Warum dopen sich Sportler?

vom 18.07.2008, 06:34 Uhr

Hallo,

auf Grund einiger Antworten in den hier vorhanden Threads würde ich gerne wissen, warum Ihr annehmt, dass Sportler dopen. Oft wird ihnen vorgeworfen, dass sie es getan haben, und Unverständnis darüber geäußert.

Aber warum tun sie es denn überhaut, und zwar trotz steigender Kontrollen etc.? Eigennutz, Zwang, Geldgeilheit, vermutete Chancenlosigkeit, Druck von aussen - eigentlich gibt es viel Gründe, wegen denen sich jemand dopen könnte. Welche haltet Ihr für die wahrscheinlichsten und warum?

Gruß Karen 1

Benutzeravatar

» Karen 1 » Beiträge: 1344 » Talkpoints: 0,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo!

Das Thema hatte ich in den letzten Tagen auch mit meinem Mann, als wieder mal rauskam, dass im Radrennen gedopt wurde. Vor allem, weil es ja auch nicht ungefährlich ist. Das Epo, was eigentlich für die Krebsbehandlung ist wird ja missbraucht und die Sportler wissen ja auch, dass sie kontrolliert werden und dann in den Schlagzeilen stehen.

Ich denke ja, dass Sportler sich dopen, weil sie schon süchtig nach dem Dope sind. Sie machen es beim Training und das ganze Jahr und können einfach nciht aufhören mit dem Aufpuschen. Wenn sie das Zeug nicht nehmen, dann sind sie einfach nicht fit. Mein Mann meint, dass es Geltungssucht ist. So kommen sie wenigstens in die Schlagzeilen . Auch wenn es nicht durch Leistung ist. Auf jeden Fall redet man über sie.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich denke auf diese Frage gibt es viele Antworten und Gründe. Doch ich denke ein Grund, dem besonders viel Bedeutung zukommen sollte, ist die starke Konkurenz. Es gab vor einiger Zeit ein Interviev mit Erik Zabel. Darin sagte der Radsportler, dass er zeitweilig dopen musste um mit der Konkurenz mithalten zu können. Scheinbar gab es eine Zeit im Radsport, in der so stark und viel gedopt wurde, dass wirklich nur Sportler, die dies praktizierten eine echte Chanse auf gute Plätze hatten. Es ist möglicherweise der ständige Leistungsdruck, der die Sportler auf den falschen Weg zwingt.

MfG

» Max91 » Beiträge: 479 » Talkpoints: 1,61 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Genau diese "Zwang", Max, von dem Du sprichst, ist für mich auch einer der vemuteten Hauptgründe für das Doping. Es verurteilt sich so leicht als Unbeteiligter, aber so, wie es sich momentan darstellt, fängt der Sportler halt irgendwann an, Doping zu betreiben, oder es ist halt Schluß und ein anderer nimmt seinen Platz ein, der willfähriger ist. Das Ganze hat ja leider oft auch nur noch oder jedenfalls in größerem, sportlich gesehen ungesund großen Maße, mit Geld zu tun. Und das korrumpiert leider viele Menschen.

Ich verurteile die Sportler nicht einmal, denn ich bin noch nicht in ihren Schuhen gegangen. Realistisch finde ich allerdings das Szenario, dass sie irgendwann eben keine Wahl haben, ob sie Doping betreiben oder nicht, sondern nur, mit welchen Substanzen und in welchem Umfang. Und das verdient eher mein Mitleid.
Sicher ist der Sportler dafür verantwortlich, was er betreibt, ohne Frage, aber wie bei vielen anderen Verbrechen sind die Hintermänner die, die die Hauptschuld tragen und die, die damit das dicke Geld machen.

Benutzeravatar

» Karen 1 » Beiträge: 1344 » Talkpoints: 0,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin nicht ganz davon überzeugt, dass sie süchtig danach sind. Da gibt es ja verschiedenste Mittel, die einen aufputschen. Meist macht man ja die Blutwäsche oder wie das heißt, damit mehr Sauerstoff im Körper ist für mehr Leistung. Vor Monaten hatte ich einen Bericht gesehen, wo ein Sportler gesagt hatte, wenn er nicht gedopt hätte bzw. mitgezogen hätte, dann wäre er nie ins Team gekommen. Das klingt sehr hart, aber ich bin überzeugt davon, dass es auch der Realität entspricht.

Es wird sehr viel Geld in die Sportler investiert und an den Tagen, wo die Wettkämpfe sind, muss sich das alles bezahlt machen und der Sportler muss zeigen, dass er sein investiertes Geld wert ist. Und niemand kann immer auf den Punkt genau fit sein und mit Dopingmitteln kann man den Körper an sein Limit drängen und auch oft darüber.

Dieses Doping hat natürlich bei Weitem nichts mehr mit dem sauberen Sport zu tun und oft wünschte ich mir als Zuschauer, dass wieder ein sauberer Sport auch bei den Sportlern, Trainern und Ärzten groß geschrieben wird. Früher hatte ich das immer als Anreiz genommen, mich aufzuraffen und selbst sportlich aktiv zu werden. Heutzutage bekommt man selbst keinen Antrieb mehr, weil man weiß, diese Leistungen kommen nicht von dem Sportler selbst, sondern sind dem Doping zuzuordnen.

Diejenigen, die übrigens nicht dopen, sind dann nämlich die "Dummen". Sie bleiben sauber und verdienen meine vollste Hochachtung, aber stehen oft hinten an, wenn es um die Treppchenplatzierungen geht, was ich sehr schade finde. Man müsste vor jedem Wettkampf jeden auf Doping überprüfen, was aber leider nicht machbar ist, wie es den Anschein hat. Dazu sollte man deutliche Strafen verhängen. Nicht nur für den Sportler sondern auch für die Verantwortlichen hinter dem Sportler. Richtig empfindliche Strafen helfen vielleicht, das Doping zum Außenseiter zu machen.

» ps-mieze » Beiträge: 457 » Talkpoints: 0,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge


ps-mieze hat geschrieben:Heutzutage bekommt man selbst keinen Antrieb mehr, weil man weiß, diese Leistungen kommen nicht von dem Sportler selbst, sondern sind dem Doping zuzuordnen.

Ganz so einfach kann man es aber auch nicht sehen. Ein untrainierter oder nur wenig trainierter Mensch schafft auch mit Doping nicht einmal nennenswerte Leistungen. Die Sportler, die in der Spitze mitspielen, sind eben Hochleistungssportler mit härtestem Training und viel Disziplin.

Das macht das Doping ja um so dramatischer, denn das "normale" Trainig führt die Sportler vermutlich schon über ihre Grenzen hinaus. Es sind ja auch schon manchmal Sportler an den Dopingfolgen gestorben, an sich toptrainierte Menschen, bei denen das Herz z.B. diese Anforderungen nicht mehr leisten konnte. Wenn sich untrainierte Menschen so etwas aussetzen, kann ich nur mit dem Kopf schütteln, aber bei den Spitzensportlern ist es ein Drama.

Benutzeravatar

» Karen 1 » Beiträge: 1344 » Talkpoints: 0,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Ich denke ja, dass Sportler sich dopen, weil sie schon süchtig nach dem Dope sind.

Danke für den Lacher am morgen - ich glaub kaum dass sie danach süchtig sind, sonst würden die Leistung wohl ganz anders aussehen :lol:.

Dazu gab es mal eine ganz gute Diskussion auf dem ZDF die sich mit diesem Thema befasste und bei der verschiedene Vertreter aus dem Sport vertreten waren, z. B: Christiane Theiss. Lief irgendwann Mitte Juni und spätabendes, dürften die meisten also verpasst haben.

Essenz war letztendlich, dass die Leistungen die heute erzielt wurden im Grunde ohne Doping nicht mehr machbar sind - denn selbst mit härtestem Training ist man hier schon an Grenzen gestoßen die theoretisch kaum noch erreichbar sind.

Warum gedopt wird und warum kaum dagegen vorgangen wird wurde auch hinterfragt und hier kam als Hauptthese auf:
- Sport ist Politik, auch wenn das jeder abstreitet. Auf dem Feld des Sports werden schon lange auch politische Kämpfe ausgetragen, sei es in der Antike, 1936 oder heute. Und daher sind Siege wichtig - gerade wenn man über "konkurriende Staaten" triumphiert. Daher wurde schon in der Antike oder der DDR fleißig gedopt und auch heute noch in Russland, den USA oder China.
- Sport ist Chance, denn viele Sportler aus armen Ländern haben sonst kaum eine Möglichkeit auf sich aufmerksam zu machen oder nach oben zu kommen wo Sponsorenverträge winken und Anerkennung. Für diese stellt das Doping fast schon einen "normalen" Baustein zum Erfolg dar, auch weil sie sonst kaum bestehen können.
- und natürlich: Sport ist Geld - beim Sport geht es schon lange nicht mehr um das Dabeisein, sondern um das Gewinnen. Deutlich wird das vor allem in den USA wo Sportlern Millionenverträge mit Sponsoren winken - aber auch nur dann wenn sie gewinnen und das auch dauerhaft. In Deutschland ist das ganze weniger ausgeprägt und Sportler auch ohne Dauerleistung meist durch ihre Querbeschäftigung in der Bundeswehr abgesichert.

Vor allem der erste Grund wird als Hauptgrund angesehen warum das IOC Dopingkontrollen eher lasch handhabt und auch verhältnismäßig wenig dagegen vorgegangen wird. Dazu kommt die erschwerte Rechtslage da viele neue Substanzen zuerst gar nicht nachweisbar sind, sondern erst nach Jahren. Ironischerweise werden die Firmen die diese entwickeln oft sogar indirekt von Sportverbänden gefördert oder haben Sportler als "Mitarbeiter" oder Kunden.

Benutzeravatar

» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich bin der Meinung, dass manche eben nicht anders können, wegen dem immer größeren Leistungsdruck auf leistungssteigernde Mittel zu verzichten.

Diese Leute verdienen damit ihr Geld, wenn sie keine vernünftige Leistung erbringen können, sind sie morgen aus dem Geschäft raus. Wenn sie also weiter durch Sponsoren etc. finanziert werden wollen müssen sie vorne mitfahren. Wenn dies auf "natürliche" Art und Weise nicht mehr geht, müssen sie eben zu illegalen Mitteln greifen und darauf hoffen, dass sie nicht erwischt werden.

» matze2406 » Beiträge: 18 » Talkpoints: 4,37 »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^