Mache mir Sorgen um Kollegin

vom 11.09.2008, 05:53 Uhr

Seit mehreren Monaten mache ich mir ernsthafte Sorgen um meine Arbeitskollegin. Ich glaube, sie hat eine massive Essstörung, die sie aber total verdrängt. Als sie bei uns angefangen hat, war sie zwar schlank, hatte aber doch das, was man eine normale Figur nennt. Heute, 6 Monate später, hat sie 18 kg abgenommen und sieht total ausgemergelt aus. Dabei ist sie den ganzen Tag am essen: zur Frühstückspause gibt es 2 große Sandwiches, beim Mittagessen in der Kantine gibt es Vor-, Haupt- und Nachspeise und nachmittags kommen meist noch 3 Stück Kuchen hinzu.

Die Bifis und Schokoriegel in der Zeit dazwischen, zähle ich schon gar nicht mehr. Auffällig ist auch, dass sie nach jeder Mahlzeit auf die Toilette verschwindet und danach immer sehr blass aussieht. Ich mache mir große Sorgen, weiß aber nicht, wie ich mich verhalten soll. Soll ich sie darauf ansprechen oder was meint ihr?

» Albi » Beiträge: 171 » Talkpoints: 0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Es ist natürlich nicht einfach, so ein Thema anzusprechen. Ich hatte das Problem mal bei einer Freundin von mir, die an Magersucht litt, es sich aber selber nicht eingestehen wollte und konnte. Sie reagierte eher verärgert, als ich sie darauf ansprach. Mittlerweile, nach einem Klinikaufenthalt, geht es ist wieder gut und sie kann auch über das Thema sprechen, was damals gar nicht möglich war.

Ich würde es vielleicht erst mal ganz allgemein ansprechen, dass du findest, sie würde in letzter Zeit nicht so gut aussehen und ob bei ihr denn alles in Ordnung wäre. Je nach Reaktion ihrerseits kannst du dann weitere Fragen stellen. Ich würde das Thema jedenfalls nicht sofort direkt ansprechen. Dann kann es eher sein, dass sie sich verschließt und man bei diesem Thema gar nicht mehr an sie herankommt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich finde das Thema Essstörungen auch ziemlich schwierig. Eine sehr gute Freundin von mir ist vor gut einem Jahr magersüchtig geworden, falls man das so pauschal sagen kann. Bzw. besser gesagt, es wurde zu diesem Zeitpunkt richtig auffällig. Vorher hat man sich ja nichts dabei gedacht, als sie sagte, sie würde sich gerne besser und gesünder ernähren. Irgendwann habe ich herausgefunden, dass sie nicht nur von Magersucht, sondern auch von Bulimie betroffen war. Ich wusste aber ebenso nicht, wie ich sie anfangs darauf ansprechen sollte. Ich hatte Angst, dass sie völlig abblockt und mir nicht vertraut. Ich denke, es ist aber gerade falsch, nichts zu sagen.

Ich würde sie auch mal dezent darauf ansprechen, dass sie so dünn geworden ist in letzter Zeit. Ich würde ihr auch anbieten, dass sie jederzeit mit dir reden kann, falls sie das möchte. Das Thema Essstörungen ist nunmal eine ernste Sache und Betroffene verschweigen erstmals ziemlich viel, um alles möglichst normal wirken zu lassen. Ich meine, sie sind sich ja oft selbst bewusst, dass ihr Essverhalten nicht mehr normal ist. Wenn du merkst, dass ihr das Thema total unangenehm ist, kannst du es ja erstmals dabei belassen. Vielleicht könnt ihr euch so privat mal treffen, das ist vielleicht ein besserer Ort, um das zu besprechen.

» Cookie28 » Beiträge: 432 » Talkpoints: 7,49 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ob es wirklich eine Esstörung ist, kann man so natürlich schwer sagen. Ohne dir Angst machen zu wollen: wenn du schreibst, sie würde jeden Tag viel essen und trotzdem so stark Gewicht verlieren, dann wäre auch eine Depression oder sogar eine organische Krankheit denkbar. Davon sollte man aber natürlich erst einmal nicht ausgehen. Kommt sie denn auf der Arbeit gut zurecht, oder hat sie sich auch vom Verhalten und im Umgang mit den Kollegen verändert?

Wie gut kennst du sie denn? Ist es wirklich nur eine Kollegin, oder kennst du sie auch privat ein wenig? Gerade wenn du sie nicht so gut kennst, könnte es schwer werden, sie darauf anzusprechen. Letzendlich würde es dazu führen, dass sie dich abblockt. Es ist eben nicht leicht, mit einer eigentlich fremden Person über so ein Problem zu reden, die man dann doch irgendwie jeden Tag sieht - ich hoffe, du verstehst, wie ich das meine. Da wären ein paar genauere Informationen hilfreich.

» Seiellerie » Beiträge: 6 » Talkpoints: 2,45 »



Das sieht nach Bulimie aus, aber ich fürchte, du kannst da nicht viel machen. Wenn du es ansprichst, wird sie es leugnen. Ich weiß nicht, wie eng ihr befreundet seid. Wenn ihr zusammen gut reden könnt, könntest du ja langsam versuchen, aus ihr mehr private Dinge herauszufinden. Wenn du erfährst, dass sie Personen hat, die ihr nahe stehen, einen Mann, Eltern, eine beste Freundin, kannst du mit denen Kontakt aufnehmen und deine Besorgnis äußern.

Ich weiß auch nicht, wie das Verhältnis zum Chef ist, er hat ja eine Fürsorgepflicht für seine Mitarbeiter. Vielleicht kann man mit ihm reden. Wenn es eine große Firma ist, wäre auch der Betriebsrat ein Ansprechpartner. In großen Firmen gibt es auch oft im Betriebsrat einen Zuständigen speziell für Suchtfragen. Die können einen auch beraten und würden auch auf deine Kollegin zugehen, um ein Gespräch mit ihr zu führen. Bei kleineren Firmen ist das alles allerdings ein bisschen schwieriger.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Gerade Bulimie ist eine Krankheit, bei der selbst die engsten Angehörigen und Freunde kaum an die Betroffenen herankommen. Auch ich hatte einmal eine Schulfreundin, die daran erkrankte und das sehr lange absolut abstritt, später hat sie sogar nicht mehr mit mit gesprochen, weil es ihr unangenehm war, darüber zu reden.

Manchmal können in so einem Fall nur noch Eltern oder Vorgesetzte etwas ausrichten, indem sie die Betroffenen dazu zwingen, sich in ärztliche Behandlung zu begeben: Denn tatsächlich ist die Krankheit lebensgefährlich, da Organe wie das Herz dabei stark angegriffen werden. Die Aussage eines Arztes, dass man nur noch wenige Monate zu leben hat, wenn man keine Hilfe annimmt, ist dann oft die letzte Rettung.

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» Konni72 » Beiträge: 55 » Talkpoints: 22,91 »


Auch ich finde es reichlich schwierig, hier einen Rat zu erteilen oder irgendwie mit diesem Thema umzugehen, weil ich denke, dass das Thema Essstörungen ebenso wie der Alkoholismus solche Themen sind, die diejenigen, die unter ihnen konkret leiden, oft von sich weisen, weil sie nicht wahrhaben wollen, dass sie unter einer Störung leiden, die sie gewissen Zwängen unterwirft und in der Konsequenz alles andere als gesundheitsfördernd ist. Vermutlich wird man als Beobachter einer solchen Situation, in der man konkrete Hinweise auf das Vorliegen einer Essstörung bekommt, wie Du hier nun im vorliegenden Fall, große Schwierigkeiten bekommen, wenn man das Thema tatsächlich anspricht. Ich denke nicht, dass Deine Kollegin mit großem Interesse auf Deine Meinung reagiert, sondern ich würde eher davon ausgehen, dass Du mit Zurückweisung rechnen musst und sie abstreiten wird, dass etwas mit ihr „nicht stimmt“.

Dennoch würde ich vermutlich versuchen, ihr anzudeuten, dass es Hilfe gibt, weil ich denke, dass ihr selbst wohl tief in ihrem Inneren klar sein sollte, dass ihr Essverhalten gestört ist und es ihr damit auch nicht gut geht. Vermutlich würde ich etwas tun, was ich von Diamante mal in Bezug auf das Alkohol-Thema in einem anderen Thread gelesen hatte: Ich würde wohl eher dazu tendieren, mir Informationsmaterial von entsprechenden Hilfsorganisationen und örtlichen Einrichtungen zusammen zu suchen und dieser Kollegin alles gesammelt einmal zukommen lassen – möglicherweise sogar anonym, damit sie nicht der Peinlichkeit ausgesetzt ist, sich von jemandem beobachtet zu fühlen. Vielleicht wäre allerdings das anonyme Übergeben dieser Informationsmaterialien gerade aus dem Grund nicht ganz günstig, weil sie sich dann von jedem beobachtet fühlen könnte, da stimmt meine Taktik noch nicht ganz.

Ich würde aber wohl auf jeden Fall versuchen, wenigstens vorsichtig anzudeuten, dass mir aufgefallen ist, dass hier etwas vor sich geht, das nicht gut ist und anschließend signalisieren, dass ich als Helfer gerne zur Verfügung stehe, sofern ich Hilfe leisten kann. Allerdings denke ich, dass es eine große und vor allem schwierige Aufgabe ist, für einen Menschen mit einer Essstörung da zu sein, sofern derjenige auf die entsprechende Hilfe zurückgreifen sollte, was ich schon an sich für beinahe sicher ausgeschlossen halte. Anbieten würde ich es trotzdem, aber ich würde mich eben auf Zurückweisung und eine ablehnende Haltung, möglicherweise sogar auch auf eine Störung der Beziehung zu dieser Kollegin in der Folge dieses Ansprechens einstellen. Aber ich würde es wohl als meine mitmenschliche Pflicht sehen, hier nicht einfach wegzusehen, denn Hilfe braucht Deine Kollegin ziemlich sicher wohl.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Es wird schon eine Essstörung sein, wenn sie immer nach dem Essen aufs Klo geht, erbricht sie vielleicht ihr essen. Diese Menschen essen richtig viel, erbrechen es aber. Direktes ansprechen würde ich nicht machen, da so etwas meistens zu Problemen führt. Du musst also versuchen mit ihr indirekt drüber zu reden. Sätze wie: " Du siehst nicht gut aus!" bestärken sie aber sicher in ihrem verzehrten Bild von sich selbst. Du kannst ja so etwas sagen wie: " Ich kenne da eine Frau, bei der mache ich mir richtig schlimme Sorgen die hat viel abgenommen und scheint eine Essstörung zu haben." Du kannst dir dann "Tipps" holen und so mit ihr über das Thema reden. Aber nicht vor den anderen Kollegen, das würde die Situation verschlimmern. Sie muss sich aber auf jeden Fall Hilfe holen, alleine wird sie es nicht schaffen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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