Spätabtreibung bei behinderten Kindern
@Karen 1
Für mich hat das nichts mit Verunglimpfen zu tun, nur wenn man sich für ein behindertes Kind entscheidet so hat man meiner Meinung nach dafür auch die Verantwortung zu tragen und kann nicht nach 15 Jahren sagen: "Och, langsam komm ich ans Ende meiner Kräfte, geb ich`s halt doch ab...". Wie unverantwortlich ist das denn dem Kind und der Gesellschaft gegenüber? Da mag ich echt hart klingen, aber für mich hat jeder die Suppe die er sich einbrockt auch selber auszulöffeln - etwas anderes wäre für mich hier wie erwähnt nur der Fall, wenn die Behinderung ungewollt wäre, z. B. durch einen Unfall / Schicksalsschlag.
@aries24
Ein "gesundes" Kind ist man mehr oder weniger mit 18 - 25 los wenn es irgendwann auf eigenen Beinen steht. Ein geistig oder körperlich behindertes Kind muss auch weit darüber hinaus betreut werden, je nach Schwere der Behinderung.
@Demut
Doch, nach 9 Monaten, sogar nach 8, ist ein menschliches Wesen bereits überlebensfähig, da alle Organe und Körperfunktionen weit genug entwickelt sind.
Demut hat geschrieben:Wieso ist dann etwa das Ungeborene von manchen Tierarten bei Strafe verboten? Ist ein Mensch denn nicht mehr Wert als ein Kind?
Ziemlich wirr, deswegen beschränke ich mich auf: Bitte?
Demut hat geschrieben:Und wieso kommst du hier wieder mit pränataler Euthanasie? Ich habe das in meinem Beitrag nicht einmal erwähnt. Machst du das jetzt um mehr Punkte zu bekommen?
ICH habe das erwähnt, weil Du entgegen deiner erneuten Behauptung eben nicht richtig liest. Soll ich Dir den gesamten letzten Absatz von mir noch einmal zitieren, dann deine sinnentstellende Aussage dem gegenüber stellen und dann noch einmal meine Antwort darauf zitieren damit Du den Anschluss findest?
Tötung, Mord usw. - natürlich kann man es auch moralisch so ansehen, aber ich kann moralisch vieles als Tötung ansehen, sogar ALG II weil es de facto das Leben der Empfänger verkürzt und somit als schleichende Tötung, von mir aus noch aus Habgier (der sparende Staat) oder mit Hinterlist & Heimtücke. Nur irgendwo sollte man doch mal auf dem Boden der Tatsachen bleiben anstatt alles zu polemisieren. Und sorry, was Du ins Feld geführt hast war nichts anderes als dieses (Strohmann-Argument) da Du meine Aussage verzerrt hast und dich darauf gestützt hast. Klar dass dann unter Wegfall der Basis auch das Kartenhaus darüber zusammenklappt.
Für ich sind ständig geäußerte Parolen wie Abtreibung = Mord oder "pränatale Euthanasie" die beide gerne von verschiedenen christlichen Verbänden geäußert werden hirnverbrannt, da sie polemisch und übertreibend sind und alles andere als die Wahrheit darstellen. Oder anders: Der Wahrheitsgehalt dieser Parolen ist genauso hoch und der Bezug zur Realität so gering wie Hauptschüler = Vollidioten oder ALG II = Luxusleben auf Staatskosten.
Ich würde sagen, dass man mit der Verhütung sein menschenmöglichstes tut, um den Zeitraum der Geburt weitreichend selbst zu bestimmen - und sollte es hier unerwartet zur Schwangerschaft kommen. Und wie bereits geschrieben würde ich + bessere Hälfte mich gegen ein behindertes Kind entscheiden, nicht allgemein gegen ein Kind.
Dass Du sachlich argumentierst war wohl eher Wunschdenken meinerseits, nur bin ich nicht generell bereit auf der Moralebene zu diskutieren, da jeder andere Werte schätzt und für wichtig hält und Sachverhalte je nach persönlichem Empfinden stetig verdreht werden können. Beispielsweise Hexenverbrennung, Euthanasie, Nationalsozialismus, Ausbeutung der Armen, AIDS - je nach eigenen Normen und Werten kann man all diesen Sachverhalten doch einige positive Aspekte abgewinnen, solang die negativen im eigenen Wertesystem nicht als solche erachtet werden. Oder anders: Ob etwas moralisch richtig oder falsch ist hängt doch wohl sehr stark vom eigenen Standpunkt ab - und solang man nur moralisiert und Dinge über einen Kamm schert kommt man da nicht weiter, was eine Diskussion überflüssig macht.
Ok, dann hast Du halt nur gesagt dass Behinderte ein glückliches Leben im Bewusstsein ihrer Abnormalität führen. Ist für mich eine genauso abstruse Aussage wie die die ich meinte herausgelesen zu haben, klingt für mich sogar noch verächtlicher. Und sorry, durch verschiedene soziale Tätigkeiten vor meinem Studium in verschiedenen Einrichtungen, vor allem ausgelöst durch meinen Cousin und verbunden mit der Betreuung hab ich zwei komplette Behindertenheime voll Menschen mit Behinderung kennenlernen dürfen wenn Du so nach Zahlen geierst - für mich übrigens auch zwei sehr gewichtige Gründe für die Abtreibung. Achso, die "treusorgenden" Familien, die einmal in der Woche vorbeikamen auch wenn sie gleich um die Ecke wohnten (oder von mir aus auch zweimal) hat man dort natürlich auch kennengelernt.
Behinderte erleben z. B. aufgrund ihrer Behinderung zahlreich Diskrimierung im öffentlichen Leben (Schonmal gesehen wie Behinderte in Restaurants von Kellnern bedient und angesehen werden? Wie sehr viele Menschen sich in Gegenwart von Behinderten fremdschämen?) oder bei der Jobwahl (auch wenn letzteres eigentlich verhindert werden sollte - eigentlich)? Mach mal die Augen auf, dann fallen Dir solche Dinge auch auf statt der offensichtlichen wie fehlenden Aufgängen für Rollstuhlfahrer.
Nach der biologischen Definition von Leben lebt das Kind bzw. der Fötus nicht aufgrund unterentwickelter Funktionen das Leben selbstständig zu unterhalten, siehe Anfang. Oder denkst Du, das Frühchen deswegen in den Brutkasten kommen weil das so süß und niedlich aussieht wenn sie da am besten noch an Schläuchen hängen?
Dein sachliches Argument am Schluss ist genauso wenig sachlich wie der Rest: Warum denkst Du, dass diese 100.000 Abtreibungen im Jahr durchgeführt werden? Weil den schwangeren Frauen zwischen Aufstehen und Hinlegen grad langweilig war? Oder vielleicht deswegen, dass hier verschiedene Faktoren zusammentreffen die sich nur in den wenigsten Fällen auf den Grund "Hab keine Lust auf ein Kind!" zurückführen lassen? Und was die demographische Entwicklung angeht (was indirekt auch ein Faktor für Abtreibungen ist): Schon gemerkt, dass unsere Regierung gezielt Akademiker als Brutstätten des Volkes gegenüber Sozialhilfeempfängern & Unterschichtlern vorzieht und es letzterer Gruppe versucht immer schwerer zu machen viele Kinder aufzuziehen? Oder um es noch deutlicher zu sagen: von den 100.000 Abtreibungen jammert man nur den 5.000 hinterher die später auf die Uni gehen hätten können - soviel zur Demographie und wie unerwünscht diese Abtreibungen sind!
Ich glaube, ich könnte kein Kind abtreiben. Auch kein behindertes. Wir haben lang auf unser kleines Wunder warten müssen und ich weiß, wie reif ein Kind in der 25. Woche ist. Man hat schon die ersten zarten Tritte gespürt, es reagiert bereits auf Einflüsse von aussen, man kann zu dem Zeitpunkt per Ultraschall erkennen, ob Junge oder Mädchen. Man hat zu diesem Zeitpunkt sein Leben bereits auf Kind umgestellt. So leicht, wie hier einige sagen, dass sie ein behindertes Kind abtreiben würden, ist es zu diesem Zeitpunkt nicht. Auch wenn man sich das vorher festgelegt hat. Zu diesem Zeitpunkt ist es bereits ein Teil von euch!
Bevor unsere Babyplanung konkret wurde habe ich auch immer gesagt, dass ich kein behindertes Kind haben wollen würde. Als ich dann endlich schwanger war stand für mich fest, dass ich keine einzige Untersuchung auf eventuelle Behinderungen machen lassen werde. Nicht einmal die Nackentransparenz haben wir machen lassen. Lediglich ein großes Organscreening wurde gemacht um rechtzeitig nach der Geburt auf vielleicht bestehende Veränderungen und Fehler reagieren zu können. Sprich es wurde untersucht ob beide Nieren arbeiten, keine Fehlbildungen am Herzen vorliegen usw. Eine Abtreibung wäre zu diesem Zeitpunkt (28. Schwangerschaftswoche) nicht für mich in Frage gekommen.
Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, was ich tun würde, wenn unser Kind behindert auf die Welt kommt. Zu Adoption freigeben wäre zum Beispiel eine Möglichkeit.
Ich denke aber, kein Mensch kann sagen, was er tun würde, wenn er in so eine Situation kommt. Es ist einfach etwas, was man wirklich selbst erlebt haben muss um sagen zu können, dass man das so oder so entscheiden würde. Es seidenn natürlich, man will sowieso kein Kind. Aber diese Frauen würden wahrscheinlich gar nicht bis in die 25. Schwangerschaftswoche kommen.
Ich hätte ein behindertes Kind nur dann abtreiben lassen, wenn absolut sicher wäre, das es nicht lebensfähig wäre. Ich verstehe eh nicht, wie leichtfertig mit der Abtreibung umgegangen wird. Da wird durch die Betten gesprungen auf Teufel komm raus und wenn dann die Schwangerschaft festgestellt wird, geht man zu diversen Institutionen und holt sich einen Schein.
Aber zurück zum Thema: Trisomie 21 ist schon in der 9. Woche feststellbar. Das wäre dann ein halbwegs akzeptabler Zeitpunkt für eine Abtreibung. Das heißt, das sich Frauen ab 35 Jahre ihren Arzt selbst rechtzeitig um die FWU bitten sollten. Aber doch nicht in der 25. Woche zum gleichen Zeitpunkt sind meine Twins zur Welt gekommen und es hat nur ein Kind überlebt - Ich weiß also genau, wie ein Kind zu diesem Zeitpunkt aussieht (wer nachweisbar mit dem Gedanken an eine Abtreibung in der 25.Woche spielt, kann sich gerne an mich wenden und ich schicke ihr Fotos!).
Auch ein behinderter Mensch hat das Recht zu leben. Was machen denn Eltern, deren Kinder eine/n Unfall/schwere Krankheit mit einer Behinderung überleben?
Auch wenn das Thema die Lager offensichtlich sehr stark spaltet, finde ich es sehr schade, dass man darüber nicht ordentlich diskutieren kann. Sachlichkeit ist bei einem so emotionalem Thema vielleicht schon zu viel verlangt. Aber Höflichkeit hat noch keinen umgebracht. Nur weil man eine komplett andere Meinung hat, muss man ja niemanden persönlich angreifen. Soviel dazu.
Ich selbst stehe dem Thema sehr zwiegespalten gegenüber. Meine Grundhaltung ist aber eher für das Kind als für eine Abtreibung. Dabei dürfen aber weder die Begleitumstände noch die Betroffenen selbst vernachlässigt werden. Allerdings sollte auch klar sein, dass eine Abtreibung nicht die einzige mögliche Lösung ist.
Zum Thema erfülltes Leben könnte ich aufgrund meines Jobs viele Beispiele anführen. Allerdings gibt es wohl auch mindestens genauso viele Gegenbeispiele. Im Endeffekt muss es jeder mit sich selbst ausmachen können und sollte sich nicht rechtfertigen müssen. Das heißt aber nicht, dass man sich eine so schwierige Entscheidung leicht machen sollte.
Ich selbst, weiß nicht, wie ich handeln würde, allerdings halte ich nicht viel von pränataler Diagnostik. Eine gute freundin hat vor ca. 4 Wochen einen kerngesunden Jungen zur Welt gebracht. Dabei wurden ihr von den behandelnden Ärzten gesagt, dass das Kind schwerst behindert sein würde. Einen ähnlichen Fall habe ich bei einer bekannten erlebt. Deshalb würde ich nicht soviel darauf geben, was die Ärzte sagen.
Zum Argument, dass man ein behindertes Kind ewig "am Hals hat", fallen mir all die Eltern ein, deren Kindern drogensüchtig sind. Diese Eltern müssen auch sehr lange für ihre Kinder aufkommen ( wenn auch oft "nur" finanziell" ). Viele Ehen scheitern auch an solchen Kindern.
Aber vielleicht kann man ja in Zukunft auch am Fruchtwasser erkennen, ob das Kind später schwul wird, Alkoholiker wird, den Schulabschluss nicht schafft, sitzen bleibt, keinen ordentlichen Job findet oder sonst irgendwie mehr Kosten oder Probleme verursacht als ein "Traumkind".
Ich würde kein behindertes Kind austragen. Klar, es kann immer etwas passieren aber wenn ich es vor der Geburt weiß, erspar ich es lieber allen. Ich hab im Bekanntenkreis erlebt, wie sich das Leben ändert wenn das Kind immer mehr abbaut und es keine Hilfe gibt. Bis zur 4. Klasse ist es ein normales, gesundes Kind gewesen. Nach den ersten kleine Anzeichen, wo man sich noch keine Gedanken gemacht hat, ging es rasend schnell.
Man lebt nur noch für dieses Kind. Alles andere tritt in den Hintergrund. Sie hatten damals 2 Jungs. Der Zweite ist kerngesund gewesen aber durch die Krankheit seines Bruders viel zu kurz gekommen. Der behinderte Sohn meiner Bekannten konnte nach knapp 2 Jahren absolut nichts mehr machen ausser im Bett liegen und alles über sich ergehen lassen. Er hat die Welt um sich nicht mehr wahr genommen. Leere Blicke die an einem vorbei gingen.
Es war ein langes Warten auf den Tod der viel schmerzvoller gewesen ist als eine Abtreibung. So ein Leben wünsch ich weder einem Kind noch seiner Mutter. Es tat weh meine Bekannte zu sehen wie sie ihn unter Tränen gefüttert hat. Jede Mahlzeit, waschen, wickeln ist ein Kampf gewesen. Jedesmal wenn eines der Geräte gepiept hat, ist allen das Herz stehen geblieben. Das ist kein Leben gewesen
Sowas ist eine Ausnahme denn mit vielen Behinderungen kann man alt werden aber könntet ihr mit dem Wissen, ein hilfloses Kind zurück zu lassen, in Ruhe sterben? Wem kann man sein Kind anvertrauen? Man kann es sich auch leicht machen und den/die Kleine direkt in ein Pflegeheim abschieben aber ist das wirklich besser? Hauptsache es lebt egal wie und unter welchen Umständen? Schaut doch nur mal die Berichte an. Immer wieder liest man, dass Pfleger ihre Schützlinge mies behandeln. Ich könnte es nicht.
Also ich denke mal wie man darüber denkt hängt natürlich von vielen Faktoren ab und jeder mag hier ein wenig Recht haben, mit dem was er sagt.
Im Endeffekt ist das meiner Meinung nach eine ethische Frage, die man mit dem eigenen Gewissen vereinbaren muss, da gibt es kein Richtig und auch kein Falsch. Aber es gibt bei dieser Sache natürlich immer zwei Seiten der Medaille. Die eine Seite ist, dass man sicherlich eine schwierige Zeit vor sich hat, wenn man sich für die Abtreibung entscheidet. Man wird sich in gewisser Weise als Mörder, noch dazu als Mörder des eigenen Kindes vorkommen. Und man wird Gewissensbisse haben, sich selbst mal hassen und so weiter. Es wird auf jeden Fall nicht einfach sein.
Die andere Seite der Medaille ist aber mindestens genauso gewichtig: Was ist, wenn man das Kind austrägt? Natürlich muss man dabei an sich denken und sich fragen, ob man dazu überhaupt in der Lage ist, so etwas zu schaffen und ob man so etwas will. Denn wenn man sich dafür entscheidet, dann muss man sich darüber im Klaren sein, dass man für ein behindertes Kind noch wesentlich mehr Liebe und vor allem Geduld aufbringen muss als für ein "normales" Kind.
Und schließlich ist da die Frage, und das ist meiner Meinung nach mit die wichtigste: Tue ich dem Kind einen Gefallen, wenn ich es zur Welt bringe? Ist es nicht vorprogrammiert, dass dieser Mensch immer von den anderen abgesondert sein wird und dass es vielleicht niemals in der Lage sein wird, auf eigenen Füßen zu stehen? Ist das wirklich lebenswert?
Natürlich ist die Entscheidung schwierig, aber man sollte in so einer Situation wirklich daran denken, dass nicht nur das eigene Empfinden wichtig ist, sondern vor allem, was für das Kind das beste ist. Darauf sollte eine Entscheidung aufbauen. Sicherlich ist das alles leicht gesagt. Schließlich kann man ja nicht wissen, was das Kind wöllte und wie sich alles entwickeln würde. Und man fühlt sich sicherlich schrecklich, wenn man für sein Kind entscheiden muss, ob es lebt oder nicht. Wahrscheinlich, nein, ganz sicher kann man auch gar nicht sagen, wie man sich verhalten würde, wenn man noch nie in einer solchen Situation war. Es ist schließlich auch etwas anderes, hier eine pauschale Meinung abzugeben als eine Entscheidung zu treffen, wenn es um das eigene, eigentlich schon geliebte Kind geht, das im eigenen Körper steckt.
Als Spätabtreibung wird übrigens eine Abtreibung bezeichnet, die nach der 23. SSW theoretisch bis zum Entbindungstermin erfolgt, zu einem Zeitpunkt also, an dem das Kind normalerweise auch außerhalb des Mutterleibes überleben könnte.
Wegen einer möglichen oder sicheren Behinderung ist übrigens kein Abbruch erlaubt, lediglich wenn medizinisch begründet wird, dass die Frau die Geburt des Kindes seelisch nicht verkraften würde, ist eine Spätabtreibung erlaubt.
Woher diese Informationen? Derzeit ist diese Form des Schwangerschaftsabbruchs Thema im Bundestag und so kommt man denn auch an objektivere Informationen zum Tabu-Thema. Kernpunkt der Beratungen um die neuen Gesetzentwürfe ist, dass die betroffenen Frauen von einer verbesserten medizinischen und sozialen Beratung profitieren sollen.
Egal, was verändert wird, diese Fakten schaffen ja doch eine andere Diskussionsgrundlage.
Hallo
Das ist echt ein heikles Thema und man kann da mit seiner Meinung bei anderen echten Unmut und Wut verursachen. Da ich selber schon zwei Kinder habe, habe ich diese Situation schon zwei Mal mit meinem Mann diskutiert und durchgespielt, jeweils am Anfang der Schwangerschaften haben wir uns diese Frage gestellt. Was machen wenn sich irgendwann rausstellt, dass unser ungeborenes Kind behindert ist?
Mein Mann und ich hatten da Gott sei Dank die gleiche Einstellung und Meinung. Wir waren uns sicher, dass wir ein behindertes Kind nicht bekommen würden. Wir haben uns lange darüber unterhalten und auch sehr zeitig, lange bevor man feststellen konnte ob unser Kind gesund oder krank ist.
Wir haben unsere Meinungen ausgetauscht um im Fall der Fälle zu wissen wie wir handeln werden. Auch wenn es egoistisch klingt waren wir uns sicher, dass wir eine Abtreibung vornehmen würden auch wenn wir es erst weit nach der 12.Schwangerschaftswoche erfahren hätten. Wir hätten beide nicht die Kraft und auch nicht den Willen gehabt ein behindertes Kind groß zu ziehen.
Viele verurteilen uns für diese Einstellung und sind der Meinung, dass ein Kind ein Gottes Geschenk ist, dem ich auch zustimme aber wir wollten diese Bürde nicht auf uns nehmen. Sicher wachsen behinderte Kinder genauso auf wie normale, eben nur eingeschränkt und manchmal eben in ihrer eigenen kleinen Welt aber das konnte ich mir nicht vorstellen.
Auch als ich dann das zweite Mal schwanger war und wir wussten wie es ist ein Kind zu haben, waren wir uns wieder sicher, dass wir auch eine späte Abtreibung vornehmen lassen würde wenn sich herausstellt, dass da Kind behindert ist.
Ich muss dazu sagen, wir sprachen immer von schweren Behinderungen, die einem Kind kein selbstständiges Leben ermöglicht hätte beziehungsweise das Kind sehr eingeschränkt hätten. Hätten wir die Diagnose bekommen, dass unser Kind zum Beispiel nach der Geburt nicht lebensfähig ist, hätten wir es in dem Moment beendet, für uns und für das Kind.
Bei kleineren Sachen wie eine Lippen- Kiefer- Gaumenspalte hätten wir darüber nie nachgedacht, dass ist eine Sache die man gut korrigieren kann und was keine Einschränkungen im Leben mit sich bringt. Aber alle schwereren Defekte oder gar Sachen mit denen das Kind nicht lebensfähig gewesen wären, hätte uns dazu entschieden lassen das Kind nicht zu bekommen.
Das ist unsere Meinung, dazu stehen wir nach wie vor aber wir akzeptieren auch alle anderen Meinungen. Wie jeder der in so eine Situation gerät damit umgeht, bleibt ihm voll und ganz überlassen und ich bin auch der Meinung, dass niemand das Recht hat darüber zu urteilen oder jemanden gar für seine Meinung zu verurteilen. Egal in welche Richtung diese Meinung geht.
JotJot hat geschrieben:Wegen einer möglichen oder sicheren Behinderung ist übrigens kein Abbruch erlaubt, lediglich wenn medizinisch begründet wird, dass die Frau die Geburt des Kindes seelisch nicht verkraften würde, ist eine Spätabtreibung erlaubt
Hallo!
Eine Bekannte von mir hat dieses Jahr erst eine Spätabtreibung hinter sich gebracht. Es wurde durch eine Fruchtwasseranalyse festgestellt, dass das Kind behindert ist. Da die Frau schon mitte 40 war, ist es nicht selten und es gehört zur Routineuntersuchung da auch eine Fruchtwasseranalyse zu machen.
Sofort nach dem Ergebnis der Fruchtwasseranalyse wurde sie von dem behandelnden Arzt gefragt, ob sie das Kind will oder nicht. Sie musste sich sogar schnell entscheiden, weil es schon die 24. Schwangerschaftswoche gewesen ist. Sie musste noch ein Gespräch führen mit einer Psychologin, die ihr aber sagte, dass diese Gespräche immer geführt werden müssen, Aber dass auch dieses Gespräch keinen Einfluß auf ihre Entscheidung haben würde.
Für meine Bekannte und ihrem Ehemann war klar, dass sie das Kind nicht haben wollen. Sie hatte dann ein paar Tage nach dem Ergebnis diesen Abbruch. Medizinisch begründet war dieser Abbruch nicht. Zumindest nicht, was die werdende Mutter betraf. Das Kind wäre mit einem offenen Rücken geboren worden und hatte Trisomie 23 . Es wäre durchaus lebensfähig gewesen, hätte aber sein Leben lang Pflege gebraucht.
Warum sollte es also nicht erlaubt sein, diesen Abbruch vorzunehmen, wenn das Kind auf jeden Fall eine Behinderung hat. Das habe ich noch nie gehört, dass es nicht erlaubt sein soll. Es geht meines Erachtens nur um den moralischen Aspekt. Aber gesetzlich erlaubt ist dieser Abbruch, wenn der Arzt eine Behinderung bescheinigt.
Ich denke, dass das eine der schwierigsten Entscheidungen im Leben eines Menschen sein kann. Ich traue mich hier auch nicht zu sagen, dass ich ein behindertes Kind nicht abtreiben würde. Genauso wenig möchte ich aber behaupten, dass ich ein behindertes Kind auf jeden Fall abtreiben würde.
Ich denke, dass ein behindertes Kind auf jeden Fall eine richtig schwierige Aufgabe ist. Man muss sein Leben gänzlich aufgeben und sich rund um die Uhr- je nach Behinderung- um das Kind kümmern. Auch wenn das Kind bereits vom Alter her erwachsen ist, muss man sich weiter um das Kind kümmern und hat wahrscheinlich kaum mal Freizeit.
Ich habe schon öfters Berichte im Fernsehen gesehen und meist gab die Mutter bzw. ein Elternteil seinen Job auf, um sich um das Kind zu kümmern. Es gab keinen Urlaub und nichts. Ich denke, dass man sich eine Abtreibung bei Behinderung und auch das Bekommen eines behinderten Kindes sehr gut überlegen muss und im "Vorfeld" gar keine wirkliche Entscheidung treffen kann.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-37765-20.html
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