"Dick und rund - na und" - Wirklich?

vom 11.09.2008, 07:51 Uhr

Hallo meine Lieben,

ich frage mich immer, ob es wirklich Menschen gibt, die nach oben genannter Facon leben? Ich bin selbst ziemlich übergewichtig und kann mir nun gar nicht vorstellen, dass es tatsächlich Menschen geben soll, denen das überhaupt nichts ausmacht. Sicher, ich habe auch mal einen guten Tag, an dem ich denke, ach egal, so schlimm siehst du gar nicht aus. Und dann schmeckt die Pizza doppelt so gut.

Aber in den meisten Fällen holt mich nach kurzer Zeit (oder einem Blick in den Spiegel) das schlechte Gewissen ein und ich ärgere mich einfach über mich selbst. Wenn ich dann manchmal in diversen Talkshows Damen mit über 150 Kilo in knappen Dessous über den Laufsteg gehen sehe, frage ich mich immer, wo die ihr Selbstbewusstsein her haben, oder kann man das wirklich schön finden?

» Taipan » Beiträge: 127 » Talkpoints: 0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallo

Ich persönlich glaube auch nicht, dass man sich wirklich wohl fühlen kann, wenn man zu dick ist. Ich meine, ein paar Pfündchen zuviel sind vielleicht nicht so schlimm, aber wenn man wirklich Probleme hat, zum Beispiel beim Hosenkauf, beim Treppensteigen oder beim Schuhe zubinden, dann sollte man wirklich überlegen, ob das noch schön ist.

Ich bin selber nicht gerade eine Elfe. Ich kenne die Probleme mit dem Übergewicht auch sehr gut, und wenn ich mir wirklich mal eingeredet habe, es ist gar nicht so schlimm, dann erinnern mich die Blicke der Leute auf der Straße schon daran, dass es ein Idealmaß gibt, das bitte schön auch für mich zu gelten hat.

Ich habe in der Schule schon unter Übergewicht gelitten, die Schulkameraden waren da nicht gerade zimperlich, und der Spruch "Du isst ja schon wieder", wenn ich gerade einmal mein Schulbrot ausgepackt hatte, verfolgt mich heute noch. Ich kann einfach nirgendwo mehr essen, ohne daran zu denken, dass mich jemand beobachten und mir dabei zusehen könnte.

Mir kann wirklich niemand erzählen, dass er sich mit starkem Übergewicht wirklich wohl fühlt. Schon die Umwelt zeigt einem immer wieder, wie man sich zu fühlen hat - übergewichtig, fett und absolut out.

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» Haffpaff » Beiträge: 400 » Talkpoints: 0,55 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo zusammen,

also ganz ehrlich, ich kenne zwei Frauen, die auch sehr übergewichtig sind und die wirklich ein Selbstbewußtsein für 3 haben - und zwar jede. Woher siedas haben, weiß ich auch nicht, aber ich bin gerne mit diesen beiden zusammen und unternehme etwas mit ihnen, weil sie einfach eine Lebensfreude ausstrahlen und das auch auf andere übertragen. Sicher haben die zwei auch mal schlechte Tage - wer hat die nicht - aber die sind wirklich in der Unterzahl und ich kenne sie überwiegend gut gelaunt und mit einem Lächeln im Gesicht. Im großen und ganzen finde ich es wirklich klasse, dass die beiden sich nicht durch das "Idealbild" unter Druck setzen lassen und sich wirklich so wohlfühlen, wie sie sind - nämlich dick und rund. Und da es keine flüchtigen Bekannten sind, sondern wir wirklich Freundinnen sind, kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass sie das ihrer Umwelt nicht vorspielen bzw sich das einreden, sondern sie leben diese Meinung wirklich und man spürt, dass es ihnen gut geht.

Ich selbst bin jetzt nicht extrem Übergewichtig, aber auch nicht Gertenschlank. Manchmal fühle ich mich mollig, manchmal genau richtig und manchmal auch einfach nur dick. Im Allgemeinen fühle ich mich so wohl, wie ich bin, denn ich kenne mich auch nicht anders. Als Kind war ich schon immer kräftiger wie andere und das hat sich nie geändert. Es gab eine Zeit, da hatte ich wirkliche Probleme mit mir und meiner Figur, doch mit der Zeit hat sich das geändert und mittlerweile stehe ich zu dem, was ich bin. Ich zeige mich im Bikini, gehe in die gemischte Sauna und fühle mich meistens einfach nur sauwohl :D Aber es war ein langer (Lern-)Prozess bis zu diesem Punkt.

Wie das andere Frauen handhaben, weiß ich jetzt nicht ganz sicher, aber ich kann mir vorstellen, dass sich einige wirklich pudelwohl in ihrer Haut fühlen und jedes Pfund wirklich so akzeptieren, wie es ist. Ob das das Ergebnis von jahrelangem "Einreden" ist oder wirkliche Überzeugung, kann ja eh niemand nachprüfen, der diese Menschen nicht persönlich kennt. Andererseits gibt es sicher auch die, die extrem unter ihrem Übergewicht leiden, und das meine ich nicht nur körperlich/gesundheitlich sondern eben auch psychisch. Und wieder andere haben einfach nur ein gestörtes Körpergefühl und finden sich zu dick, auch wenn sie rappeldürr sind bzw finden sich schlank, auch wenn sie 40kg Übergewicht haben.

Im Gesamten wieder ein Thema, was man nicht pauschal beantworten kann und wo sich die Geister scheiden. Sicher ist es schwer, sich vorzustellen, wie man mit beispielsweise 150kg Körpergewicht "normal" leben kann und sich auch noch in Dessous in der Öffentlichkeit zeigen kann, aber es soll wirklich Männer und Frauen geben, die sich eben nur so wohlfühlen und das auch nach Außen hin zeigen und Ausstrahlen. Letztendlich muß aber doch jeder mit sich selbst auskommen und sich wohlfühlen. Wo kämen wir denn hin, wenn man sich sagen lassen müßte: "Du hast dich mit 40kg Übergewicht nicht wohlzufühlen."

LG P-P

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» P-P » Beiträge: 3246 » Talkpoints: 1,58 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Das problem ist in diesem Fall die breite Meinung der Gesellschaft, momentane ästhetische Normen und eine gewisse Massenneigung zur kompromisslosen Nichtakzeptanz aus dem Ramen fallender. Weshalb findest du dich beim Blick in den spiegel häßlich? Weil dir alle Welt, offenkundig wie unterschwellig, seit deiner Geburt von früh bis spät eintrichtert, dass dicke Menschen sich nun einmal für ihr Dicksein zu schämen haben. Es hat sich die Annahme durchgesetzt, Übergewicht sei unschön. Das sieht fast jeder so, das bekommt fast jeder so erzählt, das ist im Volksglauben absolut unentwurzelbar eingedroschen. Ich glaube nicht, dass du dir angesichts deiner figur auch nur annähernd so viele destruktive Sorgen machen müssen würdest, wenn es diese ziemlich raue Massenmeinung nicht gäbe. Nehmen wir an, es sei umgekehrt und der ganze Zirkus sei nur darauf ausgerichtet, Schlanke Menschen hintergründig auszuschließen. Dann würden die sich im Spiegel sehen und an Schamgefühlen leiden.

Es ist eine Sache der Normen und der Art, mit der diese Normen in den Köpfen der Menschen festsitzen. In so manchem Naturvolk sind dickere Menschen sehr anerkannt, ich glaube, auch in Europa waren beleibtere zeitgenossen nicht schon immer derart von Ausgrenzung betroffen. ich finde diesen Normenzwang, der anerzogen ist und stetig fortgepflanzt wird, sehr bedenklich. Als Dicker hat man doch den ständigen auferzwungenen Drang, sich für seine Andersartigkeit rechtfertigen zu müssen. Diskriminierung ist wirklich das richtige wort für das, was oft und überall auf mollige Leute zukommt. eine wirklich gefährliche Tendenz finde ich. Das hat nichts mit toleranz zu tun, sondern ist ein Ausdruck vieler gehäßiger Naturen in unserer Gesellschaft.

Wenn jemand Fülliges sich in seinem Körper nach tatsächlich EIGENEM Empfinden nicht wohlfühlt, etwa wegen eingeschränkter Wendigkeit und zu großer Dauerschnauferei, dann ist das eine ganz andere Geschichte. Fängt es jedoch damit an, dass Menschen sich für ihre Leibesfülle gegen andere, meist auch noch Fremde, verteidigen müssen, geht das schon in richtung Mobbingnotwehr. Was ich hier im Thread bisher lese, bestätigt mich da. Mich bestürzt das ziemlich.

» Schnibbeldiwapp » Beiträge: 262 » Talkpoints: 35,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Nein, ich glaube nicht, dass Dicke wirklich mit der Figur zufrieden sein können. Das habe ich auch mal in einer Ernährungs-Sendung im Fernsehen gehört. Wenn man einen dicken Menschen fragen würde, ob er lieber 50 kg leichter wäre, würde er bestimmt nicht "nein" sagen.

Natürlich gibt es Extremfälle, die auf Fett und dicke Körper stehen, aber dann doch auch eher nicht bei sich selber, sondern beim anderen Geschlecht. Das sind dann auch eher die Fälle, wo der Partner fett gefüttert wird (man selber vielleicht auch dick ist) und so was muss man da meiner Meinung nach raus lassen, weil das eine Krankheit ist.

Dieses Selbstbewusstsein ist allerdings ganz leicht zu erklären. Dicke Menschen werden ja überall angestarrt oder angegiftet. Da kommt so ein dickes Fell ganz von alleine, weil ein Dicker ja auf die Schnelle nichts anderes machen kann, als drüber hinwegzusehen. Aber ich denke, dass die Meisten dann dennoch (oder erst Recht) mit der Figur unzufrieden sind.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich kenne beide Seiten. Nachdem ich fast 100 kg gewogen habe, habe ich abgenommen. Als ich aber so fett war, habe ich wirklich nach dem Motto gelebt "Dick ist totchic". Ich habe eine Fassade entwickelt, wo alle dachten, dass ich mich wohl fühle und ein wirklich ausgeprägtes Selbstbewußtsein habe. Alle dachten, dass es mir wirklich nichts ausmacht.

Als ich dann aber abgenommen habe, wurde mein Selbstbewußtsein "ehrlich". Da habe ich selber erst gemerkt, dass eigentlich alles Fassade war und dass ich mich eigentlich gar nicht wohl gefühlt habe. Ausschlaggebend für die Wandlung war, als ich mit 100 kg einen uralten Bekannten in der Stadt getroffen habe und mich schnell auf die andere Straßenseite verdrückt habe. Da habe ich auch gesehen, dass ich mich gar nicht so totchick fühlte.

Seitdem glaube ich nicht daran, dass man sich wohl fühlen kann, wenn man dick ist. Zumindest, wenn man das "dick" schon überschritten hat. Das Selbstbewußtsein, was die Menschen an den Tag legen ist eine Fassade an die sie selber glauben und die sie auch nicht aufgeben, wenn andere Leute was sagen. Im Gegenteil. Die Mauer wird dann immer dicker und man steht einfach drüber, obwohl es einem doch sehr viel ausmacht.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich glaube nicht, dass sich jemand mit 150kg wohlfühlen kann. Zwar lassen sich das viele Leute nicht anmerken und sie treten in der Öffentlichkeit dann dementsprechend stark auf, aber ich glaube zuhause oder insgeheim wünscht sich jeder dickere Mensch etwas schlanker zu sein.

Die einen wünschen es sich, weil sie mit ein paar Kilo weniger vielleicht besser aussehen, andere wünschen es sich, weil sie dann mehr Kondition bekommen und sich insgesamt fitter fühlen.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Hm, zugegeben, ich kann es mir auch nicht so richtig vorstellen, wie man sich wohl fühlen kann, wenn man sehr dick ist. Mir ist schon mein bisschen Speck zu viel, zu dem andere noch sagen, dass es einfach nur weiblich und schön aussieht. Man ist eben doch sehr geprägt von diesem Schönheitsideal.

Ich kann mir immer nicht recht vorstellen, dass sich trotz dieser kleinen Speckpölsterchen Männer in mich verlieben...und sie tun es trotzdem wirklich. Ich versuche immer alles zu verstecken, gelingt natürlich nicht immer. Ich brauche nur etwas essen und schon wölbt sich mein Bauch ein ganzes Stückchen nach vorn. Das finde ich doof, viele Männer stört es aber scheinbar nicht.

Wobei ich auch sage, dass ich lieber einen Mann habe, bei dem ich ein bisschen was zum Anfassen habe, als so ein klapperdürres Modelgestell oder ein harter Muskelprotz. Ich mag das schon, wenn er einen kleinen, weichen Bauch vorne dran hat, das lässt sich dann viel besser kuscheln und wenn er einen richtigen Hintern zum Anfassen vorweisen kann. Aber einen richtig fetten Mann würde ich nie nehmen, nee, das mag ich nicht. Ein paar Rundungen sind immer gut - finde ich auch bei anderen Frauen sehr atrraktiv, nur eben bei mir selbst stört es mich. Eine komische Sache ist das schon.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Sicher wird man sich körperlich nicht wohl fühlen, wenn man ein gewisses Gewicht über einen gewissen Zeitraum hinweg mit sich herumschleppt. Der menschliche Körper ist für die Fettmassen, die sich manch einer angefuttert hat, einfach nicht gemacht und früher oder später bekommt man die Konsequenzen zu spüren.

Aber die Annahme, dass sich jemand mit Übergewicht seelisch nicht wohl fühlen kann, finde ich ein bisschen vermessen. Selbstbewusstsein und Zufriedenheit definieren sich doch nicht nur über einen schönen Körper und einen gut gefüllten Kleiderschrank. Dazu gehören doch auch solche Sachen wie Freunde, Familie, Partner, Beruf oder Hobbies und wenn jemand in all diesen Bereichen erfolgreich und zufrieden ist, ist es doch möglich, dass es ihm wirklich egal ist, wenn die Waage zwei Kilo mehr zeigt, oder kein modisches Teil in seiner Größe zu finden ist.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich denke, die wenigsten, die so reden, fühlen sich wirklich wohl in ihrer Haut. Sicher gibt es Menschen, die dick, aber dennoch selbstbewußt sind, was auch gut und völlig in Ordnung ist. Aber - wenn ich Frauen in TV-Sendungen sehe, bei denen das Fett nur so schwabbelt und die sich dann auch noch in Dessous präsentieren, finde ich das wirklich unästhetisch, Selbsvertrauen hin oder her, aber sowas muss echt nicht sein.
Zumal starkes Übergewicht ja auch gesundheitliche Probleme mit sich bringen kann - man schwitzt schneller, läuft Gefahr, Bluthochdruck zu bekommen und auch die Gelenke werden vollkommen überstrapaziert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich so wirklich wohlfühlt...

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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