Verallgemeinern wir gern zu schnell?
in letzter Zeit drängt sich mir der Gedanke auf, dass immer schneller verallgemeinert wird ohne sich wirklich erst mal genauer einen Überblick zu verschaffen. Um Beispiele aus dem Forum hier zu nennen, die Jugend wird immer dümmer und unsportlicher. Sicher trifft das auf einige (nicht mal wenige) Kinder und Jugendliche zu. Und sicher ist da auch ein Trend zu erkennen, den man wohl nicht verleugnen kann.
Aber ist es deshalb richtig zu behaupten, dass die Jugend generell immer dümmer und unsportlicher wird? Ich denke nicht und darum hüte ich mich schon vor unangebrachten und vor allen ungeprüften Verallgemeinerungen. Mich würde interessieren, wie Ihr das so seht!
Das ist sicherlich ein normaler Bestandteil unseres Lebens, das man bei Aussagen alle in einen Topf wirft, obwohl es vielleicht oftmals nicht so gemeint war. Ich sehe das häufig, wenn man sich mit Älteren unterhält und dann die Sprüche kommen, das früher ja alles besser war.
Besonders im Osten, wo ich ja herkomme und auch lebe, ist das sehr krass. Nur wird eben dabei nicht gesehen, das es allein vom Staatssystem viele Unterschiede gab. Und es ist sicherlich auch recht normal, das allgemein über die Jugend debattiert wird. Jede Generation findet da Makel und die werden eben erstmal allen angelastet. Es wird dabei auch selten hinterfragt, warum das so ist.
Ein Beispiel kenne ich da bei uns aus dem Verein. Da ist Eine, die immer behauptet, das die Mädels die noch recht neu in der Erwachsenenriege sind nicht grüssen würden. Sind aber nicht alle und die Mädels die es nicht machen, haben auch allen Grund dazu. Gab da in den letzten Jahren genug Vorfälle und Unterstellungen. Nur sind eben auch die wenigsten bereit die Sache dannetwas objektiver zu sehen und projezieren ihre Meinung und Ansicht eben auf die Allgemeinheit.
Wahrscheinlich hast du Recht, ja.
Gerade zu deinem Beispiel fällt mir ein, dass ich den Eindruck habe, es ist genau anders herum! Ich habe in meinem Umfeld nur junge Menschen, die sportlich sehr aktiv sind, alle im Verein und alle mehrmals die Woche Training. Hingegen kenne ich kaum ältere Menschen, die wirklich Sport machen oder zumindest irgendetwas, was mit Bewegung in Verbindung gebracht werden könnte.
Ich verallgemeinere leider auch oft viel zu schnell. Meistens geb ich mir selbst immer etwas Zeit um auch anderen damit eine Chance zu geben und warte dann einfach eine Zeit ab, bevor ich mir eine Meinung bilde.
Aber oft reicht es mir dann schon, wenn ich mal 5 oder 10 Leute einer bestimmten 'Gruppe' kennengelernt habe, um für mich selbst beschlossen zu haben, dass die eigentlich fast alle so sind und es unter Umständen ein paar wenige Ausnahme gibt.
Dass das falsch ist, weiss ich natürlich selbst , aber es lässt sich nur schwerlich abstellen und leider wurde ich bisher auch nur selten vom Gegenteil überzeugt und meine Verallgemeinerung entsprach dann irgendwie doch meiner langjährigen Erfahrung.
Hallo,
ich denke auch, dass das normal ist. Wir Menschen neigen schnell dazu, aus Situationen und Geschehnissen Verallgemeinerungen aufzustellen. Wenn es eine bestimmte Gruppe Menschen gibt, die bestimmte Vorlieben haben, so pauschalisieren wir das und sagen, dass das alle Menschen machen. Weil es nunmal ein einfacher Weg ist. Das ist wie mit dem Vorurteil zum Beispiel, dass alle schwarze Menschen in unserem Land Drogendealer sind. Sicherlich gibt es einige, aber wir verallgemeinern es gerne und legen es auf alle um, obwohl es sicherlich nicht stimmt, dass alle Schwarzen Drogendealer sind. Das ist natürlich auch nicht gerade schön, wenn man ständig alles verallgemeinert und dadurch auch Menschen in bestimmte Schubladen drängt, die überhaupt nicht stimmen. Oder eben das Beispiel, dass Kinder immer dicker werden. Es stimmt sicherlich, dass es immer mehr Kinder gibt, die dicker werden, aber generell muss man ja sagen, dass es noch immer soviele schlanke Kinder gibt, aber da der Zuwachs ist nunmal ziemlich enorm und deswegen pauschalisiert man das gerne.
Ich für meinen Teil versuche in meinem Leben Verallgemeinerungen so gut wie es geht zu vermeiden, weil ich es teilweise doch schon ziemlich ungerecht finde und es die meiste Zeit überhaupt nicht zutrifft. Mir würde es auch nicht gefallen, wenn man mich einfach in eine Schublade steckt, das überhaupt nicht stimmt, deswegen handle ich genauso und versuche das auch zu vermeiden, weil ich auch nicht ungerecht behandelt werden möchte, versuche ich weitestgehend auch nicht ungerecht zu sein. Und manchmal können Verallgemeinerungen auch wirklich ungerecht und unfair sein.
Deine Überschrift ist einfach großartig!
Verallgemeinerungen sind ein hiflreiches Mittel, Strömungen zu beschreiben, aber man sollte sich hüten, daraus Regeln und Unumstößliches abzuleiten. Verallgemeinerungen sind leider oft verpackte VOrurteile, denen durch die Nennung einer bestimmten Menge/Masse an Betroffenen (die Jugend/die HartzUV-EMpfänger/die Arbeitnehmer etc.) ein Anstrich Wahrheitsgehalt gegeben werden soll, der einfach nicht da ist.
Das beschreibt genau das was ich denke. Nur konnte ich es nicht in so kurze prägnante Sätze fassen
Bei uns in der Gegend schon ein geflügeltes Wort: Kennste einen, kennste alle. Und das finde ich einfach zu schnell geschossen. Um es noch mal an einem Beispiel festzumachen: Wenn man genug Hunde gesehen hat, wird man irgendwann feststellen, dass alle Hunde Zähne haben. Eine durchaus zulässige Verallgemeinerung, auch wenn es mit Sicherheit einige Hund gibt, die keine Zähne haben.
Ich denke schon, dass Verallgemeinerungen hilfreich sind und wir sollten auch gar nicht darauf verzichten. Allerdings sollten wir mit Verallgemeinerungen etwas vorsichtiger sein und das ist meines Erachtens in der letzten Zeit etwas abhanden gekommen.
Interessantes Thema Ich denke das Verallgemeinerungen auch oftmals aus Angst entstehen. Bei mir war es zum Beispiel so, ich bin mit 14 Jahren von einem Marokkaner vergewaltigt worden und ich habe viele Jahre damit gekämpft, mein Bild über die "generell bösen" Marokkaner aus dem Kopf zu kriegen. Klar, das ist ein Extrembeispiel, aber ich habe wegen EINEM schlechten Menschen wirklich alle Menschen dieser Rasse verurteilt. Heute weiß ich das es Unsinn ist, denn jeder Mensch ist ein Individuum und Verallgemeinerung bringt nichts.
Aber ich neige trotz allem auch dazu, manchmal merke ich es noch während ich darüber spreche, wenn ich beispielsweise Sätze sage wie: Ach die Jugendlichen sind doch alle gleich oder die ganze Hartz 4 Empfänger.... Ich weiß aber im Grunde meines Herzens das eben nicht alle gleich sind und das bei hundert Leuten fast immer einer dabei ist, der anders ist und den man nicht durch eine Verallgemeinerung in die Masse schleusen sollte.
Verallgemeinern ist ja erst mal ein ganz normaler Denkprozess der absolut überlebenswichtig ist. Wenn der Höhlenmensch seine eine schlechte Erfahrung mit einem Säbelzahntieger nicht verallgemeinert hätte und in Zukunft einen Bogen um alles was zu der Spezies gehört gemacht hätte gäbe es uns heute vielleicht nicht. Problematisch wird es erst, wenn die Verallgemeinerungen nicht mehr an der Realität geprüft werden oder sogar ungeprüft von anderen übernommen werden.
Ich versuche Pauschalaussagen zwar so gut wie möglich zu vermeiden und setzte den Begriff auch gerne in Anführungsstriche wenn es sich nicht vermeiden lässt - aber "die Jugend wird immer unsportlicher" schreibt sich halt viel schneller als "ich habe in den letzten Jahren in meinem Bekanntenkreis vor allem bei den Jüngeren eine zunehmende Unsportlichkeit festgestellt". Deshalb benutze ich solche Aussagen mit Sicherheit hin und wieder auch. Und Verallgemeinerungen vereinfachen ja auch Sachverhalte, beziehungsweise machen es einfacher sich über etwas auszutauschen ohne persönlich werden zu müssen. Sprich, über "die unsportliche Jugend" diskutiert man lieber als über die faulen Kinder der Kollegin.
Was mich aber total nervt sind Leute, die generell nicht von "Ich" sondern von "Man" sprechen. Ich bin dann immer versucht zu fragen wer "Man" den ist und ob sie vielleicht nicht lieber gleich den majestätischen Plural benutzen wollen. Das klingt vor allem bei Frauen glaubwürdiger als "Man".
Ich finde, dass wir allgmein zu schnell ein Urteil fällen. Auf eine Situation bezogen mag es zwar stimmen, aber das dann immer als geltend zu betrachten finde ich falsch. Natürlich mögen einige Dinge stimmen, doch solche Sachen wie die Pisa-Studie finde ich nicht als geeignetes Mittel, um über die Intelligenz der Schüler zu urteilen. Was ist denn, wenn ein Schüler einen eher schlechten Tag hat und daher geistig nicht voll leistungsfähig ist? Seitdem gibt es aber das Gerücht, die deutschen Schüler wären nicht all zu intelligent. Dass Hauptschüler dumm und gewaltbereiter sind als Andere, geht auch schon lange herum. Warum verallgemeinern wir so schnell Dinge, die wir an Hand von einigen, wenigen Beispielen zu sehen bekommen?
Ich bin der Meinung, dass man nicht alles direkt auf die breite Masse übertragen darf. Nicht jeder Hauptschüler ist dumm, ebensowenig, wie jeder Jugendliche unsportlicher ist, als es die Meisten noch vor zwanzig Jahren oder ähnlichen Zeiträumen vielleicht waren. Daher bin ich auch der Meinung, dass es nicht sinnvoll ist, ein Urteil auf die Gesamtheit zu übertragen.
Hallo,
Jetzt wo du es sagst, bemerke ich auch, dass ich gerne verallgemeinere. Allerdings denke ich, dass das ganz normal für uns ist, denn so vereinfachen wir uns ja auch praktischerweise das Leben. Wir können somit allgemeine Aussagen treffen und uns leichter einen Überblick über die Situation schaffen. Wenn ich beispielsweise sagen, dass die Kinder immer dümmer werden, dann versuche ich einen einfachen Überblick über die generelle Situation geben. Es ist für uns einfacher als wirklich alle Spezialfälle zu durchdenken, um Auskunft geben zu können.
Dennoch ist es doch immer wichtig auch alle Seiten eines Themas zu betrachten, denn mit Verallgemeinerungen können wir auch anderen Menschen schaden. Wir geben somit beispielsweise ein schlechtes Bild über die Jugend, was Jugendliche, die nicht in diesen allgemeinen Rahmen passen, enttäuschen und auch demotivieren könnte. Wenn man zum Beispiel anführt, dass die Jugend generell immer dicker wird, dann könnten dünne und sportliche Jugendliche denken, dass ja sowieso jeder dieses Bild hat und man mit seinem Sport somit auch nicht mehr dagegen wirken braucht.
Ich werde mein Denken in Zukunft genau beobachten und überprüfen inwieweit ich wirklich Dinge verallgemeinere und an welchen Stellen ich mehrere Möglichkeiten durchdenken sollte. Ich finde es nämlich sehr wichtig möglichst flexibel zu denken und viele Bereiche in meine Gedanken miteinzubeziehen.
Viele Grüße
Julia
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