Im Haushalt überfordert
Ich bin sprachlos, was mir ein guter Kumpel sozusagen „gebeichtet“ hat. Wir kennen uns schon von der Grundschule her und sind seitdem beste Freunde. Allerdings sehen wir uns nicht mehr oft, weil er in einer anderen Stadt arbeitet und lebt. Er hat vor vier Jahren eine Frau geheiratet, die eine kleine Tochter mit in die Ehe brachte. So weit nicht weiter ungewöhnlich. Was mir ein wenig spanisch vorkam war, dass er mich und meine Verlobte nie zu sich nach Hause einlud. Immer trafen wir uns irgendwo in der Stadt oder in unserer Wohnung. Gestern waren wir zu Zweit in einer früheren Stammkneipe. Nach ein paar Bier brach es dann aus ihm heraus: Er lädt nie jemanden zu sich nach Hause ein, weil seine Frau mit dem Haushalt völlig überfordert ist und die Bude völlig verdreckt ist!
Alleine bei der Schilderung der Zustände wurde mir schlecht: Tagelang stapelt sich das Geschirr, die Räume verdrecken und versiffen, im Bad stinkt es, überall tote Insekten und Spinnweben, jedenfalls war ich geschockt, was er mir so erzählt hat! Eine Putze können sie sich angeblich nicht leisten – warum seine Frau, die nicht berufstätig ist, nichts dagegen unternimmt, konnte er mir nicht erklären. Es war ihm auch anscheinend peinlich.
Unglaublich, dass es so etwas heutzutage noch gibt!
Wahrscheinlich ist sie mit allem überfordert. Dann verstehe ich aber auch nicht, daß dein Kumpel nicht mal mit im Haushalt hilft. Gerade wenn noch ein kleines Kind da ist, ist es doch wichtig, ein bischen Ordnung in den Haushalt zu bringen. Das es, wenn Kinder da sind, nicht immer ordentlich aussieht, ist mir schon klar, aber eine gewisse Grundordnung muss schon sein. So kann ja auch die Tochter wahrscheinlich nie ihre Freundinnen zu Hause einladen.
Wenn du eine richtig gute Freundin bist, würde ich den beiden anbieten, bei der Grundreinigung mitzuhelfen. Wenn erst mal eine Grundordnung drin ist, geht es meist besser, Ordnung zu halten. Ich würde aber ohne Vorwürfe helfen, wenn sich die beiden überhaupt helfen lassen.
Ich denke auch, dass die Frau Deines Kumpels so überfordert ist mit dem Haushalt, dass die einfachsten Dinge wie Geschirrspülen oder kehren ihr nicht mehr von der Hand gehen und es für sie Kraft kostet, das zu machen. Insofern würde ich sie deshalb nicht verurteilen. Sie ist vermutlich nicht zu faul zum Putzen, sondern kann es nicht, da ihr die Kraft dazu fehlt. Aber das kannst Du vermutlich besser einschätzen, da Du sie ja kennst, und einschätzen kannst, ob sie mitten im Leben steht oder eher nicht.
Ich finde es sehr mutig von Deinem Freund, Dir zu erzählen, wie es bei ihm zuhause aussieht. Es scheint ihm ja unangenehm zu sein, sodass es ein Vertrauensbeweis ist. Die Idee von Loerelei911 finde ich gut. Du könntest Deinem Freund und seiner Frau tatsächlich anbieten, bei einer Grundreinigung zu helfen. Zu dritt ist das sicher machbar! Und Du könntest sie vielleicht darin unterstützen, deas Haushalt machen als Alltägliches zu sehen und in den Tagesablauf zu integrieren. Jeden Tag ein bisschen im Haushalt gemacht (zum Beispiel Montags und Donnerstags saugen, Samstags wischen, Bad putzen Dienstags und Samstags), und es verdreckt nicht mehr. Dein Freund sollte sie dabei natürlich unterstützen, auch wenn er berufstätig ist.
Jetzt war ich zunächst mal überrascht als ich las, dass seine Frau mit dem Haushalt überfordert ist. Offenbar sind es ja wohl beide. Allerdings bin ich selbstverständlich davon ausgegangen, dass beide berufstätig sind und sich somit den Haushalt teilen. Wenn einer der Partner zu Hause bleibt, sollte es klar sein, dass dieser dann den Hauptteil erledigt.
Dennoch denke ich auch, dass Dein Freund eine gewisse Mitschuld trägt. Schließlich lebt er auch in diesem Dreck ohne selbst etwas dagegen zu unternehmen. Auch wenn er berufstätig ist, bleiben ja immer noch die Wochenenden. Da hätte er sich seine Frau schon längst mal schnappen können, um einmal gemeinsam eine Grundsauberkeit und -ordnung in den Laden zu bringen.
Wenn seine Frau jetzt allein vor diesem "Dreckhaufen" steht, kann ich durchaus verstehen, dass sie da überfordert ist. Selbst wenn sie damit jetzt anfängt, scheint es einfach nicht weniger zu werden, und das ist durchaus ein Stressfaktor. Wenn erst einmal alles in Ordnung ist, fällt es mit Sicherheit leichter diesen Zustand dann auch aufrecht zu erhalten.
Was mich etwas stutzig werden lässt, ist, dass Du sagst, Dein Freund wisse selbst nicht warum seine Frau das nicht auf die Reihe kriegt. Ja redet er denn nicht mit seiner Partnerin? Mir scheint das fast so, dass da ein tieferes Problem dahinter steckt, zum Beispiel eine Depression. Wenn man unter Depressionen leidet, kriegt man nämlich in aller Regel wirklich - gar nichts - mehr auf die Reihe, auch nicht die einfachsten Dinge, die für alle anderen das Normalste von der Welt sind.
Und wenn sich das nicht miteinander reden auch auf andere Bereiche erstreckt, könnte das ja durchaus schon der Auslöser sein. Und ob die Beziehung grundlegend in Ordnung ist, kannst Du ja offenbar auch nicht wirklich beurteilen, wenn Du noch bei den beiden zu Hause warst, und somit auch seine Frau nicht einschätzen kannst. Da würde ich mir jetzt gar kein Urteil erlauben, denn Du weißt schließlich nicht, was da abläuft, geschweige denn, was seine Frau für ein Mensch ist.
Den Vorschlag, den beiden anzubieten, ihnen bei der Grundreinigung zu helfen, finde ich gut. Das könntet ihr dann an einem Wochenende alle zusammen durchziehen. Auch die Idee, dann einen groben Putzplan aufzustellen, finde ich gut. Außerdem könnte man einen gewissen Druck ausüben, indem Du Dich zum Beispiel regelmäßig mit Deinem Freund bei ihm zu Hause trifft. Zumindest bei mir würde das funktionieren, denn kein Mensch setzt einen Schritt in meine Wohnung, wenn es nicht mindestens halbwegs passabel aussieht. Auch wenn ich mich bei anderen gar nicht daran störe - mir selbst wäre das einfach zu peinlich.
Aber abgesehen davon, sollte vielleicht noch der ein oder andere Aspekt geprüft werden, was ich in meinen Ausführungen ja bereits angedeutet habe...
Wegen solcher Reaktionen wie der Deinen trauen sich eben viele Leute nicht, ihr Problem nach außen zu tragen, und verstecken es bzw. verschweigen es. Da werden dann eigentlich gesellige Leute zu Eigenbrödlern etc. Das Unverständnis anderer, denen es Gott sei dank leicht fällt, macht es für Betroffene sehr schwer, denn für die Betroffenen ist es eben nicht "ein bißchen Haushalt", der sich quasi von alleine macht, sondern eine fast unschaffbare Sysiphosarbeit, in der sie keinen Anfang, kein Ende und keinerlei Struktur erkennen. Sich da raus zu arbeiten bedarf viel mehr als sich nur ein wenig aufzuraffen, es bedarf regelrecht einer Therapie.
Die von Dir beschriebenen Umstände klingen nach einer verwahrlosten WOhnungen, aber letztlich sieht die WOhnung nicht ohne Grund so aus. Niemand wohnt gerne in Müll und Dreck und es ist ein für die betroffenen Personen unüberwindbarer Berg, strukturiert etwas dagegen zu tun, denn man hat den EIndruck, egal, was man macht, das ganze dreckige Chaos bekommt man ja eh nicht weg. Verbunden mit einem eher großen Hang zur Prokrastination wird dann eben oben geschildertes draus.
Und Du bist darüber sprachlos und verlangst erst mal Rechenschaft, warum "seine Frau daas nicht schafft" - tja, er wird seinen Leidensdruck wohl so schnell nicht wieder mit jemandem teilen bei der Reaktion, oder? Wenn einem jemand sowas erzählt, ist die eigene Befindlichkeit , das sollte man schon wissen als Gesprächspartner, erst einmal völlig nebensächlich. Da erzählt Dir jemand sein Geheimnis und Du fragst ihn sensationslüstern aus?
Falls Du das nicht getan haben solltest, sorry, aber so kommt es bei mir an und ich habe in anderem Zusammenhang solche Reaktionen auch schon erlebt. Es nervt einfach nur. Du leistest keinerlei Hilfe, machst den seelischen Druck nur schlimmer. Hilfe in diesem Fall heißt: Sich beherrschen, Hilfe anbieten an einem langen Wochenende und diese dann auch wirklich leisten.
Ich denke, dass dein Bekannter kein Einzelfall ist. Es gibt sicher mehr Menschen, die mit ihrem Haushalt und anderen ganz alltäglichen Aufgaben überfordert sind, auch wenn es rational und von außen betrachtet dafür kaum einen Grund gibt. Allerdings denke ich nicht, dass das Problem nur die Partnerin deines Bekannten betrifft, sondern beide Partner - also auch deinen Bekannten selbst.
Ich kann gut verstehen, dass es deinem Bekannten peinlich ist, Bekannte und Freunde zu sich einzuladen, wenn die Wohnung so einen schlechten Eindruck vermittelt. Es ist doch schon so, dass eine verschmutzte Wohnung ein schlechtes Licht auf die Bewohner wirft, auch wenn man sich als Besucher eigentlich kein negatives Urteil über die Freunde und Bekannten erlauben möchte. Dennoch fallen solche Dinge ja auf und ich denke, dass man sich automatisch fragt, warum diese Leute ihre Wohnung nicht sauberhalten können oder wollen.
Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht, dass jemand seinen Haushalt nicht vernünftig führen kann. Gerade wenn einer der beiden Partner nicht arbeiten geht, sollte es diesem doch problemlos möglich sein, den Haushalt zu führen. Die meisten Menschen müssen ihren Haushalt noch neben einem normalen Beruf führen und bei den meisten Leuten funktioniert auch das problemlos. Daher frage ich mich dann immer, was die Leute, die sonst nicht so viel zu tun haben, eigentlich in der ganzen Zeit machen, die sie mehr zur Verfügung haben als diejenigen, die noch berufstätig sind. Vielleicht ist die Partnerin deines Bekannten ja grundsätzlich mit ihren Aufgaben oder insgesamt mit ihrem Leben überfordert und kann die Wohnung daher nicht adäquat in Ordnung halten. Ich frage mich dann allerdings, warum dein Bekannter ihr nicht hilft. Wenn es sich um eine gemeinsame Wohnung handelt, kann er ihr doch helfen, auch wenn er noch arbeiten geht. Auf der anderen Seite muss diese Frau sich allerdings auch bemühen, wieder in ihren Alltag zurückzufinden, falls sie gerade eine schwierige Phase durchläuft.
Falls dir etwas an diesen beiden Leuten liegt und du ihnen gerne dabei helfen möchtest, sich wieder wohler in ihrer eigenen Wohnung zu fühlen, solltest du vielleicht noch einmal behutsam (und diesmal ohne Alkohol) mit deinem Bekannten sprechen und ihn fragen, ob seine Frau vielleicht psychische Probleme hat. Falls sie aufgrund solcher Einschränkungen Probleme mit diesen simplen Erledigungen hat, kannst du ihr vielleicht gemeinsam mit deinem Bekannten bei der Suche nach einem geeigneten Psychotherapeuten behilflich sein. Falls die Frau jedoch recht zufrieden wirkt und einfach nur keine Lust auf die Arbeit im Haushalt hat, fände ich ihr Verhalten nicht nachvollziehbar und in dem Fall sollte sich dein Bekannter dann fragen, ob er das weiterhin mitmachen möchte. Allerdings denke ich eher, aufgrund deiner Schilderungen, dass die Frau ein ernsthafteres Problem hat und dass sie nicht faul ist, sondern es im Moment einfach nicht schafft, den Haushalt vernünftig zu führen.
Du kannst deinem Bekannten auch anbieten, dass du hilfst, die Wohnung mal wieder gründlich zu säubern. Vielleicht sind die beiden völlig überfordert von dem Ausmaß der Verschmutzung, so dass sie immer direkt abgeschreckt sind, wenn sie ans Putzen denken und es dann schließlich doch wieder sein lassen. Vielleicht brauchen sie im Moment einfach jemanden, der sie mal ein bisschen an die Hand nimmt und ihnen hilft.
Die verdreckte Wohnung ist doch nur das Ergebnis von anderen Problemen. Zumal dein Kumpel selbst nicht weiss, woran es bei seiner Frau liegt. Faulheit kann ich dahinter nicht sehen. Da sind andere Gründe die Ursache. Entweder hat diese Frau nie gelernt, wie man einen Haushalt versorgt und kommt nun erst recht nicht damit klar.
Hier sollte eindeutig dein Kumpel handeln und seine Frau untersützen. Gemeinsam putzen bringt auch mehr Spass. Die Tochter dürfte auch mindestens 4 Jahre sein und man kann ihr auch schon kleine Aufgaben übertragen. Da Kinder in dem Alter auch gerne helfen. Das dies dann sicherlich nicht wirklich sauber ist, wenn ein Kind anpackt, sollte klar sein. Aber sie ist beschäftigt und tanzt den Eltern dann nicht unbedingt vor den Füssen rum.
Allerdings vermute ich eher eine Erkrankung hinter dieser Antriebslosigkeit. Depressionen wurden ja schon angesprochen. Auch hier ist dein Kumpel in der Pflicht, wenn er seine Frau liebt und wirklich eine Veränderung zum positiven wünscht.
Wobei, wenn es das schon einige Jahre so geht, dann scheint sich dein Kumpel doch in einer solchen Wohnung auch wohl zu fühlen. Denn sonst hätte er doch schon lange was unternommen. Das du nun nicht gerade feinfühlig reagiert hast, hat er auch gemerkt und wird dir gegenüber auch private Probleme nicht mehr so schnell ansprechen.
Hast du deinen Freund gefragt, ob er denn selbst im Haushalt hilft? Ich finde es sehr seltsam, dass er sagt dass seine Frau mit dem Haushalt überfordert ist, immerhin ist es ja von beiden der Haushalt. Somit sind beide überfordert, meiner Meinung nach. Wenn er selbst nicht hilft, wäre dies die erste Instanz ihm mitzuteilen dass er doch helfen soll und die Arbeit dann schon um die Hälfte einfacher wäre.
Dass man so überfordert ist, dass man gar kein Geschirr mehr wegräumen kann oder gar sich Spinnweben und Insekten in den Räumen befinden, finde ich sehr bedenklich. Es wird wohl größere Probleme geben, die zu diesem Zustand führen. Vor allem das Kind tut mir leid, dass in diesem Dreck leben und aufwachsen muss. Gut wäre es wohl, als guter Freund wie du eure Freundschaft beschreibst, auf jeden Fall zu helfen. Wenn man einmal von Grund auf alles reinigt, wird wohl das Sauberhalten einfacher werden. Auch wäre ein Putzplan nicht schlecht, wo nach wöchentlichen Rhythmus spezielle Räume gesäubert werden. Dann ist es auf einmal nicht so viel aber doch regelmäßig immer wieder etwas.
Ich bin auch sprachlos. Denn dein Kumpel sitzt anscheinend lieber in der Kneipe und jammert über die Zustände in seiner Wohnung als selber mal den Putzlappen zu schwingen. Ich meine, auch wenn ich mit jemandem zusammenleben und auch wenn wir unser Leben eigentlich so organisiert haben, dass der Partner für die Hausarbeit zuständig ist - wenn ich doch irgendwo eine Spinnwebe in der Ecke sehe, dann mache ich die doch weg, oder? Gibt es wirklich noch Männer, die sich in ihrer Männlichkeit bedroht fühlen, wenn sie eine Tasse spülen müssen?
Ich gebe meiner Vorrednerin jedenfalls recht - nicht die Frau ist mit dem Haushalt überfordert, sondern beide sind überfordert. Und anscheinend nicht nur mit dem Haushalt sondern auch mit der Beziehung im allgemeinen, denn es findet ja anscheinend keine Kommunikation statt, er nimmt die Zustände hin und jammert darüber anstatt aktiv etwas zu ändern. Und damit meine ich nicht eine Putzfrau anstellen, sondern einfach mal mit der Partnerin reden und fragen, wo ihre Probleme liegen und wie er helfen kann.
Cloudy24 hat geschrieben:Ich bin auch sprachlos. Denn dein Kumpel sitzt anscheinend lieber in der Kneipe und jammert über die Zustände in seiner Wohnung als selber mal den Putzlappen zu schwingen.
Ich vermute eher, das er auf Hilfe gehofft hat. Denn sonst erzählt man doch diese Zustände niemanden. Zumal, wenn sie schon solche Ausmaße angenommen haben. Das ganze Gespräch würde ich aus der Sicht des Betroffenen als einzigen lauten Hilfeschrei ansehen.
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