Wie wird man ein besserer Mensch?
Ich finde, man sollte die Frage nach dem besseren Menschen überhaupt nicht erst stellen, da man wohl vergeblich nach einer Universalantwort suchen wird, die einem erläutert, wie man ein besserer Mensch wird, welche Kriterien dafür erfüllt sein müssen und um wieviel Grad oder Prozent man denn ein besserer Mensch ist als andere. Allein die Verständnisse von "gut" (woraus ja schließlich das "besser" abgeleitet wird) unterscheiden sich von Mensch zu Mensch und vor allem zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen doch immerns.
Um aber trotzdem zu versuchen, eine Antwort auf diese Frage zu finden, muss man sich als erstes überlegen, wie man selbst diesen angestrebten "besseren Menschen" definiert. Vielleicht gehört man ja einem bestimmten Glauben an, vielleicht möchtest du die evangelisch-christlichen Werte leben. Dann machen dich so Dinge wie Vergebung, die Einhaltung der Gebote, Nächstenliebe und so weiter ganz sicher zu einem besseren Christen. Bedeutet ein besserer Christ zu sein aber gleichzeitig auch, ein besserer Mensch zu sein?
Wenn man kein Christ ist, aber trotzdem irgendwie ein "besserer Mensch" sein möchte, vielleicht durch Karma oder Ähnliches, dann ist Vergebung sicher auch ein guter Schritt. Man schaut sich an, nach welchen Prinzipien man lebt, ob es da überhaupt welche gibt, und versucht sich durch sie als Richtlinien den Weg zum "besseren Menschen" entlangzuhangeln, beispielsweise mit guten Taten (wieder hierbei das Problem bei der Definition von "gut"), wie zum Beispiel einem Obdachlosen etwas zu Essen besorgen oder einer alten Frau über die Straße helfen, Geld spenden oder auch nur der kleinen Schwester bei den Hausaufgaben zu helfen. Das macht einen dann - nach den gewählten Prinzipien - irgendwie "besser".
Für mich persönlich allerdings würde sich so eine Frage gar nicht stellen. Ich glaube nicht an Gott, ich bin nicht religiös, ich glaube nicht an Karma. Im Gegenteil, ich bezeichne mich als Atheistin und lebe mein Leben auch nicht nach irgendwelchen selbstgewählte, festgelegten Grundsätzen. Darüber hinaus sehe ich die Welt größtenteils nüchtern und sachlich. Also frage ich mich: Wer beurteilt denn, ob ein Mensch gut oder schlecht oder in deinem Fall "besser" ist? Für mich gibt es da niemanden, keine höhere Macht. Und man selbst kann ja wohl schlecht beurteilen, ob man ein "besserer Mensch" ist, weil man sich selbst gegenüber keine Objektivität besitzt. Wie misst man das Gute in einem Menschen? Stellt man Punktetabellen auf und schaut, wie oft geholfen, wie oft gelogen, wie oft sich gerächt und wie oft vergeben wurde? Und daraus errechnet sich dann, wieviel besser ein Mensch ist als andere?
Wenn man Dinge tut, die einem selbst ein besseres Gefühl geben, dann ist da sicherlich nichts Verkehrtes dran. Wenn diese Taten dann gleichzeitig einem oder mehreren anderen Menschen ein gute Gefühl geben, dann ist das wahrscheinlich sogar noch "besser". Wenn dir das wichtig ist, hast du etwas Gutes getan, zumindest für dich selbst und deine Mitmenschen. Aber ich würde die Frage, ob es dich auch zu einem besseren Menschen macht komplett vergessen. Oder sie in Bezug zu deinem Glauben oder Nichtglauben setzen, dann kannst du sie dir sicher auch alleine beantworten.
Ich halte mich weder für einen guten, noch für einen besseren Menschen, aber ich kann in gewisser Weise schon zustimmen, wenn jemand sagt, dass es problematisch sein kann, sich mit weniger gebildeten Menschen zu unterhalten, wobei ich damit aber weniger Schulbildung als vielmehr Allgemeinbildung meine. Die Gesprächsthemen sind einfach beschränkter, wenn sich jemand bei politischen Themen zum Beispiel darauf beschränkt die gängige Stammtischmeinung einfach zu übernehmen.
Aber ich denke, dass JotJot schon den richtigen Ansatz hat um die Frage nach dem besseren Menschen zu beantworten. Ich denke nämlich auch, dass man dafür eigentlich nur sich selber als Maßstab nehmen kann, dass man sich also selber verbessert und aus seinen Möglichkeiten das beste macht. Denn wenn man sich mit anderen vergleicht wird man doch immer jemanden finden, der besser ist und auch jemanden, der schlechter ist.
Ich finde das ist eine recht schwierige Frage, die man so einfach auch nicht beantworten kann. Es kommt einfach darauf an, was für Werte und Eigenschaften man selbst schon hat und welche noch etwas Verbesserungswürdig sind. Ich finde das ein ''guter Mensch'' hilfsbereit sein sollte, mit Kindern und älteren Menschen umzugehen weiß, tolerant sein muss und auch keine Vorurteile haben sollte. Das kann ein Akademiker im Grunde genauso wie ein Hauptschüler, der Abschluss und die Bildung spielt da noch keine großartige Rolle.
Ich selbst mache gerade mein Abitur und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich auch nicht gerne mit Hauptschülern rede. Neben unserem Gymnasium befindet sich direkt die Hauptschule und so bekomme ich jeden Tag aufs neue mit, wie es da so zugeht. Ich halte mich nicht für was bessere, aber ich finde, dass viele (nicht alle, aber viele, ich will hier nichts verallgemeinern) Hauptschüler überhaupt kein Benehmen haben. Da laufen sie in ihren Jogginhosen durch die Gegend, Baggies so weit unten das man den ganzen Hintern sehen kann, Hosen in den Socken, takeln sich auf und sehen aus wie überschminkte Clowns, junge Mädchen schon in H&M Pumps zu Schule, Tussis soweit das Auge reicht, übertriebenes, ekeliges Getue und so weiter und so fort. Für mich ist das einfach nur eine sehr sehr niedrige Intelligenzstufe und ein niedriges Niveau. Bei aller Toleranz kann ich diese Menschen einfach nicht verstehen und halte ich lieber von ihnen fern, bevor ich noch verhauen werde, wegen ''deine mother sammelt Briefmarken'' oder weil ich die Cousine, der Cousine, der Tante angeguckt habe und sie sich von mir angegriffen fühlt. Um ehrlich zu sein, finde ich schon, dass man die Sorte von Hauptschüler nicht als ''guten Mensch'' bezeichnen kann.
Was mir speziell an vielen Akademikern und Gymnasiasten nicht gefällt, ist dieses Wichtigtuerei. Mein Mathelehrer ist 27 Jahre alt und er rennt jeden Tag mit einem Gesicht durch die Gegend, als wäre er Einstein persönlich und wüsste über alles Bescheid und könne unsere Dummheit nicht verstehen. In manchen Dingen sind Akademiker den anderen überlegen, dass stimmt. Aber muss man sich deshalb gleich so wichtig fühlen? Ich finde es schrecklich, wenn Menschen mit ihrer Intelligenz angeben und sie manchmal den anderen auch noch vorenthalten. Ein wichtiges Beispiel sind hierbei Gymnasiasten, die ihren Mitschülern nicht helfen wollen. Ich finde in dieser Hinsicht sind sei Realschüler doch deutlich lockerer und hilfsbereiter. In meiner Stufe kenne ich so einige Kandidaten, die bei so gut wie jeder Arbeit eine Eins schreiben. Wenn man sie dann aber höflich fragt, ob sie einem nicht das oder jenes erklären könnten, können sie es plötzlich nicht, verstehen es nicht und wissen nicht, wie sie die Klausur schaffen sollen, die dann am Ende trotzdem eine Eins wird. Das finde ich absolut asozial. Wenn man sich schon intelligenter fühlt als andere, dann kann man das doch wenigstens teilen und anderen Menschen damit helfen oder nicht? Ich finde das macht einen guten Menschen aus.
Meiner Meinung nach ist man also kein besserer Mensch, nur weil man einen höheren Bildungsabschluss hat. Wenn man seine Intelligenz gut einzusetzen weiß und sie mit anderen Menschen teilt, anderen Menschen damit hilft. Ansonsten ist man bloß ein reiner Angeber, der andere Menschen nicht zu schätzen weiß. Man muss allerdings dazu sagen, dass Bildung einen Menschen schon auch besser machen kann, was den Umgang mit anderen angeht. Man ist besser informiert und glaubt nicht an all die Ammenmärchen, von denen übrigens viele Hauptschüler fest überzeugt sind. Ich bin immer wieder erstaunt, was ich für einen Quatsch von solchen Leuten zu hören bekomme.
Generell würde ich daher mal behaupten, dass es viele Arten von guten Menschen gibt. Jeder kann auf eine Art ein guter Mensch sein und das ist nicht von der Bildung abhängig.
Ich kann besser oder schlechter überhaupt nicht an Bildung festmachen. Ich merke zwar, dass ich überwiegend Leute kenne, die wie ich studiert haben, aber einer meiner besten - leider verstorbenen Freunde - hatte auf dem zweiten Bildungsweg die mittlere Reife gemacht, und es hat nie eine Rolle gespielt, dass ich eben studiert und promoviert habe.
Erstens einmal hängt schon viel davon ab, inwieweit die Eltern Wert auf eine bestimmte Ausbildung gelegt haben. Bei mir war es so, dass beide Eltern darunter litten, dass sie ihre Traumberufe nicht hatten erreichen können und sich beide darüber einig waren, dass ihre Kinder, obwohl wenig Geld da war, die bestmöglichen Chancen haben sollten. Dazu gehörte für sie Abitur, damit man eben die Chancen hat, und sie zogen mit uns extra in ein Bundesland um, in dem es damals schon Schulbuchfreiheit gab.
Ich glaube aber, dass jemand, der von zu Hause aus diese Selbstverständlichkeit nicht vermittelt bekam, viel mehr leistet, wenn er sich aus eigenem Antrieb dann fortbildet und auf dem sog. zweiten Bildungsweg seine Ziele verfolgt.
Das würde ich aber nicht nach Kriterien von besser oder schlechter beurteilen können. Gebildete Menschen können einen miesen Charakter haben und sozuzusagen "einfache" Menschen können eine Herzenswärme haben, die jede Bildung hundertfach aufwiegt.
Ich habe allerdiings gelegentlich so etwas wie umgekehrte Vorurteile erlebt. Als ich mir meine selbständige Existenz aufbaute, habe ich z.T. gejobbt, um über die Runden zu kommen, z.B. im Frühdienst beim Postsortieren. Dort wurde massivst über Akademiker geschimpft, die sich angeblich für was besseres halten und ihnen dann die Jobs wegnehmen. Ich hatte zum Glück meinen Doktortitel verschwiegen, aber es fiel schon auf, dass ich mich anders und nicht dialektgefärbt ausdrückte, oder keine Scheu vor den Vorgesetzten hatte; als einige damit begannen, meine Arbeit zu behindern, um mich auflaufen zu lassen (z.B. in meinem Verantwortungsbereich volle Sortierkisten, für die ich verantwortlich war, heimlich unter die leeren zu schieben), habe ich dort aufgehört und mir einen anderen Job gesucht.
Für die dortigen Aushilfskollegen war jemand mit Studium kein guter oder besserer Mensch, sondern ein Versager, der etwas besseres hatte werden oder sein wollen und der nun von seinem hohen Roß gestürzt war. Insbesondere wurde nicht anerkannt, dass man sich selbst etwas erarbeiten und aufbauen will und sich für keine Arbeit zu schade ist, sondern es wurde unterstellt, man sei so tief gefallen, dass man nehmen müsse, was kommt.
Ich glaube nicht, dass es auf diese Frage eine wirkliche Antwort geben kann, denn jeder versteht nun mal was anderes unter einem ''guten Menschen''. Was ist ein guter Mensch? Ein Mensch der anderen Menschen hilft und sich für sie aufopfert? Ein Mensch der hoch gebildet ist und im Dienste der Wissenschaft für den Fortschritt der Menschheit sorgt? Oder ist ein guter Mensch jemand, der sich niemals streitet und immer schön friedlich ist? Was einige Menschen als ''guten Menschen'' bezeichnen, bezeichnen andere wieder als das genau Gegenteil und daher ist das schwer zu sagen. Aber wenn man schon mit dem Ziel durch das Leben geht, ein besserer Mensch, als andere werden zu wollen, hat man das Ziel im Grunde schon verfehlt, denn würde bedeuten, dass man verdammt egoistisch ist und sich gerne über den anderen sieht. Das sind definitiv keine Eigenschaften, eines guten Menschen.
Für mich müsste ein Mensch, der ''gut'' ist, ein Mensch sein, der sowohl anderen hilfsbereit gegenüber tritt, als auch sich selbst gut zu helfen weiß und nicht in den Hintergrund stellt. Ein solcher Mensch sollte wissen, wie man etwas bewegt, wie man etwas schaffen kann und wie man die Welt wieder ein bisschen besser machen kann. An sich braucht es schon einen gebildeten Menschen, um solche Ziele zu erfüllen, denn man muss die Probleme erkennen und an geeigneten Lösungswegen arbeiten. An Bildung festmachen, kann man das wohl nicht , schon allein deswegen, weil es heute nun mal auch Menschen gibt, die ihre guten Bildungsabschlüsse lediglich einigen Beziehungen zu verdanken haben. Aber ganz weglassen kann man diesen Aspekt nicht, denn das analytische Hirn wird wohl doch mehr oder weniger bei der Verbesserung der Welt irgendwo gebraucht.
Dazu müsste man wohl erst mal definieren, was ein besserer Mensch denn ist. Als ich las, dass Akademiker sich angeblich alle für was besseres halten( eine Theorie, die ich aus meinem Bekanntenkreis so nicht bestätigen kann), dachte ich dabei sofort an sozial besser gestellt. Man hat einen höheren Bildungsabschluss, den besseren Job, mehr Geld und was weiß ich, welche Klischees noch so zu den sprichwörtlichen oberen Zehntausend gehören.
Dann gibt es da aber noch die moralische Seite, die charakterlichen Eigenschaften. MoneFö hat da schon so einige Aspekte genannt, die da dazu gehören. Aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Man kann einen Doktoritel in Philosophie haben und ein egoistisches, arrogantes, sadistisches Arschloch sein, noch dazu faul und ich alles irgendwie ergaunert haben. Man kann aber auch mit einem abgebrochenen Hauptschulabschluss ein hilfsbereiter, fleissiger, loyaler Mensch sein. Das hat doch nichts mit dem Bildungsabschluss zu tun und auch nicht mit dem Intellekt. Abgesehen davon, dass Hauptschüler nicht alle dumm und Abiturienten nicht alle klug sind, halte ich die Theorie dumm ist gleich bösartig für totalen Schwachsinn.
Wenn ich die Beiträge hier so lese, denke ich übrigens, dass nicht nur Akademiker arrogant und vorurteilsbehaftet sind. Was ich da so lese über Kleinkriege und Verachtung bezüglich der Gymnaken seitens der Realschüler spricht nicht eben für Reife und gutes Vorbild, was diese angeblich typischen Charatkerfehler des Bildungsbürgertums betrifft. Und leider musste ich die Erfahrung machen, dass Menschen ohne Hochschulreife Menschen mit Abitur oftmals für gebildete Idioten halten. Nach dem Motto: Die können sich nicht mal die Schuhe zubinden, wenn sie keine wissenschaftliche Arbeit zu diesem Thema gelesen haben. Ein "guter" Mensch bildet sich seine Meinung aufgrund von Erfahrungen mit einer Person und nicht aufgrund des Schulabschlusses, den dieser mitbringt. Und selbst wenn man Vorurteile hat, denn das lässt sich schwer vermeiden, das weiß ich auch aus Erfahrung, dann lässt man diese vielleicht nicht direkt am ersten Tag raushängen und gibt dem anderen nicht mal eine theoretische Chance sich zu beweisen, weil der andere ja eh nix taugt, auf seine Weise.
Insofern: Was versteht ihr denn unter gut oder besser? Erst dann kann man diese Frage vernünftig beantworten.
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