Kinder & Erziehung - Liebesentzug / Schweigen als Strafe

vom 15.08.2008, 01:08 Uhr

Schweigen ist ja wirklich das letzte, was man einem Menschen, vor allem aber einem kleinen Kinde, zumuten kann. Wie kann es denn dann wirklich aus den Fehlern lernen? Denn darum geht es meiner Meinung nach doch im früheren Kindesalter, um Fehler zu machen und dann auch erklärt zu bekommen, dass es eben so nicht geht und man so nicht einfach die Mutter oder den Vater provozieren kann mit seinen Fehlern. Schweigen geht da meiner Meinung nach überhaupt nicht, weil dies doch auch nur noch zu Unverständnis bei dem Kind führt. Bei uns in der Familie kam das zum Glück noch nie in derartiger Form vor und da bin ich auch heilfroh darüber.

Ich wage es gar nicht auszudenken, wenn ich bei jedem kleinen Schabernak gleich mehrere Tage von meinen Eltern angeschwiegen werden würde. Aber ehrlich gesagt befürchte ich dieses Thema auch nicht gerade groß, denn meine Eltern würden nie auf solche unnützen und total unnötigen Ideen kommen, bei uns wird eher mehr auf Konfliktlösung durch Miteinanderreden gelegt, was ich auch zweifelsfrei für den viel, viel besseren Weg halte.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Also kurzes Schweigen wende ich bei meiner Tochter an, wenn sie mich beleidigt oder beschimpft. Das wirkt sehr gut. Ich halte es aber keinesfalls länger als fünf Minuten aus. Tagelanges Anschweigen seitens der Eltern würde ich daher schon als Foltermethode empfinden.

Außerdem ist es ja so, dass das Kind auf die Eltern angewiesen ist. Es könnte Angstzustände erleiden, die es bis ins spätere Leben verfolgen, weil mit dem Schweigen der Eltern auch die eigene Existenz bedroht ist. Die Kinder sind ja angewiesen auf Liebe, Nähe, Hilfe der Eltern, deshalb gibt es ja die Kommunikation untereinander.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Wenn ich so darüber nachdenke und versuche, mir einen solchen Fall vorzustellen, ohne selbst Kinder zu haben, dann denke ich, dass ich selbst gar nicht in der Lage dazu wäre, mein Kind tagelang anzuschweigen. Auch einige Stunden würde ich sicherlich nicht schaffen, weil ich viel zu kommunikativ bin, um es mal diplomatisch auszudrücken. Das Reden ist mir wirklich wichtig und ich denke, dass sich dadurch nicht nur vieles klären lässt, sondern man sich selbst eben auch erklären kann. Vielleicht ist es nicht unwichtig, gerade das seinem Kind zu vermitteln und es insofern zu ermutigen, das Gespräch zu suchen, aber das funktioniert eben nur, wenn man ihm das Gespräch auch anbietet und es nicht verweigert.

Dunkel kann ich mich daran erinnern, dass auch mein Vater mich manchmal abgekanzelt hat, allerdings hat er in solchen Momenten damals nicht nur nicht mit mir gesprochen, sondern mich auch völlig ignoriert. Dass ich nicht mit ihm reden konnte, hat mich als Kind aber am meisten mitgenommen, denn so konnte ich ihm nicht einmal wirklich sagen, was mir leid tat oder aus welchen Gründen, was mich vielleicht sogar in der vorangegangenen Situation verletzt oder überhaupt erst soweit gebracht hat, das zu tun, was ihn nun so sein ließ. Allerdings hat mein Vater mich eben nicht komplett angeschwiegen, sondern ich wusste, dass er von mir etwas ganz Bestimmtes erwartete, wenn er mir so ablehnend begegnete, nämlich, dass ich meinerseits wirklich ein Gespräch suche, indem ich allerdings erkläre, dass es mir leid tut – und dass ich dieses „es“ auch genauer benenne, sonst habe ich wohl seiner Meinung nach zu wenig Reue gezeigt.

Wenn ich mir vorstelle, dass mein Vater mich wirklich angeschwiegen hätte, dann wäre ich sicherlich noch viel verunsicherter gewesen als ich das ohnehin schon war. Für mich waren diese Phasen ohnehin schon rein gefühlsmäßig so, als würde mein Vater mich wirklich nicht mehr lieben und als Kind nicht mehr wollen. Oft habe ich nicht verstanden, warum das – meistens ganz plötzlich – so war, allein das hat schon an mir genagt, dass es plötzlich zu einer Streitsituation kam. Wären diese Phasen ohne Kommunikation noch länger gewesen, dann hätten sie mich regelrecht gequält.

Ich würde deshalb auch mit meinem Partner ein dringendes und deutliches Gespräch führen, wenn ich eine solche Situation zu Hause vorfinden würde, wie Du sie hier schilderst. Für mich ist es sicherlich auch aufgrund meiner eigenen wenigen Erfahrung mit diesem Thema unvorstellbar, dass ein Kind abgekanzelt wird und das Gefühl bekommt, abgelehnt zu werden, denn das fühlt sich wirklich richtig mies an, Du schreibst ja nicht zuletzt auch von Deinen eigenen Erfahrungen zu diesem Thema und wirst deshalb wohl gut nachempfinden können, wie es Deinem Kind damit geht. Kläre das mit Deinem Partner im Sinne Deines Sohnes und Eurer Beziehung, denn ich denke, dass sich die fehlende Kommunikationsfähigkeit Deines Partners in Bezug auf diese Streitsituationen auf beides auswirken wird: auf Euren Sohn und auch auf Euch als Eltern- und Liebespaar.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich selbst habe erlebt, wie schrecklich es ist, wenn man als Strafe nur ein Schweigen bekommt. Es ist nicht nur demütigend und sinnlos, oft sogar kontraproduktiv, sondern meiner Meinung nach auch ein Zeichen von Dummheit. Jemand, der sich mit einem Problem, auch einem zwischenmenschlichen Problem mit einem Kind, nicht wirklich auseinandersetzen kann oder möchte, ist für mich ein schwacher Mensch. Normalerweise sollten gerade erwachsene Menschen in der Lage sein, Probleme auf einer anderen Ebene zu lösen, als den Streitpartner anzuschweigen und ihn damit zu bestrafen. So etwas kann auch gut nach hinten losgehen, gerade bei Kindern. Ein Kind will ja im Normalfall eine Reaktion haben, egal wie diese aussieht. Wenn es auf verbale Weise nicht bei dem schweigenden Elternteil durchkommt, wird es sich eben andere Wege suchen, zum Beispiel durch gezielte Provokationen. Wenn ich heute auf Erwachsene treffe, die in problematischen Situationen nur schweigen, anstatt sich normal und auf einem erwachsenen Niveau zu unterhalten, habe ich damit ein ziemliches Problem, gerade weil es mich wirklich fertig macht, wenn jemand, der mir etwas bedeutet, so reagiert. In der Regel vermeide ich dann auch lieber den engeren Kontakt und jede Auseinandersetzung mit Leuten, bei denen solche Methoden an der Tagesordnung sind. So etwas kommt ja nicht nur zwischen Kindern und Eltern vor, sondern das Problem des Schweigens kann auch in Partnerschaften auftauchen - mit denselben Folgen.

Ich finde es wichtig und richtig, dass du das Verhalten deines Partners kritisierst. Er ist ein erwachsener Mensch und er sollte sich auch als solcher Verhalten. Das Verhalten, das er dem Kind vorlebt, halte ich allein aus Sicht des Elternteils als Vorbild schon für falsch. Abgesehen davon ist es eine ziemlich schlimme Weise, mit einem Menschen umzugehen, dabei ist es auch egal, wie alt derjenige ist. Man kann ein Streitgespräch sicher vertagen, allerdings sollte man eben nicht einfach nur schweigen und durch diese emotionale Kälte strafen. Das ist ein ganz schlechtes Verhalten.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Stundenlanges oder sogar tagelanges Anschweigen finde ich gerade in Bezug auf ein Kleinkind völlig unangemessen. So etwas hat für mich in der Tat auch etwas von einem Trotzverhalten und als erwachsener Mensch sollte man nun wirklich in der Lage sein, sich anders zu geben, wenn (s)ein Kind etwas unrechtes getan hat. Ein Kind anzuschweigen hat tatsächlich auch etwas mit Liebesentzug zu tun und ich vermute fast, dass man das Kind dazu bringen möchte, diesen Liebesentzug als Strafe anzusehen. Nicht miteinander zu reden halte ich ebenfalls für kontraproduktiv und als Zeichen dafür, dass man -genau wie bei Schlägen- sonst nicht weiß, was man tun soll. Allerdings würde da ein Gespräch wirklich eine klärende Wirkung haben und ich denke, gerade als zusammenlebende Eltern sollte man da auch eine gemeinsame Linie fahren.

Ich kenne es selbst auch, angeschwiegen worden zu sein und letztendlich habe ich alles mögliche getan, um die Aufmerksamkeit zu erlangen, die ich haben wollte. Letztendlich war es dann egal, ob ich angeschrien wurde oder ob man vernünftig mit mir sprach, Hauptsache, man hat sich überhaupt mir zugewendet. Möglich, dass dieses Verhalten auch bei Kindern auftaucht, die angeschwiegen werden, aber andersherum kann es genauso gut passieren, dass Kinder sich zurückziehen und vielleicht auch kein Vertrauen mehr zu ihren Eltern aufbauen können. Das muss nicht sofort und nach einem einmaligem Anschweigen geschehen, sondern dann, wenn es immer wieder zum Schweigen als Strafe kommt.

Grundsätzlich bin ich wirklich jemand, der sagt, dass eine Strafe unmittelbar mit der "Tat" geschehen muss. Und damit fällt das Schweigen als Strafe für mich schon deshalb weg. Außerdem finde ich es schwierig, einem (Klein-)Kind erklären zu müssen, warum ich es eben einige Stunden oder Tage angeschwiegen habe. Jedenfalls kann man danach nicht so tun, als sei alles vergessen, das Kind soll ruhig erfahren, dass, was es getan hat, nicht richtig gewesen ist. Durch Schweigen kann man es aber nicht mitteilen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Schweigen als Strafe empfinde ich als komplett falschen Weg, egal wie alt das Kind ist. Denn besonders wenn es so klein ist, weiß es doch teilweise gar nicht, was genau es nun falsch gemacht hat und wird entsprechend auch nicht daraus lernen können.

Ich bin in einem Alter von 17 Jahren von meiner Mutter mit Schweigen und Ignorieren bestraft worden und das tut wirklich verdammt weh. Im jungen Kindesalter macht es einfach keinen Sinn und im höheren jugendlichen Alter ist es einfach nur schmerzhaft und man treibst sein Kind so bloß immer weiter von sich weg und es fühlt sich ungeliebt.

» MissFly » Beiträge: 362 » Talkpoints: 6,41 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Schweigen als Strafe? Hm, na toll, was soll das Kind denn bitte schön davon lernen? Ich würde Schweigen nie im Leben weder als eine gerechte, noch als eine wirkungsvolle Strafe ansehen, und gerade, wenn über Stunden oder Tage lang geschwiegen wird, weiß das Kind doch irgendwann überhaupt nicht mehr, was es eigentlich falsch gemacht hat, beziehungsweise, was daran denn nun so schlimm war, dass es nun mit Ignoranz bestraft werden muss. Das Wichtigste ist allerdings, dass man seinem Kind ja überhaupt nicht erklären kann, was es denn falsch gemacht hat, wenn man einfach nicht mehr mit ihm redet. Das Kind erkennt vielleicht, dass es die schuld an dem Schweigen seiner Eltern trägt, weiß allerdings nicht, warum, und die meisten Kinder werden sich sicherlich nach Aufmerksamkeit und Zuwendung ihrer Eltern sehnen, weswegen ich es mir einfach nur unheimlich furchtbar vorstelle, wenn eben diese nicht gegeben ist, da das Kind von den eigenen Eltern ignoriert wird. Allein den Gedanken daran finde ich schrecklich!

Ich würde das Schweigen als „Strafe“ sogar mit dem Liebesentzug gleichsetzen, einfach, weil man dem Kind ja überhaupt keine Liebe oder Zuneigung mehr vermitteln kann, wenn man es einfach nur anschweigt, gerade Schweigen wird in diesem Alter noch sehr oft missverstanden, und wenn das Kind erkennt, dass es selbst der Grund für das Schweigen seiner Eltern ist, gibt sich dieses sicher auch nur zu schnell die Schuld daran und ist einfach nur verdammt traurig, weil es doch seine Eltern braucht und diese wegen einem einzigen Fehler, von dem das Kind noch nicht einmal weiß, um welchen es sich denn handelt, beziehungsweise worin der Fehler lag, nicht mehr mit ihm sprechen wollen. Hier könnte man jetzt sagen, dass das Kind lernen soll, selbst nachzudenken, und seine Fehler zu erkennen und einzusehen. Aber ist ein kleines Kind im Alter von ungefähr vier Jahren wirklich schon zu so etwas in der Lage? Ich denke nicht. Außerdem kann nicht jeder Mensch auch jeden Fehler einsehen, weil er aus der eigenen Sicht wahrscheinlich erst gar nicht als ein Fehler wahrgenommen wird.

Wenn man seinem Kind vielleicht mal für zehn Minuten nicht mehr soviel Beachtung schenkt, okay, das könnte ich schon noch akzeptieren, und vielleicht wäre so etwas manchmal auch am besten, aber Stunden oder gar Tage sollte dies wirklich kein Kind dieser Welt aushalten müssen, das hat einfach niemand verdient und schon gar nicht ein kleines Kind, welches die Bedeutung des Schweigens in der Regel noch nicht einmal ganz in der Lage ist, zu verstehen. Außerdem muss ich hinzufügen, dass ich es auch für enorm kindisch halte, einen anderen Menschen zu ignorieren, nur weil dieser irgendetwas getan hat, was einem nicht passt. Man kann über alles reden, also warum sollte man nicht auch Probleme ausdiskutieren können? Schweigen ist jedenfalls NIE die Lösung. Und erst recht nicht für ein kleines Kind! Meine eigenen Eltern haben auch recht oft von der Methode des Schweigens Gebrauch gemacht, was bei mir letztendlich zu totaler Unsicherheit und Selbstzweifeln geführt hat, die leider auch noch bis heute anhalten. Wenn man sein Kind ignoriert, tut man somit niemandem einen Gefallen, und lernen tut das Kind auch nichts davon. Ich würde mein eigenes Kind später jedenfalls nie ignorieren können, das ist nicht nur absolut falsch als Strafe, sondern würde mir persönlich auch irgendwie im Herzen weh tun, einfach, weil man das Kind ja sozusagen unter Liebesentzug stellen würde und das absolut falsch wäre.

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» porcelain » Beiträge: 1071 » Talkpoints: 5,47 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also ich finde das Verhalten auf jeden Fall total unangemessen. Mit nicht Beachtung kann man einem Kind nicht bestrafen, denn damit kann man häufig viel mehr falsch als richtig machen. Ein Kind muss zwar durchaus Grenzen gezeigt bekommen, aber mit Missachtung mache ich das Gegenteil! Ich muss dem Kind genaustens sagen, was falsch gelaufen ist und wie es in Zukunft besser laufen sollte, sonst wird sich nichts ändern.

Ich würde meinem Mann nur ein einziges Mal sagen, dass seine Missachtung nicht nochmals vorkommt, denn sonst mache ich das ein Mal. Wenn das dauerhaft so wäre, würde ich sogar die Trennung in Betracht ziehen, denn so ein Verhalten ist Kindergarten und alles andere wie Erwachsen!

» paddelfisch » Beiträge: 655 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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