzt auch nicht, was man auf Englisch oder einer anderen Sprache unterrichten sollte ohne das der Stoff und das Verständnis dabei zu kurz kommt, denn für sich ist schon jedes Fach wichtig. Vielleicht sollte man einfach 2-3 Stunden mehr pro Woche in den Stundenplan einbauen, in denen man dann zusätzlichen Stoff auf Englisch bringt, das was im Lehrplan drin steht aber auf Deutsch, damit auch jeder weiß worum es geht.
Ich finde es eigentlich gut, ein Fach in einer anderen Sprache (wie zum Beispiel Englisch) zu haben, dass dabei das Fach selbst leiden muss versteht sich von selbst. Aber in der Unter- oder Mittelstufe bilingualer Unterricht zu haben finde ich nicht sehr hilfreich, da das Fach sehr viel zu kurz kommt. Eher erst ende Mittelstufe bis Oberstufe.
Was ich aber noch besser finde ist, zum Beispiel am Ende des Schuljahres, wenn man mit dem Stoff durch ist, ein bisschen neuen Stoff macht, den man im nächsten Schuljahr nochmal anschneidet und das auf Englisch. So lernt man Englisch und kommt mit dem Stoff trotzdem weiter.
Also ich war auf dem Gymnasium auch in einer billingualen Klasse, aber nur 1 1/2 Jahre. In der 7. Klasse jedoch hatten wir Geschichte noch auf Deutsch und haben auch 1 Stunde mehr Englisch gehabt. In der 8. Klasse ging es dann los und es war für mich die Hölle. Ich war in Englisch zwar nicht so schlecht, aber bei Geschichte kamen so viele neue Vokabeln dazu und ich habe viele Sachen nicht mehr verstanden und stand dann ziemlich schnell auf 5. Deshalb bin ich dann zum Halbjahr gewechselt.
Ich muss auch persönlich sagen, dass ich das mittlerweile ziemlich schwachsinnig finde, da ich diese Begriffe, die wir in Geschichte dort hatten, nie wieder oder kaum noch in anderen Texten im Englischunterricht dran kamen. Und außerdem ist das bei uns an der Schule so gewesen, dass der billinguale Unterricht auch nur 2 Jahre gingen.
Hallöchen,
An und für sich finde ich dieses Konzept sehr gut, denn der Englischunterricht läuft in manchen Schulen ja eher auf deutsch ab. Umso besser wenn es noch in einem Fach unterrichtet wird, der komplett in der anderen Sprache ist. So schult man das Sprachverständnis in jedem Falle mehr.
Allerdings glaube ich nicht, dass der Geschichtsunterricht geeignet daür ist. Denn ich gebe dir da recht, es könnte durchaus passieren, dass der Unterricht dadurch vernachlässigt wird, eben weil man es sich schlechter einprägen kann. Der Geschichtsunterricht wird aber deswegen gerne genutzt,weil es einfach viel zu erzählen gibt, und mir würde außer Geografie auch kein anderes Fach einfallen, was sich besser dafür eignen würde. Wobei Biologie und Chemie zwar kompliziert sind,aber eh viele Begriffe aus dem englischen kommen, vielleicht wäre dann das eine Alternative. Würde aber sicher viele zu sehr anstrengen.
Man sollte also den kompletten Englischunterricht über englisch sprechen und den Geschichtsunterricht schon übersetzen. Das dauert vielleicht länger aber so lernt man die Sprache vermutlich am besten und obendrein bringt es einem die Geschichte auch näher.
Liebe Grüße
winny
Wir hatten vorletztes Jahr immer eine Stunde pro Woche bilingualen Unterricht, abwechselnd Erdkunde und Geschichte. Es war die langweiligste Unterrichtsstunde der Woche (okay, und es war Montag 1. Stunde...), bei der man auch so gut wie gar nichts gelernt hat. Nicht einmal Noten haben wir darauf bekommen, nur so ein Zertifikat, dass wir teilgenommen haben.
Diesen Unterricht halte ich persönlich nicht für sehr sinnvoll. Es hat keiner aufgepasst oder mitgearbeitet, weil die Lehrer einfach vorne standen und auf Englisch etwas erzählt haben, was sowieso schon jeder wusste. Durchgenommen haben wir beispielsweise die Geographie von Amerika, stellenweise haben wir auch die Klimazonen durchgenommen. Alles auf Englisch, inklusive Fachbegriffe, die sowieso niemand verstanden hat.
In Geschichte nahmen wir auch nur Sachen durch, von denen sowieso jeder bescheid wusste. Der Unterricht war sehr oberflächlich und ging nie in die Tiefe. Verstanden haben die meisten auch nichts, weil es sich entweder um Fachbegriffe handelte oder die Lehrer nicht klar machen konnten, was sie übeerhaupt sagen wollten.
Ich halte Geschichts-/Geographieunterricht auf Deutsch für viel sinnvoller, weil es einfacher und schneller geht und man auch mehr als nur das Oberflächliche durchnehmen kann. Englisch gehört sich für mich in den Englisch-Unterricht, wo man ja auch geschichtliche Texte durchnimmt (die informativer sind als dieser bilinguale Unterricht.).
Freundliche Grüße
Ich studiere Englisch auf Lehramt mit einem Fokus auf bilingualen Unterricht. Prinzipiell find ich das Konzept daher natürlich super, allerdings bin ich mir durchaus bewußt, dass es auch einige Risiken mit sich bringt.
Das Konzept an sich sieht ja vor, dass die sprachlichen Grundlagen im Sprachunterricht und nicht im Fachunterricht erarbeitet werden. Daher sollte der Fokus selbstverständlich auf Geschichte liegen und zwar zu dem Ausmaß, dass letztendlich die Leistungen und das Fachwissen der Schüler gleich dem ihrer nicht-bilingualen Gleichaltrigen ist. Aber ob das klappt hängt natürlich immer vom Geschick des Lehrers, der Zusammensetzung der Lerngruppe und ihrer Motivation ab.
Bilingualität birgt mit sich das Risiko überaus verwirrend zu wirken. Destruktive Bilingualität bedeutet, dass die Schüler hinterher mittelmäßige Leistungen sowohl in Deutsch als auch in Englisch haben, da einfach zu viel destruktive Interferenz zwischen den beiden Sprachen herrscht. Aber es geht natürlich auch das Gegenteil, Schüler, die eine solche intersprachliche Kompetenz entwickeln, dass sie hinterher nicht nur Englisch und Deutsch perfekt können, sondern ihnen das Erlernen weiterer Fremdsprachen um einiges einfacher fällt.
Daher bin ich im Großen und Ganzen sehr für das Konzept von bilingualem Unterricht und ähnlichen Konzepten, nur muss genauesten darauf geachtet werden, dass der Lehrer qualifiziert ist und die Lerngruppe der Herausforderung gewachsen ist, was durch angemessenes Grundlagentraining im eigentlichen Sprachunterricht meist erreicht werden kann.
Tim92 hat geschrieben:Also...was haltet ihr nun davon? Findet ihr Englisch wichtiger als Geschichte? Glaubt ihr auch, dass Geschichte dabei zu kurz kommt oder meint ihr, dass sich das später dann schon irgendwie regelt?
Ich hatte selbst bilingualen Unterricht und im Grunde kann ich rückblickend sagen: Im Prinzip ist das Fach fast egal, solange es keine andere Fremdsprache ist oder ein sprachschwaches Fach (Sport / Kunst / Werken).
Allerdings hängt das ganze extrem vom Schüler ab, wir hatten beispielsweise verschiedene Fächer im bilingualen Unterricht und während ein Teil der Schüler (die die die Sprache beherrschten) sich fast langweilte weil das Sprachniveau eher niedrig war, waren andere komplett überfordert die ein Problem mit der Sprache hatten. So ließ der bilinguale Unterricht die einen stillstehen da kein echter Fortschritt erzielt wurde und andere weiter zurückfallen, da diese sich noch mehr gegenüber der Sprache abschotteten.
Und indirekt kam das Fach damit auch zu kurz, nicht indem manche nichts mehr verstanden (das ist ja deren Problem) sondern weil der Inhalt extrem aufgelockert wurde, um ihn "verständlich" zu präsentieren, was das Unterrichtsniveau extrem abfallen ließ. Da wurde die Besiedelung Amerikas mal eben zur Kindergartengeschichte oder die sozialen Probleme der Afrikaner zum Grundschultheater mit Kaufmannsladen und simplen Gaga Geschichten.
Hallöchen
Ich persönlich bin nicht der größte Geschichts-Fan, um ehrlich zu sein. Ich mag Sprachen viel mehr als die Naturwissenschaften bzw. die Sozialwissenschaften. Aus diesem Grunde finde ich Englisch wesentlich essentieller, als Geschichte. Natürlich ist Geschichte auch ein Fach, in dem man sich auskennen sollte, aber wer hat denn heutzutage einen Plan von dem Fach?
Frage doch mal einfach wahrlos ein paar Menschen auf der Straße und du wirst merken, dass die Wenigsten einen großen Wert auf Geschichte legen. Klar bin ich auch davon überzeugt, dass man ein paar Grunddaten kennen sollte (wie z.B. Französische Revolution und Weltkriege). Ich habe vor 3 Jahren Abitur gemacht (und ja, ich habe Geschichte sogar mündlich gemacht, besser gesagt: ich musste es machen) und seitdem brauchte ich e nicht einmal wieder - ganz im Gegenteil zu Englisch.
In unserer multikulturellen Welt wird Englisch täglich benötigt, wenn auch nur in kleinen Mengen. Aber wenn du später mal studierst, wirst du merken, dass Englischwissen wesentlich wichtiger ist als Gesichtswissen (außer du studierst Geschichte ), denn viele Vorlesungen, Skripte, etc. sind in Englisch verfasst. Und wenn du kein Englisch kannst, hast du mehr oder weniger verloren. Du hast sowieso schon nicht viel Zeit, und dann noch alles mit einem Wörterbuch zu übersetzen, schaffst du einfach nicht!
Ich finde es wirklich gut, dass du auf eine bilinguale Schule gehst. Das hätte ich auch gerne gemacht. Und ich meine natürlich musst du in der Schule viele spezialisierte Worte für das Fach Geschichte lernen, aber es lohnt sich wirklich für später. Was du einmal kannst, vergisst du nicht mehr bzw. lernst du ganz schnell wieder. Ich spreche hier aus Erfahrung. Also beschwere dich nicht und sei froh, dass du eine derartige Chance hast!
@Sebastian Sicher hast du recht, dass heutzutage von den Jugendlichen und auch von vielen Erwachsenen immer weniger wirklich Ahnung von Geschichte haben. Das bedeutet doch aber nicht automatisch, dass man Geschichte deswegen nicht braucht.
Aus Fehlern sollte man lernen, und die Menschheit hat in ihrer Geschichte schon fast alle Fehler gemacht. Hätten wir also etwas mehr Ahnung, davon was Menschen schon unternommen haben, würde unsere Welt ganz anders aussehen. Man könnte dadurch in allen Bereichen des Lebens sich viele unnötige Sachen ersparen.
Wenn man allein bedenkt, wie viel man schon in der Antike über Architektur, Medizin, das Ingenieurwesen, Philosophie und allem anderen wusste und wieviel davon über die Jahrhunderte wieder vergessen wurde. Viele unsere neuzeitlichen Erfindungen sind uralt. Man überlege welchen Wissensstand wir heutzutage haben könnten, wenn man sich mehr mit der Geschichte und dem alten Wissen beschäftigen würde und nicht aus Desinteresse alles vergessen würde.
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