Krankgeschriebener Mitarbeiter auf Feier gesehen
Tsunami, ich stimme Dir grundsätzlich zu, aber wenn die Angestellten alle vorher Langzeitarbeitslose gewesen, läge das krankfeiern einfach etwas näher als woanders. Die Arbeitsbedingungen sind so gut wie möglich. Ich habe schon auf das Argument von der bösen Firmenleitung gewartet und frage mich, ob es wirklicha ls Kavaliersdelikt angesehen werden kann, seinen Chef auch noch zu begrüßen und ihm damit den schwarzen Peter zuzuschieben. Das zeugt doch von verschobenem Empfinden, oder?
Wenn mich jemals ein Chef bei sowas erwischt hätte, hätte ich Fersengeld durch den Hinterausgang gegeben und ihn garantiert nicht noch einmal kichernd auf meine Anwesenheit aufmerksam gemacht, oder?
Nostradamos hat geschrieben:Da muß man auch unterscheiden, ob er Krank- oder Arbeitsunfähiggeschrieben ist.
Warum? Ist doch genau das gleiche, dass eine ist nur der korrekte Fachbegriff, der andere der der sich eingebürgert hat. Da gibt es keinen Unterschied.
Punktedieb hat geschrieben:Ich kenne solche Fälle eigentlich nur mit der Erklärung, das man bei einer Krankschreibung alles machen darf, was die Heilung nicht verzögert. Käme alos bei B auf die Krankheit an und wie er so in dem Club zu Gange war.
Und das ist auch wirklich der einzige wichtige Punkt und weswegen das Verhalten von B in jedem Fall krankheitsverzögernd gewertet werden kann. Egal mit welcher Krankheit - durch den Aufenthalt in einem Club wird die Genesung auf jeden Fall verzögert. Und sei es deswegen, weil er keine Nachtruhe gehalten hat. Müsste ggfs. über ein ärztliches Gutachten geklärt werden.
Ansonsten: A kann B bei der Firma melden, hat allerdings keine Verpflichtung dazu. B würde in dem Fall auch nicht entlassen werden (außer er hat schon einiges gesammelt) sondern höchstens eine Abmahnung sowie einen Eintrag in der Personalakte erhalten - mehr ist nicht gerechtfertigt. A kann für das nicht melden auch nicht sanktioniert werden.
Eine Anzeigepflicht besteht nur bei dem was man als mittleres bis schweres Verbrechen einstufen würde, sowie bei einer Reihe anderer Delikte - keines davon tangiert jedoch diesen Fall.
Karen, da hast du sicher recht und ich glaube, dich (falls du A bist) ärgert vor allem die Dreistigkeit, die in deinen Augen dahintersteckt und vielleicht steckt die auch tatsächlich genauso dahinter. Ich persönlich hab das Verhalten des Mitarbeiters B jetzt intuitiv als ein Überspielen von Verlegenheit gedeutet. Leute, die unangenehme Gefühle überspielen wirken manchmal exakt genau andersherum, als sie sich in Wahrheit gerade vorkommen. Er wirkte offensichtlich sehr locker, doch für das Gefühl des Unrechtsbewusstseins spricht, dass die Angst verpetzt zu werden so groß war, dass er sogar jemanden angesprochen hat mit dem er im Job eigentlich nur wenig zu tun hat.
Du sagst in dem Club waren Leute, die direkte Personalverantwortung für ihn tragen. Das wäre dann eigentlich deren direkter Zuständigkeitsbereich sowas zu melden. Vielleicht gab es gute Gründe, warum sie es duldeten? Vielleicht...
Für mich hört sich das jetzt alles langsam sehr schwer zu beurteilen an, weil die Informationen und Hintergründe viel zu bruchstückhaft vorliegen. Und, nein, ich persönlich hatte in meinem letzten Job selbst über Jahre hinweg einige Mitarbeiter zu leiten und es wurde für Gewöhnlich jeder Mann und jede Frau gebraucht. Hatte ich den Eindruck, jemand hat ein wenig zu oft Kopfschmerzen/Migräne, was auch immer, habe ich ihn nach einer Weile schlicht gefragt, ob es denn noch zu verantworten ist, dass er arbeiten geht. Für den Betrieb sei es auf jeden Fall jetzt schon schwer zu tragen und er solle etwas unternehmen, damit seine Beschwerden sich bessern! Die anderen Mitarbeiter wurden offiziell als Ersatz eingespannt und mussten Überstunden machen. Das Problem hat sich dann relativ schnell durch soziale Kontrolle gelöst .
Den Vorschlag, diesen Mitarbeiter direkt anzusprechen und ihn quasi persönlich zu verwarnen, fand ich ganz gut muss ich sagen. Vielleicht wäre das ein Kompromiss? Wenn A aber eine Meldung beim Chef macht und dadurch nicht nur dieser Mitarbeiter, sondern noch mehr hineingezogen werden und wenn sich am Ende herausstellt, dass die Krankschreibung einen Clubbesuch (beispielswiese auf Einladung) nicht unbedingt ausschließt, könnte das auf dich ein extrem übereifriges Bild werfen. Außerdem hätte man jedes Vertrauen bei Kollegen verwirkt. Und Vertrauen ist das, was eine Führungskraft versuchen muss aufzubauen, bei aller Schärfe, die auch manchmal sein muss. Das steht außer Frage.
Da muss man abwägen. Konkret lauten die Fragen hier:
Wie hoch ist das Risiko für A dafür gerügt zu werden tatsächlich? (Schließlich haben ja alle, die dabei waren Grund zu schweigen. Allerdings relativiert sich das Bild, wenn das alles tatsächlich verkappte Langzeitarbeitslose sind, die dort "gezwungen" sind zu arbeiten... die haben natürlich weitgehend nix zu verlieren, weil sie den Job ja dann eh nicht wollen.) Wie hoch ist das Risiko für A bei einer Meldung zu stark an Vertrauen bei Mitarbeitern zu verlieren, die er durchaus schätzt und dessen Mitarbeit und Einsatz er noch gebrauchen könnte? Wieviele Menschen (die eventuell Familienverantwortung haben) werden mithineingerissen?
Zu guter Letzt: Was sagt das persönliche Bauchgefühl dazu?
Der krankfeiernde Arbeitnehmer dieses fiktiven Falles fehlte übringens am nächsten Tag unentschudilgt und daher erübrigte sich auch die Raterei, was nun zu tun sei.
Aber ich finde es nach wie vor interessant, wie viele hier Krankfeiern für verständlich und für eine Kleinigkeit halten, die man übersehen sollte. Ist es nicht eigentlich ziemlich unsozial? Ich meine damit noch nicht mal, wenn man sich wegen einer realen Kleinigkeit ein paar tage länger krankschreiben läßt, aber wirklich gesund zu sein und dann krank zu machen finde ich nicht in Ordnung.
Was mich wundert: Statt hier nachzufragen was andere tun würden, hätte ich mir doch den Vogel erst einmal selbst geschnappt (besonders wenn ich eine hohe Mitarbeiterverantwortung hab) und ihn gefragt was er denn eigentlich hat - und von der Antwort aus dann eventuell weitergefragt bis ich vom IHM eine passable Antwort bekommen hätte.
Denn die Methode die du da grad verfolgt hast kann genausogut total ins Auge gehen, weil einem so unter Umständen wichtige Informationen entgehen, die eine Situation völlig anders aussehen lassen.
Der Mann einer Bekannten kann davon ein langes leidvolles Lied singen, denn er bekam eine Abmahnung weil er auf einer Party trotz Krankschreibung gesehen wurde. Okay, im ersten Moment klingt das nach einem Fall von "Was macht er auch so einen Mist" - nur war der Frau die ihn da gesehen hatte einiges entgangen (zumal sie ihn auch nur über den Zaun hinweg sah).
Zum einem: Er war krankgeschrieben wegen einem Trümmerbruch im Arm (und einiger kleinerer Blessuren - ein Autofahrer hatte ihm die Vorfahrt geklaut und sein Rad kurzfristig zum Fluggerät aufsteigen lassen). Es war ca. kurz vor zehn Uhr Abends (was zuzugebenermaßen auch in so einem Fall schon recht spät ist), allerdings: Er wohnt in der anderen Hälfte des Doppelhauses und hockte da rum um nicht oben auf dem Sofa rumzuhocken.
Das alles wusste nur nicht sein Chef und auch nicht die Person die ihn anschwärzte. Wie endlos peinlich das weiter verlief kannst du dir eventuell vorstellen.
Darum bin ich dafür in einem solchen Fall nicht Zurückhaltung zu markieren, sondern einfach ein paar total berechtigter Fragen zu stellen. Und zwar an die Person die es angeht.
OK, Nephele, nehmen wir an, jemand verläßt am Dienstag sienen Arbeitsplatz, weil es ihm so schlecht ginge und er zum Arzt wolle. Nachts würde er auf einer Feier gesehen. Am nächsten Tag fehlte er unentschuldigt.
Immer noch so unklar? Soll da der Chef wirklich noch hinterher telefonieren? B ist weder der beste noch der motivierteste...
Wenn er dich eh schon anspricht und versucht zur Mitverschworerenen zumachen -warum ihm dann nicht SOFORT auf den Zahn fühen, statt sich erst selbst einen Riesenkopp zumachen und nachher blöd vorzukommen? Ist letztlich (im Fall von Typen die es echt so betreiben) ja auch im eigenen Interesse.
Weil man mitten in der NAcht nach 16 Stunden Arbeitstag vielleicht nicht mehr so wahnsinnig viel intellektuelles Potential hat?
Davon abgesehen verstehe ich die Reaktionen, die die Verantwortung beim Vorgesetzten sehen, schon. Ich bin übrigens NICHT Person A. B oder C in der geschilderten Situation. Aber es ist doch irgendwie erstaunlich, das jeder hier versucht, dem Vorgesetzten die Verantwortung und Schuld zuzuweisen, als wäre das eine Dienstanweisung gewesen, nachts tanzen zu gehen. Deckt Ihr Betrug sonst auch? Der Vorgesetzte in diesem Fall verhält sich übrigens stets korrekt beruflich, und es fiel ihm wahrlich nicht leicht, etwas zu machen, aber solche Sachen haben doch auch eine Siganlwirkung auf andere Mitarbeiter. Wenn ein leitender Angestellter freundlich mitwissend hinnimmt, dass krankgefeiert wird, besteht doch die reale Chance, dass sich andere auch eher mal "partykrank" schreiben lassen - A ist ja auch nichts passiert.
Das dieser Mitarbeiter krank gefeiert hat, kam aber im Eingangspost gar nicht so zur Sprache. Und zwischen krank sein und krank feiern ist halt ein riesiger Unterschied. Eine Bekannte von mir ist seit Wochen mit Sersenbeinbruch krankgeschrieben. Trotzdem war sie auf zwei Abendveranstaltungen. Sass brav auf ihrem Stuhl und hat das treiben beobachtet. In dem Fall ist es egal, ob sie zu Hause sitzt oder woanders. Das Fersenbein heilt deswegen nicht schneller und nicht langsamer.
Karen 1 hat geschrieben:Aber es ist doch irgendwie erstaunlich, das jeder hier versucht, dem Vorgesetzten die Verantwortung und Schuld zuzuweisen, als wäre das eine Dienstanweisung gewesen, nachts tanzen zu gehen. Deckt Ihr Betrug sonst auch?
Sicher hat hier nicht jeder dem Vorgesetzten die Schuld zugewiesen. Viel mehr haben sich die meisten hier schwer mit einer Beurteilung getan, weil eben nur ein Bruchstück von dem zu sehen sind, was zur Beurteilung nicht immer ausreicht. Ich lese hier mehr Posts wenn Annahme xy dann Handlung ab.
Außerdem: jeder der Personalverantwortung trägt oder diese zumindest schon mal hatte, der weiß, dass da manche Handlungen eine echte Gratwanderung sind. Und noch etwas: manche Menschen sind auch gar nicht mehr so idealistisch, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass bestimmte Handlungen zwar moralisch richtig wären, im "wahren" Leben aber leider nichts bringen. Und wenn dann Meinungen von ernüchterten Menschen zu so einem Thema hier erscheinen, dann kann man die vielleicht falsch einordnen, sollte dabei aber auch mögliche Hintergründe berücksichtigen.
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