Meckern und Jammern - Gehört das heute zum Guten Ton?
Immer wieder beobachte ich es, es wird scheinbar gern und zunehmend gemeckert und gejammert. Bestes Beispiel: über die Arbeit. Der Chef ist doof und beutet die Angestellten nur aus, die Kollegen sind auch doof. Anderes Beispiel: Spritpreise und andere steigenden Kosten.
Als netter und hilfsbereiter Mitmensch, will man die Geplagten gern unterstützen und unterbreitet Vorschläge, bei der Arbeit beispielsweise, man könne sich einen neuen Job suchen oder gar selbst ein Unternehmen gründen. Bei den steigenden Kosten macht man vielleicht Vorschläge, diese Kosten zu senken. Ganz oft ist es aber so, dass man als Ratgeber schnell abgekanzelt wird: dies und das ist nicht machbar, und so schlimm ist es ja eigentlich doch nicht. Der Ausflüchte sind viele - Gründe in der bejammerten Situation zu verharren und weiter zu jammern gibt es unzählige.
Deshalb frage ich mich schon häufiger mal: Gehört jammern heute zum guten Ton? Bei manchen Mitmenschen habe ich sogar den Eindruck, bei Denen gebe es gar nichts zu jammern, die machen einfach nur mit, um nicht in der Masse aufzufallen.
Ich habe meinen eigenen Umgang mit Jammern und Meckern bei meinen lieben Mitmenschen gefunden, ich mache denen ein paar Vorschläge wie sie ihre Situation ändern könnten und mache dabei auch klar, dass man mich nicht weiter belästigen möge, bevor man nicht ernsthaft versucht hat die Situation zu ändern. Das hat zwar meinen Freundeskreis etwas geschmälert, mir aber sicher schon einige Nerven gespart.
Wie seht Ihr das? Gehört Jammern oder Meckern heute zum guten Ton? Stört Euch das? Wie geht Ihr damit um?
Oh und ob mich das stört. Ich bin leider selber ein geborener Pessimist, aber um mich rum wird echt nur noch gejammert. Selbst meine Mutter wo früher so fröhlich war ist nun so depressiv und sieht alles schwarz. Hat zum 60. Geburstag eine Reise mit meiner Tante geschenkt bekommen und hat gleich wieder gejammert, daß sie ja mit der launischen Tante und mürrischen Tante reisen muß. Dann hab ich gesagt: "Na, dann passt ihr ja gut zusammen".
Auf Arbeit gibt es keinen Mitarbeiter der noch fröhlich ist. An allen Ecken wird gejammert und gestöhnt über zuviel Arbeit, keine Anerkennung, zu wenig Lohn. Natürlich stimmt das, aber ändern tut das jammern auch nichts finde ich. Gesundheitlich hat auch jeden Tag ein/e andere/r was anderes und ist ja so sehr krank. Ich finde zuviel jammern zieht die anderen runter.
Klar jammere ich auch mal gerne, aber wenn es zur Dauereinrichtung wird sollte man sich überlegen zum Psychologen zu gehen. Das kann ja auch Depressionen sein. Vor allem die Oma meines Mannes ist so schlimm. Möchte da überhaupt nicht anrufen. Die geht richtig auf wenn sie nur schön jammern kann und alle hinterher sagen: "Du Arme". Manche brauchen es wohl betüttelt zu werden und bedauert zu werden. Gegen solche Menschen ist kein Kraut gewachsen.
Wegen Sprit und erhöhte Preise verstehe ich das Gejammer zum Teil schon. Weil das Leben immer trauriger wird, da das Gehalt ja nicht steigt und die Menschen somit unzufrieden werden wenn man überall sparen muß. Unzufriedene Menschen jammern wieder. Das ist ein böser Kreislauf würde ich sagen.
Ich denke nicht, dass es zum guten Ton gehört. Viele Menschen, die meckern und jammern wollen nur ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken und nehmen auch keinen Ratschlag an, der die Situation, in der sie sind auch bessern würde. Denn dann hätten sie ja keinen Grund mehr zu jammern und haben dann auch keinen Grund mehr, die Aufmerksamkeit auf sich lenken zu müssen.
Es sind eigentlich sehr arme Menschen, die 12 Stunden am Tag damit verbringen, den Leuten die Ohren vollzujammern. Und ich denke, dass diese Menschen auch psychisch einen Knax weghaben. Denn normal ist ein ständiges Gejammer auch nicht.
Die Menschen, die tagtäglich mehrere Stunden jammern sind mit sich und der Welt einfach unzufrieden. Sie würden ja auch gerne was ändern, aber sie haben eine Blockade, dass zu ändern (zumindest die chronischen Jammerer). Wenn man mit sich selber unzufrieden ist dann ist man auch mit dem Rest der Welt unzufrieden und das Gejammer ist groß.
Diese Menschen brauchen viel Aufmerksamkeit und das Jammern wird sich geben.
Meine Mutter war so eine Meckertante. Sie meckerte und jammerte den ganzen Tag. Mit ihr einkaufen gehen war schrecklich. In jedem Laden hat ihr was nicht gepasst, wo sie meckerte und sich unverstanden fühlte. Peinlich sage ich dir.
Manchmal erscheint es auch mir so, als wäre Jammern allgemein sehr beliebt und ganz oben auf der Kommunikationsskala. Es ist sehr nervig, wenn ein Thema aufkommt und jeder erst einmal seine Unpässlichkeiten dazu vorträgt, meist allerdings ohne jeden Hintergrund. fragt man nämlich konkret nach, geht es auch mir wie JotJot, alles ist dann auf einmal gar nicht so und man hat es nicht so wörtlich gemeint und überhaupt.
Das nervt sehr, weil es nur so ein Ablassen von irgendwelchen vermeintlich empfundenen Frustrationen ist, die sich dann aber an falscher Stelle entladen, nämlich am ahnungslosen Zuhörer, der im schlechtesten Fall mit der ganzen Sache noch nicht einmal etwas zu tun hat.
Konkrete Hinweise oder Vorschläge wollen diejenigen nicht hören, eigentlich soll man nur in den Chor der Frustrierten einstimmen. Jede andere Reaktion ist unerwünscht, denn dann müsste man sich ja ändern oder gar unangenehme Situationen grundlegend verändern. Ach nein, da jammert man lieber etwas, wie schwer doch alles ist und die Benzinpreise sind ja auch wieder so hoch, man weiß ja gar nicht, wie man das Auto volltanken soll! Fahrrad fahren? Ach nein, die Autofahrer sind so gefährlich schnell und dann hat man es auch mit dem Knie und es werden ja immer mehr Fahrräder geklaut. Bahn fahren? Ach nein, die Züge haben immer Verspätung und man hört so oft, dass Leuten dann der Anschlusszug weggefahren ist und man bekommt keinen Sitzplatz und es ist ja immer voll und laut.
Eigentlich ist auch das Thema völlig egal, es sollte nur ein Alltagsthema sein, damit jeder sich einmal richtig ausmehren kann.
Pffrt! Ihr wisst ja alle nicht wie entsetzlich gut ihr noch dran seit - ich lebe imOberharz und das gehört Jammern nicht zum guten Ton, das wird Nichtjammern als schwerer Anfall von Geisteskrankheit gesehen!
Paradebeispiel: Meine Freundin S.
Wir kennen uns seit der Grundschule und kommen theoretisch auch gut klar, aber ich trau mich oft kaum mehr zu fragen "Und wie geht es dir?" Weil - sovoiel Gejammer muß man auch erst einmal vertragen. Besonders komisch wird es, wenn man mal die Lebenssituationen nebeneinanderstellt.
Ich wusel mich so durch und bin auf den angestrengten (und manchmal auch anstregenden) Suche nach einer neuen Aufgabe die Geld einbringt. Bisher klapprte das immer früher oder später, derzeit (aus vielen Gründen, einige davon auch hausgemacht) eher später. Allgemeiner Tenor: "Ist etwas doof die Lage, aber wird schon. Wehe wenn nicht". Sie: seit Eintritt ins Berufsleben bei einer Firma und in halbverantwortlicher Stelle. Aber: Alles ist grausam und dunkel und gemein. Die Kollegen sind Faultiere mit einem Hang zum Wahnsinn und reden schlimme Dinge, jemand hat durch finsere Intrigen den ihr zustehenden Parkplatz ergaunert, alles geht zugrunde und sie ist nicht wirklich ausgelastet mit diesem stupiden Job, sie macht sich tot während alle nur rumideln, niemand dankt es ihr und die Arbeitswelt ist schlecht schlecht schlecht.
Dem einen oder anderen mögen da ein, zwei innere Widersprüche aufgefallen sein. Praktisch daran: Sobald sie anfängt kann ich was anderes erledigen, denn dieser Text hat sich in den letzten zwanzig Jahren nicht wirklich wesentlich geändert. Doof daran: Ich. Bis vor wenigen Jahren hab ich das nämlich noch alles für dramatisch abre Münze genommen. Heute kommt hin und wieder ein lapidares: Dann wechsel doch den Job.
Aber, das Gejammer beschränkt sich ja nicht auf die Arbeit - über alles wird gejammert. Ich meine: Sie ist (glücklich) verheiratet, hat mit ihrem Mann ein Haus gekauft (der sich inzwischen drüber beschwert das ihn niemand vorgewarnt habe das seine Frau renovierungssüchtig ist), haben beide ein Auto und beide feste Arbeit. Ich denk mal so ganz pauschal:He, da kann man echt schlimmer dran sein! Zum Beispiel ich find das ich erheblich schlechter dran bin, andererseits: Ich habe nicht das grundlegende Bedürfnis den ganzen Tag dazustehen und zu jammern.
Vielleicht bin ich doch besser dran als ich dachte.
Zum guten Ton gehört es nicht, aber zum Deutschen Lifestyle. Das ist zumindest mein Eindruck. Ich bin nicht unbedingt ein Fan der Amerikanischen "How are you?" - "I'm great!" Kultur, weil es selten wirklich jemanden interessiert wie es mir geht und weil eine ehrliche Antwort von mir auch nicht erwartet wird und der ganze Dialog damit ziemlich sinfrei ist - aber es kommt eben doch ein deutlich positiveres Gefühl an als wenn man das Gespräch mit Gejammer über das Wetter beginnt.
Eigentlich keine schlechte Idee, den Nörgler mit guten Ratschlägen zu überhäufen, aber das funktioniert leider nur bedingt. Ich meine, was mache ich zum Beispiel mit jemanden für den das Wetter prinzipiell schlecht ist, entweder zu heiss oder zu kalt, zu nass oder zu trocken oder einfach nicht passend für die Jahreszeit? Oder die berühmten Jammereien über die Politiker und den Staat überhaupt?
Vorweg: Zum "guten" Ton gehört es sicherlich nicht, aber es ist mittlerweile einfach gängig. Aber es gibt auch viele Gründe warum das so ist. Zum einen ist es einfach ein Fakt, das sich vieles nicht unbedingt zum guten verbessert hat, vieles teurer geworden ist und dergleichen. Dann ist es wiederum nicht unbedingt verwunderlich, wenn die Leute sich darüber beklagen. Menschen denken immer, dass es besser wird, wenn sie den Mund aufmachen. Das hat damit zu tun, dass es Zeiten gab wo man das nicht gemacht hat und nun will man es anders machen. So hilft das natürlich auch nichts. Im Gegenteil, denn bekanntlich ist schlechte Laune ja auch ansteckend.
Wo wir beim nächsten Problem sind. Wenn alle Menschen um einen herum nur jammern und meckern, meckern man selbst viel leichter mit und sei es das man über jammernde Leute jammert. Dann ist es so, dass Kinder, deren Eltern von Arbeit kommen und jammern es sich so abgucken und vom Kindergarten kommen und jammern ,was wiederrum dazu führt, dass die Eltern über die jammernden Kinder meckern. Das ist ein ewiger Teufelskreis aus dem es kein Entkommen gibt. Dazu müsste sich die Einstellung der meisten Menschen einfach generell ändern aber gücklich sein ist meistens viel anstrengender als die meisten annehmen.
Leider wird in meinem Umfeld sehr viel gejammert und genörgelt, allerdings sehe ich das etwas anders.
Ein gutes Beispiel dafür ist meine Oma. Ich mag sie wirklich sehr gerne, aber immer wenn ich sie besuche, jammert und quengelt sie mir die Ohren voll. Eigentlich sind es immer die selben Gründe: Ihre Gesundheit, ihre Schmerzen, dass sie keiner besucht, dass die Jugendlichen immer nachts Krach machen auf der Strasse, in der sie wohnt.
Eine zeitlang hab ich darüber geurteilt und es hinter vorgehaltener Hand belächelt, aber eigentlich hab ich mir dann irgendwann gedacht, dass ich dazu gar kein Recht habe. Vielleicht jammert sie mit gutem Recht, vielleicht hat sie starke Schmerzen, ist schreckliche alleine und es geht ihr schlecht. Ich kann das nicht beurteilen und deshalb finde ich auch nicht, dass ich verlange sollte, dass sie es unterlässt.
Ansonsten jammern die restlichen Leute um mich herum über alles, was so anfällt. Meistens allerdings über ihren Arbeitsplatz und darüber, dass sie so wenig verdienen und so viel arbeiten müssen und nie Urlaub machen können und so weiter. Dabei denke ich mir dann immer, könnten sie auch froh sein, dass sie einen sicheren Arbeitsplatz haben und überdurchschnittlich viel verdienen. Aber offenbar sind die Leute nicht besonders ausgeglichen, wenn sie sich nicht vor anderen so darstellen können, als hätten sie das allerschlimmste Schicksal weit und breit.
winny2311 hat geschrieben:Zum einen ist es einfach ein Fakt, das sich vieles nicht unbedingt zum guten verbessert hat, vieles teurer geworden ist und dergleichen.
Ja es ist wirklich fürchterlich. Aber mal ehrlich können wir durch jammern etwas ändern, nö! Also bitte keine Rechtfertigungen dafür, warum jammern ja gar nicht so schlimm und eigentlich sogar völlig berechtigt ist.
Cloudy24 hat geschrieben:Eigentlich keine schlechte Idee, den Nörgler mit guten Ratschlägen zu überhäufen, aber das funktioniert leider nur bedingt.
Mit etwas Übung funktioniert es immer, Beispiele gefällig?
Cloudy24 hat geschrieben:Ich meine, was mache ich zum Beispiel mit jemanden für den das Wetter prinzipiell schlecht ist, entweder zu heiss oder zu kalt, zu nass oder zu trocken oder einfach nicht passend für die Jahreszeit?
Lass diese Person sich mal vorstellen, es gäbe gar kein Wetter. Besser so ein Wetter als gar kein Wetter.
Cloudy24 hat geschrieben:Oder die berühmten Jammereien über die Politiker und den Staat überhaupt?
Unterstütz diese Person bei der Kanditatur für das nächste politische Amt das frei wird, schlag ihr das vor!
Zum "Guten Ton" gehört es sicher nicht! Zum Alltag hingegen schon, wie ich es ebenso pauschal Tag für Tag selbst erlebe! Das hat aber meines Erachtens nichts mit dem Ton zu tun, oder weil es gerade "modern" ist, sonder ganz einfach damit, dass die Lage auf der Welt sich wirklich mehr und mehr zuspitz! Ob das Folgen der Globalisierung sind, oder einfach die Auswirkungen der Weltwirtschaftlichen Probleme und ähnliche große Brandherde auf der Erde wie die globale Erwärmung oder evtl. atomare Bedrohungen aus dem mittleren Osten. Sicher mögen einige wie Fettaugen oben auf der Suppe schwimmen und sich vor Erfolg und Reichtum gar nicht zu retten vermögen.
Die Masse in Deutschland wie mir schient hat guten Grund zum Jammern, da es mehr und mehr bergab zu gehen scheint! Jammern konnte man in Deutschland glaube ich schon immer ganz gut. Mir ist das Jammern aber auch langsam zu wenig (obwohl ich es schon mal gut finde). Persönlich wäre es mir recht, wenn den klagenden Worten endlich mal Taten folgen würden! In Deutschland müssten sich mehr Leute trauen endlich aufzustehen!
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