Das Asperger Syndrom
Ich leide unter dem Asperger Syndrom, welches in der Kindheit bei mir übersehen wurde und erst jetzt, im Alter von 28 Jahren, bei mir diagnostiziert wurde. Wie bekannt ist diese Störung in der Allgemeinheit und somit bei Euch?
Ich kenne das Asperger-Syndrom, weil mehrfach Kinder in meinem Umfeld arauf hin untersucht wurden. Meist waren es letztlich aber nur Züge dieses autistischen Syndroms, denen oft eine teilweise Hochbegabung oder anderes zu Grunde lag. Da verschwimmen wohl auch teilweise die Grenzen.
Darf ich etwas fragen? Wie lief denn Deine Diagnosestellung als Erwachsener ab? Ist es für Dich gut, zu wissen, was Du hast oder ändert sich wenig?
Naja, wenn du sagen würdest "Ich bin Autist" würden dich die Leute eher verstehen, denke ich mal. Ich hatte mal einen Lehrer der Autist war, mittlerweile ist er schon tot. Wenn du als 14jähriger, quirliger Junge vor so einem Lehrer sitzt, schläfst du entweder ein oder er schickt dich vor die Tür.
Damit ist nicht zu Spaßen, wollte dich auch nicht angreifen. Aber ich hörte dass Autisten ziemlich intelligent sein sollen, es nur nicht zum Ausdruck bringen können. Aber als schweres Schicksal würde ich es nicht bezeichnen. Ich habe eine Freundin die Borderline hat, komme damit auch einigermaßen klar. Vorn daher, ich bin abgehärtet.
Also den Begriff Asperger Syndrom beziehungsweise seine Bedeutung kannte ich bist dato noch nicht. Autismus an sich ist mir natürlich ein Begriff wobei ich, wie die meisten denke ich, nur die allgemeinen Symptome glaube zu kennen.
Weil es mich interessiert. Wie kann man sowas "übersehen"? Ist die Bandbreite an Formen bzw. Schwere des Auftretens der Krankheit so breit? Wird Autismus oft mit Schüchternheit verwechselt? Das es quasi erst bei Kleinkindern entdeckt wird konnte ich mir noch vorstellen, aber dass man quasi erst beim Erwachsenen so eine wie ich sie kenne doch bedeutende und jetzt entschuldige den Begriff Verhaltensstörung, oder ist Verhaltensprägung besser? entdeckt verwundert mich jetzt schon.
Das Asperger Syndrom ist nur eine der Form des Autismus und zwar die leichteste Form. Mir ist die Krankheit sehr bekannt. Ich kenne ein Kind (mittlerweile 15 Jahre alt) was an Asperger Syndrom leidet und das ist bei ihm schon im Alter von 5 Jahren festgestellt worden.
Asperger Menschen leben in einer eigenen Welt , aus die man sie einfach nicht raus bekommt. Sie haben einen perfekt organisierten Tagesablauf. Wenn man diesen Tagesablauf stört, stört man den Menschen. Asperger Menschen haben einen perfekten Ordnungssinn. Sie können keinen Bleistift schief liegen sehen. Und Diskussionen in Foren würden sie für sinnlos halten, weil da keine Organisation und keine Logik hinter steckt.
Lernen fällt Asperger Menschen sehr leicht. Sie haben ein sehr gutes Gedächtnis und können, wenn sie das Lexikon gelesen hat auch das Lexikon runterrattern. Deshalb gelten sie als hochbegabt. Sie können die schwersten Matheaufgaben im Kopf rechnen. Fragt man sie aber nach dem Rechenweg, dann kommen sie durcheinander. Auch da fehlt ihnen das Verständnis, warum man einen Rechenweg haben muss.
Viele "Aspies" (wir nennen uns gerne so), werden erst im Erwachsenen-Alter diagnostiziert. Das liegt daran, dass sie oft als sonderlich, schüchtern und nicht gesprächig in die Schublade "Eigenbrödler" gesteckt werden.
Im Kindesalter fällt das oft nicht so extrem auf, da die Verantwortungen für das Leben noch von andere mitgetragen werden. Erst wenn der Betroffene nach und nach für sich selber verantwortlich ist, fallen seine Handicaps auf. In der Schule war ich als Streber bekannt und verschrien, nervte meine Mitschüler mit meinem Wissensdurst. Sogar Lehrer nahmen mich zur Seite und wollten, dass ich mich in der Klasse zurückhalte.
Für mich sehr unlogisch, wozu gehe ich denn sonst zur Schule? Ich will doch lernen. Das hat mit Hochbegabung zu tun und mit der Begabung für Komplexes von Aspergern.
Ich bin letztendlich froh, endlich eine Diagnose bekommen zu haben. So kann ich jetzt entsprechende Hilfen bekommen. In der Uni-Klinik wurden unzählige Tests mit mir gemacht, bis diese Diagnose stand.
Ich bin 40 Jahre alt und weiß erst seit 8 Monaten, dass ich das Asperger Syndrom habe. Schon in der Kindheit war ich verhaltensauffällig, weil ich nicht angefasst werden wollte und nicht mit den anderen Kindern spielte. Ab Teeniealter bekam ich Medikamente gegen Depressionen, was natürlich nur ein Symptom war. Niemand erkannte meinen Autismus und so scheiterte ich auch im Berufsleben. Mit 32 wurde ich Frührentnerin, ich lebe alleine, weil ich keinen Menschen um mich ertragen kann, von Familienfesten halte ich mich fern, ich schaue Menschen nicht gerne in die Augen und beteilige mich nicht an Gesprächen.
Auf Stress reagiere ich heute noch depressiv, außerdem entzündet sich ein Nerv in meinem Gesicht, so das ich täglich Schmerztabletten nehmen muss. Es ist nicht leicht mit dieser Diagnose in dieser lauten, hektischen Welt. Mach nur das, was Du schaffst, auch wenn Du aneckst, lass Dich nicht unter Druck setzten.
Ich weiß nicht, ob ich auch "Aspie" bin. Es gibt viele Menschen, die legen mir nahe, das testen zu lassen, weil sie es vermuten. Ich selbst bin mir aber nicht sicher. Vielleicht bin ich auch nur "einfach so" anders als die meisten Menschen. Man muss ja nicht unbedingt das Asperger-Syndrom haben, sondern könnte auch andere Gründe haben, "unnormal" zu denken, zu fühlen und zu handeln. Wobei ich "unnormal" nicht schlimm finde, sondern das Wort nur benutze, um zu äußern, dass dieses Verhalten von dem der Mehrzahl der Menschen abweicht. Obwohl natürlich auch da jeder anders ist.
Vor Allem nicht sicher bin ich mir, weil auf mich einige Dinge, die beim Asperger-Syndrom zutreffen sollen, sehr sehr gut zutreffen. Andere Dinge wiederum sind bei mir gar nicht ausgeprägt, manchmal ist sogar das Gegenteil der Fall. Also bin ich nun von dem Syndrom betroffen, oder nicht?
Ganz ehrlich ist es mir auch egal, denn ich bin so oder so ich und ich brauche keine Schubladen, in die ich mich werfen kann. Mir ist es egal, wie man mich nennt. Demnach sehe ich keinen Grund, einen Test machen zu lassen. Wobei ich ja schon ein wenig neugierig bin, ob es denn nun wirklich stimmt, oder ob meine diversen Bekannten, die meinen, ich hätte vielleicht Asperger, sich irren.
Betonen möchte ich aber, dass Menschen mit Asperger auch nicht alle gleich sind! Sie sind immer noch Individuen. Deswegen finde ich es nicht sinnvoll, alle Menschen, die Aspies sind, über einen Kamm zu scheren. Sätze, die mit "Aspies sind..." beginnen, können schon einmal nicht richtig sein, weil eben nicht alle gleich sind. Weder Leute mit Asperger, als auch Leute ohne. Um das zu wissen, habe ich trotz meiner Kontaktscheuheit im "wahren Leben" schon genug Leute, mit und ohne Asperger-Syndrom, kennen gelernt.
Ich bin auch Aspie, 34 Jahre alt und ich habe die Diagnose auch erst vor einem Jahr erhalten. Mein bisheriges Leben war nicht leicht und ich habe nie verstanden, warum ich stets so völlig andere Empfindungen und Interessen hatte als Gleichaltrige.
Kontakt zu anderen Menschen war mir nie wichtig, mein höchstes und einziges Interesse galt Tieren. Heute bin ich erleichtert, dass mein Anderssein nun einen Namen hat und ich finde mich so langsam ein in dieser Rolle, die ich die ablegen werde können. Mein Leben geht zwar einen ähnlichen Gang wie zuvor, nur etwas stressfreier, weil ich nun nicht mehr drum kämpfe, bzw mich anstrenge etwas zu sein, was ich nie sein kann (nämlich ein Nichtautist/normaler Mensch).
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