Deutschsprachige Dialekte und ihr Image

vom 05.08.2008, 21:55 Uhr

Heute möchte ich mich mal mit der Frage an euch wenden, welches eure persönlichen Lieblingsdialekte des deutschen Sprachraums sind, und auch, welche ihr nicht so gern habt, besonders in Bezug aufs andere Geschlecht.

Viele Dialekte werden generell nicht so akzeptiert und haben anscheinend ein Popularitätsproblem. So ist beispielsweise das Sächsische und Thüringische äußerst verpönt. Ich frage mich immer, wieso. Ich mag diese Art zu sprechen sehr gern, sie klingt für mich nicht grob oder quakig, sondern heiter und sonnig.. Gerade, wenn es sich nur um eine leichte Einfärbung handelt. Ich mag leichtes Sächseln auch bei Frauen sehr gern.

Sehr suspekt hingegen ist mir Berlinerisch. Das kommt mir tatsächlich sehr grob vor, auch etwas anmaßend und großspurig. Frauen, die so sprechen, wandern bei mir erstmal unwillkürlich in die Schublade "Gute Kumpelin, schnoddrig, frech, wenig sensibel". Auch Niederdeutsch, egal ob Hamburger Platt oder Pommerner oder Holsteiner, machen mir eine Frau nicht attraktiver, leichtes Wienern hingegen wieder schon.

Ich hoffe, ich habe nun keine Sprachgruppierung gekränkt, es gibt ja im Leben auch mehr, als die Mundart, aber ich wollte nur kurz vermittelt haben, was in meiner Sympathieliste ganz oben zu finden ist, und weshalb. Wie ist es bei euch? Könnt ihr auch was dazu erzählen und berichten, ob es Dialekte gibt, die euch beim anderen Geschlecht sehr anregen oder auch abtörnen können?

» Schnibbeldiwapp » Beiträge: 262 » Talkpoints: 35,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Pfui, du wohnst im Norden und magst Norddeutsche Dialekte nicht? Na sowas aber. Ich selbst spreche übrigens beinahe reines Hochdeutsch (das reinste Hochdeutsch findet man angeblich übrigens in der Gegend von Hannover), leicht Norddeutsch angehaucht. Ich komme nämlich von der niedersächsischen Küste und bin auch der plattdeutschen Sprache mächtig.

Was ich gerade bei Männern gar nicht abkann ist alles unter Mitteldeutschland, also beispielsweise Bayrisch geht gar nicht find ich. Aber auch Schwäbisch oder Sächsisch find ich persönlich eher abstoßend. Berlinerisch dagegen find ich eher amüsant, ich finde das spricht immer irgendwie für Humor. Hamburger Platt finde ich auch eher sympatisch, es weckt eben leichte Erinnerungen an zu Hause. Übrigens hat das heutige Hamburger Platt mit dem Plattdeutschen selbst nur noch sehr wenig zu tun, die sprechen da doch viel zu viel Hochdeutsch.

Aber ganz allgemein finde ich Hochdeutsch sowieso besser, da versteht man sich wenigstens. Ich kann es auch nicht unbedingt leiden, wenn Leute ausschließlich Plattdeutsch oder sonst welche Dialekte sprechen, denn die sind für nicht-heimische Leute immer schwer verständlich. Besonders dämlich find ich es dann wenn sie wissen, dass ihr Gegenüber diesen Dialekt eigentlich kaum oder gar nicht beherrscht und sie entsprechend kaum versteht. Gibt genug Leute, die das auch mit Absicht so machen weil man sich ja in "ihrem" Gebiet aufhält.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Natürlich mag ich das Norddeutsche! Ich finde es sogar sehr niedlich und würde das auch gern können, aber bei Frauen muss ich dann immer an irgendeine alte Insel-schranzen-oma denken, die strickt und ihren lütten Bengels Märchen von Meerjungfrauen erzählt, womöglich noch, während die Kohlsuppe mit Dorschstreifen auf dem Herd köchelt.

Süddeutsch sprechende Männer haben immer etwas schleimerisches an sich, finde ich. Ein sanft eine Frau umgarnender Bayer ist für mich immer sehr schwer anzuhören, genau wie die charmanten Österreichischen Männer mit ihren stark gedehnten Vokalen. Das klingt irgendwie dann nach Kriecher und willigem Eroberer. Aber das sind nun jetzt wirklich nur wilde Assoziationen von mir.

» Schnibbeldiwapp » Beiträge: 262 » Talkpoints: 35,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich komme aus dem schönen Hamburg und niemand spricht das weiche "d" so niedlich wie wir finde ich. Meine Eltern haben sehr viel Platt geredet und ich hasse es! Ich finde diese "Sprache" so künstlich. Ich habe mich immer geweigert, es zu sprechen, zum trauer meiner Eltern. Ich verstehe es (wenn auch nicht jede variante) und kann es wohl auch anwenden, wenn ich es nur möchte.

Ansonsten finde ich jeden Dialekt irgendwie krausam. Du hast recht Taline, die Hannoveraner sprechen das reinste Deutsch.

Wir hatten mal einen prktikanten aus Leipzig mit einem dreben Dialekt. den habe ich mal gefragt, ob er unsern Dialekt (das mußte sich doch für ihn so anhören) auch so lustig findet wie wir seinen. Nein, würde er nicht. Er würde uns halt ganz normal verstehen. Das fante ich etwas seltsam.

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» Nostradamos » Beiträge: 375 » Talkpoints: 27,47 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ob ich Dialekte mag, hängt in erster Linie mit der Verständlichkeit zusammen. Einen richtigen Sachsen verstehe ich einfach schlecht, genau wie einen heftig schwäbelnden oder bayerischen Sprecher. Da habe ich auch wenig Sympathie übrig, was nützt Sprache, wenn man nicht kommunizieren kann? Und sich der Sprecher noch nicht einmal Mühe gibt, verständlich zu klingen?

Das Norddeutsche mag ich sehr und ich klinge, wenn ich müde bin, machmal selber wie Heidi Kabel. Aber grundsätzlich spreche ich nahezu akzentfreies Hochdeutsch. So ein wenig Käpt'n Blaubär in der Stimmme finde ich auch nicht attraktiv, sondern eher amüsant.

Zuwider ist mir die Berliner Schnauze, weil meist mit dem Dialekt viel dreiste Dummheit einherzugehen scheint. Außerdem konnte ich in vielen Jahren Berlin beobachten, dass oft Zugezogene versuchen, "icke" und "wa" zu sagen, um irgendwie einheimischer zu wirken. Allerdings könnte, wenn ich ehrlich bin, meine Abneigung hier auch in meiner Abneigung gegen die Stadt Berlin begründet liegen.

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» Karen 1 » Beiträge: 1344 » Talkpoints: 0,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich liebe das Bayrische Dialekt und das Nord-Deutsche-Dialekt. Unser Dialekt hasse ich, dennoch kann ich es nicht lassen da ich damit aufgewachsen bin. Ich bin eine waschechte Badenerin. Wir wohnen im Kraichgau in Baden-Württemberg und reden ein Dialekt der dem Schwäbischen ähnlich ist. Hört sich nicht fein an. Gerade wenn Leute von unserer Gegend im Fernsehen sind und auch noch Dialekt sprechen, dann muß ich mich direkt mit demjenigen schämen.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Verständlichkeit spielt schon eine Rolle, das stimmt. Also bei Hardcore Bayerisch bin ich total verloren.
Aber Sächsisch klingt in meinen Ohren auch einfach total komisch, also das kann ich gar nicht hören. Mir ist es auch schon passiert, dass ich von einem recht nett aussehenden Mann angesprochen wurde, aber als der dann mit seinem breiten Sächsisch anfing war die nette Optik schnell vergessen. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass zu Zeiten der Talkshowinflation den ganzen Tag über auf jedem zweiten Sender so eine Show lief und das dort oft Gäste in breitem Sächsisch ihre Belanglosigkeiten von sich gegeben haben.

Mein Lieblingsdialekt ist das Rheinländische. Das hat so was positive nettes.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Das Sächsische ist der Sprachzweig aus dem sich das reine Hochdeutsch entwickelt hat, deshalb erscheint uns dieser Dialekt immer wie eine Parodie - halt merkwürdig. Wobei sich sächsisch und schwäbisch verflixt ähnlich anhören. Bei den meisten bayrischen Dialekten hör ich nur "Wuuuus?" raus, hingegen wenn ein Typ einen charmanten österreicherischen Akzent hat, och das hört sich doch nett an.

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich mag keinen derben sächsischen Dialekt. Mein Mann ist zwar Sachse, aber er hat nicht so einen ganz derben "Ossi" Dialekt und das ist ok. Am liebsten mag ich den rheinischen Dialekt alla "Bap", de Höhner oder Bläckföös. Ich bin gebürtige Rheinländerin und liebe diesen Dialekt. Auch wenn viele ihn abstoßend finden.

Das Bayrische finde ich auch sehr nett. Hier in Westfalen sprechen die meisten Leute kaum "richtigen" Dialekt. Sie betonen manche Buchstaben so sehr, dass es schon weh in den Ohren tut und sie meinen damit ein perfektes Hochdeusch zu sprechen. So wird aus der Kirche eine Kierche und aus der Kirsche eine Kiersche. Das finde ich einfach schrecklich.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Nephele hat geschrieben:Das Sächsische ist der Sprachzweig aus dem sich das reine Hochdeutsch entwickelt hat, deshalb erscheint uns dieser Dialekt immer wie eine Parodie - halt merkwürdig. Wobei sich sächsisch und schwäbisch verflixt ähnlich anhören.

Naja, das sächsische aus dem sich damals allerdings das Hochdeutsch entwickelt hat hat nichts mit dem sächsisch zu tun welches heute gesprochen wird. Das heutige Sächsisch ist nur wieder eine Abwandlung aus dem Hochdeutschen - so hab ichs mir mal kurz und knapp von einem Germanisten erklären lassen, da die immer gerne an die Decke gehen wenn man sagt Hochdeutsch hätte sich aus dem sächsischen Dialekt entwickelt, was die heutigen Sachsen gerne vorschieben. Die Erklärung mit Benrather Linie usw. spar ich jetzt mal weg, dass fand ich damals schon uninteressant.

Warum Sächsisch und Schwäbisch so ähnlich sein sollen hab ich mal von einem Freund gehört, der dort ne zeitlang auf der Alb gelebt hat, tiefestes Sächsisch spricht und sich immer gewundert hat , warum die ihn verstehen aber er sie nicht. Da es so eine Drei-Ecken-Geschichte von einem Alb Bewohner ist die ich nie nachgeprüft habe (weils mehr nach einer Anekdote klingt) muss das nicht stimmen: Angeblich wurden damals im sächsisch-thüringischen Raum viele Geistliche vertrieben die auf der Alb Zuflucht gefunden hätten und dort die Messe in ihrem Dialekt gehalten haben so dass das auch abgefärbt hat. Hat beim genauen Nachdenken zwar etliche Logikfehler, aber vielleicht ein Ansatz.

Ansonsten zu den Assoziationen: mit Bayrisch und Hessisch assoziiere ich immer "Bauernsprache", mit alles aus dem Rheinland "Proletensprache" - aber Dialekten stehe ich, wenn sie extrem sind, sowieso nicht freundlich gesinnt gegenüber. Schwäbisch, Badisch, norddeutsche Dialekte find ich wieder knuffig, die wirken immer so ein bisschen als ob da ein Kind spricht dem man noch helfen muss. Sächsisch, Thüringisch, "was man in Sachsen-Anhalt spricht" usw. klingt immer etwas dümmlich und einfältig - aber das liegt wohl an meiner Herkunft aus dem Raum und dass ich zu oft Wortvergewaltigungen wie "Schdraggsiädelloa", "Buttmornää" usw. ertragen musste und hängt mehr damit zusammen dass die "Sprachvergewaltiger" auch bisschen Matsche waren. Berlinerisch und "Brandenburgisch / Preußisch" klingt für mich immer wie Kasernenhofsprache und prinzipiell unhöflich.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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