Babysprache ist schuld an schlechtem Sprechen der Kinder?!
Ich habe gestern Abend ein langes Gespräch mit einem Logopäden gehabt. wir haben hier im Haus eine logopädische Praxis und der Logopäde war um 21 Uhr immer noch in der Praxis. So kamen wir ins Gespräch. Er meinte, dass er zur Zeit und in den letzten 10 Jahren schon so viel zu tun hätte. Er meint, dass die Schuld daran liegt, dass immer mehr Kinder zum Logopäden müssen, weil es schon im Elternhaus anfängt, dass die Eltern nicht vernünftig mit den Kindern sprechen können.
So wird nicht nur der Hund zum WauWau, die Katze zur Mimi, der Zug zum TöffTöff, das Auto zum Brum Brum . Die Eltern reden ganze Sätze mit den Kindern in Kindersprache. Man kann das schlecht aufschreiben. Aber sie sprechen nicht alle Silben und meinen, das Kind versteht sie besser, wenn sie zum Beispiel sagen "Mut du nit mache" statt, d"as muss du nicht machen".
Selbst wenn Kinder sich die eigene Sprache entwickeln, sollte man immer drauf achten, dass Kinder auch das richtige Wort dafür kennenlernen und die Eltern sollten immer die richtigen Worte sagen. Warum tun sich viele Eltern so schwer, dem Kind zu sagen. "Schau mal, da ist ein Hund". Warum sagen die meisten ""Gucke mal, ein Wau Wau".
Ich sehe das auch in meinem Bekanntenkreis. Eine Bekannte hat ein 4 jähriges Mädchen, dass eigentlich zum Logopäden müsste und die andre Bekannte hat einen 5 jährigen Jungen, der auch dort hin müsste, aber die Eltern sträuben sich, weil die Kinder doch so schlau sind. Bei denen wird oft mit den Kindern gesprochen, als wenn die Eltern Ausländer wären, die kein richtiges deutsch könnten. Mir fällt das extrem auf, weil ich bei meinen Kindern drauf geachtet habe, dass keine Babysprache eingebracht wurde und ich auch einen Hund nicht als WauWau bezeichnet habe.
Als mein Sohn knapp 3 Jahre alt war, hat er mit einem Nachbarjungen gespielt, der das gleiche alter hatte. Irgendwie bellte der Hund des anderen Nachbarn. Der Nachbarsjunge meinte "Wau Wau". Mein Sohn schaute ihn an und meinte "Der Hund macht Wau Wau. Aber er ist ein Hund". Die Sprache bei meinen Kindern entwickelte sich sehr gut und sie konnten wirklich mit 3 Jahren alles sprechen und deutlich sprechen. Sie brauchten keine Fantasiewörter, sondern konnten sich sehr gut verständigen.
Wie seht ihr das? Sprecht ihr mit euren Kindern in Babysprache?
So alleine betrachten kann man den Punkt nicht. Übertriebene Babysprache KANN ein Grund für eine schlechte oder verzögerte Sprachentwicklung sein, allerdings gibt es auch noch viel andere Gründe.
Ein führender Grund z.B. ist, dass nicht ausreichend viel mit den Kindern gesprochen wird. Kinder, die sprachlich keine Anreize bekommen, werden entsprechend auch wenig zu sagen haben im wahrsten Sinne des Wortes. Daruas resultiert ein geringer Wortschatz und folglich eine langsamere Sprachentwicklung.
Ein zu hoher Medien- bzw. Fernsehkonsum tut ein Übriges. Kinder, die den ganzen Tag nicht reden, sondern nur berieselt werden, hören zwar viel Sprache, aber sie benutzen sie nicht aktiv, und man lernt nun einmal am schnellsten, leichtesten und effektivsten eine Sprache dadurch, dass man sie aktiv anwendet.
Leider wird die Logopädie von relativ vielen Eltern, gern auch esoterisch oder alternativ angehauchten, völlig verteufelt und gemieden, ich verstehe es nicht. Ein oft gehörter Satz in diesem Zusammenhang ist, dass die Logopädie doch die Ursache nicht bekämpfen würde, sondern nur die Symptome. Was natürlich bis zu einem gewissen Grad stimmt, allerdings sind "die Symptome" hier so maßgeblich, dass an ihnen dringend gearbeitet werden muss. Nun sollte man auch nahc möglichen Ursachen forschen, aber die Logopädie kann nur helfen, sie kann de facto keinen Schaden anrichten.
Genau über dieses Thema habe ich mich gestern noch so aufgeregt. Ich stand im Bus neben einer jungen Mutter mit Kinderwagen, die ihrem Kind so ziemlich die ganze Fahrt über nur ein Wort sagte: "Alle!" Erst war die Pommesschachtel alle, dann war das Trinkpäckchen alle, dann war nicht mal mehr was da, aber sie brabbelte immer fröhlich weiter "alle!". Das Kind hat in der Zwischenzeit noch versucht, zwei andere Worte rauszubringen, wovon ich aber nichts außer Gebrabbel verstehen konnte. Und dieses Kind dürfte um die 3 Jahre alt gewesen sein.
Mir war in dem Moment echt danach, die Mutter zu packen und zu schütteln und sie anzuschreien, woher ihr Kind denn jemals sprechen lernen soll, wenn sie nicht mehr als ein Wort über 15 Minuten herausbringt. Es war ja nicht mal ein einfacher Satz wie "Das ist alle" oder so, nein, immer wieder wie eine kaputte Schallplatte... Alle...
Dass man dazu neigt, bei Säuglingen, die einen ja sowieso noch nicht verstehen, auch mal sinnlos rumzubrabbeln, ist ja ein bekanntes Phänomen. Aber als Mutter, gerade als Mutter sieht man sein Kind nun wirklich lange genug, um nach einer gewissen Zeit auch anzufangen, normal mit ihm zu reden. Schätzungsweise bleibt bei solchen Muttern dieses Babygebrabbel einfach hängen, sie bekommen wohl nie mit, dass ihr Kind längst sprechen könnte wenn man ihm die Möglichkeit zum Lernen gegeben hätte, sondern gehen immer noch davon aus, dass das ja nur ein kleines Baby ist, das eigentlich sowieso nicht viel versteht...
Für Babys ist es meines Wissens nach sogar sehr wichtig dass man ihr Gebrabbel nachmacht, weil das in dem Alter die einzige Art ist ihnen zu zeigen dass man auf das, was sie "Gesagt" haben, mit "reden" antwortet.
Wichtig ist nur, dass man ab einem gewissen Alter ganz normal mit den Kindern spricht. Man soll sie auch immer verbessern wenn sie etwas falsch sagen und vor allem muss man die richtige Bezeichnung beibehalten, also man darf nicht anfangen, die Banane permanent "Nane" zu nennen weil das Kind sie so nennt.
Und man muss darauf bestehen dass die Kinder vernünftig sprechen. Der Sohn von Bekannten spricht eine Sprache, die nur seine Eltern verstehen. Er sagt irgendwas was man nicht erkennen kann und dann sagen die Eltern: "Das Auto willst du? Hier, bitte." Diesen Jungen versteht niemand ausser seinen Eltern, und er ist schon 5!
Ja so ist es und ich habe es am eigenen Leib erfahren. Meine Tochter mittlerweile 2,5 Jahre spricht für ihr Alter wirklich gut, ohne sie jetzt als Superkind darstellen zu wollen. Aber auch wir waren am Anfang sehr der Babysprache verfallen. Irgendwann haben mein Mann und ich uns dann zusammen gesetzt und gesagt, dass es so nicht geht, dass außer uns sie ja gar keiner versteht. Von da an haben wir vernünftig mit ihr gesprochen. Es war dann keine Miau mehr wir sagten Katze - sie weiterhin Miau.
Irgendwann nahm sie sich dann "unserer Sprache" an und wir haben sehr darauf geachtet deutlich und hochdeutsch mit ihr zu reden. Als sie dann zwei wurde haben wir beschlossen, dass sie nun groß ist und haben ihr erzählt, dass wir ab jetzt nicht mehr in der Babysprache reden sondern sie groß ist und ruhig so reden kann. Es hat wunderbar geklappt. Sicher ab und an war es wieder die Miau und der WauWau aber es ging recht schnell.
Leider scheinen da nicht alle mit zuziehen. Wir wohnen am Rand von Berlin und es wird bei uns echt viel berlinert. So wahrscheinlich auch in der Kita denn immer öfter hören wir so Sachen wie "Kannste haben." "Kannste aufstehen Papa, Frühstück ist fertig" da guckt man nicht schlecht und man bekommt es so schwer wieder raus. Sie sagt auch nicht mehr "Nein" sonder "nee" oder "nö" leider färbt das extrem ab.
Aber auch ich bin der Meinung, dass die Eltern einen Großteil zur sprachlichen Entwicklung der Kinder beitragen. Man muss dahinter her sein und auch immer wieder berichtigen ansonsten lernen es die ganz Kleinen ja nicht und denken es ist richtig. Auch achten wir sehr darauf, dass sie versucht in ganzen Sätzen zu reden und berichtigen sie auch was die Grammatik angeht. Sich sie muss mit ihren 2,5 Jahren nicht alles richtig sagen und wissen. Aber wenn sie es nicht in der Zeit lernt in der sie so oder so das Sprechen lernt, wann denn dann?
Ich frage mich ja immer, ob was die Leute so mit ihren Kindern reden sagen würden wenn sie sich mal selber zuhören könnten. Das klingt doch teilweise als würden sie mit einem geistig Behinderten reden (wobei ich auch der Meinung bin, dass ein geistig Behinderter das Recht hat in vernünftigem Deutsch angesprochen zu werden). Denken die wirklich, dass ihre Kinder so dumm sind?
Aber ich denke nicht, dass das der einzige Grund für Sprachprobleme bei Kindern ist. Manche Eltern ziehen es ja vor, die Kinder vor dem Fernseher zu parken statt ihnen vorzulesen. Ist doch klar, dass das Kind, das nur von irgendwelchen Cartoons berieselt wird wesentlich weniger lernt als das Kind, das etwas vorgelesen bekommt und sich nachher mit den Eltern über die Geschichte unterhalten kann und auch zwischendurch fragen kann wenn es ein Wort nicht kennt.
Der Vorteil des Hochdeutsch-Sprechens mit unseren Kindern ist mir erst neulich wieder klar geworden:
Mein Sohn (fast ist in Bayern aufgewachsen und mit 6 Jahren mit mir nach Baden gezogen. Ich habe von Anfang an hochdeutsch mit ihm gesprochen, trotzdem hat er sich im Kindergarten so einiges an Dialekt angeeignet. Nach dem Umzug hat er binnen weniger Wochen den bayerischen Dialekt fast komplett abgelegt und durch badischen ersetzt. Seine Lehrerin ist total begeistert, weil er trotz völlig verschiedener Dialekte hervorragend hochdeutsch vorliest und fehlerfrei schreibt. Das steht im starken Gegensatz zu einigen "einheimischen" Kindern, die von früh bis spät nur den hiesigen Dialekt vorgebabbelt bekommen und hochdeutsche Wörter beim Lesen nicht richtig verstehen und umsetzen können.
Die Tochter meines Freundes (fast 6) spricht einen wirklich grässlichen badischen Dialekt, kann aber, wenn sie will, hochdeutsch sprechen und versteht auch alles. Der Sohn (fast spricht fast perfektes Hochdeutsch. Auch mit den beiden wurde von klein auf viel Hochdeutsch gesprochen.
Ich denke, man tut den Kindern keinen Gefallen, wenn man ihnen etwas anderes als die korrekte (hoch-)deutsche Sprache beibringt. Den Dialekt lernen sie irgendwann von ganz alleine, das richtige Sprechen leider nicht. Gleiches gilt für die Babysprache. Warum kann man einem Kind denn nicht erzählen, dass da gerade ein Hund kommt, der bellt? Es ist doch unsinnig, erst von Wauwau zu sprechen und dann irgendwann plötzlich Hund dazu zu sagen.
Ich denke auch nicht, dass allein die Babysprache schuld am schlechten Sprechen der Kinder ist. Das wurde mir auch von der Logopädin gesagt, die meinen Sohn seit knapp einem Jahr behandelt.
Sicher ist übertriebene Babysprache ein Grund, aber wirklich nur einer von vielen. Welche Eltern haben denn nicht mal mit ihren Babys so gebrabbelt. Wichtig ist halt wirklich dass man nicht immer dabei bleibt. Beim rumturteln vielleicht schon, aber wenn ich mit meinem Sohn spazieren gegangen bin, dann habe ich schon im Babyalter in normaler Erwachsenensprache all das "besprochen", was so um uns herum passiert ist.
Und dass man auch viel selbst mit dem Kind spricht und nicht nur den Fernseher oder die CD's/MC's Geschichtenerzähler sein lässt. Auch wenn es einfacher erscheint und in Maßen sicher auch keine Nachteile bringt ist das Selbst-Vorlesen und die Interaktion sehr wichtig für den Spracherwerb der Kinder. Dass Kinder Sprache in Kontexten erleben müssen und sich dann viel leichter mit dem Spracherwerb tun, wird leider viel zu oft unterschätzt.
Dass Logopäden in den letzten Jahren mehr Zulauf haben, liegt mit Sicherheit auch daran, dass viele Eltern Sprachverzögerungen und -störungen nicht mehr auf die leichte Schulter nehmen (von Ausnahmen mal abgesehen). Während meine Eltern mit mir nur ein- zweimal dort waren und ich auch recht schnell das Lispeln abgestellt habe, habe ich mich dafür entschieden, doch länger mit meinem Sohn arbeiten zu lassen. Denn er tut sich nicht so leicht.
Aber genau damit tun sich einige Eltern schwer, denn das könnte ja heißen, dass eigene Kind wäre zurückgeblieben. Ich war erstaunt, wie viele Eltern meinten, wenn ich mit meinem Sohn zum Logopäden gehen würde, dann könnten sie es ja auch machen. Wär ja dann keine Schande, da meiner ja weiter wäre. Arme Kinder
Das mit dem WauWau fand ich immer doof - allerdings wurde der letztendlich doch verwendet, da mein Sohn mit seinen damals 1,5 Jahren das Wort "Hund" auch nach dem 100sten Versuch nicht aussprechen konnte. Eines Tages hörte er einen Hund bellen und rief selbst entzückt "wau wau"! Ich dachte auch, dass dieses Wort immer auf dem Mist der Eltern gewachsen ist und wollte es meiden, aber so wurde der Hund tatsächlich zum WauWau. Das ist er heute mit 28 Monaten auch noch, aber ich sage jetzt öfters "Hund" ergänzend, wenn er "WauWau" ruft. Ansonsten finde ich diese Babysprache auch doof.
Bei Babies durchaus sinnvoll und auch laut einer Studie, die ich in der Zeitschrift "Eltern" gelesen habe, absolut nicht schädlich, kann ich mir auch durchaus vorstellen, dass sie spätestens ab dem Alter, ab dem Kinder langsam mit 2-Wort-Sätzen anfangen mehr schadet als nutzt. Daher spreche ich ganz normal mit meinem Sohn und versuche auch weitgehend deutlicher zu sprechen als mit Erwachsenen. Und mein Sohn spricht jetzt auch ganz vernünftig und sagt jetzt auch schon mit seinen 28 Monaten gelegentlich ganze Sätze wie "Ich will Cornflakes essen." oder "Bist du wach, Mama?". Ich habe bis er knapp über ein Jahr alt war fast ausschließlich Babysprache mit ihm gesprochen, habe dann halt aber zügig umgeschaltet auf normale Sprache und ich merke jetzt dass es so genau richtig war.
Ich persönlich habe eine Ahnung ob es den Kindern schadet wenn man selbst mit ihnen in der "Kindersprache" spricht doch ich habe es nie getan! Außerdem versuche ich immer beosnder deutlich die Wörter zu betonen damit mein Sohn sich eventuelle Unterscheide gleich von Anfang an gut einprägen kann!
Ich denke das es Kinder irretiert wenn man zuerst immer von einem WauWau spricht und irgendwann zum Hund übergeht!? Genuaso macht es ihnen sicher das sprechen lernen schwer wenn man zu schnell und zu ungenau spricht! Mir war es einfach wichtig das mein Sohn gleich die richtigen Begriffe und Betonung für einzelne Wörter und auch ganze Sätze benutzt!
Er ist nun ja 3 einhalb und hat sprachlich keinerlei Probleme!
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