Führungen durch Honeckers Atombunker noch bis Oktober 2008
Ein Ausflugsort für Abenteuerlustige und auch (N)Ostalgiker ist der Atombunker bei Prenden, einem kleinen Ort nordöstlich von Berlin, Ortsteil des wesentlich bekannteren Wandlitz. In ihm ist der Bunker zu finden, der Erich Honecker und dem Rest des Nationalen Verteidigungsrates (NVR) im Falle eines Atomschlags Schutz bieten sollte. Honecker-Bunker auch deswegen genannt, weil Erich Honecker seit 1971 der Vorsitzende des NVR war und damit im Zweifelsfall wichtigste Person des Bunkers gewesen wäre.
Die Geschichte des Bunkers ist schnell erzählt. Zwischen 1978 und 1983 wurde der Bunker 17/5001 als Ausweichführungsstelle des NVR der DDR gebaut. Als ideale Stelle hatte man dafür den kleinen Ort Prenden in der Nähe von Berlin auserkoren. Der NVR hätte im Falle eines Atomschlages in diesem Bunker Zuflucht gesucht und hätte vom ihm aus die Nationale Volksarmee (NVA) befehlig, die in diesem Fall nicht unter der Führung der Sowjets gestanden hätte. Zu Zeiten des Warschauer Paktes war dieser Bunker das aufwendigste Bauwerk seiner Art innerhalb der Grenzen des Warschauer Paktes, ausgenommen der DDR.
85.000 Tonen Beton wurden auf einer Fläche von 65 mal 50 Metern verbaut, nichts was geheim gehalten werden konnte Die Einwohner Prendens wussten lange nicht, was genau dort gebaut wurde, auch von den Gegnern des Warschauer Paktes wurde das bis zum Ende des kalten Krieges vermutet.
Wäre es zum Atomschlag gekommen dann hätten die Mitglieder des NVR 14 Tage in diesem Bunker ausharren müssen, um dann zum nächsten Flugplatz gebracht und von dort ausgeflogen zu werden. Einer Legende nach, war Erich Honecker dieser Gedanke wohl auch nicht sehr angenehm - gerade mal 20 Minuten sei Honecker bei einem Besuch im Bunker gewesen und habe ihn dann mit sichtlichem Unbehagen schnell wieder verlassen.
Zwei junge Männer haben diesen Bunker zunächst nur beacht und dokumentiert, bekamen aber im Gegenzug für diese Dienste auch die Nutzungsrechte am Bunker übertragen. Seit Anfang August diesen bis Ende Oktober werden nun auch erstmals Führungen durch den Bunker angeboten. Dabei werden keine Details ausgelassen: Dekontaminierungsdusche, Stickstoffstoßdämpfer, sogar das Honecker zugedachte Schlafgemach kann besichtigt werden. Wem das noch noch nicht reicht, dem werden auch Touren durch die Lüftungsschächte angeboten.
Wer übrigens bin Ende Oktober keine Zeit findet, an einer Führung teilzunehmen, der kann dann nur noch eine interaktive Bildershow im Internet nutzen, um sich in Ausweichführungsstelle der DDR-Oberen umzusehen. Spätestens im November wird der Eingang endgültig mit Beton verschüttet. Einen Eindruck vom Honecker-Bunker kann man sich aber auch schon jetzt im Netz machen: http://www.bunker5001.com ist die Seite dazu.
Die Schulklasse meines Neffen hat damals noch einen Ausflug dorthin unternommen, bevor der Eingang mit einer Betonplombe versehen wurde. Er meinte, er hat selten etwas derart Langweiliges gesehen - und das sagte er als großer Geschichtsfan. Aber zu sehen gab es ja immerhin wirklich nicht mehr allzu viel. Hätte ein großer Besucherandrang geherrscht, wäre die Bunkeranlage möglicherweise auch noch etwas länger geöffnet geblieben.
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