Wie es ist reich zu sein...

vom 04.09.2008, 23:44 Uhr

Ich kannte in meiner Jugend einen Inder, der war Buddhist und er sagte von sich, dass er nie reich sein möchte. Da, so der Inder, das Geld einen Menschen unfrei macht. Ich habe das nie so recht nachvollziehen können. Ich war nie reich, ich schlage mich von Monat zu Monat so gut es geht durch. Aber ich hatte schon oft Tagträume, wie es denn so wäre ein paar Millionen Euros auf dem Konto zu haben.

Mit Sicherheit würde ich mir zweimal im Jahr einen dreiwöchigen Luxusurlaub gönnen, mit allem nur erdenklichen Komfort. Ich würde regelmäßig gut aus essen gehen und ich könnte mir alles Mögliche kaufen. Aber das wird wohl ein Traum bleiben. Ich spiele weder Lotto, noch habe ich schwerreiche Verwandte.

» Federmäppchen » Beiträge: 212 » Talkpoints: -0,79 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also ich denke, dass man ab einem gewissen Grad an Reichtum nicht mehr glücklicher wird wenn man reicher ist. Sobald die eigene Existenz und die der Familie gesichert ist, spielen andere Dinge, die man nicht durch Reichtum bekommt, eine viel wichtigere Rolle. Wahre Liebe, Wahre Freundschaft oder Gesundheit zum Beispiel. Wobei man über Gesundheit natürlich wieder streiten kann, da man mit mehr Geld sich natürlich eine bessere medizinische Versorgung leisten kann als ohne. Jedoch hilft das ja alles nichts weiter, wenn man todkrank ist.

Zu dem Inder fällt mir spontan folgender Spruch ein: "Erst nachdem wir alles verloren haben, haben wir die Freiheit alles zu tun". Ich denke er meinte damit eben, dass man mit mehr Geld auch unfreier in seinen Aktionen ist, da man die ganze Zeit aufpassen muss, dass es nicht abhanden kommt. Diese Probleme hat man mit wenig Geld natürlich nicht.

» OTT_l » Beiträge: 66 » Talkpoints: 0,00 »


Ich stimme dir da zu OTT_I, aber ich würde die von dir angesprochenen Dinge noch durch Genugtuung ergänzen. Genugtuung bedeutet für mich zum Beispiel, dass ich anderen Menschen, denen es nicht so gut geht, helfen kann.

Das können nun Menschen in meiner Umgebung sein, also Freunde mit Beziehungsstress oder auch nur die alte Oma, der ich bei Aldi die Eingangstüre aufhalte. Es können aber auch Dörfer in Afrika oder Südamerika sein, denen ich mit meinen Millionen ein akzeptableres Leben ohne Not und Leid ermöglichen kann.

Ich denke, das muss ein unglaublich schönes Gefühl sein, man hat mit seinem Geld etwas unglaublich Gutes vollbracht und anderen Menschen vielleicht genau das gegeben, was ihnen zu einem glücklicheren und sorgloserem Leben noch gefehlt hat.

» Charlie Brown » Beiträge: 707 » Talkpoints: 7,44 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Auch wenn du, Federmäppchen, irgendwie eingangs gar keine Frage gestellt oder dich sonst irgendwie an die nächsten Schreiber gewandt hast, fühl ich mich trotzdem aufgerufen, diese Phantasterei vom vielen Geld mal ein bisschen einzudämmen.

Ich persönlich möchte nicht so gern reich sein. Überfluss ist für einige Zeit fein, aber nach deinem achzehnten Luxusurlaub kennst du den Luxus dann auch in- und auswendig. Ich finde, dass viele Menschen nicht weitsichtig genug denken, sobald sie von großen Geldsummen hören. Dass es langweilig ist, sich alle materiellen Wünsche per Sofortschnips erfüllen zu können, sodass die Sehnsucht und Vorfreude komplett und dauerhaft abhanden kommt, muss doch jedem klar sein. Und die elementarsten Probleme, das ist kein dummer Spruch, lassen sich nunmal nicht wegbezahlen. Das wirst du spätestens dann merken, wenn du mit allem, das du gern hättest, irgendwo sitzt und merkst, dass irgendwas Menschliches noch fehlt, und das du das in gar keinem Hochglanzkatalog finden kannst.

Wirklich sehr komisch, wie blauäugig manche Leute annemen, mit genug Kohle wäre das Leben in irgendeiner Weise erfüllender. Ich sammle einige dinge und ich merke jetzt bereits, dass ich nicht zu viel Geld für diese Gegenstände ausgeben sollte, weil ich mir dann auf einen Schlag viele davon sichern könnte. Die Spannung vor dem Erhalt jedes einzelnen Gegenstands, der Jubel, wenn das Stück den Vorstellunge entspricht, all das hätte man gar nicht mehr nötig, weil man immer jederzeit alles zum besseren, nein, besten korrigieren könnte. Das wäre doch grausam. Es wäre schön, wenn ich mir keine Sorgen um meine Existenz machen müsste, dauerhaft. Das würde wirklich vollends ausreichen. alles, was darüber hinausgeht, verdirbt nur und raubt dem Leben die Kanten und stopft es voll mit Sachen, die man zwar gern hätte, aber nicht auf einmal. Das ist zumindest mein Wunsch. Wer da anders denkt, hat glaube ich ein paar Dinge nicht erkannt.

» Schnibbeldiwapp » Beiträge: 262 » Talkpoints: 35,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Geld macht weder glücklich, noch ist es beruhigend, eher im Gegenteil, je mehr Geld man hat, um so mehr macht man sich Sorgen, es wieder verlieren zu können, dann muss man sich ständig überlegen, wie man es sinnvoll investieren kann, damit es gut Arbeitet. An einer grösseren Anschaffung ist ja auch grade das Gefühl, sich für seine Arbeit auch etwas leisten zu können, das besondere, was einem ein kleines Hochgefühl gibt. Wenn man sich so einfach alles kaufen könnte, was man haben möchte, ist das dann weg, es fehlt einfach dieses befriedigende Gefühl, sich etwas anschaffen zu können, nachdem man darauf hin gearbeitet beziehungsweise gespart hat.

Damals als ich grade frischgebackener Azubi war, habe ich mir von meinem ersten Gehalt eine richtig tolle Jacke gekauft, diese ist noch heute etwas besonderes für mich, seit vier Jahren bin ich kein Azubi mehr und habe ein ganz normales Einkommen, wenn ich mir jetzt eine Jacke oder einen Anzug kaufe, für den doppelten oder auch dreifachen Betrag dessen, was diese eine Jacke damals gekostet hat, ist da einfach nicht mehr dieses Empfinden, es ist nichts Besonderes mehr, wie damals das erste hart verdiente Geld auszugeben.

Wirklich Freude bereitet das Geld ausgeben doch nur dann, wenn man sich nach Überstunden oder längerem Sparen etwas leisten kann, was man sich sonst eigentlich nicht hätte leisten können, kann man sich dann plötzlich alles leisten, ist es zwar Anfangs toll, aber man gewöhnt sich sehr schnell daran, dass man nicht mehr sparen oder Sonderschichten einlegen muss, dann wird es immer schwerer, sich mal etwas besonderes zu Gönnen, was aus der Reihe fällt.

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» crissi » Beiträge: 1137 » Talkpoints: -9,86 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke, dass man mit sehr viel Geld auch nicht glücklicher ist. Dann kommt nämlich irgendwann ein Schuldbewusstsein dazu. Man bekommt ein schlechtes Gewissen, weil es anderen nicht so gut geht, Freunde betteln um Geld und alles solche Sachen. Mit einer kleineren Geldsumme kann man sich vielleicht einige Wünsche erfüllen. Hat man jedoch eine hohe Summe wird man schnell süchtig nach dem Ausleben des Reichtums und der Charakter wird versaut. Ich denke, dass sehr viel Geld das Leben nur schwerer macht, wenn man es nicht von Anfang an hat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ramones hat geschrieben:Ich denke, dass man mit sehr viel Geld auch nicht glücklicher ist.

Bis zu einem gewissen Punkt steigt das subjektive Glücksempfinden schon mit dem Kontostand, aber das lässt sich nicht bis ins unendliche fortsetzen. Jemand, der 3000 Euro im Monat hat ist also schon glücklicher als jemand, der sich mit 1000 Euro durchschlagen muss, aber ob jemand eine Million oder zwei Millionen hat macht keinen Unterschied.

Federmäppchen hat geschrieben:Ich kannte in meiner Jugend einen Inder, der war Buddhist und er sagte von sich, dass er nie reich sein möchte. Da, so der Inder, das Geld einen Menschen unfrei macht.

In gewisser Weise kann ich das schon nachvollziehen, auch ohne mich philosophisch näher mit dieser Aussage zu beschäftigen. Besitztümer bedeuten ja immer, dass man sich in irgendeiner Weise darum kümmern muss. Wenn ich mehr Geld als nötig habe muss ich mir überlegen, wie ich es ausgeben oder anlege oder verwalte. Und wenn ich es ausgegeben habe, muss ich mich um die Sachen kümmern, die ich gekauft habe. Bei einem eigenen Haus mit Garten gibt es eigentlich immer irgendwo was zu machen, aber selbst wenn ich mir nur einen gut gefüllten Kleiderschrank zulege nimmt der jeden Morgen mehr von meiner Zeit in Anspruch als das ein Schrank mit zehn identischen Mönchskutten tun würde.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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