Austritt aus der Kirche

vom 11.09.2008, 06:22 Uhr

Möchte aus steuerlichen Gründen aus der Kirche austreten, mich nervt diese Kirchensteuer schon seit Jahren. In keinem anderen Land unterstützt der Staat die Kirche damit, dass der Staat Steuer für die Kirche eintreibt, nur in Deutschland ist dies möglich. Nun möchte ich gerne aus der Kirche austreten und mir wurde gesagt, dass ich erst zum Pfarrer gehen müsste und dann eine Bestätigung bekäme die ich bei der Gemeinde vorlegen müsste und dann wäre ich von der Kirchensteuer befreit.

Doch nun habe ich bedenken, da eine Freundin erzählt hat, dass ich dann meine späteren Kinder nicht mehr Taufen lassen könnte und sie auch nicht am Religionsunterricht teilnehmen dürften. Stimmt dies oder kann ich meine Kinder trotzdem Taufen lassen?

» Taipan » Beiträge: 127 » Talkpoints: 0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Soweit ich das bisher richtig gelesen habe können deine Kinder trotzdem getauft werden. Nur sind sie ersteinmal konfessionslos. Wenn die Mutter von den Kindern sowieso katholisch oder evangelisch ist, dann sollten sowieso keine Probleme entstehen.

Durch den Austritt aus der Kirche darfst du aber nicht mehr kirchlich heiraten, eigentlich nicht auf "gesegneter" Erde beerdigt werden und ein paar andere Dinge auch nicht. Mehr dazu steht auf Klick.

» felixdoll » Beiträge: 77 » Talkpoints: 0,02 »


Am Religionsunterricht dürfen deine Kinder trotzdem noch teilnehmen. Mehrere Freunde von mir sind zum Beispiel Muslime beziehungsweise ihre Eltern oder haben sonst noch andere Religionen als dem Christentum. Sie dürfen aber selbstverständlich auch ganz normal am evangelischen Religionsunterricht teilnehmen (sowohl in der Sekundarstufe I als auch II wie ich von ihnen weiß).

Aus steuerlichen Gründen wird dir der Kirchenaustritt aber nichts bringen, da zwar somit die Kirchensteuer für dich wegfiele, aber dafür darfst du dann als Ausgleich mehr Lohnsteuer zahlen und es bringt unter dem Strich nicht wirklich etwa, es kann dich sogar minimal etwas mehr kosten. Darum solltest du dir das nochmal überlegen, wenn deine Beweggründe wirklich bloß rein finanzieller Natur sein sollten.

Aber wenn dir die von felixdoll genannten Nachteile egal sind, dann spricht eigentlich nichts dagegen, davon abgesehen, dass es dir keinerlei Vorteile bringt. Was man natürlich auch wieder als Nachteil sehen könnte ... im Prinzip darfst du dich für den Kirchenaustritt mit allerlei Ämtern und bürokratischen Instanzen auseinander setzen und hast am Ende doch nichts gewonnen.

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» Demut » Beiträge: 376 » Talkpoints: 19,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Demut hat geschrieben:Aus steuerlichen Gründen wird dir der Kirchenaustritt aber nichts bringen, da zwar somit die Kirchensteuer für dich wegfiele, aber dafür darfst du dann als Ausgleich mehr Lohnsteuer zahlen und es bringt unter dem Strich nicht wirklich etwa, es kann dich sogar minimal etwas mehr kosten.

Ist leider falsch, denn natürlich spart man ordentlich etwas ein - das ist ein Ammenmärchen von ängstlichen Pfarrern (weil die Gemeinde wegläuft) die erzählen, dass hier am Ende alles +/- 0 ist. Natürlich langt der Staat zu durch das erhöhte Bruttoeinkommen, aber er greift keine 100 % ab.

Als Beispielrechnung: Wer 1000 Euro durch den Austritt spart und einen Einkommenssteuersatz von 25 % hat behält logischerweise 750 Euro und 250 Euro greift der Staat ab - unter`m Strich hat man statt 1.000 Euro in den Wind zu schießen 750 Euro mehr. Da wir hierzulande keinen Steuersatz von 100 % haben spart man immer Steuern, mindestens 50 %, egal in welcher Konstellation!

Wegen des Geldes was Du der Kirche vorenthälst musst Du auch nicht betrübt sein - egal ob evangelisch oder katholisch, nur 10 % der Einnahmen aus der Kirchensteuer werden für karitative Zwecke eingesetzt, der Rest wird intern verbraten. Das ist umso lustiger, da beide Kirchen pro Jahr 8,4 Milliarden Euro einnehmen, wovon nur 5 Milliarden Kirchensteuer sind und 3,4 Milliarden von allen (auch Atheisten & Muslimen, usw.) gezahlt werden und somit im Grunde das Karitative (~ 800 Millionen Euro als auch die internen Kosten) vom Steuerzahler bezahlt werden und nicht von der Kirche selber!

Und nach dem Austritt muss man sich auch nicht mit allerlei Ämtern herumschlagen - da ist ebenfalls falsch! Ein Fahrzeug neu zuzulassen macht mehr Ärger und Aufwand als aus der Kirche auszutreten (siehe weiter unten!)! Wenn hier einer Probleme macht ist es höchstens die Kirche - denn wie bei jeder Sekte (oder, da oft negativ belegt besser: religiöse Sondergemeinschaft) macht man den Mitgliedern immer dann Probleme (oder versucht es) wenn sie nicht mehr mitmachen wollen.

Deine Kinder kannst Du nach wie vor taufen lassen, die Kirche nimmt immer gerne zahlende Mitglieder auf - gegen Geld hatte die Kirche noch nie etwas :wink:.

Übrigens: Du musst dafür nicht zum Pfarrer - den Kirchenaustritt vollzieht man in der Regel auf dem Standesamt oder auf dem Amtsgericht (Berlin, Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen). Nur in Bremen kann man alternativ auch den Austritt dort erklären - austreten kann man übrigens auch per Brief, solang dieser notariell beglaubigt ist.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Also ich bin auch vor ca. 2 Jahren aus der Kirche ausgetreten. Musste nur kurz zum Amtsgericht und dann war alles erledigt, bzw. musste ich die Bescheinigung dann noch bei der Bürgerberatung vorlegen, damit die Lohnsteuerkarte dementsprechend geändert wird. War wirklich problemlos. Habe allerdings neulich irgendwo gelesen, dass es nun bei uns eine Gebühr kostet aus der Kirche auszutreten, aber das ist wahrscheinlich wieder irgend eine individuelle Regel die jedes Bundesland oder besser noch jeder Kreis selbst festlegt.

Ich verstehe nur nicht ganz, warum du deine Kinder später taufen lassen möchtest, wenn du doch aus der Kirche austreten möchtest?! Entweder man ist Mitglied in dem Verein und steht dazu, oder eben nicht. Obwohl ich mir vorstellen kann, dass die Kirche dein Kind trotzdem taufen wird, denn ein potentielles neues Mitglied werden die sich nicht entgehen lasse. Die Eltern von meinem Freund (jetzt fast 30 Jahre alt) waren auch nicht in der Kirche und er wurde getauft.

Ich persönlich kann nur Eltern nicht verstehen, die das machen. Dann sollten sie es lieber lassen und das Kind später selber entscheiden lassen. Im übrigen geht es dabei doch eh nur um Symbolik und einen Taufspruch kannst du genauso gut selber sprechen, sowas habe ich jedenfalls mal im Konfirmationsunterricht gelernt. Zur Not gibts immernoch freie Prediger. Denn es gibt ja durchaus Menschen, die an Gott glauben und nur mit der Institution Kirche ein Problem haben.

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» kröte » Beiträge: 423 » Talkpoints: 16,29 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo Taipan,

Subbotnik hat dir ja zum Thema Kirchenaustritt und Ersparnis schon ausführlich geantwortet. Was den Religionsunterricht angeht, so kann ich mich Demut anschließen.

Mein Mann und ich sind beide schon vor ca. 12 Jahren aus der Kirche ausgetreten. Unser Sohn war zum damaligen Zeitpunkt 5 Jahre alt. Er ist nicht getauft, da wir es ihm selbst überlassen wollten, sich zu einer Religionsgemeinschaft zu bekennen und ihn nicht von vornherein in "Schema F" pressen wollten.

Er hat in der Grundschule am Religionsunterricht teilgenommen, konnte sich auswählen, ob evangelisch oder katholisch. Erst in der weiterführenden Schule hatte er die Möglichkeit, am Ethikunterricht teilzunehmen. Sogar in der Oberstufe, er ist momentan in der 12. Klasse, muss er am Ethikunterricht teilnehmen und konnte das Fach nicht abwählen (was er gerne gemacht hätte). Aber das wird evtl. von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich gehandhabt. Ob ein Kind getauft ist oder die Eltern Kirchensteuer bezahlen, ist in der Hinsicht also unwesentlich, am Religionsunterreicht teilnehmen kann das Kind auf jeden Fall.

Viele Grüße von
wölfchen

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» wölfchen » Beiträge: 2280 » Talkpoints: 13,46 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Subbotnik hat geschrieben:Wegen des Geldes was Du der Kirche vorenthälst musst Du auch nicht betrübt sein - egal ob evangelisch oder katholisch, nur 10 % der Einnahmen aus der Kirchensteuer werden für karitative Zwecke eingesetzt, der Rest wird intern verbraten. Das ist umso lustiger, da beide Kirchen pro Jahr 8,4 Milliarden Euro einnehmen, wovon nur 5 Milliarden Kirchensteuer sind und 3,4 Milliarden von allen (auch Atheisten & Muslimen, usw.) gezahlt werden und somit im Grunde das Karitative (~ 800 Millionen Euro als auch die internen Kosten) vom Steuerzahler bezahlt werden und nicht von der Kirche selber!

Die Behauptung, daß nur zehn Prozent der der Kirchensteuereinnahmen für karrikative Zwecke verwendet werden, hätte ich gerne mal mit einer vernünftigen Quelle belegt, denn 'karrikative Zwecke' ist dermaßen schwammig formuliert, daß die Aussage an sich relativ wertlos ist.

Was kann man den unter karrikativen Zwecken verstehen? Die meisten Menschen denken wohl vermutlich als erstes an die üblichen Spenden für notleidende Menschen in der dritten Welt, Brot für die Welt & Co machen ja inzwischen auch genügend Werbung, um ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Was ist aber beispielsweise mit der inneren Mission, gilt das für dich auch als karrikativer Zweck? Dazu zählen beispielsweise alle Einrichtungen der Diakonie wie Beratungsstellen für Drogenabhängige, Frauen im Schwangerschaftskonflikt, Personen in kriselnden Ehen oder Familien und Obdachlose, Essensausgabe für sozial Schwache, Arbeitsmaßnahmen für Arbeitslose und so weiter und so fort.

Ein nicht geringer Anteil der bei den Kirchen beschäftigten Arbeitnehmern arbeitet in solchen Einrichtungen und bezieht damit ebenfalls einen nicht geringen Anteil der Personalkosten der Kirchen und Gemeinden. Hinzu kommen noch die anderen Budgets wie Energiekosten, Verbrauchsmaterial und so weiter. Für mich sind das für wohltätige Zwecke ausgegebene Gelder, dein knapper Satz schweigt sich darüber leider aus. Hast du also eine Quelle?

Schon dein Zahlendreherei am Ende des von mir zitierten Parts klingt für mich leider eher so, als seist du eher daran interessiert, die Kirche schlechtzureden.

» Robin Hut » Beiträge: 46 » Talkpoints: 0,00 »



So, ist zwar komplett OffTopic
1. Die Kirche muss man gar nicht schlechtreden, sondern nur ihre Taten für sich sprechen lassen, das reicht schon aus :wink: - und damit meine ich nicht die uralten Verbrechen gegen die Menschlichkeit, sondern aktuelle Geschehnisse: gerade ein gewisser Herr Ratzinger, heute Papst, hat sich als Präfekt der Glaubenskongregation (oder simpel: Inquisition 2.0) beliebt gemacht (Befreiungstheologie & Konflikte daraus u.v.m.). Da gibt es noch mehr Beispiele, wenn ich die Taten der Kirche beider Konfessionen ab 1900 betrachte, also in der jüngsten Vergangenheit.

2. Die verlangte(n) Quelle(n):
Quelle 1 - wenn Dir das zu ungenau ist und wieder der Manipulationsvorwurf kommt (Wiki), einfach die Fußnoten am Ende beachten und dort die Zahlen auf Seiten z. B. der EKD selber nachlesen, hier z. B.. Weitere Zahlen was z. B. die EKD mit dem Geld anstellt kannst Du Quelle, Seite 3 entnehmen. Dies wird aber so, da sich aus diesen Angaben ein leicht höherer Prozentsatz ergibt nicht direkt von Kritikern (auch innerkirchlichen) anerkannt, da hier Überschneidungen auftreten, also karitative Zwecke, die letztendlich doch innerkirchliche Belange betreffen.

Die von Dir angeführten Kosten sind dort übrigens bereits veranschlagt und gehören dazu - außerdem wird diese Arbeit größtenteils ehrenamtlich verrichtet, was wiederum die Kirchen nur den Unterhalt kostet, aber kaum Personalkosten aufwirft oder teilweise von den Gemeinden gestellt wird - die Kirche ist seit Jahrzehnten Weltmeister im "Outsourcing" von Kosten auf ihre Schäfchen und Unterstützer. Sollte man alles bedenken!

Hier noch eine kirchenkritische Quelle sowie eine innerkirchliche / kirchennahe.

3. Gerade was das Outsourcing von Kosten angeht und dass die Kirchensteuer eine reine "Blähsteuer" ist um den überdiemnsionierten, kirchlichen Verwaltungsapparat usw. aufrecht zu erhalten kann man am Beispiel der anderen Religionsgemeinschaften in Deutschland nachvollziehen, die nicht von der Kirchensteuer profitieren bzw. diese obwohl sie ein Anrecht darauf haben nicht erheben und sich komplett durch die Gemeinde finanzieren (wie auch in anderen Staaten), z. B.: die Orthodoxen, verschiedene Abspaltungen der christlichen Kirchen (Freikirchen, Zeugen Jehovas, Humanisten), sowie z. B. islamische Glaubensgemeinschaften (die allerdings kein Recht zum Einzug haben).

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Als Student musste ich an allen Ecken und Enden sparen und so wollte ich auch keine Kirchensteuer zahlen. Ich wurde nicht besonders christlich erzogen, aber dennoch habe ich sehr lange gezögert den Schritt zum Austritt zu wählen. Eines Tages wollte ich mich dann zumindest einmal erkundigen, wie und wo man das eigentlich machen muss. Als erste Anlaufstelle schrieb ich einfach ein Mail an den Pfarrer meiner Wohngemeinde. Ich schilderte ihm die Situation, dass ich mir als Student derzeit die Kirchensteuer nicht gut leisten könne.

Die Antwort die ich bekam, war gewaltig und hat mich zum sofortigen Austritt bewegt. In dem Antwortsmail durft ich mir anhören, dass es anderen noch schlechter gehen würde als mir und dass es eine Sünde wäre auszutreten und ich würde es mein Leben lang bereuen und auf diesem Niveau ging es weiter. Dieses Mail war wirklich eine bodenlose Frechheit! Am Tag darauf war ich auch schon abgemeldet!

Da auch wegen der Taufe der eigenen Kinder nachgefragt wurde. Ob das geht, hängt vom Pfarrer der Wohngemeinde ab. Rein kirchenrechtlich gesehen, muss die Mutter nicht katholisch sein, sondern nur die Taufpatin beziehungsweise der Taufpate. Praktisch sieht das jedoch jeder Pfarrer etwas anders. Der Pfarrer in meiner derzeitigen Wohngemeinde (es ist nicht der, der mir dieses Mail geschrieben hat, da ich zu diesem Zeitpunkt noch woanders gelebt habe) ist extrem konservativ und hätte meinen Sohn beinhart nicht getauft! Nun, so braucht sich die Kirche wohl nicht über Mangel an Schäfchen wundern!

Wir haben den Pfarrer dann jedoch ein wenig ausgetrixt und ich ließ ihn dann in einer anderen Gemeinde taufen. War jedoch nicht ganz so leicht, weil dafür benötigt man eine Erlaubnis des Gemeindepfarrers. Die hätte er mir wohl auch nicht gegeben, aber meine Firmpatin ging einige Zeit später einfach in die Pfarrkanzlei und ließ sich mit einer fadenscheinigen Begründung einfach eine Erlaubnis geben, die hat sie dann, wenn auch mit einigem Murren, irgendwie bekommen.

Wenn ich mir das jetzt so im Nachhinein nochmal durch den Kopf gehen lasse, finde ich da einiges eigentlich schon sehr arg. Eigentlich hätte ich auf die Taufe verzichten sollen, weil wenn man so darum kämpfen muss ist das meiner Meinung nach auch nicht ganz richtig. Aber irgendwie hatten wir schon eine Taufpatin und einiges vororganisiert und dann wollte ich das ganze auch nicht mehr abbrechen.

Der Pfarrer der meinen Sohn dann getauft hat, ist übrigens ein gan ein lieber! Er hat eine ganz tolle Taufe für meinen Sohn gemacht und er zeigt auch, dass man den kirchlichen Glauben nicht immer so starr, konservativ und altmodisch ausleben muss.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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