Spätabtreibung bei behinderten Kindern

vom 11.09.2008, 10:33 Uhr

Ich denke, jeder der es schafft, in den Bauch der Mutter zu gelangen sollte auch das Recht darauf haben geboren zu werden. Jeder der es schafft, hat gekämpft und möchte ins Leben gerufen werden. Dabei kommt es nicht darauf an, ob das Kind leicht behindert oder Schwerbehindert ist. Jeder Mensch ist ein Lebewesen welches verdammt nochmal die Chance bekommen soll, sich auf dieser Welt zurecht zu finde!

In ihm schlägt ein Herz, welches einfach so ausgeschaltet wird, obwohl er dafür gekämpft hat, dass es schlägt. Nur weil irgendetwas an ihm nicht stimmt? Das kann doch ehrlich nicht angehen und es ist meiner Meinung nach nicht Menschlich. Es ist doch egal, wie das Kind auf die Welt kommt, Hauptsache es kommt auf die Welt! Und selbst wenn es dann nur ein paar Jahre zum Leben hat, hatte es was von seinem Leben.

Viele Behinderte sind viel stärker, als die Ärzte vorher vermuten. Sie meinen es gäbe keine Chance für das Baby und was ist? Sie leben Jahrelang einfach so, obwohl sie eine Behinderung haben. Meiner Meinung nach sollte es ein Gesetz geben, welches verbietet dass Menschen, welche nur wegen ihrer Behinderung nicht auf die Welt gelassen werden. Es kann nicht angehen, dass tausende pochende Herzen einfach so zu Nichte gemacht werden, nur weil irgendetwas nicht stimmt!

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» lisachen » Beiträge: 355 » Talkpoints: -0,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich persönlich würde ein Kind auch nicht abtreiben, nur weil es behindert ist. Aus diesem Grund hben mein Partner auf alle möglichen Untersuchungen bewusst verzichtet, da dies für uns keine Option war. Ich habe selbst eine behinderte Schwester, also weiß ich in etwa was auf uns zukommen könnte. Und wenn ich daran denke, dass meine Eltern sie hätten abtreiben lassen könnte ich jedes mal weinen.

Für mich ist es einfach moralisch unvorstellbar ein Kind abzutreiben. Aber da spreche ich für mich persönlich. Ich denke in manchen Lebenssituationen ist eine Abtreibung moralisch vertretbar. Wenn wir heute Kinder abtreiben, weil sie behindert sind, treiben wir dann morgen welche ab, weil sie einen IQ unter 100 haben, weil sie Linkshänder sind oder das "falsche" Geschlecht haben?

Ich kenne eine Familie,die die Diagnose Trisomie 21 erhalten hat. Sie musste innerhalb einer Woche entscheiden, ob sie das Kind behalten wollen. Sie haben sich für das Kind entschieden. Die süße Maus ist inzwischen 3 Jahre alt, und leidet unter einer sehr leichten Form des Down-Syndrom. Auf den ersten Blick ist sie kaum von einem gesunden Kind zu unterscheiden.

» Isella » Beiträge: 190 » Talkpoints: 74,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Man muss sich aber auch in die Rolle des behinderten Kindes hinein versetzen können, wenn man eine vernünftige Entscheidung treffen will. Ein behindertes Kind kann sowohl körperlich als auch geistig behindert sein. Selbst wenn es nur körperlich leicht gehbehindert ist wird es gehänselt. Das beginnt im Kindergarten und setzt sich dann später in schlimmeren Formen fort.

Das Kind ist mit seinen Körperfunktionen eingeschränkt wenn auch nur gering, aber andere Mitmenschen bekommen es deutlich mit. Das Kind wird immer nur ein Außenseiter sein und nicht mehr. Damit wird sich auch nicht das Kind wohlfühlen, denn ihm werden seine Einschränkungen ja täglich bewusst.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



lisachen hat geschrieben:Ich denke, jeder der es schafft, in den Bauch der Mutter zu gelangen sollte auch das Recht darauf haben geboren zu werden.

Du weißt schon, dass auch Mütter Rechte haben und dafür jahrhundertelang kämpfen mussten - und zu diesen Rechten gehört nun einmal auch, dass man frei über seinen Körper entscheiden kann ohne von Menschen wie Dir als Kindsmörder ausgezeichnet zu werden? Oder dass Menschen frei darüber entscheiden dürfen, ob sie ein behindertes Kind großziehen wollen oder nicht? Dir ist schon klar, dass ein behindertes Kind geringfügig mehr Aufmerksamkeit und Fürsorge benötigt, oft sogar über das Leben der Eltern hinaus? Und warum sollten Eltern hier nicht die Wahlfreiheit haben?

Mal abgesehen davon wird bei den Mitleidsstories und hemmungslosen Übertreibungen

Isella hat geschrieben:Wenn wir heute Kinder abtreiben, weil sie behindert sind, treiben wir dann morgen welche ab, weil sie einen IQ unter 100 haben, weil sie Linkshänder sind oder das "falsche" Geschlecht haben?

mal wieder eines vergessen: dass Abtreibungen und Spätabtreibungen nicht nach Lust und Laune vorgenommen könnten, sondern streng geregelt sind, vor allem letztere! So etwas wie "niedriger IQ" oder "falsches Geschlecht" ist daher völliger Unsinn - befasse Dich mal mit den Regelungen was Abtreibungen angeht und vor allem Spätabtreibungen! Rechtlich ohne Probleme kann man diese nicht damit vornehmen lassen. Und selbst wenn: Dass Eltern dem aus dem Weg gehen könnten, wenn das wirklich ein Grund für Eltern wäre (wobei man letzteren erst viel zu spät feststellen könnte, dass eben nicht ausreicht und postnatal geht nunmal nicht) legt man ihnen mit dem Verbot der PID / Präimplantationsdiagnostik alle Steine in den Weg das zu vermeiden!

Nur weil man selber meint, dass es für einen selbst die falsche Entscheidung wäre muss man das noch lange nicht anderen aufzwingen (die Zeiten sind zum Glück vorbei) oder Horrorszenarien beschwören. Ich halte alle Menschen, die behinderte Kinder mit dem Vorwissen, dass sie behindert auf die Welt kommen, auch für Verbrecher (gegen die Gesellschaft) - trotzdem ist es immernoch deren Sache, ob sie es machen wollen oder nicht.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



lisachen hat geschrieben:Viele Behinderte sind viel stärker, als die Ärzte vorher vermuten. Sie meinen es gäbe keine Chance für das Baby und was ist? Sie leben Jahrelang einfach so, obwohl sie eine Behinderung haben. Meiner Meinung nach sollte es ein Gesetz geben, welches verbietet dass Menschen, welche nur wegen ihrer Behinderung nicht auf die Welt gelassen werden. Es kann nicht angehen, dass tausende pochende Herzen einfach so zu Nichte gemacht werden, nur weil irgendetwas nicht stimmt!

Ich sehe das zwiegespalten. Es kommt meines Erachtens nach wirklich auf die Art der Behinderung an. Es ist aber nun einmal so, dass es keine leichte Aufgabe ist, ein schwerbehindertes Kind großzuziehen - weder für die Mutter, noch für die Gesellschaft.

Dazu zähle ich als Laie jetzt eigentlich nicht einmal Kinder mit Down-Syndrom, wobei ich jetzt nicht weiß, wie die Medizin das definiert, sondern Kinder, die nichts ohne fremde Hilfe tun können, keine Gefühle äußern können, etc. Diese sind dann ähnlich wie Wachkomapatienten in ihrem eigenen Körper gefangen und "vegetieren" wirklich mehr oder weniger vor sich dahin.

Während ein Kind mit Down-Syndrom durchaus Lebensfreude haben kann, und ich habe selbst schon Bekanntschaft mit einer Frau mit Trisomie 21 gemacht, die super integriert ist und die das Leben in vollen Zügen genießt, so gibt es doch auch Behinderungen, die so gravierend sind, dass das betreffende Kind dauerhaft nur künstlich am Leben erhalten werden kann und so gut wie gar nicht mit seiner Umwelt interagieren kann. Das gleicht dann auch einem Machbarkeitswahn mit Hilfe medizinischer Geräte, wenn man auf der Ethik-Ebene argumentiert. Um es etwas drastisch formulieren, wären solche Kinder im Normalfall in der Natur absolut nicht lebensfähig und haben auch in Schwellenländern bzw. Entwicklungsländern keine Chance.

Hätte ich so eine Diagnose, ja, dann würde ich abtreiben, auch wenn ich dann am Boden zerstört wäre, denn so etwas ist natürlich immer bitter. Bei Down-Syndrom würde ich nicht abtreiben. Ich denke, es muss einfach jeder selbst entscheiden und in den meisten Fällen machen es sich die Eltern nicht leicht. Natürlich gibt es auch die Kategorie Eltern, die auch abtreiben würden, wenn dem Kind 2 Finger fehlen oder der IQ unter 120 ist, aber das ist mit Sicherheit eine Minderheit, und so etwas ist ja auch gesetzlich nicht erlaubt.

Würdest du ein Kind mit Anencephalie bekommen, also ohne Großhirn, das einen offenen Schädel hat und kurz nach der Geburt stirbt, nur weil es in deinen "Bauch gelangt" ist? Ich könnte das nicht bzw. würde in dem Fall abtreiben.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich bin gegen Abtreibung, besonders gegen Spätabtreibungen. Für diese gibt es keinerlei Rechtfertigung. Wer sind wir, dass wir uns anmaßen zu urteilen, wer leben darf und wer nicht leben darf? Wieso sollte ein behindertes Kind nicht ein Recht auf Leben haben? Außerdem frage ich mich, wenn wir Spätabreibungen wegen Behinderung erlauben, was als nächstes kommt. Erlauben wir dann irgendwann auch Menschen umzubringen, die behindert sind? Wo ist der Unterschied, das Leben eines behinderten Menschen oder das Leben eines behinderten Fetus umzubringen. Für mich gibt es da keinen Unterschied.

Außerdem, wer sagt uns, dass die Diagnose richtig sein muss? Ich kenne eine Frau persönlich, der die Ärzte zur Abtreibung (Spätabtreibung) geraten haben, weil der Fetus angeblich behindert war. Das Kind ist jetzt acht und vollkommen gesund. Hätte die Mutter auf die Ärzte gehört, hätte sie ein gesundes Kind abgetrieben.

» delfin45 » Beiträge: 80 » Talkpoints: 0,37 »


delfin45 hat geschrieben:Ich bin gegen Abtreibung, besonders gegen Spätabtreibungen. Für diese gibt es keinerlei Rechtfertigung. Wer sind wir, dass wir uns anmaßen zu urteilen, wer leben darf und wer nicht leben darf? Wieso sollte ein behindertes Kind nicht ein Recht auf Leben haben? Außerdem frage ich mich, wenn wir Spätabreibungen wegen Behinderung erlauben, was als nächstes kommt. Erlauben wir dann irgendwann auch Menschen umzubringen, die behindert sind? Wo ist der Unterschied, das Leben eines behinderten Menschen oder das Leben eines behinderten Fetus umzubringen. Für mich gibt es da keinen Unterschied.

Und natürlich immer nur mit Halbwissen argumentieren, wenn man dazu kein Basiswissen hat. Ein behindertes Kind stellt in jedem Fall erst einmal eine große Belastung für die gesamte Familie dar. Nicht ohne Grund werden daher für schwangere Frauen mit diesem Problem zahlreiche Veranstaltungen angeboten, bei denen man auf sämtliche Fragen dazu eingeht.

Jetzt erst weiß die Familie überhaupt mit welchen Einschränkungen sie rechnen muss. Und im Endeffekt muss es auch für die betreffende Familie realisierbar sein. Ist das Kind noch nicht geboren ist alles noch Theorie, aber nach der Geburt muss sich die Familie darauf alles einstellen. Ob die Belastung für jede Familie zumutbar ist, muss die Familie oder die Mutter schon selbst entscheiden können.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich kann es überhaupt nicht sagen wie ich in so einer Situation reagieren würde. Es wäre auf alle Fälle die schwerste Entscheidung in meinem Leben.

Das Problem dabei ist ja wirklich das man es erst so spät erfährt das das Kind behindert ist. Bis dahin spürt man es wahrscheinlich schon und hat längst eine Beziehung zum Kind im Mutterleib aufgebaut. Ich weiß nicht ob ich in der Lage wäre jetzt das Kind noch zu töten.

Andererseits kann ich es mir nicht vorstellen das ich ein behindertes Kind aufziehen kan. Wenn es nur eine geringe Behinderung ist, ist es kein Problem aber wenn es wirklich schwer behindert ist dann ist das sicher ein Problem. Sowohl für mich als auch für das Kind, das vom Leben dann wahrscheinlich nicht viel mitbekommt.

Sicher gibt es jetzt viele die sagen man kann ein Kind doch nicht töten, schon gar nicht so spät, aber wer kann es sich wirklich vorstellen das man ein behindertes Kind in die Welt setzt. Und ich rede jetzt von sehr schwer behindert und nicht von Kleinigkeiten oder vom Down Syndrom. Ich kann eigentlich jede Mutter verstehen die hier noch eine Abtreibung macht.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich kann es schon verstehen, daß Mütter in einer solchen Situation eine Abtreibung vornehmen lassen. Aber ich glaube nicht, daß ich es machen würde. Glauben schreibe ich deshalb, weil ich auch möglichst wenig Untersuchungen während der Schwangerschaft machen lasse, damit ich so eine so schwerwiegende Entscheidung garnicht treffen muß

Manche hier denken jetzt sicher ich wäre naiv, aber meiner Meinung nach hat auch jeder das Recht zu leben. Wenn ich dann das Baby erst in den Armen halte, denke ich eigentlich schon, daß ich soviel Kraft habe, es ein Leben lang zu begleiten. Egal in welcher Form!

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» Kruemmel » Beiträge: 1280 » Talkpoints: 62,51 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Kruemmel hat geschrieben:Manche hier denken jetzt sicher ich wäre naiv, aber meiner Meinung nach hat auch jeder das Recht zu leben. Wenn ich dann das Baby erst in den Armen halte, denke ich eigentlich schon, daß ich soviel Kraft habe, es ein Leben lang zu begleiten. Egal in welcher Form!

Das ist allerdings ein schwerer Irrtum, denn du kannst beispielsweise die Folgen einer sehr schweren Behinderung nicht abschätzen. Ich lege hier einmal nur als Beispiel einen Behinderungsgrad von 100 Prozent zu Grunde. Das Kind ist geistig völlig normal entwickelt, allerdings eben körperlich zu 100 Prozent behindert. Dann müssen vielleicht Operationen oder andere medizinische Behandlungen bei dem Kind gemacht werden oder es wird sein Leben lang nur unter Schmerzen leiden.

Das ist keine Horrorvorstellung, sondern die blanke Realität. Was tust du dem Kind damit an, denn es lebt dann? Das Kind oder später der Erwachsene wird nie glücklich sein und du mit Sicherheit auch nicht.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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