Zivilcourage - Warum hilft keiner?
Immer öfter habe ich in der letzten Zeit in den Medien von unterlassener Hilfeleistung gehört und gesehen. Sehr schockiert hat mich ein Bericht im TV, in dem es um einen Rentner ging, der eine Straße überqueren wollte und dabei ein Auto übersehen hat und angefahren wurde. Einige Passanten wurden Augenzeuge dieses Unfalls. Der in den Unfall verwickelte Autofahrer ist nur kurz ausgestiegen hat geguckt, ist wieder eingestiegen und hat den regungslosen Rentner einfach liegen lassen auf der Straße. Auch die Passanten haben sich nicht um ihn gekümmert sondern sind weiter ihren Weg gegangen. Genauso wenig haben daszustoßende Passanten geholfen. Es bildete sich nur mit der Zeit eine Menschentraube am Straßenrand. Es ist unvorstellbar, aber der Mann lag über 20 Minuten auf der Straße. Irgendwann erschien ein Krankenwagen, der den Renter endlich versorgte! Dieser Mann starb an seinen schweren Verletzungen, weil niemand ihm geholfen hatte! Dies geschah in den USA.
Ein anderer Fall, ebenfalls in den USA, hat mich ebenfalls sprachlos gemacht. So saß eine ältere Frau im Wartezimmer einer Arztpraxis. Mit ihr zusammen saßen noch eine weitere Frau (ihr schräg gegenüber) und ein älterer Herr (neben hier- ein Stuhl dazwischen war frei). Plötzlich ist zu sehen, dass die ältere Dame mit dem Kopf nach vorne sackt und zu Boden fällt. Die zwei anderen Patienten sehen das zwar, kümmern sich aber nicht um die Frau- man hat das Gefühl, die Frau scheint für diese zwei Menschen unsichtbar zu sein!
Minuten vergehen, selbst eine Arzthelfern betritt das Wartezimmer und unternimmt nichts sondern ruft weiter die Patienten auf. So vergeht fast eine Stunde (!). In dieser Zeit kommen und gehen Patienten, aber nur einer näher an die Frau, um zu gucken- aber nicht um zu helfen. Die Situation endet damit, dass irgendwann ein Krankenwagen auftaucht, der die am Boden bewusstlos liegende Frau, aus dem Wartezimmer der Arztpraxis trägt.
Mir fehlen dazu die Worte!
Wie kann das sein, dass es diesen Menschen egal war, was in ihrer Umgebung geschieht? Warum haben sie nichts unternommen? Genauso frage ich mich wieso nicht mal die Arzthelferin etwas unternommen hatte, denn gesehen hatte sie die am Boden liegende Frau jedes Mal wenn sie das Wartezimmer betrat. Diese Situation wurde die gesamte Zeit über durch eine im Wartezimmer installierte Kamera aufgezeichnet, und somit hätte sie die Frau ebenfalls auf dem Bildschirm sehen müssen.
Gibt es noch Zivilcourage oder wird heute nur weggesehen??
Passanten helfen Helfer nicht
13 jährige Prügelt 32 Jahre alte Frau Krankenhausreif
Junger Mann in Lübeck am hellichten Tage zusammen geschlagen
usw.
Uns ist vor ca. einem halben Jahr auch so etwas passiert. Kurz bevor unsere beiden Jungs (7) von der Schule nach Hause kamen klingelte das Telefon. Es war der Vater eines Mitschülers dran der mir erzählte, unser Sohn hätte ihn im Schulhof grundlos angegriffen. Er hätte sich gegen das Kind zur Wehr gesetzt, in dem er es von sich weg gehalten hätte. Sollte also unser Sohn erzählen, er hätte ihn geschlagen, so würde das natürlich nicht stimmen.
Ich kannte den Mann zwar nicht, aber komisch kam es mir schon vor. Als ich das ganze meinem Freund erzählte wurde er recht blass, denn der Mann ist weitläufig mit ihm verwandt, allerdings haben beiden keinen Kontakt.
Als die Jungs nach Hause kamen wurde ich dann erstmal blass: Der Kleine, wie gesagt 7 Jahre alt, war tränenüberströmt und blutete an Nase, Ohr und Wange. Nach ungefähr einer halben Stunde hysterischem Weinen erzählte er mir alles:
Er hat mit einer Mitschülerin fangen gespielt und diese Mitschülerin dann erwischt und festgehalten. Dann kam ein Mann auf ihn zu und schubste ihn auf den Boden mit den Worten "Jetzt kannst Du Deine Kraft mal an einem Kerl ausprobieren". Als unser Sohn versuchte wegzulaufen stellte der Mann ihm ein Bein, so dass er stolperte und gegen einen Zaun knallte.
Die beteiligte Mitschülerin bestätigte genau diese Geschichte und sagte auch, 2 Erzieherinnen des Kinderhorts aus dem Nachbarort hätten das auch gesehen.
Nachfrage bei den beiden Damen ergab, dass sie zwar alles gesehen haben und das auch bei der Polizei bezeugen würden. Aber sie hätten sich nicht getraut einzugreifen, weil der Mann ja so groß und kräftig war (nebenbei bemerkt: Er ist ca. 1,75 und alles andere als kräftig).
Wir waren echt sprachlos, dass nicht mal Erzieherinnen sich um ein Kind in Not kümmern. Sie hätten ja zumindest den Hausmeister holen können!
Hallo!
Schön, dass Du dieses Thema ansprichst, ich kann Dir im Großen und Ganzen nur zu stimmen. Allerdings denke ich, dass die Hauptursache des Nicht -Handels vorrangig auf die große Unsicherheit der Menschen zurück zu führen ist. Oft höre ich, wie überfordert Bekannte wären, in einer Akutsituation erste Hilfe zu leisten. Deshalb wäre ich dafür, wenn Autofahrer alle 2 Jahre ihren erste Hilfe Kurs erneuern, zumal sich sich auch die Richtlinien für Reanimationsmaßnahmen geändert haben.
Ich persönlich kann mich allerdings nicht ganz so identifizieren, was das Rumstehen oder Ignorieren von erster Hilfe angeht. Da ich auf einer Intensivstation arbeite, habe ich quasi Routine was Erstmaßnahmen im Notfall betrifft. Doch ich denke zum Handy greifen, die 112 rufen und den Verletzten zu beruhigen, auch gegebenenfalls andere Passanten um Hilfe bitten, dürfte eigentlich nicht das Problem sein.
Auch das ist Erste Hilfe und jeder sollte sich darüber im Klaren seien, dass unterlassene Hilfeleistung mit Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr geahndet werden kann.
Liebe Grüße
Schön, dass ich nicht der einzige bin, der so etwas schon einmal erlebt hat. Wir waren letztens im Urlaub in Griechenland und ich kann euch hier mal so ganz offen sagen, dass es nciht nur i Deutschland eine fehlende Zivilcourage gibt, sondern auch in anderen Ländern und ich denke eigentlich überall. Also wir waren dort auf einem Markt mit einigen Ständen und da gab es dann auch zahlreiche Schmuckhändler. Die hatten alle nicht übermäßig viel Geld und ich denke, dass die Ringe auch nciht super viel wert waren, allerdings habe ich Menschen beobachten können, die die Höndler dort ganz bewusst abgezockt habe.
Sie kauften einen Ring und steckten sich gleichzeitig einige andere in die Tasche. Vor mir standen noch einige andere Leute, von denen ich schnell bemerkte, dass sie wie ich das gleiche gesehen haben, aber sie tuschelten dann nur weiter vor sich hin und gingen dann weiter. Ich sagte dem Händler dann was ich gesehen habe und er ebdankte sich recht freundlich. Die Masche kannte er bereits und ich glaube, dass es ihm irgendwie nciht allzuviel ausgemacht hat, aber da haben wir wieder das Thema, die Leute kümmern sich einfach nicht um andere, sondern einzig und alleine um ihre eigenen Dinge. Jeder ist sich selbst der nächste, oder wie heißt es doch so schön? I
ch würde auf jeden Fall immer helfen, wenn ich in der Lage dazu bin. Dass ich mich nicht zwischen eine Horde wildgewordener Jugendlicher werfen würde ist klar, aber dann kann man immernoch die Polizei rufen. Andere Menschen zur Unterstützung zu rufen kann man nämlich sowieso vergessen. Die haben alle nur Angst, dass sie mit in die Sache hineingezogen werden! Leider!!!
Die Angesprochene Angst scheint wirklich eine tiefgründige Ursache zu sein! Ich habe von einer Freundin mal gehört, dass sie bei einem Autounfall zugesehen hat, der sich an einer recht belebten Straße zugetragen hatte. Sie selbst hat vor knapp drei Jahren einen Erste-Hilfe-Kurs mit mir zusammen gemacht, weiß, wie sie sich in solchen Situationen verhalten sollte. Doch sie war wie gelähmt, konnte gar nicht Handeln. Sie hatte panische Angst, etwas falsch zu machen und hat dann lieber andere Passanten helfen lassen (die das auch zum Glück getan haben). Allerdings hat sie schon oft bei weniger tragischen Sachen geholfen, einmal ohne nachzudenken ihren Bus wegfahren lassen, um einen kleinen Jungen zu helfen, der auf seinen Blades hingefallen war. Also da lag es garantiert nicht an fehlender Zivilcourage.
Mir ist auch mal etwas in der Richtung passiert: Wir haben ein Viertel hier in der Gegend, welches nicht gerade angesehen ist und wo eigentlich ständig Randale sind. Das beste Beispiel ist eine Geiselnahme vor rund zwei Monaten. Ich musste vor zwei Jahren dort Prospekte austragen gehen und meine Mutter ist einmal mit mir gegangen, da ich das mitten in der Nacht machen musste, weil ich am nächsten Tag einfach keine Zeit dafür gehabt hatte.
Wir haben dort dann eine schwangere, voll alkoholisierte Frau am Boden liegen sehen, die offene Kneipe dahinter, ein paar Männer in der Nähe, die am herumbrüllen waren, aber keiner kümmerte sich um die Frau, die dort fast bewusstlos, wimmernd lag. Aus den Fenstern sahen Anwohner heraus, aber keiner kam zu ihr und half. Nur irgendwann der Kommentar, das sei Normalzustand. Ehe meine Mutter und ich reagieren konnten, kam der Krankenwagen aber schon. Dennoch finde ich es hart, die Frau da einfach liegen zu lassen, vor allem weil sie schwanger war. Da kann man nur den Kopf schütteln.
Ich persönlich würde helfen! Es gibt da auch diese Beispiele, dass ein Mann ein Kind aus dem Gewässer rettet und danach selbst ertrunken ist. Traurig, aber da hört man auch mal in den Medien, dass es Leute gibt, die ohne nachzudenken helfen! Ich würde auch ohne Weiteres ins Wasser springen und helfen. Genau so, wie ich mich nicht scheuen würde, jemanden Stärkeres davon abzuhalten, jemanden zu verletzen, denn allein wenn einer eingreift, kommen meistens mehrere dazu, die sich sonst nicht trauen würden, etwas zu unternehmen. Einer muss halt anfangen. Ich kann nicht verstehen, wie man so tun kann, als sehe man nichts!
Aber das scheint wohl ein Phämonen dieser tollen Welt zu sein, in der im Hinterzimmer auch so viel passiert, was angeblich nie gesehen wird...
Ja, Zivilcourage ist so eine Sache. Ich denke, dass man die Situation realistisch einschätzen sollte und ob es wirklich etwas bringt, wenn man einfach mal eben dazwischengeht. Wenn ich mir nämlich vorstelle, dass ich als Frau sehe, wie eine Horde Jugendlicher auf einen Einzelnen losgeht und ihn verprügelt, werde ich als Frau wohl kaum eine Chance haben, das ist nunmal so.
Vielmehr würde ich dann versuchen, erstmal mich selbst in Sicherheit zu bringen und von dort aus zu agieren, sprich, die Polizei zu rufen oder andere Passanten anzusprechen und sie gegebenenfalls um Mithilfe zu bitten. Und ganz ehrlich, bevor ich mich selber noch krankenhausreif schlagen lasse, sehe ich lieber zu, dass ich wegkomme. Das klingt jetzt vielleicht hart, aber was passieren kann, wenn man sich einmischt, hat man ja am Fall des jungen Mannes, Dominik, den Nachnamen weiß ich jetzt nicht mehr, gesehen. Er musste seinen selbstlosen Einsatz letztendlich mit dem Leben bezahlen.
Und dafür ist mir mein eigenes Leben zu wichtig. Sicher würde ich nicht einfach weggehen, ohne etwas getan zu haben, aber bevor ich ertwas tue, würde ich mich erstmal in Sicherheit bringen. Und einfach mit einem Regenschirm oder was auch immer in die Menge herein zu schlagen, halte ich für völlig unüberlegt, zumindest, wenn man das alleine tut.
Die Beispiele aus den USA dürften alle gestellt sein. Es ist unvorstellbar, dass ein Mann so lange auf der Straße liegt, ohne dass sich ein Herumstehender um ihn kümmert und der Unfall-Verursacher einfach weg fährt. Das dürfte auch in Amerika nicht einfach so möglich sein. Genauso wie die Szene im Wartezimmer des Arztes. Das gibt es einfach nicht, dass Menschen so abgebrüht sind, und die Frau im Wartezimmer auf dem Fußboden liegen lassen. Irgendjemand hätte garantiert der Sprechstundenhilfe Bescheid gesagt.
Zivilcourage findet man weniger oft. Aber es gibt sie nicht nur auf der Straße, sondern auch im Berufsleben und überall da, wo Menschen zu finden sind. Viel mehr Menschen müssen Zivilcourage zeigen. Es ist einfach nur traurig, dass so viele Menschen wegsehen .Ich weiß aber auch nicht den Grund, warum sie wegsehen. Ist es Angst, Desinteresse oder einfach eine gewisse Scheu, in Gegenwart so vieler Menschen zu helfen.
Ich finde das Verhalten der Leute heutzutage auch nicht o.K. Man sollte immer mal bedenken das man auch in so eine Notsituation gerät und man dann auch auf Hilfe wartet. Wenn man sich schon der betreffenden Person nicht nähern möchte, aus welchen Gründen auch immer, sollte man wenigstens die Polizei und die Rettungsstation darüber informieren und noch gegebenfalls andere Passanten zur Hilfe holen.
Ich habe früh um 4.00 Uhr auch schon mal eine bewusstlose Person gefunden und ich hatte ehrlich gesagt ziemliche Angst mich zu nähern, weil ich auch nicht wusste warum er da liegt. Ich habe zwar ein paar Meter Abstand gehalten, aber dennoch versucht mit der Person Kontakt auf zu nehmen und habe auch gleich die Polizei informiert und diese haben dann auch noch den Rettungswagen gerufen. Ich denke mal jeder sollte sein möglichstes tun um zu helfen und nicht einfach vorbei gehen.
So sind halt die Menschen in unserer heutigen Zeit. Eigensinnig bis zum geht nicht mehr. Klar hat man in solchen Momenten Angst. Manchmal ja auch völlig zu recht, was ich auch vollkommen verstehe. Angst ist auch eine völlig natürliche Abwehrreaktion des Körpers um mögliche Gefahren abzuwenden. Wenn ich eine Schlägerei mit Messern und anderen Waffen sehen würde, hätte ich auch mehr als nur Angst. Da würde ich selber nicht eingreifen wollen. Wenn sich mehrere Menschen zusammenschließen würden, würde es sicherlich einfacher sein. Aber in diesem Moment denkt da natürlich keiner daran. So klar kann man sicher auch nicht in einen solchen denken. Man befindet sich quasi im Schockzustand und muss erst einmal verarbeiten was man da vor sich sieht. Man sollte aber hier aber wenigstens die Polizei rufen.
Bei Unfallopfern ist es zwar fast ähnlich mit der Angst aber hier sollte man sich einfach einmal überwinden. Klar, man sieht hier vielleicht schreckliche Dinge, die man sich nicht einmal vorstellen möchte. Man sollte aber immer daran denken, dass man selber an dieser Stelle sein kann oder sein wird. Auch dann erwartet man und hofft natürlich auf schnelle Hilfe von anderen. Und genau das sollte man sich in diesem Moment selber sagen. Das motiviert sicher ungemein. Auch wenn man "nur" den Krankenwagen ruft oder die Polizei verständigt. Erste Hilfe leisten kann eigentlich wirklich jeder. Die Unfallstelle sichern oder all solche Dinge helfen sehr auch wenn man dies nicht gleich so eingestehen mag.
Leute die eine solche Unfallsituation schon einmal erlebt haben wissen sicher was es für einen selber bedeutet wie man in einer solchen Situation handelt. Ich selber würde mir wahrscheinlich ständig Vorwürfe machen wenn ich nicht geholfen habe. Daran würde ich sehr lange zu knabbern haben. Leistet man aber Hilfe kann man sich einmal selber loben. Das stärkt das Selbstvertrauen und man rettet Leben oder verhindert schlimme Folgen. Das sollte dem Menschen Lohn genug sein. Wenn man doch noch einmal in eine gleiche oder ähnliche Situation kommen sollte, weiß schon was man als nächstes zu tun hat. Man sollte auch die Gaffer dazu auffordern etwas zu tun. Ruhig auch mit etwas aggressiven Ton damit dies auch ankommt. Schaut also nicht weg sondern macht etwas.
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