Wenn der Nachbar Alkoholiker ist

vom 05.09.2008, 05:55 Uhr

In Filmen wirkt das oft sehr lustig: Leute, die Alkohol trinken und danach anderen auf die Nerven fallen. In der Realität ist das nicht lustig. Konkret bei meinem Nachbarn. Mehrmals die Woche kommt er besoffen nach Hause und verursacht dabei extremen Lärm, wenn er versucht, die Tür aufzuschließen. Wenn ich Glück habe, findet er irgendwann das Schlüsselloch und tobt sich dann in seiner Bude aus.

Es ist aber schon vorgekommen, dass er die Tür nicht aufbekommt oder den Schlüssel (angeblich oder tatsächlich, keine Ahnung) nicht findet. Und dann schlägt er schon mal gegen meine Tür, damit ich ihm helfe! Nun, hilfsbereit wie ich bin, habe ich das anfangs auch gemacht. Wenn er keinen Schlüssel hatte, war es ein echtes Theater, ihn draußen zu halten, weil er dann auf meiner Couch pennen wollte. Ich bin ja wirklich ein geduldiger Mensch, aber jetzt reicht es sogar mir.

Gestern war es wieder soweit: Er schlug gegen meine Tür (die Klingel findet er anscheinend nicht oder kann sich nicht erinnern, was das überhaupt ist), schrie und brüllte herum. Ich blieb standhaft und ließ ihn sich austoben. Für mich stellt sich die Frage: Soll ich die Polizei einschalten? Irgendwie tut er mir ja auch leid. Er ist seit kurzem geschieden und hat seine Arbeit verloren. Aber muss ich mich in seine Probleme reinziehen lassen? Sehe ich nicht ein. Wie seht ihr das?

» Hundekeks » Beiträge: 229 » Talkpoints: -0,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Was du ansprichst ist in meinen Augen ziemlich heißes Eisen. Ob du dich tatsächlich mit den Problemen deines Nachbarn näher auseinandersetzen willst, ist in meinen Augen sehr von der Beziehung beziehungsweise deinem Verhältnis zu ihm abhängig. Wenn du ihn beispielsweise schon sehr lange kennst, möglicherweise auch schon vor seiner Alkoholerkrankungen, dann würde ich mir überlegen, ob ich nicht wirklich in irgendeiner Art und Weise aktiv werden würde.

Dass dich die ganze Sache primär natürlich erst einmal stört beziehungsweise besser belästigt, kann ich sehr gut nachvollziehen. In einer früheren Wohnung hatte ich einmal genau das gleiche Problem, was monatelang sehr störend war. Hier war es allerdings so, dass der Betroffene nach einiger Zeit anfing, gegenüber seinen Mitmenschen gewalttätig zu werden. Daher erübrigte sich ein Eingreifen von meiner Seite, da dies schon von anderen Personen die Wege geleitet wurde, die direkt davon betroffen waren. Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass ich zu der entsprechenden Person überhaupt keinen persönlichen Kontakt hatte, oder sie genauer kannte.

Falls die betroffene Person in deinem Fall nicht 24 Stunden am Tag alkoholisiert ist und du hast ein gutes Verhältnis zu ihr, würde ich versuchen, die ganze Thematik vielleicht einmal auf einer ganz lockeren Basis anzusprechen, oder auch anzubieten, ob du eventuell mit ihm zusammen nach Lösungsmöglichkeiten suchen sollst. Viele Betroffene sind in so einer Situation sehr dankbar, wenn sich überhaupt noch irgendjemand für sie interessiert.

Misterinkognito

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» misterinkognito » Beiträge: 231 » Talkpoints: 0,73 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo!

Das ist wirklich eine schwieriges Thema. Vielleicht könntest du mit anderen Nachbarn sprechen, was sie dazu sagen und was sie vorschlagen würden. Denn es betrifft ja dann eigentlich das ganze Haus.Die Polizei würde ich wohl ehr nicht rufen. Aber die Tür öffnen, wenn dein Nachbar wieder besoffen ist und dagegen hämmert, würde ich wohl auch nicht. Ich hätte viel zu viel Angst, dass er auch mal gewaltätig werden könnte.

Hat dein Nachbar denn keine Freunde oder Verwandte, die du mal ansprechen könntest, wenn sie deinen Nachbarn besuchen wollen? Vielleicht könntest du auch mal bei den anoymen Alkoholikern anrufen und frage, was du machen könntest. Vielleicht würde mal ein Mitarbeiten bei deinem Nachbarn vorbei gehen. Wenn du dabei anonym bleiben möchtest, dann wird das sicher berücksichtig.

Wenn du dich gar nichts einmischen würdest, wäre es sicher auch nicht richtig. Dein Nachbar wird Hilfe dringend nötig haben. Aber oft wissen die Betroffenen ja gar nicht, dass sie ein ernstes Problem haben. Aber wie weit du deinem Nachbarn behilflich sein muss, ist auch eine gute Frage. Aber die Augen verschließen und wegschauen, kann ja auch nicht richtig sein.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Die Entscheidung, ob du ihm helfen willst, liegt eigentlich bei dir. Dir muss dann aber auch klar sein, dass es sein kann, dass er gar keine Hilfe haben möchte. Und dann solltest du, finde ich jedenfalls, keine Hilfe erzwingen.
Wenn es dich wirklich stört, dass er nachts an die Tür hämmert (und das würde es mich definitiv), dann kannst du, sofern du nicht direkt helfen willst, was dir keiner verübeln kann, auch die Polizei rufen.

Vielleicht reicht ja schon so ein Weckruf, dass er mal über sein Handeln nachdenkt. Denn ob man es glaubt, oder nicht, manchen Menschen kann man nicht mit Freundlichkeit helfen, sondern die merken erst, was für ein Fehlverhalten sie an den Tag legen, wenn die Herren in Grün ihm mal einen Besuch abstatten. Vielleicht hat er das mal nötig.

» Ashyja » Beiträge: 101 » Talkpoints: 1,54 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also ich finde das Verhalten deines Nachbarns einfach respektlos und dumm.

Ich meine er müsste doch am nächsten Morgen bemerken, was er falsch gemacht hat und es realisieren dass er Hilfe braucht. Wenn dieses nächtliche Theater wirklich ständig passiert, solltest du auf jeden Fall mal ein ernstes Gespräch mit dem Nachbarn führen und im Notfall auch wirklich mit der Polizei "drohen".

Dass du deinem Nachbarn dann so bereitwillig hilfst ist zwar selbstlos, aber geht langfristig auf deine Kosten. Nicht selten haben doch genau solche nächtlichen Störfaktoren zu Schlafstörungen und den damit verbundenen negativen Folgen geführt.

Wenn DU willst, kannst du ihm sogar Hilfe anbieten und ihm die nötigen Kontakte für einen Entzug und so weiter aufbauen, aber das ist sicherlich nicht deine Pflicht. Ausserdem musst du ihm auch in diesen Nächten nicht helfen, wenn er betrunken ist! Wenn du willst, kannst du natürlich auch die Polizei rufen.

Also ich persönlich hätte sehr konsequent gehandelt und ihm zwar professionelle Hilfe empfohlen, aber bei weiteren Problemen hätte ich die Polizei oder den Vermieter eingeschaltet.

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» Aria » Beiträge: 157 » Talkpoints: 0,03 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ehrlich gesagt würde ich mich nicht mit den Problemen eines Alkoholikers abgeben wollen, zu dem ich keinen näheren Bezug habe. Die reine Tatsache, dass er dein Nachbar ist, rechtfertigt das beschriebene Verhalten meiner Meinung nach nicht. Natürlich hat sich ein Alkoholiker nicht im Griff, aber das entschuldigt sein Verhalten seinen Mitmenschen gegenüber nicht. Und vor allem hätte ich an deiner Stelle überhaupt keine Lust, mich permanent mit Alkoholleichen abzugeben. Wenn man das aus beruflichen Gründen tun muss, ist das eine Sache. Aber in seiner Freizeit will man doch eigentlich von so etwas verschont bleiben.

Wenn so etwas ein- oder zweimal vorkommt, ist es vielleicht in Ordnung, dem Nachbarn zu helfen. Allerdings reicht mein Altruismus nicht aus, einen betrunkenen Menschen, der mir mehr oder weniger fremd ist, bei mir übernachten zu lassen. Man weiß nie, wie sich die Betroffenen im Suff verhalten und ich würde an deiner Stelle wahrscheinlich die Polizei und einen Krankenwagen rufen, wenn der Nachbar mal wieder extrem betrunken und dadurch schon unzurechnungsfähig herumirrt und nicht einmal seine Tür öffnen kann.

Wenn er einfach nur herumrandaliert und vielleicht sogar nachts Lärm macht, würde ich einfach die Polizei rufen. Das ist für dich gut, weil du dann hoffentlich Ruhe hast und für ihn ist es ein Warnschuss. Natürlich sieht ein Alkoholiker sich nicht als krank an und bei den meisten dauert es lange, bis sie einsehen, dass sie etwas an ihrer Situation ändern müssen. Dennoch ist das kein Freifahrtschein, um seine Umgebung zu terrorisieren und die Nachbarn wach zu machen. Nur weil sein Leben aktuell den Bach runtergeht, bedeutet das ja nicht automatisch, dass sein Umfeld auch unter seinen Problemen leiden muss - und das scheint ja aktuell bei euch definitiv der Fall zu sein.

Falls du den Typen sonst, wenn er nicht gerade herumspinnt, eigentlich magst, könntest du versuchen, ihn in einer ruhigen Minute, wenn er nicht gerade wieder besoffen ist, mal anzusprechen. So etwas kann aber auch gewaltig nach hinten losgehen, da erfahrungsgemäß die meisten Alkoholiker erst einmal leugnen, dass sie überhaupt ein Problem haben und vielleicht sogar böse werden.

Hier im Haus ist auch eine Eigentümerin, die jahrelang getrunken hat und auch aktuell wieder auf dem besten Wege ist, in ihre Sucht abzurutschen. Den anderen Leuten hier im Haus, zumindest einigen, war das schon ziemlich peinlich, weil die betroffene Frau schon betrunken auf der Straße und im Hausflur lag, was natürlich kein schöner Anblick ist in einer sehr friedlichen und ordentlichen Umgebung. Letztendlich hat das gute Zureden ihres Partners und der halben Nachbarschaft natürlich nichts bewirkt, bis sie selbst irgendwann eingesehen hat, dass sie einen Entzug anstreben muss. Nun ist sie wieder auf dem Weg in die Sucht und auch diesmal wird es nichts bringen, wenn die Nachbarn sich einmischen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Vielleicht solltest du ihn mal im nüchternen Zustand darauf ansprechen, dass man seine Probleme doch bestimmt auch noch irgendwie anders lösen kann als mit Alkohol.

Denn deinen Erzählungen nach scheint er ein echtes Problem zu haben. Gerade wenn man solche Schicksalsschläge wie einen Jobverlust oder eine Scheidung hinter sich gebracht hat, ist es oft schwierig sich wieder aufzuraffen. Möglicherweise könntest du ihm dazu raten, mal einen Experten hinzu zuziehen.

Die Polizei würde ich nicht anrufen, die kann einer so verzweifelten Person wohl auch nicht weiterhelfen. Aber damit, dass du ihn auf deinem Sofa schlafen lässt, ist ihm sicher auch nicht geholfen. Für mich klingt es, als bräuchte diese Person Hilfe von einem Psychologen. Versuch doch sonst mal, mit seinen näheren Verwandten in Kontakt zu treten, ich denke mit denen kannst du vielleicht noch besser reden, als mit ihm selbst.

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» JulietMay » Beiträge: 1078 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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