Jugendschutz 2.0
Da es jeden DVD und Spielesammler demnächst gehörig die Laune verhageln wird, wenn er im Saturn oder MediaMarkt auf das eine oder andere Objekt der Begierde schaut, habe ich die traurige Ehre euch auf das Schlimmste vorzubereiten.
Vor ein paar Monaten hat Frau von der Leyen das Jugendschutzgesetz geändert und verfügt, dass in Zukunft bei Filmen und Software auf dem Front-Cover das Siegel der FSK bzw. USK, welches die Altersfreigabe darstellt, abgedruckt ist. Dies war bei Spielen immer schon so, für Filme ein Novum, da hier bisher das Siegel auf der Rückseite war. Neu ist allerdings, dass dieses Logo eine neue Größe bekommt. Weil wir ja alle wissen, dass wenn man etwas Schreit oder GROß SCHREIBT, zieht es mehr Aufmerksamkeit auf sich. Siehe Bildzeitung. Außerdem darf dieses Kennzeichen (wie früher auch schon) nicht auf der Umverpackung kleben sondern muss auf dem Produkt selbst sein.
Noch ist das ganze übrigens Freiwillig. Ab März 2010 müssen diese Logos jedoch auf alles und jedem sein, sonst darf es nicht verkauft werden. (Lustige Vorstellung wie die Händler im Februar 2010 durch die Regale rennen und diese Aufkleber überall dranklatschen).
Fazit: Mein Importhändler sieht mich wieder ein kleines bischen Öfter, aber dafür kann ich Nachts wieder beruhigt U-Bahn fahren weil die Jugendkriminalität endlich eine Ende haben wird . Alles dank Jugendschutz 2.0. Danke Deutschland.
Vorsicht Ironie: Ist doch ganz klar, ein 15 Jähriger, der den kleinen Hinweis bei einem Film hinten übersehen hätte wird nun endlich adäquat vor dem "ab 16" Film gewarnt und kauft nicht aus versehen etwas, dass für ihn noch nicht geeignet ist.
Ich habe wirklich manchmal den leisen Verdacht, dass unsere lieben Politiker unterbeschäftigt sind und damit das nicht all zu offensichtlich wird kommen sie eben immer mal wieder mit solchen Ideen an - oder versuchen die Überraschungseier zu verbieten
Ich halte das auch für Schwachsinn, denn seien wir mal ehrlich: wenn ein Jugendlicher etwas kaufen möchte, wofür er noch nicht alt genug ist, dann ist das in den meisten Fällen auch möglich. Einerseits bedeutet ein Aufkleber auf einem Produkt nicht zwingend, dass es der Verkäufer nicht an Minderjährige verkaufen kann oder genau das tut. Habe ich oft genug gesehen oder selbst miterlebt, außerdem bekommt man andauernd Berichte im Fernsehen über genau das zu sehen. Und wenn das nicht der Fall, dass Verkäufer da nicht so genau drauf schauen, dann gibt es noch zahlreiche andere Möglichkeiten, das kann sich jeder vorstellen.
Cloudy24 bringt es echt gut auf den Punkt, gibt es für manche Politiker echt nicht das besseres, sinnvolleres oder konstruktiveres zu tun?
Ändern wird sich an dieser Sache sowieso nichts oder wenn dann nur minimal und was hat man davon?
Jugendliche konsumieren finde ich tatsächlich vor allem zu viele Spiele. Sie zocken einfach zu viel am PC. Viele sind süchtig und vor allem sind es die politisch unkorrekten Spiele, die "unbraven", die anziehen.
Fazit: Das ganze ist sehr löblich motiviert und schafft hoffentlich mehr Bewusstsein vor allem bei Eltern, die ja die einzigen sind, die vielleicht etwas an diesen Zuständen ändern und ihre Kids zum Sport, zum Climbing, zur Music-School oder sonstwas sinnvollem schicken könnten, statt sie vorm PC gammeln zu lassen.
Und mit "2.0", das vor allem ein Web, das durch den User selbst gestaltet ist, beschreibt, hat das Thema nicht viel zu tun, da es hier ja offensichtlich um DVDs und Spiele und den FSK- und USK-Aufdruck und hoffentlich auch entsprechend geregelten Verkauf ab 2010 geht.
Tsunami hat geschrieben:Und mit "2.0", das vor allem ein Web, das durch den User selbst gestaltet ist, beschreibt, hat das Thema nicht viel zu tun, da es hier ja offensichtlich um DVDs und Spiele und den FSK- und USK-Aufdruck und hoffentlich auch entsprechend geregelten Verkauf ab 2010 geht.
Das vor allem ein Web beschreibt?! Meinst du etwa Web = Internet?! Soweit ich weiß ist die Zahl hinter einen "Produkt" lediglich die Version die "aktuell" ist. Was hat das mit "hauptsächlich Web" zu tun?! Da erinnere ich mich spontan an "Stirb Langsam 4.0" oder diversen Patches für Spiele. Aber die Nummer der Version auf Internet zu beziehen, ist wohl nicht ganz das passendste.
Um wieder aufs Thema zu kommen: Eltern die ein wenig Plan haben und es wirklich interessiert was ihre Kinder sehen, wissen wo der FSK Stempel ist. Genauso wie Verkäufer und Käufer. Daher ist die ganze Aktion wohl eher ein Tropfen auf dem heißen Stein und vielleicht freuen sich ein paar "Minderheiten" das der Jugendschutz wieder einmal etwas unter die Lupe genommen wird. Aber ob es wirklich was bringt, außer das evtl. mehr Käufer auf Importe zurückgreifen(weil sie keine Lust auf den dicken Stempel auf dem Cover haben), ist fraglich und ich hoffe da hört man irgendwann einmal ein paar glaubwürdigen Studien darüber (ob es was gebracht hat).
Mich interessiert die Sache auf jeden Fall ziemlich wenig. Und wenn der Stempel zu "nervig" erscheint, hätte ich auch kein Problem mein Geld außerhalb der Republik umzusetzen. Aber wie schon gesagt: Es ist kein Weltuntergang! Aber ein wenig merkwürdig ist die Sache doch schon!
otsego hat geschrieben:Das vor allem ein Web beschreibt?! Meinst du etwa Web = Internet?! Soweit ich weiß ist die Zahl hinter einen "Produkt" lediglich die Version die "aktuell" ist. Was hat das mit "hauptsächlich Web" zu tun?! Da erinnere ich mich spontan an "Stirb Langsam 4.0" oder diversen Patches für Spiele. Aber die Nummer der Version auf Internet zu beziehen, ist wohl nicht ganz das passendste.
Du meinst mit dem "2.0" wird auf eine aktuelle Version beispielsweise eines Spiels angespielt? Nagut. Ohnehin nicht wichtig, was damit gemeint war.
Mich würde interessieren, was all jene (wahrscheinlich selbst noch zu den Jugendlichen zu zählenden oder kaum daraus entschlüpften und vermutlich selbst gerne zockenden) Leute, die sich hier so kritisch über die verzweifelten Jugendschutzideen unserer Minister und Ministerinnen äußern, sagen werden, wenn sie ihre eigenen Kids mal vorm PC oder später wahrscheinlich hinter irgendwelchen Brillen, die sie in eine komplette Cyber-Fantasiewelt entführen, verschwinden sehen und diese nicht im geringsten wahrnehmen, dass der Spielekonsum einfach manchmal wirklich ungut zu viel ist und die Wahl der Spiele ebenso fraglich ist, das aber vehement und trotzig abstreiten, dass da eventuell vielleicht ja doch ganz richtig der Jugendschutz und ein Eingreifen von Erwachsenen generell schlicht notwendig ist. Und, welche Mittel sollen denn gewählt werden? Mütter und Väter, die nicht mehr arbeiten gehen um zu überwachen, was zu Hause beim 15-jährigen Sohnemann am PC läuft?
Und hey, jeder Jugendliche weiß genau wann seine Eltern nicht zu Hause sind, weil sie einfach Geld verdienen müssen und wann man da auch mal von den Eltern nicht erlaubte Spiele mit ganz viel Blut, etc., spielen kann. Ob da später bei den eigenen Kids auch noch jede noch so hilflose Maßnahme nur so lapidar und nur unter dem "Was bringt das denn?"-Aspekt wahrgenommen wird? Vermutlich eher nicht.
Ich selbst bin eine recht junge Mutter einer Tochter, die jetzt langsam zum Teenager wird. Ich bin also nicht so weit von all dem weg, weder persönlich noch als Mutter. Selbst kann ich mich glücklich schätzen, dass meine Tochter nicht allzu groß darüber diskutiert, dass es weder erlaubt ist länger als einie Stunde am PC zu hocken und irgendwas zu spielen, noch ist sie der Typ, der es allzu lange ohne Leute treffen und Bewegung aushält, wofür ich sehr dankbar bin. Ich kann aber Eltern nachvollziehen, denen das alles schwerer fällt und denen ihr Kind, was eventuelle Spielevorlieben und Dauerkonsum solcher Artikel angeht, aus den Händen gleitet. Die Politik hat niemals wirksame Mittel gegen sowas, aber sie versucht Bewusstseinsarbeit zu leisten. Auch wenn das manchmal ein wenig hilflose Ideen sein mögen. Dass den betroffenen Jugendlichen selbst das Problem nicht bewusst ist, ist typisch für Süchte. Die fallen jedem auf, nur nicht den Betroffenen selbst.
Kritische Jugendliche, die ihre Freunde mit einem wohlwollenden und vielleicht schon ein bisschen erwachsenen Auge beobachten, wissen, dass nicht wenige gerade mit diesen oft brutalen Spielen ein echtes Suchtproblem haben und streiten das auch nicht ab. Insofern können sie solche Maßnahmen sicher auch verstehen und deuten.
Runzen hat geschrieben:Noch ist das ganze übrigends Freiwillig. Ab März 2010 müssen diese Logos jedoch auf alles und jedem sein, sonst darf es nicht verkauft werden. (Lustige Vorstellung wie die Händler im Februar 2010 durch die Regale rennen und diese Aufkleber überall dranklatschen)
Lustig ist, dass die Altbestände, die nicht entsprechend gekennzeichnet sind und nicht bis einschließlich 31.03.2010 verkauft sind, dann per Hand zu kennzeichnen sind. Da Handelsriesen wie Saturn und Co (die immerhin zur Metro Group gehören) aber doch über eine enorme Marktmacht verfügen, werden diese gar nicht so große Altbestände haben, da gibt es diverse Möglichkeiten, dass die Hersteller in diese Bresche springen. Wahrscheinlich ist wohl, dass viele Anbieter diese Regel wohl schon in der freiwilligen Phase befolgen werden, und bis Februar 2010 sind es immerhin noch 18 Monate, so dass wohl kaum ein gehetzter Verkäufer in Saturn & Co. zu finden sein wird.
Tsunami hat geschrieben:Und mit "2.0", das vor allem ein Web, das durch den User selbst gestaltet ist, beschreibt, hat das Thema nicht viel zu tun, da es hier ja offensichtlich um DVDs und Spiele und den FSK- und USK-Aufdruck und hoffentlich auch entsprechend geregelten Verkauf ab 2010 geht.
Das war zuerst mein Gedanke, aber dem Threadersteller ging es wohl hauptsächlich darum das der Jugend-Medienschutz-Staatsvertrag vom 10. September 2002 an dieser Stelle noch einmal verbessert wurde. Und für die, die mit Web 2.0 noch nichts anfangen hier die Erläuterung des Mannes, der diesen Ausdruck erfunden hat.
Lächerlich finde ich diesen Vorstoß übrigens nicht. Dass man damit natürlich trotzdem keinen undurchdringlichen Schutz der Jugend aufbauen kann, wird den Verantwortlichen durchaus bewusst sein. Ich denke auch nicht, dass es darum geht - USK und FSK gibt es ja nun schon länger. Viel wichtiger ist doch wohl, dass mit diesen großen Aufklebern noch mal Menschen für das Thema Jugendschutz sensibilisiert werden können, denen das Thema bisher noch nicht wichtig (genug) war. Und mal ganz praktisch gesehen sind diese großen Aufkleber auch eine enorme Erleichterung für die Menschen hinter dem Verkaufstresen oder an der Kasse - die müssen nicht erst ewig nach dem Aufkleber suchen.
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