Frühförderung: Kindergärten mit Fremdsprachenangebot?
Hallo zusammen,
in unserer Stadt hat ein neuer privater Kindergarten eröffnet. Es ist eine Art Elite-Kindergarten, der zwar einiges kostet, aber dafür auch einiges bietet. Kleine Gruppen, professionelle Betreuung, und Förderung in vielen Bereichen. Es wird u.a. ein Fremdsprachenangebot geben, die Kinder können schon vor der Schule Englisch lernen. Ich finde das einerseits ganz toll, andererseits frage ich mich, ob so viel Angebot wirklich nötig ist in den ersten Jahren eines Kindes.
Beginnt der Leistungsdruck in der Schule nicht früh genug? Sollen die Kinder die Kindergartenzeit nicht unbedarft und ganz kindlich naiv verbringen dürfen? Der neue Kindergarten kostet rund 1000 Euro monatlich. Wir könnten uns das finanziell leisten, aber ich frage mich, ob ich meinem Kind damit einen Gefallen tue. Was meint ihr dazu?
Hallo,
das Angebot des Kindergartens klingt doch gar nicht schlecht. Kinder die schon früher Sprachen lernen, haben sicher später Vorteile gegenüber anderen Kindern. Und sicher ist für die Kinder auch noch genug Zeit zum Spielen, sie werden ja nicht nur den ganzen Tag lernen.
Das Kind von einer Bekannten war ebenfalls in einem Kindergarten in dem man schon ab drei Jahren Englisch gelernt hat und ich muss sagen das hat ihr überhaupt nicht geschadet. Die Erzieherinnen bringen den Kindern die Sprache spielerisch und ohne jeden "Leistungsdruck" bei und die Kinder sind immer begeistert dabei und freuen sich etwas neuen zu lernen. Und wenn es ihnen Spass macht und sie dabei noch etwas lernen ist das nicht zu verachten.
Man sollte sein Kind gerade in der Anfangszeit genau beobachten und sich mit ihm unterhalten ob es ihm in dem Kindergarten gefällt und Spass macht. Wenn das der Fall ist, denke ich das es nicht verkehrt ist, das Kind in einen solchen zweisprachigen Kindergarten zu schicken.
Kannst du für dein Kind selbst aussuchen an welchen "Kursen" des Kindergartens es teilnimmt? Ich denke, dass ein Kind unter zu hohem Leistungsdruck leidet und keine Kindheit mehr hat, wenn es täglich mehrere Kurse hat und von einem Kurs zum nächsten muss.
Wenn du aber beispielsweise aussuchen kannst, dass dein Kind nur am Fremdsprachenangebot teilnimmt, finde ich das toll. So kannst du aussuchen, in welchen Bereichen dein Kind gefördert werden soll und es wird dennoch nicht überfordert. Auch besteht wahrscheinlich die Möglichkeit das Angebot zu wechseln, wenn dein Kind keine Freude hat.
Die Möglichkeit der frühen Sprachförderung finde ich persönlich wirklich toll! Ein Kind erlernt eine neue Sprache umso leichter, je jünger es ist. Wird die neue Sprache also spielerisch an das Kind herangetragen, kann es sicher viel lernen und hat in der Schule keine Probleme. Auch in meinem Kindergarten wird English für Kinder angeboten und am Ende des Kindergartenjahres ist es für die anbietende Kindergärtnerin meist möglich, sich ausschließlich auf English mit den Kindern zu unterhalten!
Es wird immer wieder betont, wie wichtig es für Kinder ist, schon früh Fremdsprachen zu lernen. Ich persönlich habe meine erste Fremdsprache zwar auch schon im Kindergartenalter gelernt, allerdings lag es einfach daran, dass ich mit meinen Eltern zu dem Zeitpunkt in ein anderes Land gezogen bin. Dann kamen wir wieder zurück nach Deutschland und die andere Sprache geriet mehr oder weniger in Vergessenheit, obwohl natürlich mein Gehirn irgendwie schon sehr früh auf eine Fremdpsrache trainiert wurde. Dann begann ich mit zehn intensiv meine zweite Fremdsprache, Französisch, zu lernen und hatte bald alle meine Unterrichtsstunden auf Französisch. Englisch fing ich richtig erst mit 14 an zu lernen - vorher kannte ich es natürlich schon ein bisschen aus Musik und Film, aber wirklichen Unterricht hatte ich erst ab der achten Klasse. Heute ist Englisch meine stärkste Fremdsprache, ich habe keinen Akzent und Englischmuttersprachler merken nicht, dass Englisch nicht meine Muttersprache ist.
Was ich damit sagen will, ist: Ich bin mir nicht sicher, wie wichtig früher Sprachunterricht für Kinder ist. Sicher ist es gut, früh mehrere Sprachen zu können, so lernt man später weitere Sprachen auch leichter. Aber die Sprachen, die man formal lernt, sind eher selten die, die man dann auch am besten kann. Meiner Meinung nach bringt es gerade bei einem kleinen Kind nichts, wenn ihm künstlich eine Sprache beigebracht wird, die es noch gar nicht verwenden kann oder muss. Es ist schön, wenn ein Elternteil eine andere Muttersprache hat und das Kind diese so lernen kann. Oder wenn im Kindergarten zum Beispiel auch Kinder wären, mit denen man sich nur in einer anderen Sprache verständigen kann, die dann also gelernt werden muss. Aber wenn eine Sprache einfach gelehrt wird, das Kind aber dazu gar keinen Bezug im Alltag hat, hat man davon meiner Meinung nach nicht viel, weil das Kind einfach noch gar nicht versteht, was eine andere Sprache ist.
Das klingt jetzt vielleicht gemein, aber erstmal stellt sich doch die Frage, ob dein Kind überhaupt intelligent genug ist für eine derartige Frühförderung. Ich kenne so viele Eltern, die glauben, dass ihre Kinder in einem Elitekindergarten einfach automatisch in der Schule später zu den guten Schülern gehören, aber du glaubst gar nicht, wieviele Eltern auch einfach nicht einsehen wollen, dass ihre Kinder dafür gar kein Talent haben. Vielen Kindern fehlt einfach die geistige Voraussetzung für eine Fremdspache in diesem Alter. Es würde sogar schon ausreichen, wenn das Interesse daran fehlt. Dann wird dein Kind auch nicht Englisch lernen, sondern sich quer stellen und es wird nur zu Belastung werden.
Das würde ich als Mutter wirklich nur machen, wenn ich merken würde, dass mein Kind sich langweilt und unterfordert ist. Aber das ist wirklich nur so ein geringer Prozentsazt aller Kinder, dass 80 % dieser Elite-Kindergartengänger da sowieso gar nicht hingehören. Die werde da halt durchgedrückt und mitgeschleppt und wenn sie nacher auf der Schule sind, können sie auch nicht mehr als die anderen Kind nicht so oder so wieder aufholen würden. Die Frage ist nämlich auch, ob das Englischlernen so früh überhaupt nötig ist. Wichtig wäre doch viel eher, dass dein Kind später anständig mitkommt und dann kann es doch genauso gut oder schlecht Englisch wie die anderen Kinder. Wenn das Talent dafür fehlt, wird dein Kind spätestens in 4 Jahren sowieso wieder eingeholt von allen und dann spielt es keine Rolle mehr, ob ihr jeden Monat hunderte von Euro für eine Frühförderung gezahlt habt oder nicht.
Ich finde 1000 Euro pro Monat den Eltern gegenüber unfair, die nicht so ein großes Einkommen haben. Diesen Betrag habe ich gerade mal im Monat zum leben. Ich kann mir beispielsweise so einen Kindergarten nicht leisten. Es ist wirklich ein Rückschritt, wenn man daran denkt, dass Maria Theresia das eingeführt hat, dass man für die Schule nicht bezahlen muss, denn so wurde Bildung egal welcher Klasse man angehörte für alle zugänglich gemacht.
Schon alleine aus Protest, auch wenn ich mir das leisten könnte, würde ich meine Tochter dort nicht hinschicken. Da ich selber Maturaniveau in Englisch habe, traue ich mir zu, ihr die Englische Sprache ebenfalls akzentfrei beizubringen. Deshalb würde für mich so ein Kindergarten überflüssig. Außerdem müsste man jetzt damit anfangen, denn ab dem vierten Lebensjahr lernen die Kinder die Sprache nicht mehr akzentfrei, das ist bewiesen. Aus diesem Grund finde ich es eine Frechheit und den Eltern aus der Tasche gezogenes Geld, so viel dafür zu verlangen, für etwas, das eigentlich schier unmöglich umzusetzen ist.
Natürlich kann es sein, dass talentierte Kinder dabei sind, die auch nach dem vierten Lebensjahr die Sprache akzentfrei erlernen können, das wird aber die Seltenheit sein. Und wenn man hier Kinder hinschickt, die absolut sprachlich untalentiert sind, würde man dieses Geld, welches man hier monatlich hinblättert, wenn man es denn schon so übrig hat, klüger darin verwenden, mit den Kids einen Sprachurlaub in einem englischsprachigen Land zu machen. Das ist meine Meinung nach die beste Art, so eine Sprache zu erlernen.
Da die Frage noch war, ob man den Kindern hier die Kindheit weg nimmt, da bin ich exakt dieser Meinung. Ich bin auch gelernte Kindergartenpädagogin und führe meinen Beruf unter anderem auch aus diesem Grund nicht mehr aus, weil der Kindergarten immer wieder zu einer Art ersten Schulstufe mutiert. Ich bin absolut kein Freund von Leistungsdruck und finde, dass sogar in den "normalen Kindergärten" schon übertrieben wird. Ein Englischkindergarten kann meiner Meinung nach separat angeboten werden, sollte aber für die Eltern erschwinglich sein- für alle Eltern.
Na die Kita wo meine Kinder waren, war kein Elite-Kindergarten. Aber professionelle Betreuung und eine Vielzahl von zusätzlichen Angeboten gibt es dort auch. Also sowas haben nicht nur Einrichtungen zu bieten, die sich normalsterbliche Eltern nie leisten können.
Zum Thema Fremdsprachen in der Kita. Hört sich erstmal recht gut an und gab es bei uns auch. Die Gebühren wurden durch die teilnehmenden Kinder gerechnet. Sprich je mehr dabei mitmachten, desto preiswerter wurde es für die Eltern. Trotzdem wäre ich bei zwei Kindern auch mit locker 200 Euro pro Monat dabei gewesen. Da meine Kinder aber kein besonderes Interesse an den zusätzlichen Angeboten zeigten, habe ich erstmal abgewartet, wie sich der Kurs so insgesamt entwickelt.
Was gelernt wurde, hing auch an der Wandtafel im Flur, so das sich jeder informieren konnte. Aber man konnte auch beobachten, wie die Gruppe von Monat zu Monat immer kleiner wurde. Einfach aus dem Grund weil die Kinder keinen wirklich Spass daran hatten, weil es von den Eltern doch eher aufgezwungen war. Mittlerweile gibt es diesen Kurs nicht mehr.
Aber meine Kinder fangen an sich für die englische Sprache zu interessieren und wollen gewisse Hauptwörter halt wissen. Diese anzuwenden macht ihnen auf freiwilliger Basis wesentlich mehr Freude, als den anderen Kindern denen dann von den Eltern dann erlernte Wissen abgefragt wurde.
Vorallem besteht dabei auch noch das Problem, das nicht jede Grundschule auch so früh schon Englisch anbietet, das man von der Kita zur Schule nahtlos weiterlernen kann. Bei den meisten hat man dann doch ca. drei Jahre wo das Englisch komplett in Vergessenheit gerät. Sicher kommen die Wörter dann wieder, aber klappt halt auch nicht bei jedem Kind.
Mal ehrlich, jeder Kindergarten bietet doch eine Vielfalt an Entwicklungsmöglichkeiten an und auch werden in öffentlichen Einrichtungen Sprachangebote angeboten, um eine Fremdsprache zu lernen. Ich bin jedoch der Meinung, dass so etwas nicht unbedingt sein muss, erst einmal sollten die Kinder hier in Deutschland ein ordentliches Deutsch lernen. Da viele Kinder inzwischen nicht mehr in der Lage sind, die Sprachentwicklung entsprechend zu fördern und im grammatikalischem Bereich auch ein gutes Vorbild von zu Hause fehlt, bringt es auch nichts, dann gleich eine Fremdsprache anzubringen.
Die Kinder, die von zu Hause aus bereits mit der Muttersprache zu tun haben und Deutsch lernen, haben ja Deutsch als Fremdsprache. Käme eine dritte Sprache hinzu, wie Englisch, könnte dies sich auch auf das Sprachzentrum auswirken. Daher wäre ich vorsichtig mit solchen Sprachangeboten, so schön es auch klingen mag. Davon abgesehen kann man so etwas auch durchaus selbst finanzieren und muss nicht unbedingt eine Betreuung im Kindergarten für tausend Euro im Monat haben. Da kann man ja eigentlich auch schon wiederum jemanden zu Hause einstellen, der sich 30 Stunden die Woche um das Kind kümmert, es individuell fördert und fordert und so weiter.
Kindergärten im Allgemeinen haben ja einen Bildungsauftrag, aber es macht natürlich auch schon etwas her, wenn ein Kind in eine solche angebliche Elite-Einrichtung gehen soll. Vielleicht mögen da die Ansprüche andere sein, die die Eltern haben, aber so toll ist es eigentlich auch nicht, solange sich das Kind nicht da wohlfühlt. Ein Kind sollte ein Kind bleiben dürfen und daher wäre es ja besser, nach den Bedürfnissen des Kindes zu schauen und nicht danach, was die Eltern gern möchten und ja, eigentlich auch schon erwarten.
Da im Kindergarten ja nun keine Tests geschrieben werden oder die Leistung sonst wie überprüft wird, kann man auch nicht von einem Leistungsdruck sprechen. So etwas wird eher spielerisch vermittelt, aber mehr auch nicht. Wenn man so etwas grundsätzlich für sein Kind möchte, kann man sich auch anderweitig informieren, aber es wäre mir ehrlich gesagt keine tausend Euro im Monat wert, zumal ich die englische Sprache gegebenenfalls selbst noch in den Bereich der Grundkenntnisse vermitteln kann.
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