Erziehung: Sind Einzelkinder immer verwöhnte Kinder?

vom 13.08.2008, 01:26 Uhr

Wir haben einen Sohn und eigentlich sollte es dabei auch bleiben. Wir sind froh, dass unser Sohn gesund zur Welt gekommen ist und sind eine kleine, glückliche Familie. Dies ändert sich meistens, wenn ich meine Familie zu Besuch habe oder mit Freunden einen Kaffee trinken gehe. Immer wieder bekomme ich zu hören: Einzelkinder sind doch meistens verwöhnt, es ist doch nicht gesund, den Kleinen alleine aufwachsen zu lassen und noch mehr so wundervolle Vorurteile.

Ich krieg echt die Krise. Ich bin selbst ein Einzelkind und ich kann sehr gut teilen und kaufe anderen immer lieber was als mir selbst. Ich bin (behaupte ich mal) sehr umgänglich und überhaupt nicht egoistisch. Wie kommen die Leute nur immer auf so einen Blödsinn? Oder denkt ihr auch so?

» Trockenfisch » Beiträge: 4 » Talkpoints: -0,02 »



Ich denke da kommt es auf die Weise der Erziehung des Kindes an. Wenn das Kind immer bekommt was es will also "alles in den Hintern geschoben bekommt" , nie lernt zu teilen, dann ist es abzusehen das das Kind so wird.

Ich glaube die Vorurteile kommen daher, dass wenn man nur ein Kind hat dieses dann auch gerne mal verwöhnt. Manche Eltern begründen das dann damit das es halt das einzige Kind ist usw. So erzieht man sich dann eben oft ein verwöhntes Kind.

Natürlich werden andere Kinder auch mal verwöhnt, wenn jetzt jemand mehre hat, aber da lernen die Kinder halt schnell zu teilen und das Egoismus bei mehreren Geschwistern nicht angebracht ist.

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» Alakina » Beiträge: 175 » Talkpoints: 1,75 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hmmm nun ja ich kenne da schon so einige Personen bei denen ich von deren Verhalten sagen könnte, dass diese Einzelkinder sind. Ich finde das wirkt sich schon ein wenig auf das Verhalten gewisser Menschen aus.

Klar das ist jetzt hier pauschales Schubladendenken, was natürlich totaler Schwachsinn ist, aber wie so oft gibt es eben einige die genau in diese Schublade passen.

Ich denke auch, dass die Erziehung und wie das Kind erzogen wird/wurde eine sehr große Rolle spielt. Wenn das Kind immer nur im Zentrum stand und gar nicht groß um Aufmerksamkeit buhlen mußte, denke ich wirkt sich das schon sehr stark auf die spätere Persönlichkeit aus. Das äußert sich dann meistens in einem sehr starken egozentrischen Denken. Alle Welt dreht sich um einen und alle anderen sind nur das Beiwerk damit es MIR gut geht. Hauptsache ich ich ich und meine Wünsche werden alle erfüllt. Da fehlt dann schon ein wenig die soziale Kompetenz und Einfühlsamkeit die andere Menschen mit Geschwistern dann doch eher haben.

Ich denke Kinder mit Geschwistern sind oft auch schneller selbstständiger weil sie früh lernen selbst für sich zu sorgen und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Auch sind diese meist Konflikerfahrener und können sich sehr viel leichter von den Eltern + Familie lösen als Einzelkinder, die eigentlich meistens die Nähe ihrer Eltern und Familie suchen.

Wie gesagt, dass war jetzt starkes Schubladendenken. Es gibt natürlich viele Ausnahmen, je nach Erziehung. Was ich hier aufgezählt habe sind die typischen Eigenschaften die mir so bei den Menschen die ich kenne und Einzelkinder sind, sehr stark aufgefallen sind.

» Ditschi » Beiträge: 321 » Talkpoints: 0,39 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Am besten hier mit diskutieren: Sind Einzelkinder wirklich verzogen?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



ich kenne viele Einzelkinder, auch viele von ihnen sind ein wenig seltsam. Und ich kenne auch viele Leute die so denken wie deine Bekannten. Aber ich denke es kommt nicht auf das Einzelkind an, sondern auf seine Erziehung. Wenn beispielsweise jeden Tag die Oma mit Geschenken vor der Tür steht, ist es schon ziemlich wahrscheinlich, dass das Kind verwöhnt wird. Lernt man ihm aber das Teilen, dann kann ich mir nicht vorstellen, warum es "anders" sein sollte, als Kinder mit Geschwistern.
Ihr schafft das schon :wink:

» pinki3007 » Beiträge: 4 » Talkpoints: 1,33 »


Einzelkinder sind genauso immer verwöhnt, wie Geschwisterkinder das immer nicht sind :wink: Ich denke, dass es sich bei diesen Vorurteilen hauptsächlich um Klischees handelt, die sich immer mehr überleben.

Klar können Einzelkinder verwöhnter sein, als Kinder die mit Geschwistern aufwachsen. Allerdings sind sie das per sé nicht immer. Das mag auch daran liegen, dass immer mehr Kinder heute als Einzelkinder aufwachsen und die Eltern dieser Kinder daher die möglichen Gefahren in Form von gebetsmühlenartig herunter geleierten Vorurteilen trotzdem noch so oft hören, dass sie einfach nicht umhin können, sich mit diesen Gefahren auseinanderzusetzen. Viele Eltern steuern dann aus dem Gefahrenbewusstsein rechtzeitig gegen. Verwöhnen die Kinder also nicht übermäßig, ermöglichen ihnen viele Kontakte zu anderen Kindern, damit das eigene Kind auch sozial wird. Das heißt eben, dass es teilen, Konflikte austragen, Frust ertragen und andere Dinge erlernt, die frühere Generationen eben durch Geschwisterkinder und andere Kinder der Großfamilie erlernten.

Darum würde ich mich durch derlei Vorwürfe gar nicht weiter aus der Ruhe bringen lassen. Wenn Du als Einzelkind selbst nicht verwöhnter bist, als Kinder mit Geschwistern, dann bringst Du sicher die besten Voraussetzungen mit, dass Euer Sohn ebenfalls kein verwöhntes Einzelkind wird.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Als meine Mutter dasselbe zuhören bekam und sie auch merkte, dass ich mit meinen 3 Jahren egoistisch wurde, entschied sie sich noch ein Kind zu haben. Somit haben ich einen Bruder und wie meine Mutter im Laufe der Jahre beobachtet hat, hat sich dann auch wieder gelegt mit mir. Am Anfang hab ich meinen kleinen Bruder den Krieg gemacht (einmal sogar eine Tomatensoßedose gegen den Kopf geworfen oder wenn er geschlafen hat, hab ich gegen seine Wiege getreten, etc) aber irgendwann schaltet sich das Gehirn bei einem an und man lernt anders zu sein.

Dennoch sind wir beide, aber vor allem ich, trotzdem sehr verwöhnt. Vielleicht liegt es aber daran, dass meine Mutter einfach uns gut erzogen hat und uns beigebracht hat, dass man vernünftig sein soll. Damit meine ich, dass wenn ich was will es zwar immer kriege aber es sind immer Sachen, die ich mir verdient hab oder die man mit der Zeit einfach braucht. Es ist aber immer so gut, wenn ich was sage und es dauert nie mehr als ne Woche [bei Großanschaffungen], bis ich das in meinen Händen habe.

Das mit dem egoistisch sein wende ich nicht gegen meinen Bruder aus, sondern gegen andere, somit könnte man sagen, dass sich eigentlich bei mir doch nichts großes verändert hat.

» panikattake » Beiträge: 119 » Talkpoints: 0,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich würde immer sagen, das kommt ganz auf die Erziehung an. Unser Sohn ist auch allein und soll es auch bleiben.

Ich selber bin mit 4 jüngeren Brüdern groß geworden. Und ich merke jetzt bei den letzten beiden, die nur 2 bzw. 3 Jahre älter sind, als unser eigenes Kind, das sie viel verwöhnter und schlechter erzogen sind, als unser Sohn.

Also, wenn du deine Prinzipien hast und dein Kind Regeln kennt, ist doch alles ok. Unser Sohn ist auch den ganzen Tag im Kindergarten und hat da viel Kontakt mit andern Kindern, sozusagen als Geschwisterersatz.

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» ich-bin-ich » Beiträge: 639 » Talkpoints: 9,46 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich halte ebenfalls nichts von diesen albernen Vorurteilen. Natürlich gibt es viele Einzelkinder, die gerade in materieller Hinsicht mehr verwöhnt werden als Kinder, die noch Geschwister haben. Schließlich ist in den meisten Fällen nicht unbegrenzt Geld vorhanden. Das vorhandene Geld, das bei mehreren Kindern auf alle aufgeteilt werden muss, wird bei einem Einzelkind oft komplett für das einzige Kind ausgegeben. Wenn eine Familie mit drei Kindern vielleicht für Weihnachtsgeschenke 600 Euro zur Verfügung hat, bekommt eben jedes Kind nur etwas für 200 Euro, während ein Einzelkind dann eher für den gesamten Betrag Geschenke bekommt. So läuft es auch im Alltag weiter. Einzelkinder bekommen dann vielleicht mal drei neue Hosen, während andere Kinder, die nicht alleine zu hause sind, nur ein Teil bekommen, weil das Geld ja auch noch für die anderen Kinder reichen muss.

Allerdings finde ich es albern, wenn man immer wieder herausstellt, dass Einzelkinder angeblich verzogen sind. Anstatt sich mit einem Kind zu freuen, weil es viele Wünsche erfüllt bekommt, kommt dann gleich dieser Neid hervor, den viele Leute in sich tragen. Ich glaube nicht, dass es den meisten darum geht, das Kind davor zu bewahren, zu sehr verwöhnt zu werden. Ich frage mich auch, ob man überhaupt behaupten kann, dass man ein Kind zu sehr verwöhnen kann. Ich denke nicht, dass das möglich ist, auch in materieller Hinsicht finde ich es nicht schlimm, wenn ein Kind vieles bekommt. Bei den meisten steckt wohl einfach ein bisschen Missgunst und Neid hinter solchen Äußerungen.

Was mich immer an solchen Bemerkungen stört, ist die Tatsache, dass dadurch der Eindruck entsteht, dass ein verwöhntes Kind automatisch sozial inkompetent und egoistisch ist. Das ist regelrecht bösartig und es wird dadurch auch den Eltern, die ihre Kinder materiell verwöhnen, direkt unterstellt, dass sie nicht in der Lage sind, ihre Kinder zu vernünftigen Menschen zu erziehen. Natürlich gibt es Eltern, die sich nicht ausreichend um ihre Kinder kümmern und ihnen dann irgendwelche Sachen kaufen, um die fehlende elterliche Fürsorge auszugleichen. Das funktioniert natürlich nicht und so etwas heiße ich auch nicht gut. Wenn sich Eltern aber vernünftig um ihre Kinder kümmern, ist es für die Kinder doch schön, wenn sie zusätzlich auch noch in materieller Hinsicht keine oder nur wenig Abstriche machen müssen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Dieses Thema hatten wir ja schon oft genug hier im Forum und ich halte immer noch an meiner Meinung fest, dass Einzelkinder nicht unbedingt und prinzipiell verwöhnt sind. Ich würde auf diese Sprüche geben und deswegen jetzt auch nicht noch ein zweites Kind in die Welt setzen. Warum sollte ein Kind denn verwöhnt sein oder sozial inkompetent, nur weil es nicht mit einem Geschwisterkind aufwächst? Das ist doch völlig aus den Fingern gesogen und ein Vorurteil, das meiner Meinung nach von wenig sozialer Kompetenz zeugt. Denn man sollte ja schon in der Lage sein, einem Kind ohne Vorurteile entgegen zu treten oder auch einem erwachsenen Einzelkind und sich eine eigenes, unabhängige Meinung bilden können.

Aber das sind dann meistens wieder Menschen aus Familien mit mehreren Kindern, die in ihrer eigenen Kindheit vielleicht neidisch gewesen sind auf Einzelkinder oder es einfach nicht verstehen können, warum ein Einzelkind andere Vorteile und Privilegien genießen konnte in der Kindheit als ein Kind aus einer Familie mit vielleicht drei oder sogar noch mehr Kindern. Aber das ist doch eigentlich ganz klar einsichtig und hat primär überhaupt nichts mit verwöhnen oder ähnlichem zu tun, wenn man finanziell in der Lage ist, seinem Kind mehr zu ermöglichen und vielleicht auch einmal ein teureres Geschenk zu machen.

Ich wurde früher von vielen anderen Kindern als verwöhnt bezeichnet, auch von meinen eigenen Freunden und Freundinnen. Überwiegend von Mädchen und wenn ich gefragt habe, warum sie so denken, hieß es meistens "Du hast ja sogar zwei Ponies und ich will schon immer eines haben und kriege einfach keins." Das ist doch total irrational, denn es ist einfach so, dass es in meiner Familie schon immer Pferde gegeben hat und es war ganz klar, dass auch ich ein Pony bekomme und ich habe darum nie gebettelt oder sonst etwas, ich habe einfach ganz selbstverständlich eines bekommen und wenn ich noch Geschwister hätte, dann hätten diese auch eines gehabt. Das hat mit den Attributen verwöhnt oder verzogen nichts zu tun.

Ich kann es einfach nicht leiden, wenn man mich als verwöhntes Einzelkind bezeichnet, erst recht nicht, wenn man mich gar nicht richtig kennt. Die Mutter meines Freundes, welche selber keine Geschwister hat, hat sich gar nicht erst die Mühe gemacht, mich kennen zu lernen sondern nachdem sie gefragt hat, was ich denn so mache in meiner Freizeit und ich gesagt habe, dass ich drei Pferde habe und mich um diese auch alleine kümmere, weil ich eben keine Geschwister habe die mir Arbeit abnehmen können und das auch nicht zulassen würde, weil es meine Pferde sind und ich dafür die Verantwortung trage, da hat sie mich sofort spüren lassen, dass sie mich für arrogant und verzogen hält.

Dabei ist sie selber ganz bestimmt kein Stück besser als ich, denn anstatt alle Arbeiten selber zu erledigen wie ich und dafür zu sorgen, dass diese Dinge dann auch gut erledigt werden, sitzt sie den ganzen Tag Kaffee trinkend in ihren Markenklamotten auf ihrem Fernsehsessel und lässt ihre beiden Kinder den Haushalt organisieren, beschwert sich darüber, dass ihre Tochter sich von ihrem Gehalt einen Pullover von Adidas gekauft hat (den musste sie dann zurück bringen) und lamentiert, wie schwer sie es doch hat und wie schrecklich anstrengend das Leben als Hausfrau doch ist. Das dieses verhalten daran liegt, dass sie auch ein Einzelkind ist, würde ich aber nicht behaupten. Schlechter Charakter trifft es da schon eher und das hat man auch bei Menschen aus Familien mit mehreren Kindern!

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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