Aus der Kirche austreten

Meine Eltern haben es uns Kindern selbstüberlassen uns taufen zu lassen oder nicht. Das fand ich nicht nur damals sondern auch heute noch gut und würde es mit meinen Kindern genauso tun. Schließlich wollten meine Eltern, wie ich es meinem Kind selbst überlassen einen Glauben anzunehmen oder abzulehnen, anstatt diesem dem Kind einfach aufzuerlegen. Nun, wo wir alle erwachsen sind, hat sich letztendlich keiner von uns taufen lassen. Der Grund lag im fehlenden Glauben. Wenn man bedenkt, wie viel Geld die Kirche, besonders natürlich die katholische Kirche hat, welches gehortet wird, anstatt damit Gutes zu tun, würde ich keinen verurteilen, wenn er aus fehlenden Glaubensgründen, Geldmangel oder aus Überzeugung aus der Kirche austritt. Das es jedoch Nachteile mit sich bringen könnte mag ich nicht zu bezweifeln, im Gegenteil, ich könnte es sogar bestätigen.

Vor vielen Jahren wollte ich Krankenpfleger werden, ich wollte etwas Gutes tun und Menschen helfen, also bewarb ich mich an verschiedenen Krankenhäusern. Eines (ein katholisches) lud mich zu Einstellungsgesprächen und Tests ein, die ich allesamt mit Bravur bestand. Zuletzt waren gerade noch 3 Personen übrig, die zu einem weiteren Gespräch geladen wurden. Dabei saßen wir im Aufenthaltsraum und wurden nacheinander in das Büro des Personalchefs gerufen. Ich kam zuletzt an die Reihe und wurde mündlich eingestellt. Auf jeden Fall bis zu dem Zeitpunkt, als sich die Tür öffnete und ein Pfarrer den Raum betrat. Er fragte mich nach meinem Glauben und nach meiner Zugehörigkeit, als ich ihm dann antwortete, dass ich keinem Glauben anhänge und keiner Kirche beigetreten bin ging alles schneller, als ich es mir hätte vorstellen können. Der ach so nette Mann, wie es Anfangs den Anschein machte sprang auf, lief zur Tür, schnappte sich den Personalchef und keifte rum. Auch wenn ich immer wieder zu erklären versuchte, dass ich dadurch kein schlechterer Mensch bin und mich mit größter Überzeugung auch ohne Glauben um die Patienten kümmern könne, so wurde ich bestens ignoriert. Schlussendlich wurde die mündliche Zusage zurückgenommen und ich abgewiesen.

Auch wenn ich damals traurig war und die Entscheidung nicht verstehen konnte, ja sogar mit dem Gedanken spielte mich aus diesem Grund taufen zu lassen, so tat ich es nicht, immerhin sollte man sich selbst immer treu bleiben. Heute bereue ich die Entscheidung nicht, ich bin mir treu geblieben und habe, auch wenn nicht in diesem Bereich eine Ausbildungsstelle und anschließende Arbeit gefunden.

Genau aus dieser Erfahrung heraus kann ich Dir jedoch bestätigen, dass es Nachteile für Dich geben könnte. Solltest Du hingegen eine Arbeit aufgenommen haben, in welcher keine Kirchenzugehörigkeit gefordert ist, hast Du jedoch nichts zu befürchten.

Bin evangelisch, gehe aber nie in die Kirche. Ich wohne im tiefsten Oberbayern, hier sind die meisten Leute katholisch. Ich könnte damit nichts anfangen. Warum? Neben den bekannten Missbrauchsfällen schätze ich die katholische Kirche ohnehin als Organisation ein, die mit selbstgemachten "Regeln" Leute dazu bringt, nichts zu hinterfragen und einem selbstgemachten katholischen Leitfaden zu folgen.

Von einem strafenden Gott ist ja immer die Rede. Meiner Meinung nach ist jemand, der das katholische Programm streng mitmacht, weiter vom wahren Gott entfernt als ein Kirchenloser. Ich würde dennoch nicht aus der Kirche austretet, weil man ohnehin glauben kann was man möchte ich nicht durch die Kirche behindert werde. Warum also zusätzlicher Aufwand in Ämtern?

Ich bin auf meine eigene Art gläubig und "Gott nahe": beim Lauftraining, beim Blutspenden, in den Bergen, wenn ich meine Gesundheit spüre, bei einer bestandenen Uniprüfung fühle ich Freude und damit Gott, nur eben auf meine Weise. Dazu brauche ich keine Organisation, die vieles verfälscht und in der Vergangenheit lebt.