Immer weniger Mitgefühl mit anderen

vom 12.08.2008, 22:51 Uhr

In letzter Zeit fällt mir auf, dass wir alle irgendwie immer kälter werden. Besonders bei Jugendlichen und Kindern fällt eine gewisse Gefühlskälte auf. An einigen Schulen werden nun schon in der ersten Klasse Therapeuten eingeladen die mit den Kindern erarbeiten was Mitgefühl und was Freundschaft ausmacht.

Klar ist, dass die Medien dabei eine wichtige Rolle spielen, denn wir sehen jeden Tag Berichte aus aller Welt die zeigen wie Menschenrechte verletzt werden und wie Menschen auf offener Straße sterben. Doch warum schaffen wir es nicht mehr Mitleid und Mitgefühl so aufzubringen wie es angebracht wäre?

» Katzenlady » Beiträge: 54 » Talkpoints: 0,15 »



Du sprichst ein Thema an, das mich auch schon lange beschäftigt. Leider scheint es so zu sein, das Mitgefühl heutzutage als Schwäche ausgelegt wird und Schwäche darf niemand zeigen, weil er dann leicht zum Opfer wird. Und als Opfer darf man wiederum kein Mitgefühl erwarten. Es ist ein Kreislauf.

Ich empfinde die Menschen nicht nur als gefühllos, sondern auch als egoistisch, geldgeil und dummdreist. Mir tun solche Menschen leid, denn sie wissen nicht, wie gut es einem selbst tut, anderen zu helfen. Leider haben die wenigsten Menschen auch kein Mitgefühl für Tiere. Auch das wäre ein Zeichen, dass man ein guter Mensch ist. Wir leben in einer schlimmen Zeit.

» Bunny Watson » Beiträge: 13 » Talkpoints: 6,11 »


Ja, ich muss dir zustimmen, auch ich habe schon oft bemerkt, dass Mitgefühl- und Mitleid zeigen fast zu einer Rarität geworden sind. Bei den Kindern und Jugendlichen ist es mir nicht in einem so großen Maße aufgefallen, weil ich denke, dass Jugendliche und Kinder noch nicht wirklich gut über ihre Gefühlslage untereinander sprechen können und meist nur das eigene Wohlbefinden im Kopf haben. Wie es anderen ergeht, ist ihnen egal, solange sie ihre eigenen Probleme aus der Welt geschafft haben. Besonders in der Pubertät prägt sich dieses Verhalten sehr stark aus.

Was die Allgemeinheit angeht, so gibt es fast schon kein Mitgefühl mehr. Das mag daran liegen, dass wir jeden Tag mit neuen Schreckensnachrichten in der Zeitung überhäuft werden. So schlimm wie es sich anhört, aber kaum einen interessiert es noch, wenn einhundert Menschen durch einen Unfall ums Leben gekommen sind, weil solche Meldungen zu etwas Alltäglichem geworden sind. Es schockiert keinen mehr und ruft daher auch kein Mitleid hervor.

Zudem kann man auch bei den Erwachsenen verstärkt den Drang nach Egoismus sehen. Jeder ist mit seinen Dingen beschäftigt und engt seine Sicht auf sein Umfeld ein. Nur noch für enge Verwandte bringt man etwas Mitgefühl auf, die Frau, die bei Lidl an der Kasse gestürzt ist, ist vielen einfach egal. Wenn den Kindern nicht beigebracht wird, wie man Mitgefühl zeigt, woher sollen sie es auch selber wissen? Auf diese Weise schließt sich ein Kreis, der unsere Welt immer unfreundlicher erscheinen lässt.

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» IceKing32 » Beiträge: 1238 » Talkpoints: -5,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Auch ich finde, dass das ein sehr heikles Thema ist. Denn es gibt einfach Tage, wo man sich fragt, was aus der Menschheit geworden ist. Heutzutage setzt sich keinen mehr für sehe Mitmenschen ein, jeder denkt nur noch an deine Vorteile und an sein wohl. Manchmal ist es sogar berechtig, denn man kriegt es meist von den Leuten nicht wieder und ein Dank bleibt aus.

Bevor ich die Schule gewechselt hab, hatte ich eine Lehrerin, die immer auf manchen Schüler "rumgeritten" ist und an denen sie einfach ihre miserable Laune raus gelassen hat. Ein Mädchen war so fertig, dass ich halt dazwischen gegangen bin, weil sie schon total geweint hatte und die Lehrerin nicht nachließ. Da meinte sie, ich solle mich nicht einmischen. Obwohl ich ihr ja nur verständlich machen wollte, dass diese Schülerin die Antwort einfach nicht weiß, und das sie die auch unter Druck nicht wissen wird.

Dieses Lehrerin meinte dann am Eltern Sprechtag zu meiner Mutter, dass ich mich nicht für andere einsetzen sollte, das könnte auswirken auf meine Noten haben. Meine Mutter konterte natürlich zurück und sagte, dass sie mich so erzogen hat und deshalb nichts an meinem Verhalten aus zusetzten hat.

Ich fand das ziemlich schockierend, als ich erfuhr, was sie da behauptet hat. Auch ein neuer Lehrer, meinte zu mir, dass ich es im Leben nicht weit bringen würde, wenn ich mich für andere einsetzte. Heutzutage zählt anscheinend bei den meisten Leuten nur noch Egoismus und Oberflächlichkeit. "Manchmal muss man halt Opfer bringen!", sowas zeichnet unsere Gesellschaft aus.

Bei jeder Kleinigkeit Mitleid zu zeigen ist auch nicht mein Ding, weil es Leute gibt, die über wirklich jede kleine, noch so banale Sache jammern. Aber es spricht nichts dagegen anderen zu helfen. Ich finde, dass es eine selbstverständliche Geste, dass man für Freunde da ist und mit ihnen fühlt. Wie schön erwähnt wurde. "Man darf keine Schwäche mehr zeigen!" Weil man so auch nicht weiter kommt.

Ich denke mal, dass das Ganze schon in der Schule beginnt, dass Einige bessere Noten haben wollen, als die anderen. In der Arbeitswelt will jeder seinen Weg gehen, denn die Plätze für eine Stelle sind knapp und jeder könnte der Nächste sein, der dann keine mehr hat. Man sollte Menschen solche Moralen wieder vermitteln, damit das Zusammenleben, dass Miteinander der Menschen gestärkt wird. Immerhin sollen alle an einem Strang ziehen.

» Flokaty » Beiträge: 68 » Talkpoints: 0,31 »



Im Grunde ist es ja gut, dass es so ist. Klingt blöd ist aber so. Wenn der Mensch alles nahe an sich ran lässt, dann macht es ihn früher oder später fertig. Das wird durch eine gewisse Gleichgültigkeit verhindert. Auch stumpft man sicherlich durch Spiele und Filme ab. (Auch wenn ich sicherlich nicht die Meinung der "Killerspiele-Hasser" vertrete, im Gegenteil). Das gilt jedoch meiner Meinung nach nur für außenstehende Personen, die man eben nicht kennt. Und auch das wird wieder unterteilt.

Aktuelles Beispiel aus meinem Leben: Ich bin zur Zeit beim Bundesheer Soldat, unfreiwillig, aber dennoch "wächst" man irgendwie ins Militär und das geschehen (auch von anderen Militärs) mit rein. Ich sehe Bilder aus Georgien von erschossenen Soldaten und zerstörten Häusern und es ist mir "egal". Natürlich frag ich mich ob das wirklich sein muss, aber zu Herzen geht es mir nicht - es ist mir Gleichgültig. Jetzt kommt es aber zur Unterteilung von außenstehenden Personen wie ich es oben angesprochen habe; Ich sehe ein Bild von einem Kind das aus Südostasien evakuiert wird, die Augen starren ins leere, dass wiederum geht mir ans Herz.

Aber auch hier bei uns ist es nicht anders. Ich sehe wie sich zwei Typen in einer Bar grün und blau prügeln und es ist mir egal, ich bestelle einen Drink und schaue zu. Geht jedoch ein Typ eine Frau, ein Mädchen oder ein Kind an, dann mache ich es zu meiner Angelegenheit und greife - auch mit Gewalt - ein. Im Grunde denke ich, dass jeder weiß was ich sagen will. Es kommt immer auf die Situation an, wie man reagiert. Klar, wenn jemand wirklich verletzt ist und ich geh an ihm vorbei, dann helfe ich, egal wer es ist oder wie alt derjenige ist. Das ist für mich selbstverständlich. Seit dem Bundesheer, der Angelobung in der ich mich unter anderem verpflichtet habe "dem Volk der Republik Österreich zu dienen" ist es noch stärker ausgeprägt, Soldatenehre sozusagen. Das trifft aber jedoch alles auf Außenstehende zu - auf Leute die ich nicht kenne.

Gehen wir ins nahe Umfeld in diesem Lebensabschnitt sind es bei mir meine Kameraden mein Militär. Klar, einige kann man nicht leiden und man meidet den Umgang mit ihnen. Wenn derjenige aber in Schwierigkeiten ist oder Hilfe benötigt ist man da und tut was man kann, auch wenn man sich selbst verletzt.

Abschlusssatz: Gleichgültigkeit ist ein Selbstschutz. Man kann nicht alles an sich heranlassen also beschränkt man es auf das Nötigste. Bekannte (Freunde, Familie, Kameraden) und Schwächere (Kinder, Frauen). Wenn es anders wäre, so denke ich, dann würde der Mensch nicht wirklich lebensfähig sein beziehungsweise psychisch nicht klar kommen. Meiner Meinung nach kann KEINER sagen, dass ihm alles nahe geht. Jeder ist irgendwann irgendwem gegenüber gleichgültig, davon kann sich keiner ausnehmen.

» 103615 » Beiträge: 422 » Talkpoints: -0,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Wie der Volksmund so schön sagt, muss der, der sich im Alter wärmen will, in der Jugend einen Ofen bauen. Sprich die heutige Jugend ist ein Spiegel der älteren Generation, also auch von all denen, die sich über die Jugend aufregen oder sich über sie wundern.

Und irgend so ein alter Grieche sagte angeblich schon vor vielen vielen Jahren dass er für die Zukunft schwarz sähe, wenn er sich die "heutige Jugend" betrachtet. Sprich, ich glaube nicht, dass es heute schlimmer ist, als vor 150 Jahren oder auch vor 100 Jahren. Was vor 50 Jahren von wegen Mitgefühl los war, dürfte wohl jeder wissen ...

Je älter man wird und sich somit immer weiter von der Jugend entfernt und so verwunderlicher wird diese auch aus der eigenen Perspektive.

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» crissi » Beiträge: 1137 » Talkpoints: -9,86 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Man muss die ganze vielleicht auch etwas differenzieren. Ich kann nicht jeden bemitleiden dem es schlechter geht als mir. Erstens ist die Problematik schon mal vorhanden, das mancher das auch selbst verschuldet hat. Ich gebe ja viel Unterricht in Bewerbungstraining. Wenn ich da sehe, wie Leute ab 40 versuchen das Beste aus so einer Schulung mitzunehmen, damit sie wieder Fuß fassen können, dann hab ich auch Mitleid, wenn sie nicht gleich Erfolg haben. Ich habe auch einige junge Leute dabei, die echt nur ihre Zeit in einem solchen Kurs absitzen. Warum soll ich mit diesen Menschen dann noch Mitleid haben? Sie interessieren sich nicht für ihre eigene Zukunft, also können sie doch auch nichts von Außen erwarten.

Anderes Beispiel aus der Nachbarschaft. Da lebt ein Paar in Trennung. Sie zieht mit der Tochter (16) aus und die drei Jungs bleiben beim Vater. Die sind zwischen 9 und 2 1/4 Jahren. Mit dem Mann hab ich in dem Sinne auch kein Mitleid. Der hat meine Hochachtung, das er sich um seine Jungs bemüht, die bei der Mutter eh ungewollt wären. Und ich hab ihm meine Hilfe angeboten, das ich auch mal einspringen kann, wenn Schule oder Kita anrufen, das einer krank ist und abgeholt werden muss.

Und wie schon gesagt wurde, wenn man zu viel an sich heran lässt, geht man auf Dauer selber kaputt. Da muss man wirklich schauen, wem man Mitgefühl entgegenbringt und wo man es lieber lässt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich finde man macht es sich viel zu einfach wenn man "den Medien" die Schuld gibt. Die müssen eh für so ziemlich alles herhalten was in der Gesellschaft schief läuft. Dabei liegt das Problem doch ganz woanders.

Kinder lernen durch Imitation und durch Vorbilder und das sind in der Regel erst mal die Eltern. Was nutzt da eine Stunde Therapeutengespräch über Mitgefühl und Freundschaft wenn die Kinder zuhause nie erleben was das bedeutet?

Und wenn Kinder negativ von den Medien beeinflusst werden ist das auch erstmal die Schuld der Eltern, den die sind dafür verantwortlich was sich das Kind anschaut und sollten mit dem Kind über Dinge reden, die es ungewollt im Fernsehen sieht und nicht versteht.

Natürlich kann man den Eltern nicht die Schuld für alles geben, aber das sind eben normalerweise die ersten Kontaktpersonen die man hat, also muss man auch da anfangen, wenn man nach dem Grund sucht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Man muss die ganze vielleicht auch etwas differenzieren. Ich kann nicht jeden bemitleiden dem es schlechter geht als mir.
Das sehe ich auch so. Natürlich ist Mitleid und Mitgefühl im menschlichen Miteinander wichtig, doch sollte man wirklich differenzieren. Aber wie hier auch schon angesprochen wurde kann man gar nicht alles an sich heran lassen - man würde an all dem Elend dass man durch die "Wunder der Technik" kaputt gehen. Ein Grund, dass ich nur noch sehr selten fern sehe.

Weiterhin finde auch ich nicht, dass die Jugend von heute so viel kälter geworden ist. Waren die Kinder und Jugendlichen früher nicht auch schon so manches mal grausam. Außerdem gibt es doch diese durchaus zutreffende Lebensweisheit: Kinder sind gedankenlos, aber nicht berechnend böse; das lernen sie erst von den Erwachsenen. Darum sollte man Gedankenlosigkeit, Unbeschwertheit (auch wenn sie manches Mal weh tut) nicht mit Gefühlskälte gleich setzen.

Und wo schon erwähnt wurde, dass Kinder bestimmte Dinge von Erwachsenen lernen - hauptsächlich doch von Eltern und anderen Erziehenden. Die Medien mal wieder als Sündenbock vorzuschieben ist auch an dieser Stelle völlig unangebracht. Wie Kinder Medien konsumieren können und wie sie mit Medienkonsum umgehen hängt doch von diesen Personen ab!

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich sehe das Thema ähnlich wie JotJot! Meiner Meinung nach sollten die Eltern abschätzen können, wann die Kinder so weit sind, dass sie die ganzen Geschehnisse aus den ,leider, so brutalen Medien verarbeiten können.

Wir alle werden heutzutage mit einer solchen Vielzahl von gewalttätigen, traurigen und grausamen Dingen konfrontiert, dass wir es nicht mehr schaffen würden alles auf einmal zu verarbeiten. Es ist ja schon lange bekannt, dass jeder Mensch bestimmte Situationen anders verarbeitet.

Es gibt ja auch heute schon Menschen, die sich voll all dem schlechten das in der Welt vor geht "runterziehen lassen" und in Depressionen verfallen. Also ist es aus dieser Sicht gesehen gut, dass wir so manche Dinge einfach von uns abprallen lassen können. Wenn das nicht mehr gelingen würde gäbe es keine Optimisten mehr auf dieser Welt.

» David2k8 » Beiträge: 7 » Talkpoints: 3,09 »


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