Vergewaltigung nur erfunden?

vom 02.08.2008, 20:47 Uhr

Ich weiß gerade nicht was ich denken soll, aber ich wäre froh, wenn ich von euch einen Rat bekommen könnte.

In der Verwandschaft meiner Schwiegermutter gibt es eine Familie, die von den meisten, normal denkenden Menschen als "assozial" bezeichnet werden würde. Die Familie hat fünf Kinder, 15 Tiere, arbeitslos, ungepflegt, laufen in dreckigen Klamotten rum und das ganze Prozedere. Da das aber nichts mit der eigentlichen Sache zu tun hat, kürze ich die Beschreibung ein wenig ab.

Die Mutter dieser Familie war 18 Jahre lang mit ihrem Mann verheiratet, der auch Vater aller Kinder ist. In der Ehe gab es wohl sehr sehr viele Probleme, die Frau hat den Mann verprügelt, es wurden Wörter benutzt die ich nicht einmal schreiben würde, der Mann hat sehr viel getrunken und der Knaller ist, dass die Frau eines Abends ihr Nachthemd zerriss, die Polizei anrief und behauptete ihr Mann habe sie sexuell belästigt. Auf Grund des Vorwurfs kam der Mann eine Nacht in das Gefängnis, später zog die Frau ihre Anzeige zurück.

Mittlerweile hat sich das Ehepaar scheiden lassen und einige Wochen nachdem der Vater ausgezogen war, behaupteten die drei Töchter plötzlich, dass der Vater sie jahrelang vergewaltigt und sexuell belästigt habe. Natürlich ist eine solche Tat sehr schrecklich und erst einmal muss jede Mutter ihren Kindern glauben, aber ich als außenstehende zweifele mittlerweile ob das wirklich so passiert ist.

Die Gründe für mein Zweifeln setzen sich wie folgt zusammen. Ich habe diese Leute einmal persönlich kennenlernen müssen, war mit meinem Freund zum Kaffee dort eingeladen und die Töchter sind allesamt in Unterwäsche (BH und Schlüpfer) aufgetreten, (Alter 14, 16, 21) was ich als extrem unnormal empfand. Wie ich erfahren habe, gehörte diese Bekleidungsform in dieser Familie zur Norm, allerdings kann ich nicht glauben, dass Mädchen die von ihrem eigenen Vater missbraucht wurden, freiwillig den ganzen Tag in Unterwäsche vor ihm herum laufen.

Ein weiterer Grund liegt darin, dass die Mutter bereits einige Jahre zu vor eine Scheidung angestrebt hatte, damals aber alle Kinder geweint und getobt haben, so dass die Mutter genötigter Weise ihren Mann wieder aufgenommen hat. Auf ausdrücklichen Wunsch der Kinder! (Würden sich missbrauchte Kinder wirklich wünschen, dass der Peiniger zurück kehrt, wenn er doch endlich weg ist)?

Im Februar diesen Jahres kam es zur Gerichtsverhandlung, da die Kinder samt ihrer Mutter Anzeige wegen mehrfacher Vergewaltigung erstattet haben. Der Beschuldigte hat vor Gericht bis zu letzt abgestritten, dass er seine Kinder jemals unsittlich berührt hat, erst als der Pflichtverteidiger ihm riet sich schuldig und geständig zu zeigen, änderte er seine Meinung und gestand seine vermeintliche Schuld ein. Er wurde zu vier Jahren Gefängnis verurteilt und ist bereits inhaftiert.

Ich bin selbst Vergewaltigungsopfer und ich weiß wie schlimm es ist, wenn einem nicht geglaubt wird, aber ich werde bei dieser Geschichte meine Zweifel nicht los, ich kann es partout nicht glauben, dass diese Kinder die Wahrheit gesprochen haben. Wie denkt ihr darüber?

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Hallo,

was mich ein bisschen komisch stimmt ist die tatsache das er sich im nachhinein gestellt hat. Ich würde bei meiner Unschuld bleiben wenn ich wirklich nichts getan habe. Natürlich ist es eigenartig das sie in Unterwäsche herum gelaufen ist, allerdings hätte die Mutter ja auch angeklagt werden müssen, wenn sie Jahrelang zugesehen hat wie ihr Mann die Kinder vergewaltigt hat. Aber es ist ja immernoch ihr Vater. Welches Kind bringt seinen unschuldigen Vater hinter Gittern, nur für die Mutter. Ich würde das nicht für meine Mutter machen. Also ich muss dir zustimmen das es eine sehr komische angelegenheit ist, und weiß nicht was ich glauben soll.

» herrmausi » Beiträge: 916 » Talkpoints: -0,19 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Hallo!

Als Aussenstehender kann man darüber gar nichts denken und sich auch kein Objektives Bild machen.

Denn viele Kinder wollen auch zu dem zurück, der ihnen schlechtes angetan hat. Das ist erwiesen, dass geprügelte und missbrauchte Kinder auch in der Familie bleiben wollen, wo es passiert ist. Das ist also kein Indiz, dass der Mann unschuldig ist und ich denke einfach, dass die Gerichte , die ihn schuldig gesprochen haben auch einen Grund hatten. Nur Behauptungen dürfen nicht zu einem Strafurteil führen.

Und wenn er geständig war, dann denke ich, dass auch was dran ist. Denn wer gesteht schon so eine Straftat. Auch ein Pflichtverteidiger kann keinen dazu zwingen etwas zuzugeben, was man nciht gemacht hat.

Ich muss agen, dass ich da auch kein Urteil drüber bilden will, ob dieser Mann nun wirklich schuldig ist. Denn dazu kenne ich erstens die Leute nicht und zweitens kann man den Leuten nur vor den Kopf und nicht in den Kopf reinschauen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Sehe das genauso
1. Niemand gesteht etwas was er nicht getan hat - vielleicht unter Folter, aber das ist schon der einzige Faktor. In der Regel wird dann zu einem Geständnis geraten wenn dadurch die Hoffnung besteht das Strafmaß zu verkürzen indem der Beschuldigte den Prozess der Beweisaufnahme unterbricht um so z. B. dem Opfer eine mehr oder weniger öffentliche Aussage und Schilderung der Tat vor Gericht zu ersparen.

2. Die von Dir aufgezählten Faktoren sprechen jetzt meiner Meinung auch nicht dagegen. Wenn es die Kinder nicht anders kennen werden sie kaum hochgeschlossen von heute auf morgen herumlaufen und so blöd wie es klingt, es wurde ja schon angesprochen: Das Zerbrechen der bisher gewohnten Strukturen, z. B. durch die Trennung der Eltern, ist für viele mit das Schlimmste was sie versuchen unter allen Umständen zu vermeiden. Die Familie birgt in gewisser Hinsicht auch einen psychologischen Rückzugsraum, egal wie es da zugeht.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Erstmal danke für eure Antworten.

Ja ich tue mich auch schwer damit, eine Aussage zu treffen, es war lediglich so, dass mich Zweifel befallen haben. Was natürlich stimmt, dass psychologisch gesehen wohl viele Menschen bei ihrem Peiniger bleiben bzw. ihn vermissen, aus welchen Gründen auch immer.

Was die Mutter angeht, sie soll es angeblich nicht gewusst haben, die Kinder haben sich ihr erst offenbart, als der Mann bereits ausgezogen war. Ist für mich schon ziemlich heftig, wenn eine nicht berufstätige Mutter so etwas nicht mit bekommt, aber das hört man ja immer wieder in den Medien.

Irritieren fand ich eben auch, dass die Mutter meiner Schwiegermutter breitwillig erzählt hat, dass sie sich einmal das Nachthemd zerrissen hat und dann die Polizei rief, weil der Mann ihr einfach nur auf die Nerven gegangen ist. Das zeigt mir eben, dass sie vor solchen Dingen wohl nicht zurück schreckt.

Vor Gericht war die Situation wohl so, dass der Pflichtverteidiger sagte, dass der Mann aufgrund der Aussage von drei Töchtern und der Ehefrau ohnehin eine Verurteilung statt finden würde, ein Geständnis aber strafmildernde Auswirkungen haben könnte.

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich glaube gerade, wenn es um Gewalt (auch sexuelle) innerhalb der Familie geht, verhalten sich die meisten Opfer für Außenstehende völlig irrational. Auch, dass die Familien weiterhin zusammen halten und nichts mitbekommen haben (wollen). Wie schon erwähnt - auch nach solchen Vorfällen bleibt die Familie Rückzugsort und vermittelt Geborgenheit.

Dass niemand etwas bemerkt hat, liegt meines Erachtens auch daran, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Und auch bei weniger schlimmen Dingen, ist es doch oft so, dass wir sie erst mal nicht bemerken. Erst im Rückblick und mit einem gewissen Überblick fügen sich bestimmte Bruchstücke, denen man keine Bedeutung zugemessen hat, zu einem Puzzle zusammen und gewinnen auf einmal ungeahnte Bedeutung. Genau das ist auch der Fall bei Missbrauch innerhalb einer Familie - der leider häufiger vorkommt. als der Missbrauch durch Fremde und dennoch auch heute ein Tabuthema ist.

Die Kleidung der Mädchen hört sich zum Beispiel so an, als ob sie damit tatsächlich provozieren wollten. Und für Außenstehende mag es so scheinen, dass den Mädchen ja nichts Schlimmes passiert sei könnte, sonst würden sie ja nicht so rumlaufen. Nur scheint es für die Mädchen Normalität gewesen sein, zu Hause nur mit Unterwäsche bekleidet zu sein, vielleicht fehlten ihnen auch Vergleichsmöglichkeiten. Ein weitere Ursache, diese Anweisung zu folgen, der Druck, der auf die Mädchen seitens der Eltern oder auch nur des Vaters ausgeübt wurde.

Ich denke, dass man als Fremder in dieser Situation kaum ein Urteil abgeben kann und sollte. Zwar klingt das Ganze unglaublich, aber wie heißt es so schön, so unglaublich, dass es schon wieder wahr sein muss!

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Durchaus ist die Situation in der Familie schon sehr "asozial" wie du es auch selber schon beschrieben hast. Wobei du natürlich nur das wiedergibst, was die Menschen von der Familie halten. Im Grunde genommen gehe ich jetzt von diesen Erzählungen aus und würde den Gedanken ebenfalls so teilen.

Zu dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs oder der Vergewaltigung darf ich mich natürlich nur objektiv äußern. Fakt ist auf jeden Fall, dass dieses Herumlaufen in Unterwäsche & Co seltsam wirken mag, vor allem wenn diese Straftaten schon Jahre stattfinden sollten. Das Problem ist jedoch, dass der Vater geständig gewesen ist und wenn nicht nur ein Funken Wahrheit dahinter stecken würde, dann gebe ich gar nichts zu. Vor allem es handelt sich um eine Straftat, die ihn auch Mal 6 Jahre geben kann, das obliegt natürlich an vielen Dingen, aber da gebe ich nicht einfach etwas zu, wenn es nicht stimmt.

Wieso die Kinder jedoch erst jetzt mit der Sprache herausgekommen sind, kann auch vielerlei Gründe haben. Meine Frau ist auch ein Opfer und war 7 Jahre alt. Sie hat es auch erst nach einigen Monaten mitgeteilt, bis sie selber scheinbar verstand, dass es nicht normal ist, was der Mann mit ihr machte. Mit 13 wurde sie wieder Opfer, aber dieses Mal hat sie es sofort mitgeteilt, weil sie auch schon wusste, was verboten ist und was eben nicht.

Entweder haben die Kinder sich nicht getraut, weil es der Vater ist, etwas zu sagen. Womöglich stimmt aber vielleicht auch einfach nicht alles an der Geschichte und haben deswegen nie etwas gesagt. Es gibt sicherlich jetzt viele Gründe, aber auch ich zweifel ein Stück weit an den Aussagen. Die Frage ist nur, wieso er geständig war? Somit wird auch ein Stück Wahrheit wieder ein Mal vorhanden sein.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke man kann hier nie genau sagen, was passiert ist. Ich gehe aber davon aus, das keiner etwas zugibt, was er nicht getan hat. Das widerspricht einem doch selber. Man wird doch nicht für etwas ins Gefängnis wollen, was man nicht getan hat und würde daher immer sagen, dass man es nicht war. Ich verstehe nicht, wie man daran Zweifel finden kann.

Ich denke die Kinder sind deswegen halb nackt rumgelaufen, weil sie dazu vom Vater gezwungen wurden. Ich meine meiner Meinung nach haben die Kinder zwei schlimme Faktoren erfahren, eine schlagende Mutter und einen vergewaltigenden Vater. Sie wollten sicher nicht alleine mit der Mutter sein, vielleicht wurden die Kinder ja auch geschlagen. Warum die Kinder keine Trennung wollten, liegt doch auf der Hand. Egal was man seinen Kindern antut, sie werden einen lieben. Sie werden immer nach der Liebe der Eltern streben, also sind sie nicht gewillt, dass diese beiden sich trennen.

Meiner Meinung nach ist man sich selbst als Kind der Tragweite einer solchen Anschuldigung bewusst und würde gerade seinen Vater nicht mit so etwas belasten, wenn er es nicht auch getan hat. Die Kinder haben vielleicht nun verstanden, dass sie es sagen mussten, weil es keine Möglichkeit mehr auf diesen Vater gab.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ramones hat geschrieben:Ich gehe aber davon aus, das keiner etwas zugibt, was er nicht getan hat. Das widerspricht einem doch selber. Man wird doch nicht für etwas ins Gefängnis wollen, was man nicht getan hat und würde daher immer sagen, dass man es nicht war. Ich verstehe nicht, wie man daran Zweifel finden kann.

Das ist eine reichlich naive Sicht. Wenn der eigene Anwalt einem klar macht, dass eine Verurteilung auf Grund der Indizien für unvermeidbar gesehen wird, dann ist ein "falsches Geständnis" der einzige Weg, hier noch ein Maximum für sich herauszuholen. Wenn man nämlich wählen kann, ob man für 8-10 Jahre ins Gefängnis gehen soll, oder aber für höchstens vier Jahre (wobei man dann nach Zweidrittel der Zeit auf Bewährung herauskommen kann!), dann beißt man in den sauren Apfel. Ins Gefängnis wird eben keiner "wollen". Aber wer keine Alternative hat, wird - sofern er klug ist - nicht gegen Windmühlen kämpfen.

Und das ein Vater seine Kinder aber zwingt, auch vor Fremden "halb nackt" herumzulaufen, ist eher nicht anzunehmen. Auch dann nicht, wenn dieser seine Kinder vergewaltigt! Ich persönlich finde das aber dann schon ungewöhnlich, wobei die Phase des "Verstecken" alle Kinder in dem Alter schon hinter sich gebracht haben sollten. Sie jedenfalls sollten sich mit ihren Körpern angefreundet haben.

Letztlich kann niemand außer den Beteiligten beurteilen, was wirklich vorgefallen ist. Das Rechtssystem selbst ist eben auch nur eine Garantie für das "Recht" - nicht für "Gerechtigkeit". Eine Verurteilung der falschen ist weder auszuschließen noch kann angenommen werden, dass es die seltene Ausnahme bildet. Wobei ich schon davon ausgehe, dass in den allermeisten Fällen auch der richtige Täter verurteilt wird.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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