Stipendien untragbar?

vom 11.09.2008, 05:31 Uhr

Hallo!
Ich weiß nicht warum der Staat auf Bildung so wenig Wert legt. Ich erhielt vier Jahre lang ein Stipendium, umgerechnet 320 Euro im Monat. Ich frage mich wirklich, ist das eine Zumutung, wer kann schon mit 320 Euro im Monat leben? Miete, Auto, alles kostet enorm viel Geld.

Für jeden Scheiß bringt der Staat Geld auf, die da oben sollten weniger in Rüstung investieren und mehr auf die Bildung des Volkes setzen. So wie die Lage jetzt ist, sind die meisten Studenten gezwungen einer Arbeit nebenher nachzugehen. Und so liebe Leute, entwickeln sich aus der Not heraus Langzeitstudenten.

» Albi » Beiträge: 171 » Talkpoints: 0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hä? Was hat denn jetzt aber bitte Rüstung mit Bildung zu tun? Willst du im Ernstfall dann mit deinem Gehirn den Feind bezwingen oder was? Ich finde der Vergleich ist höchst unbrauchbar. Man kann eben nicht immer das Geld gerecht verteilen. Ich fände es zum Beispiel schön, wenn man auf so etwas wie Stipendien komplett verzichtet und das Geld lieber an die Deutsche Krebs Hilfe spendet. Zum Arbeiten nebenher wirst du schon den Popo noch hochbekommen, oder?

Ich zweifel ja nicht daran, dass das nicht auch stressig, aber selbst Bekannte von mir, die harte Studiengänge gewählt haben und mitten im Staatsexamen stecken, sind dazu in der Lage wenigstens einen Abend pro Woche oder Wochenende arbeiten zu gehen. Wenn von Sozialschmarotzern wie dir dann noch eine Beschwerde eingeht, weil sie NUR 320 Euro im Monat geschenkt bekommt, dann frage ich mich schon ob du noch Teil der realen Gesellschaft bist oder längst schon ausgestiegen bist. Wo lebst du eigentlich? Und was bildest du dir eigentlich ein, weshalb DU mehr Geld zum Leben verdient hast als jemand der nämlich tatsächlich nebenher noch arbeiten gehen muss. Ich glaube, du bist so weit abgedriftet, dass du noch nicht einmal weisst, dass 85 % der Studenten tatsächlich sowas tun: Ja, sie arbeiten.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Sag mal Sippschaft, so richtig anfreunden kannst du nicht mit dem Gedanken das es Leute gibt die ein Studium durchziehen, oder? Um gleich mal die erste Frage von dir aufzugreifen: Rüstung hat sehr wohl etwas mit Bildung zu tun. Auf die Idee im Ernstfall den Feind mit dem Hirn zu bewerfen käme normalerweise zwar höchstens Homer Simpson, aber das mal dahingestellt - alleine um immer bessere Waffensysteme für den Ernstfall zu entwickeln oder dieses hochkomplexen Systeme zu bedienen bedarf es Bildung. So gesehen würde es schon ziemlich viel Sinn machen für eine effektive Rüstungspolitik die Bildung zu fördern.

Und die Jungs von der Krebs Hilfe sind auch etwas aufgeworfen wenn sie zwar das ganze Geld für die Stipendien bekommen, aber dann ihren Patienten mitteilen müssen "Öhm, tja nun, wir können euch leider kaum noch ne ärztliche Versorgung zukommen lassen, weil nach dem Wegfall der Stipendien es kaum noch jemand durch das Medizinstudium schafft. Na ja jedenfalls nicht mehr soviele, wie nötig wären, denn einige gut betuchte Eltern gibt es ja immer, welche für sorgen das ihre Kinder das lange und aufreibende Studium durchstehen, bei dem nebenbei mal eben ein paar Semester kellnern gehen halt schlecht geht." Aber, die sind es ja durchaus gewohnt schlechte Nachrichten zu überbringe, insofern trifft es die dann wohl nicht so arg.

Das ein Stipendium an Auflagen gebunden ist wird dir wahrscheinlich komplett entgangen sein, es ist nicht was jeder Dödel bekommt, sondern ist eine gezielte Förderung begabter, talentierter, in ihren ehemals schulischen, später Studienleistungen sehr hoch eingestuften Studenten, welche in diesen Leistungen auch nicht unter ein gewisses (noch immer sehr hohes) Level abfallen dürfe. Im Gegenzug dazu das sie ihr Studium sehr intensiv und auch zeitlich knapp durchziehen erhalten sie das Stipendium.

Und das 85% aller Studenten während ihres Studiums arbeiten heisst: 85% der Studenten hängen also mindestens drei bis vier Semester länger dran, denn: Neben dem Studium zu arbeiten verlängert nachweislich in den allermeisten Fällen das Studium um drei bis vier Semester. Und das wo die deutschen Studenten im weltweiten Schnitt eh die Mümmelgreise sind, aber Hauptsache die lernen was echte Arbeit ist und gammeln nicht in den Hörsälen rum.

Wer da jetzt irgendwelchen Sarkasmus findet, darf mal gerne überlegen wie der da wohl hinkam.

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Nephele hat geschrieben:es ist nicht was jeder Dödel bekommt, sondern ist eine gezielte Förderung begabter, talentierter, in ihren ehemals schulischen, später Studienleistungen sehr hoch eingestuften Studenten, welche in diesen leistungen auch nicht unter ein gewisses (noch immer sehr hohes) Level abfallen dürfe. Im Gegenzug dazu das sie ihr Studium sehr intensiv und auch zeitlich knapp durchziehen erhalten sie das Stipendium.

Aus meiner Erfahrung bekommen aber viele "Dödel" ein Stipendiem, die nur das richtige Parteibuch tragen oder sich vom richtigen Wirtschaftsverband "kaufen" lassen. Mit Leistung hat das nicht immer etwas zu tun.

Zwar finde ich den Grundtenor von Sippschaft auch für falsch, denn Studenten pauschal als Sozialschmarotzer zu bezeichnen, nur weil sie ein Stipendium erhalten, bringt keinem was. Sie machen ja etwas dafür, eine Ausbildung für Berufe, die dem Staat später oft eine Menge Steuern einbringen. Zudem werden Stipendien in der Regel ja nicht vom Staat finanziert, sondern von Wirtschaftsverbände, Parteien oder ähnlichen Organisationen, also nur indirekt von der Gemeinschaft.

Allerdings ist die Art und Weise wie sich Albi beschwert auch merkwürdig. Nur einer geringer Anteil der Studenten bekommt überhaupt staatliche Unterstützung. Und nicht jeder BAföG-Empfänger kriegt den Höchstsatz. Und trotzdem schaffen es trotzdem viele Studenten über die Runden zu kommen. Und wenn es dann noch ein Stipendium gibt, dass im Gegensatz zum BAföG nicht mal zurückgezahlt werden muss, sollte man darüber lieber froh sein, als gleich loszumeckern, dass man zu wenig bekommt.

Wenn das Geld nicht reicht, dann muss man eben nebenbei arbeiten gehen. Und 30-40 Stunden im Monat kann man eigentlich in jedem Studienfach schaffen und schon hätte er fast das doppelte Geld zur Verfügung. Und in genug Fächern hat man auch den Großteil der Semesterferien frei, in denen man dann auch deutlich mehr arbeiten könnte, wenn man im Semester nicht arbeiten will oder kann.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Naja, die 320 Euro für sich gesehen sind wirklich wenig. Zu wenig, um davon zu leben. Das bestreitet keiner. Keiner behauptet aber, dass das Stipendium allein ausreichend zu sein hat! Denn neben dem Stipendium (und das allein ist ja schon gut, weil es keine Leistung ist, auf die ein Rechtsanspruch besteht!) stehen Dir die ca. 160 Euro Kindergeld zur Verfügung.

Damit liegst Du übrigens bei 480 Euro. Die nun fehlenden ca. 160 Euro können durch die Eltern bzw. durch das BaföG erbracht werden. Dann hättest Du ungefähr 640 Euro zur Verfügung, was nun mal zum Leben reichen sollte. Inkl. der Wohnraumkosten. Wenngleich es dann kein Palast mit 3 Bädern sein kann. Doch unterstelle ich Dir auch keine entsprechenden Ansprüche.

Die Frage, ob bzw. wozu ein Student ein Auto benötigt, halte ich einmal zurück. Erklären könnte ich es damit, dass man im elterlichen Haushalt lebt und nur so zur Uni kommt. Dann fällt idR. die Belastung durch die Miete weg. Zahlt man hingegen Miete, so ist es dem Studenten zuzumuten, in Uni-Nähe zu ziehen, sodass zu Fuß oder mit dem ÖPVN der Studienort zu erreichen ist. Somit ist ein Auto ein (teurer) Posten, der sehr viel Einsparpotential mit sich bringen könnte.

Übrigens bin ich aber Grundsätzlich Deiner Meinung, dass das vorhandene Geld falsch verteilt wird. Doch auch diese falsche Verteilung ändert nichts daran, dass Deine aktuelle Lebenssituation verhältnismäßig komfortabel zu sein scheint, und Du nicht in die erste Reihe gehörst, wenn das Geld neu zu verteilen wäre. Da gibt es auch unter Studenten Leute, deren Situation mit Deiner gleich zu setzten wäre - nur eben ohne Stipendium.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Weißt du, Sippschaft, ein wenig lächerlich ist es doch schon, von "Feind bekämpfen" zu reden. Es ist in Ordnung, wenn es Militärbündnisse gibt, also zum Beispiel eine EU-Armee und natürlich muss jeder Mitgliedsstaat dann auch Budget dafür zur Verfügung stellen. Aber wozu bitte braucht ein einzelner Mitgliedsstaat seine eigene Armee? Wie wahrscheinlich ist es, dass "der Feind", wie von dir bezeichnet, in Deutschland einmarschiert? Welcher Staat sollte das deiner Meinung nach sein?

Was Geld für Rüstung mit Geld für Bildung zu tun hat, ist doch ohnehin klar. Das Geld, das man für Rüstung ausgibt, steht nicht als Geld für Bildung zur Verfügung, weil Geld nun einmal eine begrenzte Ressource ist. Man muss damit richtig wirtschaften und es dort einsetzen, wo es den größten Nutzen bringt. Und dass Geld für Rüstung einer einzelnen Volkswirtschaft, die nicht wirklich gefährdet ist, von einem anderen Staat überfallen zu werden, sinnvoll investiert ist, halte ich für falsch. Geld für Bildung bringt einer Volkswirtschaft hingegen in einer Wissens- und Informationsgesellschaft einen extrem hohen Nutzen, wenn nicht sogar den höchstmöglichen Nutzen.

Ich denke aber nicht, wie der Threadersteller, dass die Studenten vom Staat zu wenig Geld zur Verfügung gestellt wird, sondern dass zu wenig für Studenten gratis ist. Weil wenn man mehr Dinge gratis macht, hat das denselben Effekt wie ein Geldzuschuss, nur dass dieses "Zusatzeinkommen" im ersten Fall eben zweckgebunden wäre. Dass ein Studium nichts kosten sollte (also keine Studiengebühren), ist meiner Meinung nach ohnehin klar, weil Bildung dem Staat bei weitem mehr bringt als es ihn kostet. Zusätzlich sollte man die notwendige Literatur gratis zur Verfügung stellen (so wie das früher in Österreich der Fall war), Freifahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (oder warum genau sollte man hier Pensionisten begünstigen, Studenten aber nicht? Was genau bringen Pensionisten einem Staat?), und noch viele weitere Maßnahmen wären denkbar.

» miami_weiss » Beiträge: 104 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge


@Nephele:
Sehe ich genauso, abgesehen von der Rüstungsfrage, die hat miami_weiss etwas sinnvoller beantwortet! Schade, dass Sippschaft eine derart schlechte Meinung von Studenten hat. Er/Sie hat bestimmt immer nur die "faulen" Studenten getroffen... ;)

@Albi:
Ein solches Stipendium hätte ich auch gerne gehabt. Würde mich da an Deiner Stelle ein wenig zurückhalten, zumal Du dieses Geld ja nicht einmal zurückzahlen musst! Ein wenig Arbeit während des Studiums ist durchaus charakterbildend! :)

» TheOther » Beiträge: 10 » Talkpoints: 3,22 »



Ich denke auch, dass für Bildung eigentlich mehr Geld da sein sollte. Allerdings ist das auch schon der einzige Punkt, in dem ich dir zustimmen kann. Ansonsten denke ich, dass du ein bisschen zu stark verallgemeinerst und seltsame Vergleiche und Schlussfolgerungen präsentierst. Bildung ist natürlich wichtig und ich denke auch, dass man an vielen Bereichen stärker sparen könnte, zum Beispiel bei der Finanzierung von Langzeitarbeitslosen oder auch bei den Ausgaben für die Rüstung.

Allerdings denke ich nicht, dass ein Student unbedingt von 320 Euro im Monat leben muss. Wer ein Stipendium hat, das lediglich diesen Betrag abwirft, gibt es noch weitere Möglichkeiten, die fehlenden finanziellen Mittel aufzutreiben. Bafög ist eine Möglichkeit, falls die eigenen Eltern nicht in der Lage sind, das fehlende Geld beizusteuern. Ansonsten könntest du auch auf 400-Euro-Basis arbeiten. Bei einem durchschnittlichen Studenten-Stundenlohn musst du dafür nur ein bis zwei Tage pro Woche arbeiten, was ja nicht so viel ist. Ein Arbeitstag pro Woche während des laufenden Semesters und vielleicht zwei bis drei Arbeitstage pro Woche während der vorlesungsfreien Zeit ist sicher kein Grund, sich zu einem Langzeitstudenten zu entwickeln.

Dazu kommt, dass man als Student extrem billig leben kann, falls man das möchte. Man kann natürlich jeden Monat ein paar tausend Euro verjubeln, aber es ist auch möglich für 600 oder 700 Euro zu leben. In den Studentenwohnheimen findet man oft sehr günstige Zimmer. Oft findet man auch in der Umgebung der Universität private Vermieter, die Zimmer oder kleine Wohnungen günstig an Studenten vermieten. Ein Auto ist zwar komfortabel und ich kenne auch nur wenige Studenten, die keines haben. Dennoch könnte man darauf sicher verzichten, da man mit dem Semesterticket ja eigentlich ausreichend versorgt ist.

Ganz so schwarz, wie du die Situation darstellst, ist sie nun wirklich nicht. Vielleicht solltest du die schwarze Brille einmal absetzen. Ich habe auch Kommilitonen, die immer wieder über die schlechte Lebenssituation von Studenten meckern. Letztendlich ist dann aber alles nicht so schlimm und nach ein paar Jahren ist der schreckliche Zustand ja auch vorbei, sobald man seinen ersten richtigen Job hat.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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