Gigaprojekt Dubai - Ist der Größenwahn noch nachvollziehbar?

vom 09.08.2008, 18:59 Uhr

Ich habe in den letzten Wochen sehr gewissenhaft das Milliardenprojekt Dubai beobachtet. Darüber kommen sehr interessante Dokumentationen, die genau beschreiben, welcher Größenwahn dort herrscht.. Für alle die nicht über die Projekte informiert sind, die in Dubai gerade erbaut werden, werde ich einige Dinge kurz erläutern.

In Dubai herrscht ein megareicher Ölscheich, der eine gigantische Vision hat. Er will die größte und modernste Stadt der Welt. Um dies zu verwirklichen, werden keine Mittel gescheut um seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Angefangen hat alles mit einigen Hochhäusern und Hotels. Dann wurde es immer größer und jetzt wurden Milliarden Kubikmeter Sand in das Meer geschüttet um riesige Mengen an künstlichen Inseln zu bauen. Es wurde Begonnen riesige Hochhäuser zu bauen. Das höchste, welchen gerade gebaut wird, soll über 800 Meter hoch werden, und es sind noch größere Gebäude geplant.

Zudem werden weitere künstliche Inseln gebaut, die riesige Ausmaße annehmen. Es sind allerdings nicht nur Hochhäuser. Es wurden zum Beispiel auch Skihallen gebaut, bei denen man bei 50 Grad Außentemperatur Ski fahren kann. Es wohnen immer mehr Menschen in Dubai und es gibt auch immer mehr Angebote und Hotels. Ich frage mich dabei, ob es noch normal ist, dass der Scheich so größenwahnsinnig ist.

Ich bin auf einer Seite wirklich fasziniert von dem Vorhaben Dubai, doch warum muss alles so gewaltig werden. Der Scheich will alle Weltrekorde brechen und er ist fast unaufhaltsam. Und es bleibt zudem noch die Frage ob sich die riesigen Investitionen überhaupt lohnen und ob die Natur nicht aus dem Gleichgewicht gerät und so den Menschen gefährdet. Was sagt ihr zu dem Projekt “Dubai” und befürwortet ihr es?

» Max91 » Beiträge: 479 » Talkpoints: 1,61 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Inwiefern gerät durch dieses Projekt denn die Natur aus dem Gleichgewicht und könnte gefährlich werden? Spielst du auf die Sandinseln an? Wie stabil sind diese Sandinseln denn und wie zornig das Meer? Könnte da nach und nach das ganze aufgeschüttete Material wieder abgetragen werden?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass dort alles an dem Scheich hängt. Bestimmt sind schon viele andere reiche Bauunternehmer angesteckt und kochen da ihre eigenen Suppen. Findet man vielleicht irgendwo ein Interview mit diesem Scheich? Was genau möchte er denn erreichen? Nur die bloßen Rekorde? Klingt tatsächlich nach einem gelangweilten Mann, der zu reich ist. Dennoch frage ich mich, ob sich da niemand querstellt, was die Ausmaße des Projekts angeht?

Behörden und seriöse Stadtplaner mit Realitätssinn? Gibt es da sowas nicht? Und hat der Scheich dort so viel Einfluss, dass er allein über Gelingen und Scheitern des Baus einer ganzen Riesenstadt richten kann? Ich persönlich brauche keine Riesenstadt, ich würde mich dort wohl nicht sonderlich behaglich fühlen.

» Schnibbeldiwapp » Beiträge: 262 » Talkpoints: 35,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Größenwahnsinnig? Ob sich die Investitionen lohnen? Na dann lass Dir mal sagen, dass die Araber eins können: rechnen! Fast alle Projekte des Scheichs bzw. seiner Subunternehmer usw. haben sich nach sehr kurzer Zeit wieder amortisiert und er trifft einfach den Geschmack der Zeit. Die Araber verdienen schon lange den Großteils ihres Geldes in den Ölstaaten nicht mehr mit dem Verkauf von Öl sondern indem sie sich a) sonstwo einkaufen und b) eigene lukrative Investments auf die Beine stellen.

Und diese Projekte amortisieren sich erstaunlich schnell verglichen mit anderen und werfen doppelt Gewinne ab - einerseits durch das Projekt an sich, andererseits durch das Publikum welches sie anziehen - denn auf die Sandpalme oder "Little World" oder wie das heißt ziehen keine Timeshare Kleinbürger sondern die die auch sonst nicht gerade wenig Geld haben, welches sie u. A. dort ausgeben. Nicht umsonst hat Dubai eine der höchsten Millionärsdichten der Welt - und diese Zahl dürfte weiter steigen und Dubai sich zu dem Exil der Reichen, Schönen und Mächtigen entwickeln.

Zudem: Wenn sich das ganze nicht rechnen würde, warum denkst Du wohl will der Scheich nicht großartig andere Investoren mit im Boot haben? Damit mehr vom Kuchen übrig bleibt, ganz einfach gesagt. Wenn ich eine todsichere Anlage wüsste würde ich auch versuchen soviel Ertrag wie möglich bei mir zu lassen und nicht andere zu beteiligen und dadurch mein Stück kleiner ausfallen zu lassen. Warum auch?

Und bevor das Rätselraten losgeht welches Schnibbeldiwapp angestoßen hat: Scheich heißt dort ungefähr soviel wie "absoluter Herrscher" (plump ausgedrückt), soviel zur Entscheidungsfülle. Und keine Stadtplaner? Die Städte in den UAE sind Musterbeispiele wie Städte durch und durch geplant werden, im Grunde sind das alles Kunststädte und Architektenstädte die am Reißbrett entworfen werden, da gibt es nichts was irgendwie großartig historisch gewachsen ist. Von den eigentlichen Städten die Dubai mal ausmachte ist nicht mehr viel übrig. Die Künstlichen Inseln schützt man übrigens durchs Eindeichen, so schlau war man bevor man diese anlegte...

Benutzeravatar

» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Na ja, das große 7 Sternehotel wird niemals das einspielen, was es gekostet hat, da müsste es immer zu 100% ausgelastet sein und man müsste die Preise noch mal anheben, soviel zum Thema, dass sich die Projekte rechnen.

Eher wird mit etlichen Projekten das Image, der Stolz und der Tourismus angekurbelt, mit dem man auch schön Geld bekommt.

Die haben doch alle so viel Geld, mit dem sie nicht wissen, was sie machen sollen, daher werden einfach mal ordentlich das Prestige gestärkt und ein Rekord nach dem anderen aufgestellt, um sich einfach nur großartig zu fühlen.

Benutzeravatar

» DocMichi » Beiträge: 667 » Talkpoints: 3,51 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Selbst das Burj al Arab ist immernoch lukrativ trotz der immensen Baukosten - die Jumeirah Group, der es gehört, ist eine der wirtschaftlich stärksten und bedeutendsten Ketten was absolute Luxushotels angeht und die machen mit dem Bau immernoch gut Kasse. Man muss hier auch bedenken dass die direkten Einnahmen nur eine Seite der Medaille darstellen und z. B. andere "Gewinnmöglichkeiten" steuerlicher Natur usw. ebenfalls wichtig sind.

Benutzeravatar

» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Würde es sich nicht lohnen, würde man in Dubai nicht so viel bauen, bzw. würden sich dafür keine Investoren finden lassen. Das sind ja in erster Linie die Superreichen, die dort bauen lassen und die dort auch hinkommen. Natürlich gibt es auch Angebote für normale Touristen, aber alles in allem fließt dort eben das Geld. Und bleibt in diesem Kreislauf.

Entsprechend funktioniert das dann auch. Superteure Hotels, die schon im Vorfeld viel Geld verschlingen, aber eben auch eine enorme Menge Geld einbringen. Man darf ja auch nicht vergessen, dass jene, die dort investieren, nicht Leute mit bisschen Geld zu viel sind, sondern erfolgreiche Geschäftsleute. Die werden sich also schon vorher schlau gemacht haben, ob sie da Gewinn erwarten und würden die Finger davon lassen, falls nicht.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Größenwahn bei Bauprojekten hat Tradition, ohne herrschaftlichen Größenwahn würde die Kunstgeschichte sich auf einige zerdepperten Vasen und ein paar Kochtöpfe beschränken.

In der Vergangenheit haben Herrscher sich mit gigantischen Bauprojekten gerne ein Denkmal gesetzt und Dubai ist nicht die erste Stadt, welche größtenteils am Reißbrett entstand. Und solange sich die Scheichs dabei nicht komplett ruinieren, warum sollen sie dann nicht die Wüste vollstellen? Und immerhin bauen sie Hotelpaläste und nicht nur eigene Paläste, wie die Könige von einst. ;-)

Benutzeravatar

» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Soweit ich mitbekommen habe, hat es aber noch andere Gründe. Dadurch, dass die Ölquellen irgendwann verbraucht sein werden, aus denen die Araber ihren größten Reichtum schöpfen, versuchen sie schon lange durch den Aufbau eines anderen Wirtschaftssektors ihren Reichtum zu sichern, was ihnen ja wahrscheinlich auch gelungen ist. Wenn die Scheichs also wahnsinnige Gebäude bauen lassen, hat das bestimmt auch mit Kalkulation zu tun. An dieser Geldquelle werden sie länger verdienen als an dem nicht unendlich verfügbarem Erdöl.

Allerdings sind diese ganzen Projekte bestimmt alle nicht besonders umweltfreundlich: Eine riesige Fläche mit Kunstschnee und Skilift in einer Wüste verbraucht nicht wenig Strom und auch die Aufschüttung von Inseln mitten im Meer kann doch nicht besonders gut sein?! Werden diese Projekte eigentlich schon mit alternativer Energie betrieben, oder wird auch hier das Erdöl angezapft? Das wäre ja dann irgendwie kontraproduktiv.

Ich finde zwar die Veränderung von Dubai vor und nach dem "Ölfund" gewaltig und auch bestimmt nicht unbedingt schlecht, aber andererseits irgendwie nicht fair. Ich bin politisch nicht wirklich gut informiert, aber warum gäbe es nicht die Möglichkeit, dass Dubai wenigstens mit einem Teil seines Reichtums anderen, wirtschaftlich schwächeren Ländern oder Entwicklungsländern etwas unter die Arme greift?

Gut, ich kenne mich wirklich nicht aus, aber kann es angehen, dass ein Teil der Menschheit riesige Superhotels baut und in der Wüste Ski fährt, nur weil es hier Öl gibt, und andere Länder solche Geldsorgen haben, dass sie nicht einmal ihre Bewohner anständig versorgen können? Soweit ich es in der Schule mitbekommen habe, erhält man in diesem Gebiet sein Haus, wenn man 10 Jahre lang eine normale Miete dafür bezahlt hat und es werden ziemlich viele Dinge vom Staat übernommen.

Insgesamt gesehen ist es aber ein interessantes Thema und mich als Tourist würde Dubai natürlich schon einmal interessieren. Allerdings fehlt mir das nötige Kleingeld für so einen Ausflug in ein kleines 7* Hotel...

» Tauglanz » Beiträge: 340 » Talkpoints: 8,65 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^