Vorurteile gegen Studienfächer
Subbotnik hat geschrieben:Auch wenn es Dich nicht interessiert: Die meisten enden als Betriebswirt , d. h. sie gammeln bis zum Ende ihres Lebens in der mittleren Verwaltung kleiner bis großer Betriebe herum. Ein echter Traumjob .
Zum Glück kannst Du ja wenigstens vorurteilsfrei erklären, was sie dann mit ihrem Studium machen...
Betriebswirte werden in vielen unterschiedlichen Bereichen in Unternehmen eingesetzt und was aus ihnen wird und ob sie einen Traumjob bekommen, liegt nur zweitrangig am Betriebswirt. Und für einige stellt gutbezahltes Rumgammeln offenbar einen Traumjob dar.
Davon abgesehen höre ich über Psychologie immer mal wieder gerne, dass das nur Leute studieren, die selber nicht schußecht sind, weil sie da eine freie Therapie bekommen und vor allem endlich mal auf Leute treffen, die einen noch größeren Knall haben als sie selbst. Dass das natürlich nicht stimmt, ist klar, oder?
Warum? Es ist kein Vorurteil - die meisten BWLer ziehen nach dem Abschluss eben nicht das große Los und viele die es studieren haben am Anfang schon verdrehte Vorstellungen, ein neuer Zumwinkel, Wiedeking oder Zetsche zu werden oder gleich bei McKinsey & Co einen hohen Posten abzugreifen - was nur den allerwenigsten gelingt.
Der Großteil erwischt im Gegensatz dazu eben nur 08/15 Jobs im mittleren bis höheren Management als Wasserträger derer auf deren Posten sie eigentlich sitzen wollten. Und wenn Du die meisten BWLer fragst, vor allem die Erstis, wo sie später mal landen wollen wird Dir keiner sagen "Wirtschaftsprüfer oder Assistenz der Geschäftsführung in mittleren Familienunternehmen für 2.800 brutto im Monat wäre toll" - die Ernüchterung kommt dann meist im Studium...
Das passiert aber nicht nur den BWLern, das gibt es in jedem Studiengang. Wenn ich überlege, wie viele Kommilitonen, heute einfach nur stur Programmieren, oder irgendwo die Transaktionslisten in Banken programmieren.Subbotnik hat geschrieben:Warum? Es ist kein Vorurteil - die meisten BWLer ziehen nach dem Abschluss eben nicht das große Los und viele die es studieren haben am Anfang schon verdrehte Vorstellungen, ein neuer Zumwinkel, Wiedeking oder Zetsche zu werden oder gleich bei McKinsey & Co einen hohen Posten abzugreifen - was nur den allerwenigsten gelingt.
Noch ein Vorurteil über Juristen: Erst neulich habe ich gehört, wer sich nach dem Jurastudium "nur" zum Anwalt-Sein aufraffen kann, der ist zu faul, etwas mehr zu tun, Richter wäre doch das Non-Plus-Ultra
Naja, hier muss man weiter differenzieren! Anwalt = faul, Staatsanwalt = etwas weniger faul - Richter = fleißig & selbstlos .
Ok, aber was das Programmieren angeht: Gibt es hier echte, hochgesteckte Ziele, also dass jeder mindestens ein Linus Torvalds, Andrew Tanenbaum oder Steve Wozniak werden möchte? Informatiker kommen mir bei Gesprächen immer als sehr praktisch und realitätsnah denkende Menschen vor, die selbst als Erstis wesentlich weniger in teils unrealistische Ziele vernarrt sind im Gegensatz zu viele BWLern die ich über Seminare kennenlernen durfte - auch wenn die heute auch nichts mehr davon wissen wollen, was sie vor 3 Jahren vor der Tür des Seminarraums herumposaunt haben...
Ich meinte übrigens in meinem letzten Post Transaktionslisten kontrollieren nicht programmieren
Vielleicht nicht so hoch hinaus, aber Projektmanager oder ein Junior Database Manager oder so etwas dürfte es schon seinSubbotnik hat geschrieben:Ok, aber was das Programmieren angeht: Gibt es hier echte, hochgesteckte Ziele, also dass jeder mindestens ein Linus Torvalds, Andrew Tanenbaum oder Steve Wozniak werden möchte?
Also bei uns in Österreich ist es so, dass Leute die Theaterwissenschaften oder Alte Geschichte oder solche außergewöhnlichen Studienrichtungen wählen, immer sehr komisch angeschaut werden. Da sagt dann entweder jemand "Dein Studium ist ja so leicht, das lass ich mir als Wahlfach anrechnen" oder "Dein Ziel ist es also arbeitslos zu werden?". Nun ja, ganz so falsch ist das wahrscheinlich auch gar nicht, weil es bei den Studien viel mehr Absolventen gibt als Arbeitsplätze, aber wenn einen nur das interessiert, dann denk ich mir, wieso nicht.
Das mit "Jemand der nicht weiß, was er machen soll, macht Wirtschaft oder Jus" ist bei uns auch so, dass es Leute gibt, die Wirtschaft oder Jus interessant finden, das können sich die meisten Leute gar nicht vorstellen.
Wieder etwas anderes bei Wirtschaft ist bei uns, dass einen manche Leute dann mit großen Augen ansehen und glauben, jeder der Wirtschaft studiert, wird einmal reich. Dass nicht jeder Absolvent CEO sein kann, leuchtet denen nicht ein. Sehr lustig finde ich aber auch, dass jeder Informatik-, Mathematik-, Chemie- oder Physikstudent gleich den Ruf hat, weltfremd zu sein und dass jeder Student auf der Wirtschaftsuniversität ein Schnösel ist, der ohne Ralph Lauren-Pullover gar nicht aus dem Haus geht.
Ein Klischee fällt mir aber noch ein: Jedes Mal, wenn ich jemandem erzähle, dass ich Mathematik studiere, tätigt derjenige die Aussage "Willst du Lehrer werden oder was?". In Österreich kann man also als Mathematiker nur Lehrer werden - naja und mit Wirtschaft eben nur CEO, was anderes gibt es ja nicht, also doch lieber Wirtschaft.
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