Bessere Jobs für Akademiker - ungerecht?
Eigentlich hätte ich den Thread Akademiker arbeitslos gern ab dem 16. Beitrag getrennt. Denn ab diesem Beitrag geht es doch eigentlich nur noch darum, ob es denn gerecht ist, dass Akademiker meist eine andere Behandlung erfahren als Nicht-Akademiker. Im Klartext bessere Jobs mit besserer Bezahlung bekommen. Und das doch ungerecht sei. Da das aber zu sehr ins Off Topic geht, möchte an dieser Stelle eine neue Diskussion eröffnen.
Wie sehr Ihr das? Ist es gerecht, dass Akademiker bessere Jobs bekommen? Gibt es überhaupt bessere Jobs?
Ich denke, dass sich das Berufsbild von Akademikern und Nicht-Akademikern im Normalfall stark unterscheidet und dass es aus diesem Grund auch gar nicht angebracht ist, darüber zu streiten, welcher Job besser ist. Denn oft ist es doch, dass Einer ohne den Anderen nicht wirklich weiter käme, dass man also aufeinander angewiesen ist. Außerdem sieht man den Job eines Anderen auch aus einer völlig anderen Perspektive, die ziemlich häufig nicht so sehr viel mit der Wirklichkeit zu tun hat.
Außerdem unterscheiden sich die Qualifikationen die man in einer Ausbildung und die man während eines Studiums erworben hat doch stark. Natürlich sollten auch Akademiker grundlegende praktische Einblicke und vielleicht sogar Kenntnisse in dem Arbeitsbereich haben, in dem sie eingesetzt werden. Normalerweise werden Akademiker aber nicht mit der Ausführung dieser Tätigkeiten beauftragt sondern sollte Abläufe erarbeiten, strukturieren, vorbereiten, überwachen usw. Das solche Tätigkeiten mit mehr Verantwortung verbunden sind, leuchtet ein. Verantwortung bedeutet neben vielen positiven Seiten aber auch, dass man eigenständige Entscheidungen treffen muss, für die man sich unter Umständen auch rechtfertigen muss. Auch für die Handlungen Anderer muss man unter Umständen den Kopf hinhalten. Das ist schließlich auch ein Risiko, dass eine höhere Bezahlung durchaus gerechtfertigt.
Und auch wenn man sich das schließlich selbst ausgesucht hat, haben Akademiker auch mehr in ihre Ausbildung investiert. Da lässt sich wohl nicht drüber streiten, Akademiker haben eine längere Ausbildung hinter sich, die meist erst mal kostet und nichts an Geld hereinbringt. Auch wenn gern mal das Argument vom finanzstarken Elternhaus genannt wird, ich glaube nicht, dass solch ein Elternhaus ein Kind weniger unterstützen würde, wenn es nun "nur" eine Ausbildung machen würde. Auch BAföG beziehen nicht alle Studenten und für finanzschwache Azubis gibt es das Pendant in Form der BAB (Berufsausbildungsbeihilfe). Auch wenn es in unserer Generation nicht mehr so viel Unterschied ausmachen wird, die Rentenansprüche, die während einer Berufsausbildung und einem Studium erworben werden, unterscheiden sich ja doch recht stark.
OK, nun geht das Thema also doch weiter. Vielleicht klappt es ja diesmal, dass nicht zwischen den Zeilen das falsche gelesen wird Ich beziehe mich weitgehend auf den Bereich der Informatik, da ich dort "zu Hause" bin.
Wir müssen zuerst mal ein paar Randbedingungen klar stellen, dazu gehört beispielsweise, dass nicht jeder mit einem abgeschlossenen Studium die gleiche Qualifikation hat. Der eine schafft das ganze mit exzelentem Abschluss, der andere nur mit "Ach und Krach". Genau so derjenige, der eine Ausbildung macht. Ob das Studium nun viel gekostet hat oder nicht, ist eher irrelevant, es zählt was hinten rauskommt.
Und dass was dann hoffentlich dabei herauskommt sind Qualifikationen in verschiedenen Bereichen, abhängig von Haupt- und Nebenfächern und persönlichen Vorlieben.
Und was kommt bei einer Ausbildung heraus? Qualifikationen in verschiedenen Bereichen! Je nach perönlichem Engagement mal mehr und mal weniger ausgeprägt. Natürlich nicht so Umfangreich wie bei einem Studium, aber wer braucht schon später alles, was so im Studium gelernt wurde?
In einer guten Ausbildung werden auch überfachliche Qualifikationen - zugeschnitten auf den Arbeitgeber - vermittelt. Dies kann zum Beispiel ein Kundenkontaktseminar sein, ein Training über branchenspezifisches Wissen (wenn man Informatik für eine Bank oder so macht), oder auch ein Training für zielgerichtete Kommunikation.
Und nun stelle ich die Behauptung auf, dass jemand der eine gute Ausbildung mit Engagement und Ehrgeiz gut abgeschlossen hat, von seinen Qualifikationen durchaus jemanden mit mittelmäßigem Studienabschluss übertreffen kann (sicher nicht mit allen Qualifikationen aber durchaus mit einigen).
Daraus folgt nun meine Meinung, dass die Güte des Jobs und höhe der Bezahlung von der Qualifikation abhängen sollte und nicht davon, ob ich diese an einer Uni, in einer Ausbildung, einem Seminar oder zu Hause in meinem stillen Kämmerlein erworben habe. (Klar gilt das erstmal nur für die Informatik, einem selfmade Mediziner würde ich nun nicht unbedingt vertrauen, wobei es ja auch schlechte Ärzte und grandiose Heilpraktiker gibt - aber das lasse ich mal als Sonderfälle aussen vor).
In der Diskussion "Akademiker arbeitslos" wurde von crissi aber finde ich zurecht darauf hingewiesen, dass nur weil jemand einen akademischen Grad erlangt hat, das noch lange nicht heißt, dass er jemandem mit ausgeprägten Praxiskenntnissen und den entsprechenden intellektuellen Fähigkeiten, sowie einem gezielten Interesse an den theoretischen Grundlagen seines Berufes, überlegen ist. Auch dieser könnte, mit der entsprechenden Eigenbildung, analysieren, koordinieren, planen, entwerfen, konzipieren, etc.
Ebenso wenig muss ein (beispielsweise in einem Bummel-und-Feierstudium) erlangter Abschluss das geringste über die Leistungsfähgikeit eines Absolventen aussagen, geschweige denn ein Beweis für besondere analytische Fähigkeiten sein. Und so selten sind Studenten, die nur studieren, weil es schon immer so vorbestimmt war und von ihnen erwartet wird, die kein echtes Interesse und keine echte Leidenschaft für ihr Fach mitbringen und lieber mit vielen Reisen und vielen Parties ihr Studium mit Hängen und Würgen absolvieren, nun auch wieder nicht!
Gerade unser Bildungssystem reproduziert vorhandene soziale Strukturen wieder und wieder und so ist unser berufliches System durchaus auch von einem gewissen "Feudalismus" geprägt.
Man bedenke, es gibt nur einen geringen Anteil an Studenten aus gewöhnlichen Arbeiterhaushalten. Das heißt also: Die meisten Studenten und Absolventen haben ihren Abschluss und ihre beruflichen Perspektiven weniger ihrer eigenen analytischen Überlegenheit, ihrer Herrlichkeit und so weiter zu verdanken, denn dem Zufall ihrer Herkunft. Der Förderung, die ihnen in jungen Jahren zuteil wurde, weil Muttern und Vattern es sich (beispielsweise zeitlich und materiell) leisten konnten (und/oder eben später Nachhilfe beifütterten, wenn das zuvor nicht reichte).
Das sind alles keine puren Behauptungen, sondern durchaus belegbare Fakten. Wer es noch nicht selbst gelesen hat, kann gerne Belege von mir anfordern, die ich dann innerhalb von Minuten aus dem Netz ziehe! Es wurde mannigfaltig darüber geschrieben und das nicht erst seit die zweite PISA-Studie unserem Bildungssystem eine Weltmeisterschaft in der sozialen Selektion bescheinigte und wer wollte bestreiten, dass all das die Verdienstmöglichkeiten und die Perspektiven vorzeichnet?
Zieht man aus der Behauptung: "Akademiker haben per se eine höhere intellektuelle Leistungsfähigkeit bewiesen und verdienen deshalb per se die besseren Jobs und das höhere Gehalt.", unter einbeziehung oben genannter Selektionsfakten den Umkehrschluss, so heißt das: Sozial besser gestellte Leute sind die begabteren und intelligenteren Leute, die per se schlauere Kinder bekommen als andere und diese Kinder verdienen aufgrund dessen ein besseres Leben und so weiter.
Leicht lernt so ein Mittelstandskind, es sei den anderen auf der Hauptschule und der Realschule von Grund auf weit überlegen, denn es genieße ja eine gymnasiale Ausbildung. Sicher hat es hier schnell viel mehr Wissen und ist trainierter in analytischem Denken und in der Schnelligkeit der Auffassungsgabe, doch hat es diese Trainiertheit eben in der Regel nicht seiner persönlichen angeborenen Herrlichkeit und Überlegenheit zu verdanken, sondern schlicht der Wiege aus der es entstammt.
Ich kann vor diesem Hintergrund gut verstehen, warum beispielsweise crissi auf gewisse Aussagen in ditschis Argumentation ein wenig allergisch reagierte, denn hier war diese sicher weit verbreitete heimliche Auffassung zu stark herauszuhören. Zudem ist es wohl jedem schon passiert ausgesprochen verschlafenen und geistig einseitigen Akademikern begegnet zu sein, denen man vielleicht - wären sie nicht im entsprechenden Job - niemals eine akademische Ausbildung zugetraut hätte .
Auf der anderen Seite kenne ich Automechaniker, Elektriker und Kurierfahrer, die dich innerhalb von kürzester Zeit durchschauen und in deren Verhalten und Rede förmlich abzulesen ist, dass sie einen messerscharfen Verstand besitzen. Mit gezielt aufgebautem Wissen und einigen Jahre in den entsprechenden Etagen der Autohersteller könnte so ein Automechaniker dieser Art vielleicht ein genial durchdachtes Spritsparwunder kontruieren, das auch noch besonders praxistauglich ist, usw.
Ist der Punkt hier entsprechend klar geworden?
Das ist es, worauf ich persönlich an dieser Stelle der Diskussion gerne hingewiesen hätte und - so glaube ich crissi auch verstanden zu haben - wohl auch in etwa in dessen Argumentation gemeint war.
Nun ja, wäre es denn nicht erst dann wirklich unfair und ungerechet, wenn nicht jeder die selben Chancen hätte?
So könnte ja auch ein Hauptschüler sagen, er fände es unfair, dass die Leute mit Abitur die besseren Chancen auf einen Ausbildungsplatz haben und deshalb später mal mehr verdienen. Natürlich hat er damit recht, aber dsehalb ist es doch nicht unfair. Denn er hätte doch auch die selbe Chance gehabt, Abitur zu machen wie die anderen.
Und wenn jemand studieren möchte, dann investiert er darin natürlich auch einiges. Er muss nebenbei arbeiten vielleicht um die Studiengebühen und die Bücher zahlen zu können und so weiter, aber das geht doch alles. Keiner kann doch sagen: Ich komme aus einer armen Familie, deshalb war ich leider nicht in der Lage, zu studieren.
Das ist doch Quatsch. Jeder ist mit 19/20 Jahren selbst in der Lage, arbeiten zu gehen und kann sich das Studium finanzieren.
Und wenn man sowas geschafft hat, zeugt das ja auch davon, dass man einen Willen hat und bereit war, vieles dafür zu tun.
Deshalb finde ich auch nicht, dasses ungerechet ist, wenn Menschen dafür entlohnt werden, dass sie 3 oder 4 Jahre länger bereit waren, zu lernen, als andere. Außerdem nochmal: JEDER hat die Wahl.
Sippschaft hat geschrieben:Deshalb finde ich auch nicht, dasses ungerechet ist, wenn Menschen dafür entlohnt werden, dass sie 3 oder 4 Jahre länger bereit waren, zu lernen, als andere. Außerdem nochmal: JEDER hat die Wahl.
Womit wir dann wieder beim Hauptschüler wären, der zwei mal sitzen bleibt und dann 9 Jahre Ausbildung macht .. soll der auch nur aus Prinzip dafür entlohnt werden?
Ich für meinen Teil lerne trotz abgeschlossener Ausbildung und ordentlichem Job immer noch weiter, grossen teils in meiner Freizeit und erarbeite mir Qualifikationen, verdient dass dann keine Entlohnung?
Ich würde nicht behaupten, dass jeder die gleichen Chancen hat. Es gibt nun mal auch eine Menge Menschen, die trotz jeder Menge Fleiß und guten Willens gerade so ihren Hauptschulabschluss schaffen. Von daher hat eben neben dem persönlichen Ehrgeiz auch die Intelligenz, die einem von den Eltern in die Wiege gelegt wurde einen nicht unerheblichen Anteil daran, ob man Abitur macht und dann studiert oder ob man mit Ach und Krach den Hauptschulabschluss schafft und dann entweder gar keine Ausbildung oder eben eine mit miesen Gehaltsaussichten bekommt.
Von daher sind eben die Chancen ganz klar ungleich verteilt. Ich kenne aber auch aus meinem eigenen Abiturjahrgang jede Menge Leute, die die Möglichkeit auf einen Studienplatz gehabt hätten, aber lieber eine Ausbildung gemacht haben weil sie lieber nur noch mal 2-3 Jahre anstatt 5-6 Jahre die "Schulbank" drücken wollten. Und wer es sich da so schön leicht gemacht hat, während die anderen sich an der Uni abgerackert haben, ohne dabei Geld zu verdienen, der muss eben später auch hinnehmen, dass man ihn nur mit weniger verantwortungsvollen und wichtigen Aufgaben betrauen kann und dass er ergo weniger verdient.
Außerdem sind doch Jobs, die man ohne Studium machen kann nicht zwangsläufig schlechter vergütet als die mit Studium. Ich kenne sowohl Leute, die kein Abi haben und auch nie studiert haben, sich aber selbstständig gemacht haben und viel Fleiß in ihren Job stecken und deshalb viel mehr verdienen als andere Leute, die studiert haben und nun gerade mal 1100€ netto verdienen. Von daher ist jeder seines eigenen Glückes Schmied.
Ich wage aber auch zu behaupten, dass zum Beispiel nicht mal jeder Abiturient die kognitiven Fähigkeiten hätte, um Jura oder Medizin zu studieren und warum sollten dann diejenigen, die viele Jahre lang extrem viel lernen und leisten nicht hinterher dafür entlohnt werden, indem eben wesentlich mehr als beim Durchschnittsbürger auf dem Gehaltszettel steht? Ich werde später zum Beispiel auch weit mehr als 40 Stunden die Woche arbeiten, werde lange Dienste haben und jede Menge Verantwortung.
Auch mein Doktorvater zum Beispiel kommt morgens um 7 in die Klinik, eine Stunde bevor seine Sekretärin auftaucht und er ist meistens nicht vor 19 oder 20 Uhr zu Hause, sprich 3-4 Stunden, nachdem seine Sekretärin bereits gegangen ist. Und diese Freiheit, nach 8 Stunden den Stift fallen zu lassen und sein Familienleben zu genießen haben zum Großteil eher diejenigen, die eben keine Verantwortung im Job tragen müssen und nur eine Ausbildung gemacht haben. Aber dafür ist es eben auch gerecht, dass sie am Ende weniger auf dem Gehaltszettel stehen haben.
Natürlich wurde das jetzt alles von mit total pauschalisiert und trieft auch nur so von Klischees und Vorurteilen aber etwas ist doch dran und Ausnahmen bestätigen eben einfach nur die Regel.
Also vorweg: Man sollte schon die zwei teils grundweg verschiedenen Qualitäten unterscheiden die sich hinter Ausbildung und Studium verbergen sowie die Risiken die sich daraus ergeben.
Eine höhere Entlohnung für Studierte ist im Prinzip gerecht und leistungsangemessen, da einfach der persönliche Einsatz hinsichtlich des Risikos, der Studiendauer usw. den einer Ausbildung locker übersteigt. Das kann man jetzt mit Einzelbeispielen von mir aus widerlegen, in der Masse sieht es aber anders aus.
Dazu kommt die Frage nach der höheren Bezahlung - die gibt es in der Regel auch nicht. Wenn man von der regulären Ausbildungszeit von 3 Jahren und einer durchschnittlichen Studienzeit von 4 - 5 Jahren ausgeht sowie 2 - 3 Jahren für das voraussetzende Abitur verdient ein Akademiker im Grunde kaum besser bzw. über die Jahre gerechnet vielleicht im Mittel 8 - 12 % mehr wenn man den Durchschnittsverdienst von ausgebildeten Fachkräften mit dem von Akademikern vergleicht. Man muss bei dem offensichtlich höheren Verdienst auch berücksichtigen dass oft Studienkredite, egal ob BAfög oder was es jetzt neu gibt, abgetragen werden müssen und die Ausbildungszeit oft mindestens doppelt so lang ist (Abitur + Studium > Ausbildungszeit).
Dass der Zugang zu einem Studium Kindern aus sozial schwächeren Elternhäusern nicht möglich ist sehe ich auch nicht so - möglich ist es immer und jeder hat die Möglichkeit ein Studium zu absolvieren solang er dazu von den kognitiven Voraussetzungen her in der Lage ist. Das einzige was hier stimmt: Es ist sicherlich schwerer je schwächer das Elternhaus aufgestellt ist, aber nicht unmöglich. Und wer kognitiv suboptimiert ist und reiche Eltern im Nackern hat, dem nutzt das auch nichts, denn spätestens bei den beliebter werdenden Einstellungstests trennt sich die Spreu vom Weizen. Und hier zählt der Abschluss, egal welcher, nur noch halb.
Und das wissenschaftliche und theoretische Arbeiten und Denken welches man in einem Studium teilweise erst richtig beigebracht bekommt, da kann eine normale Ausbildung über 3 Jahre die praxisorientiert ist nicht im Ansatz anschließen. Vor allem in theorielastigen Berufen kommt dies zu Tage in denen Ausbildung und Studium einfach zwei Welten darstellen, auch was die persönliche Verantwortung betrifft. Bei Ausbildungen und Studiengängen die sich eher beieinander befinden sieht das sicherlich anders aus, daher wurde auch die Zulassung zum Studium hier deutlich gelockert, also das z. B. jeder der langjährig im kaufmännischen Bereich tätig war oder einen soundso guten Abschluss erworben hat auch die Möglichkeit erwirbt anschließend zu studieren.
Trotzdem: In der Regel sind Ausbildung und Studium nicht miteinander vergleichbar, genausowenig wie Realschulabschluss und Abitur. Der Wissensvorsprung ist hier einfach gewaltig und in der Regel sollte dieser Mehreinsatz auch zusätzlich entlohnt werden, auch durch die Höherwertigkeit des erworbenen Wissens.
Ich finde hier das Beispiel mit den Musikern aus dem anderen Thread ganz passend bzw. anders gesagt: Ein Schwert ist nur so gut wie die Hand die es führt. Beide können nicht ohne den anderen, aber letztendlich ist der führende der, der die Hauptlast, die Verantwortung und die Konsequenzen zu tragen hat. Ein unterdurchschnittlicher Vorgesetzter mit guten Untergegeben kann mehr Schaden anrichten als ein guter Vorgesetzter mit unterdurchschnittlichen Untergebenen. Der Kopf wiegt schwerer als ein Glied, der Finger ersetzt die Hand nicht usw. (kann man ewig weitermachen).
Ich habe crissis Anliegen nun auch verstanden (durch PN) und kann in diesem Punkt nun auch sehr gut verstehen, warum diese allergische Reaktion kam.
Was mir hier in dieser Diskussion aber immer wieder auffällt: dass gern auf den Feierstudenten abgestellt wird und dieser als Normalzustand hingestellt wird, Azubis oder Lehrlinge immer fleißig, extrem engagiert und leistungsbereit dargestellt werden. Ich denke, dass man sich erst mal von diesen Vorstellungen lösen sollte, in beiden Fällen gibt es solche Exemplare, aber das sind eher Ausnahmen als die Normalität. Also weg von diesen unzutreffenden Verallgemeinerungen!
Was ich auch immer wieder interessant finde (und mir ehrlich gesagt auch sehr aufstößt), dass davon ausgegangen wird, dass Abiturienten und Akademiker aus einem entsprechenden Haushalt stammen und ausschließlich auf Grund ihrer Herkunft diesen Weg gehen konnten. Sicher bilde ich da eine Ausnahme und fühle mich von solchen Unterstellungen noch eher mal angegriffen - obwohl meine Eltern doch sehr an Bildung etc. interessiert waren und mich schon unterstützt haben, auch ohne akademische Ausbildung. Ja, da ist sicher auch sehr viel Wahres dran und darum kann ich Sippschaft nur bedingt zustimmen, die Wahl haben nur die, die sich einmal bis zu einem gewissen Punkt hochgearbeitet haben, sei es nun auf Grund ihrer Herkunft oder aber (seltener) auf Grund des doch extrem starken Willens. Nur können auch die Eltern nur bis zu einem gewissen Grad nachhelfen, in meinem Jahrgang beispielsweise hat sich die Streu schon während der zwei Abiturjahre vom Weizen getrennt. Eben weil da die Eltern nur noch einen begrenzten Einfluss haben.
Was können denn aber die Glücklichen dafür, dass sie eben bei der sozialen Selektion mehr Glück hatten? Trotzdem muss man ein Studium erst mal schaffen. Klar gibt es auch Eltern, die auf diversen Wegen auch dabei helfen können, aber das ist nicht der Normalfall! Muss man denn wegen seiner Herkunft und Unterstützung im Elternhaus auf ewig Buße tun? Tut man dies nicht auch schon ein wenig mit höheren Steuern auf höheres Einkommen?
Und vielleicht ist es auch wirklich an der Zeit, dass man einfach mal akzeptiert, dass das in einer Ausbildung und in einem Studium erworbene Wissen ein ganz Anderes ist und dass das eben nicht so einfach vergleichbar ist. Wenn dem so wäre, dann wäre doch schon längst ein findiger Kopf auf die Idee gekommen, die teure universitäre Ausbildung zu streichen!
Natürlich gibt es Ausnahmen, die sich nach einer Ausbildung mit großem Engagement noch weitere Qualifikationen erarbeiten und durchaus den gleichen Wissensstand wie ein Akademiker erreichen und diese vielleicht sogar überflügeln. Diese Ausnahmen sollen und dürfen gern einen genauso guten Job übernehmen, werden dafür aber auch genauso viel Verantwortung tragen.
Das werden dann aber auch nicht die Menschen sein, die meckern, dass sie mit einer 40-Stunden-Woche so wenig Freizeit haben, weil diese ganz oft ein noch umfangreicheres Pensum haben. Das werden auch nicht diejenigen sein, die Engagement für die Firma außerhalb der eigentlichen Arbeitszeiten ablehnen oder nur gezwungener maßen daran teilhaben. Das werden auch die sein, die gern mal Aufgaben mit größeren Risiken übernehmen und dabei bereit sind wirklich die Verantwortung zu übernehmen...
Ich kann mich auch nur immer wiederholen und mich Subbotnik anschließen.
Crissi du vergleichst hier Äpfel mit Birnen. Das ist so als würdest du sagen das 10 Äpfel so gut sind wie 3 Birnen. Das KANN man subjektiv zwar so sehen, objektiv ist dies jedoch nicht der Fall, da Birnen eben ganz anders schmecken wie Äpfel
Das gleiche gilt für die Ausbildung und Studium. Die sind einfach nicht vergleichbar da sie auf ganze andere Ergebnisse abzielen. Du vergisst wie so oft in deiner Argumentation, dass Studenten nicht nur einfach ausgebildet werden indem was einer Ausbildung ähnlich ist, sondern viel mehr, und das macht den Hauptteil des Studiums (zumindest an einer Uni) aus wissenschaftlich zu denken und zu forschen. Das wird NIE einer der eine Ausbildung absolviert hat, können und wenn der 20 Jahre praktisch in dem Themenbereich gearbeitet hat.
Kurz: Beim Studium kommen nicht nur Qualifikationen heraus sondern ganz ANDERE Qualifikationen, die du NIEMALS in einer Ausbildung erlernen kannst und wenn du noch soviele praktische Schulungen machst. Würdest du an die Uni gehen und das Fach studieren, würdest du mich sicherlich besser verstehen
Ich frage mich desweiteren wieso deine Argumentation für Informatiker gelten soll aber für Mediziner nicht. Versetz dich mal in die Arbeitgeber. Wenn die die Patienten sind, dann würden die auch nicht unbedingt gerne Selfmade-Informatiker einstellen, wenn sie welche mit Titel bekommen könnten, oder? Eben genau weil der Titel dafür steht, dass diese Person das leisten kann was von ihm gefordert wird, wobei welche ohne Studium, die das selbe leisten können, wohl eher die Ausnahme bilden Die Argumentation ist absolut die gleiche.
Was du im Prinzip behauptest ist, dass eine Krankenschwester nach 6 Jahren Ausbildung und Engagement und Ehrgeiz so "gut" wie ein mittelmäßiger Arzt ist, das kann rein theoretisch so sein, ist aber meines Erachtens die absolute Ausnahme bis fast unmöglich! Das gleiche gilt für Informatiker: ein Fachinformatiker wird nie das können, was ein voll ausgebildeter Diplom-(Wirtschafts)informatiker kann.
Wie gesagt, wenn du doch der Meinung bist, absolviere ein Studium und beweise es dir Wenn du danach sagst, du hast absolut nix dazugelernt und bekommen außer den Titel, dann herzlichen Glückwunsch. Ich bin mir jedoch zu 99% sicher, dass das nicht der Fall sein wird
JotJot hat geschrieben:Was mir hier in dieser Diskussion aber immer wieder auffällt: dass gern auf den Feierstudenten abgestellt wird und dieser als Normalzustand hingestellt wird, Azubis oder Lehrlinge immer fleißig, extrem engagiert und leistungsbereit dargestellt werden.
Wo wurde das denn nun behauptet? Ich persönlich habe nur behauptet, dass Feierstudenten nicht unbedingt die Seltenheit sind (genausowenig wie "Feierauszubildende", schlicht weil das Alter in dem die meisten Leute Studium und Ausbildung absolvieren sowas begünstigt ) und daraus keinesfalls - wie von einigen so hingestellt - eine Überlegenheit aus solch einem Studium im Vergleich zu einem engagierten Auszubildenden (der nirgends als absolute Regel aufgestellt wurde) per se´abgeleitet werden kann. Ich glaube tatsächlich, dass man durch ein Studium gehen kann und wenig nachhaltiges Wissen mitnehmen kann, wenn man eben nicht zu den engagierten gehörte. Genauso kann man das sicher bei einer Ausbildung, keine Frage.
JotJot hat geschrieben:Ich denke, dass man sich erst mal von diesen Vorstellungen lösen sollte, in beiden Fällen gibt es solche Exemplare, aber das sind eher Ausnahmen als die Normalität. Also weg von diesen unzutreffenden Verallgemeinerungen!
Gerne, dann aber auf beiden Seiten .
JotJot hat geschrieben:Was ich auch immer wieder interessant finde (und mir ehrlich gesagt auch sehr aufstößt), dass davon ausgegangen wird, dass Abiturienten und Akademiker aus einem entsprechenden Haushalt stammen und ausschließlich auf Grund ihrer Herkunft diesen Weg gehen konnten. Sicher bilde ich da eine Ausnahme und fühle mich von solchen Unterstellungen noch eher mal angegriffen
Ich selbst bilde hier auch eine ganz klassische Ausnahme und gerade deshalb erwähne ich diesen Punkt gerne. Es war auch nicht die Rede davon, dass es keine, sondern wenige Arbeiterkinder in der akademischen Laufbahn gibt.
JotJot hat geschrieben:Was können denn aber die Glücklichen dafür, dass sie eben bei der sozialen Selektion mehr Glück hatten? Trotzdem muss man ein Studium erst mal schaffen. Klar gibt es auch Eltern, die auf diversen Wegen auch dabei helfen können, aber das ist nicht der Normalfall! Muss man denn wegen seiner Herkunft und Unterstützung im Elternhaus auf ewig Buße tun?
Es geht doch gar nicht um Scham oder Buße oder solch alberne Dinge aufgrund des eigenen Glücks. Es geht nur darum, einen realistischen Blick auf die Verhältnisse zu bewahren und über den Tellerrand zu blicken. Auch als ein Kind aus einem mittelständischem Bildungshaushalt, das eben auf optimale Förderung zurückgreifen konnte. Hier geht es schlicht darum ein Bewusstsein zu wecken, dass man das in dem Fall zu einem großen Teil seiner Herkunft und nicht seiner eigenen Überlegenheit zu verdanken hat. Es geht um einen Abbau an Arroganz gegenüber den "anderen".
JotJot hat geschrieben:Und vielleicht ist es auch wirklich an der Zeit, dass man einfach mal akzeptiert, dass das in einer Ausbildung und in einem Studium erworbene Wissen ein ganz Anderes ist und dass das eben nicht so einfach vergleichbar ist. Wenn dem so wäre, dann wäre doch schon längst ein findiger Kopf auf die Idee gekommen, die teure universitäre Ausbildung zu streichen!
Niemand hat bestritten, dass eine universitäre Ausbildung erstmal umfangreicher und intensiver ist als eine Ausbildung an sich. Doch ging die Diskussiongrundlage nicht vom Vergleich eines engagierten Arbeitnehmers mit Berufserfahrung aus, der sein Wissen auch nach der Ausbildung noch ausgebaut hat und mit der Berufserfahrung zusammen nun eine grundsätzliche "Gleichstellung" mit einem Studienabschluss verlangt hat und ihm dies grundsätzlich verwehrt wurde? Mal ehrlich: Ist das nicht Unsinn?
JotJot hat geschrieben:Natürlich gibt es Ausnahmen, die sich nach einer Ausbildung mit großem Engagement noch weitere Qualifikationen erarbeiten und durchaus den gleichen Wissensstand wie ein Akademiker erreichen und diese vielleicht sogar überflügeln. Diese Ausnahmen sollen und dürfen gern einen genauso guten Job übernehmen, werden dafür aber auch genauso viel Verantwortung tragen.
Ob das in den heutigen Zeiten bei dem Arbeitsmarktdruck die allzu große Ausnahme ist, sei dahingestellt. Ansonsten: d'accord.
JotJot hat geschrieben:Das werden dann aber auch nicht die Menschen sein, die meckern, dass sie mit einer 40-Stunden-Woche so wenig Freizeit haben, weil diese ganz oft ein noch umfangreicheres Pensum haben. Das werden auch nicht diejenigen sein, die Engagement für die Firma außerhalb der eigentlichen Arbeitszeiten ablehnen oder nur gezwungener maßen daran teilhaben. Das werden auch die sein, die gern mal Aufgaben mit größeren Risiken übernehmen und dabei bereit sind wirklich die Verantwortung zu übernehmen...
Ja, sicher. Hat mit der Diskussion aber wenig zu tun.
@Subbotnik: Unmöglich ist ein Studium aus einer sozial schwachen Familie heraus selbstverständlich nicht. Das mit dem "unmöglich" hat auch keiner behauptet. Die beschriebene Durchlässigkeit für engagierte Berufstätige ist ebenfalls gegeben. Dass es später oft schwieriger ist - allein aufgrund der Tatsache, dass mehr man finanziell in dieser Situation auf sich allein gestellt ist im Gegensatz zu einem jungen Menschen, der nach dem Abi aus einem gut situierten Haushalt in eben so ein kostenintensives Studium einsteigt - dürfte wohl aber schwer zu beschreiben sein und ist oft der Grund für ein "Unterlassen" einer höheren Ausbildung, trotz der entsprechenden Fähigkeiten. Glücklicherweise gibt es hier aber durchaus genügend Fördermöglichkeiten für jene, die die Schulden danach nicht scheuen und den entsprechenden Willen mitbringen. Es ist aber etwas grundlegend anderes auf diese Weise. Es ist risikoreicher und schwieriger und schreckt deshalb leider nicht wenige in dieser Situation ab.
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