Kind kann nicht verlieren
Kennt ihr das auch? Ihr spielt mit eurem Kind Mensch ärger dich nicht oder ein anderes Brettspiel und wenn das Kind verliert, ist das weinen groß. Meine Schwägerin hat ein solches Prachtexemplar und ich spielte mit ihm neulich Halma. Nachdem ich das Spiel gewonnen hatte, fing der Kleine (sechs Jahre alt) hysterisch an zu weinen, warf das Spielbrett quer durchs Zimmer und verkroch sich dann in die nächste Ecke um zu leiden.
Mich hatte keiner vorgewarnt und ehrlich gesagt, selbst wenn ich es gewusst hätte, ich glaube nicht das es gut ist, wenn man ein Kind immer nur gewinnen lässt, damit es kein Theater veranstaltet. Wie ist das mit euren Rackern, können sie auch mal verlieren oder gibt es großes Drama, wenn ihr ein Spiel gewinnt?
Ich finde, dass das ein völlig normales Szenarion ist, welches sich da abgespielt hat. Welches Kinde verliert schon gerne? Gerade bei Kinderspielen sind die Kinder total aufs Gewinnen fixiert. Dennoch bin ich der Meinung, dass man Kinder niemals nur gewinnen lassen sollte, da sie später auch mal mit anderen Kindern spielen und dann auch verlieren müssen. Bei Computerspielen ist das Verhalten der Kinder seltsamerweise anders. Da verlieren sie nicht so schnell die Lust, wenn sie verlieren. Eher im Gegenteil.
Mit jeder Niederlage wächst sogar noch der Wille es endlich zu schaffen. Wenn wir uns alle mal an unserer eigene Kindheit zurückerinnern, dann werden wir feststellen, dass es bei uns ähnlich war mit dem Gewinnen und Verlieren. Und bei uns Erwachsenen ist es doch eigtl. auch so, dass niemand gerne verliert, oder? Wir reagieren zwar nicht so hysterisch, aber ein wenig sauer sind wir innerlich schon, vor allem dann, wenn sich der Gegenüber eine unerklärbare Glückssträhne hat!
Als wir das Spiel mit ihnen vor gut 2 Jahren begonnen haben, haben wir sie auch absichtlich das eine oder andere Mal gewinnen lassen. Meist, wenn sie vorher schon 2 oder 3 Mal verloren hatten. Das haben wir dann nach und nach wieder abgeschafft. Sie haben es zum Glück nie bemerkt, das wir zu ihrem Vorteil geschummelt haben.
Wenn heute eine Niederlage droht und sie schon anfangen zu jammern, dann sage ich meist, das wir das Spiel einräumen, wenn sie nicht verlieren können. Das gehört eben dazu. Meist wollen sie das nicht und erleiden auch tapfer ihre kleinen Niederlagen.
Meine Kinder können auch nicht gut verlieren. Bei Kai ist es aber so, daß er wirklich meistens Glück hat und sowieso gewinnt. Ich lasse ihn da nicht unbedingt gewinnen. Ich hab als Kind auch einen Aufstand gemacht, daher hat mich meine Oma gerne gewinnen lassen. Mein Leon wird auch böse, er verliert leider oft. Dann sagt er das er das ganze Brett kaputt macht und solche Dinge. Wird erst besser wenn ich ihn auch lobe.
Empfehlen für solche Kinder kann ich das Spiel Obstgarten von Haba. Da spielen alle Kinder gemeinsam gegen den Raben. Entweder der Rabe gewinnt das ganze Obst oder die Kinder gemeinsam. Da gibt es kein Zicken-Terror am Ende sondern nur fröhliche Kinder. Das oder ähnliche Spiele dieser Art sind sehr zum empfehlen.
Es ist nicht normal, wenn ein sechsjähriges Kind so wenig Frustrationstoleranz hat, dass es nicht mit einem verlorenen Spiel zurecht kommt. Normal wäre es in dem Alter, wenn die Laune zwar nicht die beste ist danach, aber das Kind dann zum Beispiel Revanche fordert oder vielleicht nicht noch einmal spielen möchte - aber nicht, wenn es mit Gegenständen schmeißt oder sonstwie ausflippt.
Diese Vermeidungsstrategie ist nur temporär hilfreich, in Wirklichkeit jedoch schadet sie wesentlich mehr als sie nützt. Das Kind vor jeder Frustration zu schützen (und damit auch oft genug nur das eigene Nervenkostüm schützen zu wollen) ist nur eine Verschiebung eines wichtigen Erziehungsinhaltes. Was lernt denn ein Kind, wenn es so weich gepolstert durch das Leben geht? Dieser vermeintliche Schutz bricht doch spätestens in der Schule zusammen, und dann bekommen diese Kinder oft richtig heftige Probleme.
Es nützt nichts, die Kinder vor Enttäuschungen zu schützen. Natrlich ist es klar, dass die Dreijährige nicht ununterbrochen verlieren muss, aber sie muss auch nicht ständig gewinnen. Ich habe das bei meinen Kindern nie gemacht, sie haben immer wieder mal verloren, in angemessenem Rahmen, außer bei Memory, da habe ich fast ständig verloren. Aber ich habe mir den Frust dann auch angehört und habe ihnen erklärt und eben vermittelt, dass sich der Unterlegene in den meisten Fällen schlecht fühlt. Dadurch kam es aber auch gar nicht zu solchen Extremen, weil sie es seit jeher kennen, dass man mal verliert und mal gewinnt.
Ich finde es auch alles andere als normal, wenn ein sechsjähriges Kind derart ausrastet "nur" weil es einmal bei einem Gesellschaftsspiel verliert. Verlieren gehört nun mal dazu und eine gewisse Frustrationstoleranz ist auch für die Schulreife von Nöten.
Kinder ständig gewinnen zu lassen halte auch ich für unklug. Ich habe es mit meinem Kind ähnlich wie Punktedieb gehalten: bis etwa 3 Jahren habe ich ab und an mal ein Spiel gewinnen lassen, wenn meine Glückssträhne zu lange anhielt. Allerdings war es in diesem Alter auch so, dass ich selbst beim Memory dem Kleinen ziemlich überlegen war und ich es ganz wichtig fand, erst mal die Fähigkeiten, die für ein Spiel nötig sind erlernen zu lassen.
Seit etwa 3 1/2 wird nur noch sehr selten geschummelt, aber nicht damit das Kind gewinnt, sondern wenn beispielsweise eine Spiel schon sehr lange dauert und ich es endlich mal beendet wissen möchte Ansonsten gilt auch bei uns die Ansage, dass wir nicht mehr spielen können, wenn mein Sohn nicht verlieren kann. Ich musste nur einmal wirklich das Spiel zusammenräumen, jetzt klappt es.
Es war in diesem Zusammenhang aber auch wichtig, dass mein Sohn verstanden hat, dass gerade bei Spielen nicht nur das Können über Sieg oder Nicht-Sieg entscheiden, sondern auch eine gehörige Portion Glück wichtig ist. Das kann man eben nicht beeinflussen. Außerdem haben wir bis etwa 4 Jahren nicht von gewinnen und verlieren gesprochen, sondern 1. Sieger, 2. Sieger usw. Auch so etwas macht verlieren für Kinder einfacher.
Insgesamt finde ich, dass Kinder auf jeden Fall verlieren können müssen, auch wenn sie danach etwas geknickt sind. Dass man da als Eltern oder Betreuer gerade im Kleinkindalter noch etwas nachhelfen kann, dass die Niederlage nicht ganz so schmerzhaft ist oder dass das Kind nicht nur Niederlagen erlebt, ist auch in Ordnung. Aber spätestens im Vorschuljahr sollte ein Kind auch mal verlieren können, ohne auszuticken.
So ungewöhnlich ist diese Reaktion überhaupt nicht. Mein Bruder war auch so einer, der nicht verlieren konnte - und wenn man es genau nimmt, kann er es heute immer noch nicht, er hat das Problem jetzt nur im Griff. Das ist schlicht und ergreifend eine Charakterfrage.
Mein Bruder hat immer wenn er gemerkt hat,dass er verlieren wird, das komplette Spiel verwüstet - sodass er im Grunde nie verloren hat desweiteren hat er angefangen zu schreien und zu weinen und wild um sich zu schimpfen. Jetzt ist er 17 Jahre und wenn er jetzt verliert fordert er solange Revanche bis er gewinnt - immerhin eine Besserung.
Und Drohungen von wegen: "Na dann spielen wir eben nicht mehr mit dir "bringen finde ich auch nicht all zu viel. Lernen tut so jemand das nur, wenn man weiter mit ihm spielt und tatsächlich wird sich das bessern.
Ich kenne kein Kleinkind, dem es egal ist, wenn es verliert. Allerdings sollte mit 6 Jahren das Kind soweit sein, dass es versteht, dass es im Spiel auch Verlierer gibt und nicht nur Gewinner sein können.
Solche Spiele bereiten ja auch auf´s Leben vor, wo es auch oftmals Verlierer gibt. Und 6 Jahre ist das Schuleintrittsalter, wo Kinder das eigentlich schon wissen müssten. Klar, kann man sich ärgern und auch mucken. Aber derart ausrasten finde ich für ein sechsjähriges Kind schon nicht so normal.
Vielleicht sollte man sich mit diesem Kind mal hinsetzen und erläutern, warum es Verlierer und Gewinner gibt und das das Verlieren im Spiel gar nicht so schlimm ist und man auch eine Revanche haben kann. Das aber nur, wenn man nicht so ausrastet. Vielleicht hilft auch eine Strichliste über gewonnen Spiele. Gegebenenfalls kann man da das Kind ja hin und wieder auch gewinnen lassen, so dass es nicht so dumm aussieht, wenn der Erwachsene da 10 Striche hat, weil er 10 mal gewonnen hat und das Kind keinen Strich hat.
Das Kind sollte lernen, auch mit Niederlagen umzugehen. Denn wenn es erst in der Schule ist, kann es auch nicht ausrasten, wenn sie die einzige ist, die eine schlechtere Note geschrieben hat, oder im Rechentest einen Fehler gemacht hat.
Meine Nichte ist jetzt zwar schon 10, kann aber immernoch nicht verlieren. Das war auch schon im Kleinkindalter so. Meine Schwester hat sie öfters gewinnen lassen und dann gab es auch kein Geschrei, aber wenn sie mal verlor beziehungsweise wenn sie dachte, sie wird eh verlieren, dann hat sie schon alles umgeschubt und ist wütend in ihr Zimmer abgedampft.
Ich persönliche finde es nicht gut, wenn man sein Kind nur gewinnen lässt, damit es keinen Wutausfall bekommt. Je öfter man das Kind gewinnen lässt, desto schwieriger wird es später, dass das Kind damit umgehen kann. Außerdem finde ich es auch nicht förderlich fürs spätere Leben.Man bekommt später auch nicht immer das, was man will.
Ich finde es auch wichtig, die Kinder auch mal verlieren zu lassen und nicht künstlich immer gewinnen zu lassen. Das ist erzieherisch mit Sicherheit nicht richtig, das wäre dasselbe als würde man dem Kind immer das geben, was es will, wenn es einmal quengelt - und ein Kind muss nun mal lernen, dass man auch verlieren oder mal auf etwas verzichten muss.
Wir haben es immer so gehandhabt, dass der Gewinner des Spiels dafür das Spiel wieder auf- und einräumen musste, gerade bei Monopoly dauert das dann länger und so bleibt dem/n Verlierer/n das lästige Aufräumen von Kleinteilen zumindest erspart.
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