Konsequenzen bei Verweigerung von (Wunsch-) Essen?

vom 18.08.2008, 16:15 Uhr

Ein ähnliches Thema hatten wir schon mal im Thread Mülleimer für Kinderessen diskutiert. Ich möchte aber hier eine neue Diskussionen beginnen, die mich aus ganz persönlichen Gründen zur Zeit sehr interessiert und in der es nicht darum gehen soll, was denn mit den Nahrungsmitteln passiert, wenn die Kinder nicht aufessen. Es soll darum gehen, welche Konsequenzen erziehungstechnisch Sinn machen, wenn das Essen trotz ausdrücklichem Wunsch verweigert wird.

Wer das jetzt alles zu abstrakt findet, für den mal zwei kleine Beispiele. Mein Sohn hat in letzter Zeit mal wieder andere Geschmäcker. Da er zwei Wochen daheim war, habe ich dann auch versucht beim Mittagessen drauf Rücksicht zu nehmen. Also habe ich eines Morgens gefragt, was es denn zum Mittagessen geben soll: Nudelauflauf, den mit Schinken (da es verschiedene Varianten bei uns gibt, wusste ich aber welcher damit gemeint ist). Also haben wir die Zutaten gemeinsam gekauft und auch da war noch alles in Butter. Selbst bei der Ankündigung, dass ich mit dem Kochen beginnen werde. Nur wollte mein Kind nicht dabei mit helfen. Das Essen steht auf dem Tisch, erste Reaktion: bäh Nudelauflauf, zweite Reaktion ess ich nicht, nach dem zweiten fünf Minuten lang gekauten Bissen habe ich dann gesagt, er müsse nicht aufessen, allerdings auch gleich die Konsequenz verkündet. Vor der nachmittäglichen Zwischenmahlzeit bleibt die Küche geschlossen!

Zweiter Vorfall: eine Schnitte schmeckte. Die Großmutter wird gebeten noch eine zweite zu richten. Dazwischen gibt es noch ein kleines Glas Milch, auf einmal die Feststellung: ich habe gar keinen Hunger mehr. Wieder die Konsequenz - bis zur nächsten Mahlzeit bleibt die Küche geschlossen.

So etwas passiert in letzter Zeit andauernd, ganz egal, ob es Wunschessen gibt oder auch nicht, wobei sich beides etwa die Waage hält. Dabei achte ich ganz bewusst, dass am Esstisch in der Veranda gegessen wird und dass dabei schon eine ruhige Atmosphäre herrscht und der Tisch schön gedeckt ist.
In einer ruhigen Minute habe ich meinem Sohn auch erklärt, dass mich sein Verhalten sehr ärgert, besonders dann, wenn ich Dinge koche, die er sich doch gewünscht hat. Auch habe ich ihm erklärt, dass das Kochen ja auch Arbeit macht und dass es für den Koch schon sehr ärgerlich ist, wenn man nur und ständig am Essen mäkelt.

Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Konsequenzen, auf deren Einhaltung ich dann auch strikt achte, meinem Kind egal sind! Darum würde mich mal interessieren, wie Ihr mit solchem Verhalten Eurer kinder umgeht.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Fall 1 und Fall 2 würde ich unterschiedlich bewerten.

Bei Fall 2 waren vermutlich die Augen größer als der Magen, was ja vorkommen kann. Da würde ich nicht groß was sagen, ist zwar auf Dauer ärgerlich, aber nächstes Mal würde ich eben nur warten, bis der Verzehr der Brote wirklich ansteht zeitlich.

In Fall 1 sieht es anders aus, da würde selbstverständlich die Küche zu beliben und ich würde deutlich ansagen, dass ich das Verhalten unmöglich finde und er dann eben für's erste nicht mehr mitentscheiden kann, was gegessen wird, denn dann koche ich lieber, was ich mag, wenn er dann doch Theater macht. So ein verwöhnt-Drama spielt eine meine Töchter auch ganz gerne, aber nachdem sie wegen Maulens eine ganze Woche lang keine Butter essen durfte, mäßigt sie sich doch etwas. Aber hin und wieder bricht es noch durch, dass mit langen Zähnen auf etwas selbst gewünschtem heruumgekaut wird. Tja, "Schuld eigen", wie meine Mutter sagen würde und ich auch sage. So klein, dass eine Konsequenz nicht zu erfassen ist, sind sie ja nicht mehr.

Benutzeravatar

» Karen 1 » Beiträge: 1344 » Talkpoints: 0,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hallo!

Ich war da muss ich sagen sehr konsequent, besonders, wenn ich extra ein Wunschessen gemacht habe. Wenn meine Kinder sich mittag ein Essen gewünscht haben und es nicht essen wollten oder nur dran rumgepickt haben, dann gab es das gleiche Essen am Abend in der Mikrowelle warm gemacht. Wollten sie es wieder am abend nicht, gab es auch nichts anderes und sie mussten auch ohne essen dann ins Bett gehen. Morgens habe ich dann natürlich das Essen nicht gegeben, aber wenn immer noch vom Vortag das Wunschessen da war, gab es das Mittags wieder. Und siehe da, sie haben es gegessen.

Nach 3-4 x wirkliche Konsequenz haben sie das Wunschessen auch immer dann gegessen, wenn es gewünscht wurde. Allerdings muss ich dabei sagen, dass meine Kinder kein Untergewicht hatten und immer gut dabei waren.

Oder aber, ich habe ihnen einen besonderen nachtisch versprochen, wenn sie ihren Teller trotz Wunschessen nicht leer essen wollten. Im Sommer gab es dann Eis oder eben auch was anderes, was sie gerne mochten. Das hat eigentlich auch immer gelockt und sie haben ihren Teller leer gegessen.

Diese Konsequenz habe ich aber nur gemacht, als sie Wunschessen äussern konnten oder aber sich selber die Menge auf den Teller getan hatten oder sich nachgenommen haben obwohl sie eigentlich keinen Hunger hatten.

Wenn ich das Essen auf den Teller getan habe, oder etwas gab, was sie nicht so gerne aßen, habe ich sie auchnicht den Teller unbedingt leer essen lassen. Ich habe also nicht immer darauf bestanden, dass sie wirklich den Teller leer essen.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Bei uns gibt es sowas gar nicht, das sie den Teller leer essen müssen. Was bei sowas rauskommt tragen mein Mann und ich noch heute auf den Rippen. Nur merke ich meinen Kindern an, wenn sie den Teller mit einer Ausrede wegschieben. Oftmals meinen sie dann das es nicht schmeckt, aber in Wirklichkeit haben sie keinen Hunger. Da lerne ich ihnen aber, das sie die Wahrheit zu sagen haben. Denn selbst als Erwachsener hat man nicht jeden Tag zur planmässigen Essenszeit ausreichend Hunger.

Konsequent in Sachen Küche zu bin ich dann trotzdem und sie müssen bis zu nächsten Mahlzeit warten.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Karen 1 hat geschrieben:Bei Fall 2 waren vermutlich die Augen größer als der Magen, was ja vorkommen kann. Da würde ich nicht groß was sagen, ist zwar auf Dauer ärgerlich, aber nächstes Mal würde ich eben nur warten, bis der Verzehr der Brote wirklich ansteht zeitlich.
Ein nicht ganz unwesentliches Detail fehlte in der Schilderung noch: etwa 20 Minuten kam die Frage, ob er nicht etwas anderes essen dürfte. Das arme Kind hatte solch einen Hunger :twisted:

Karen 1 hat geschrieben:und er dann eben für's erste nicht mehr mitentscheiden kann, was gegessen wird, denn dann koche ich lieber, was ich mag
Ich erkenn hier grade was: das habe ich zwar getan, aber nicht deutlich gesagt. Ich denke, ich werde das noch mal klar und deutlich meinem Kinde sagen.

Karen 1 hat geschrieben:So klein, dass eine Konsequenz nicht zu erfassen ist, sind sie ja nicht mehr.
Genau so sehe ich das auch und als es keinen Nachtisch gab, wusste der junge Mann auch ganz genau warum. Erstaunlicherweise sogar noch am nächsten Tag als er sich bei seinen Großeltern bitterlich über seine Mama beschweren wollte und dabei auch zugeben musste, dass Mama nur konsequent war :wink:

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Meine Tochter hat, selten aber doch auch diese Macke - sie "bestellt" daheim etwas zu Essen und will dann gar nichts davon, weil es sie nach anderem gustet. Ich zwinge sie nicht aufzuessen, sage ihr dann aber, dass wir uns solange, im speziellen sie, über das extra gekochte machen müssen bis es weg ist. Da gibt es dann auch keine Extra-Würstchen um sich eventuell ein Butterbrot zu schmieren. Aber, wie schon eingangs erwähnt, ich denke wir sind aus dem Alter wo solche Themen aktuell sind, heraußen, daher haben wir kaum mehr Auseinandersetzungen diesbezüglich.

Eher stresst es mich, wenn ich für das Abendessen kalt eingekauft habe und Madame einen Aufstand macht, weil ich nicht kochen will. Und das obwohl sie in der Nachmittagsbetreuung eine warme Mahlzeit zu mittag bekommt, aber das ist ein anderes Thema...

» Ronja » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich glaube, in dem Alter, in dem Dein Sohn damals war, ist es ganz normal, dass Kinder einfach mal schauen, was passiert, wenn das Essen nicht schmeckt oder angeblich kein Hunger mehr vorhanden ist. Ich würde dann in dem Fall aber schon schauen, ob das Kind wirklich nichts mehr essen will und wenn es dann doch eine halbe Stunde oder Stunde später hungrig wird, würde ich ihm die Möglichkeit geben, noch das gekochte Essen zu essen. Will es das gekochte Essen nicht haben, würde ich schon ganz gern wissen wollen, warum kein Hunger mehr vorhanden ist beziehungsweise warum das Essen nicht mehr schmeckt.

Ich würde schon in dem Fall immer wieder das gekochte Essen anbieten und wenn es das partout nicht will, zumindest eine Scheibe Brot oder ein Brötchen. Aber neues Essen würde ich dann nicht kochen und ich würde mein Kind auch nicht wirklich hungern lassen. Sollte es aber des öfteren vorkommen und nicht nur einmal, finde ich es eine sehr schwierige Situation und ich kann da nicht sagen, wie ich handeln würde. Es kommt natürlich auch auf das Kind an, wie glaubhaft es mir das versichert.

Wenn das Kind beim zweiten Fall erst eine weitere Brotscheibe einfordert und es dann doch nicht essen will, würde ich es erst einmal wegstellen oder in den Kühlschrank stellen und später nochmal anbieten. Aber auch hier würde ich schauen, ob das Kind einen nicht unbewusst damit erpressen oder unter Druck setzen möchte. So etwas gibt es ja leider auch. Hier könnte es ja auch so gewesen sein, dass die Milch eine sättigende Wirkung hatte und entsprechend war dann das Brot leider erst einmal umsonst geschmiert worden.

Wichtig ist natürlich, dass man dem Kind immer wieder klarmacht, dass man Essen nicht weg wirft, dass das Essen Mühe, Zeit, aber auch Geld kostet. Ich würde aber auch entsprechend weniger kochen, solange es immer wieder dazu kommt, dass das Kind einfach nicht so viel essen mag. Das Wunschessen wird natürlich auch weniger gekocht und wenn es nicht funktioniert, gibt es vorerst auch nur noch das, was man als Erwachsene/r selbst gern isst. Mir ist es aber wichtig, dass das Kind nochmal etwas probiert und es dann entscheiden kann, für Kritik bin ich absolut offen und das Kind muss mir auch sagen, was nicht genau passt. Aber Essen soll nicht mit Zwang stattfinden, mit Regeln ja, aber ohne Zwang und da würde ich beim Wunschessen auch nicht anders handhaben wollen. Ich würde jedoch schon erwarten, dass eine kleine Menge gegessen wird und die würde ich dann in solchen Phasen auch vorgeben. Nachnehmen kann man sich dann immer noch.

Benutzeravatar

» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Wenn man selber als Kind in so einer Situation war und sich noch sehr gut daran erinnert, wird seine Kinder wohl nicht dazu zwingen zu essen, wenn sie etwas nicht wollen.Meine Mutter hat mich früher immer gezwungen Grießbrei zu essen. Ich durfte solange nicht aufstehen, bis ich wenigstens ein bisschen was davon gegessen habe. Nachdem ich beim Essen auf den Boden erbrochen habe, war Ruhe – zumindest was Grießbrei angeht. Von ein paar anderen Gerichten habe ich auch noch „traumatische“ Erlebnisse und würde das nie im Leben auch nur in den Mund nehmen. Sein Kind zu bestrafen, wenn es etwas nicht essen will, ist vielleicht der falsche Weg – vor allem, wenn man merkt, dass es auf Dauer nichts bringt. Natürlich macht es viel Arbeit, aber du kochst ja nicht nur für dich allein; und solang es nicht weggeschmissen wird, ist doch alles in Ordnung.

Wie alt ist er? Wenn du ihm zeigen willst, wie viel Arbeit es macht, dann solltest du ihn vielleicht beim Kochen mithelfen lassen. Selbst gekochtes Essen schmeckt erstens immer :) und zweitens lernt er schnell, wie er sich theoretisch selber etwas machen könnte (natürlich wenn das Alter stimmt), wenn er mal keine Lust auf dein Essen hat. Wie jemand hier schon geschrieben hat, solltest du mehr auf Belohnung statt auf Bestrafung setzen. Ich glaube, damit wären beide Seiten besser bedient.

» Märie » Beiträge: 459 » Talkpoints: 15,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^
cron