Ist stehlen akzeptabel, wenn es um das Überleben geht?
Hallo,
vor einiger Zeit habe ich über ein Gerichtsurteil gelen, dass mich doch sehr verwundert hat. Ich muss dazu sagen, ich weiß nicht mehr so genau aus welchem Land dieses Urteil kam.
Es geht in diesem Fall um eine allein erziehende Mutter mit einem Säugling. Ihr Freund hatte sie sitzen gelassen und sie konnte auch keine Unterstützung von Verwandten oder ähnliches erwarten. Zu Hause fiel ihr auf, dass sie keine Windeln und auch keine Babynahrung für ihren Säugling hatte und das Portmonaie und das Bankkonto war auch leer. Kurz gesagt, sie war bettelarm. Also ging ie in den Supermarkt und stahl Windeln und Babybrei, wurde beim rausgehen aber erwischt und die Sache kam vor Gericht. Die Richter urteilten folgendermaßen: Da es um das Wohl des Kindes ging, durfte sie keine Strafe erwarten.
In diesem Fall stehe ich zwischen den Stühlen. Man bekommt als Kind ja immer eingebläut, das Stehlen moralisch nicht richtig ist. Andererseits hätte ich in dem Fall auch so gehandelt wenn es um das Wohl meines Kindes gehe. Schließlich hat sie nur Sachen für ihr Baby gestohlen und nichts für sich.
Wie gesagt, ich weiß nicht mehr in welchem land das ganze stattgefunden hat. Ich denke nicht, dass es in Deutschland war. Hier kann man sich ja in solchen Situationen immer noch an Behörde und Institutionen wenden, die einem dann helfen.
Wie denkt ihr darüber?
Lg
Hallo!
Es ist natürlich traurig, dass die Frau keinen anderen Ausweg gefunden hat, als die Sachen zu stehlen. Aber ich denke, dass eine gewisse Strafe doch schon angebracht gewesen wäre. Und wenn es ein paar Sozialstunden sind. Ich persönlich denke, dass man nicht stehelen muss, um ein Kind zu versorgen. Wenn man das Geld nicht hat für Babynahrung oder Windeln, dann muss man eben im Notfall bei sich selber Abstriche machen.
Ich war selber alleinerziehend mit 2 kleinen Kindern. Ich weiß, wie schwer es sein kann, über die Runden zu kommen. Aber deswegen hätte ich nie gestohlen. Stattdessen habe ich lieber auf Kaffee verzichtet, oder habe auch mal eine Nachbarin gefragt, ob sie mir ein paar Windeln leihen kann. Man hat eigentlich immer die Möglichkeit auch ihne stehlen über die Runden zu kommen.
Wenn man allerdings da keine Strafe verhängt (Stehlen ist nun mal eine Straftat) dann werden es bald viele machen und das finde ich nicht ok.
Ich denke es kommt auf viele Faktoren an um zu entscheiden wann stehlen akzeptabel ist. Natürlich, wenn es so wie in diesem Fall ist, das die Mutter ihr Kind versorgen wollte und es wohl möglich keine andere Möglichkeit gab, dann finde ich es absolut akzeptabel zu stehlen. Was mich stark interessieren würde wo das denn nun genau war, denn von Land zu Land muss man da auch wieder unterscheiden. Wobei egal wo das war, das es soweit kommen muss das eine Mutter stehlen muss um ihr Kind zu ernähren ist wirklich traurig und ein armutszeugnis des Staates wo es nun auch immer war.
Hallo,
ich denke es kommt drauf an, um was es geht. Es ist leider in unserer heutigen WIrtschaftslage so, dass alles teurer wird und bald irgendwann die Lebensmittel so überteuert, dass man sie sich eh nicht mehr richtig leisten kann.
Wenn ich also annehme, dass jemand wirklich arm ist und keinen Cent in der Tasche mehr hat, und dann ein Stück Brot stiehlt, finde ich es gerechtfertigt. Die Person braucht was zu essen, um nicht zu verhungern. Aber da wiederrum kann man sich auch an Stellen wenden, die einem dann sicher auch was zu essen geben (bei uns ist es so, wir haben hier eine Stelle die gibt immer total billiges Essen aus, das kostet nicht mal einen Euro). Ich weiß nur nicht, ob es das überall gibt und ob es solche Stellen auch gibt, wo man kostenlos das Essen herbekommt. Da müsste man sich eventuell auch mal erkundigen.
Aber egal, im Prinzip finde ich Stehlen gerechtfertigt, wenn das Überleben davon abhängt. Aber bei dem besagten Fall müsste man halt die Hintergründe wissen... heute in Zeiten wo fast jeder auf einem Schuldenberg und massenhaften Luxusartikeln sitzt, ist es nicht verwunderlich, dass irgendwann dann auch das Geld ausgegangen ist. Und man dann sich auch nichts mehr zu essen leisten kann. Ist halt schwer zu sagen, man müsste sich dann wohl doch mehr mit den einzelnen Fällen beschäftigt.
Aber generell finde ich es ok. Es muss halt wirklich eine Notsituation sein, und nicht nur, weil ich halt zuviel für Makeup und Klamotten ausgegeben habe und dafür nichts zu essen habe - das wäre nämlich einfach nur dumm und Selbstverschulden.
Na das Urteil würde ich gern mal sehen und ob es so auch bestätigt wurde - denn einzelne Richter die sich oft in Absicht der Mildtätigkeit teilweise über das Gesetz hinwegsetzen und so kuriose Fälle schaffen werden selten bestätigt. Denn es nicht nicht Aufgabe des Richters ein Gesetz nach seinem Gutdünken zu interpretieren sondern es anzuwenden. Bzw. wird sowas deswegen nicht bestätigt:
Diamante hat geschrieben:Wenn man allerdings da keine Strafe verhängt (Stehlen ist nun mal eine Straftat) dann werden es bald viele machen und das finde ich nicht ok.
Man würde sonst einen Präzedenzfall schaffen auf den sich dann Hinz und Kunz berufen würden - wohin das führen würde, daran will man gar nicht denken. Zudem: In Deutschland wurde dieses Urteil bestimmt nicht gefällt bzw. rechtskräftig, das würde gängigen Normen widersprechen. Und andere Länder sehen es mit Diebstahl noch enger wo bei uns noch vergleichsweise milde gerichtet wird.
fantastique hat geschrieben:ich denke es kommt drauf an, um was es geht. Es ist leider in unserer heutigen WIrtschaftslage so, dass alles teurer wird und bald irgendwann die Lebensmittel so überteuert, dass man sie sich eh nicht mehr richtig leisten kann.
Mal nicht übertreiben! Es wird hierzulande weder alles immer teurer (ist schlichtweg falsch) noch sind die Lebensmittel auf absehbare Zeit so überteuert dass man hungern muss. Das sind wirklich Visionen und Phantasien ohne Bezug zur Realität bzw. rein subjektives Empfinden ohne jeglichen objektiven Nachweis.
So oder so trägt derjenige Schuld, egal ob er nun stiehlt aus Not (Wie kam er denn in diese?) oder mangels Geld (Was wurde sonst erworben?). Ein Verbrechen wird durch nichts legitimiert, ganz einfach - nicht solang die Situation unvermeidlich gewesen wäre. Und bei wirtschaftlicher Not kann man da nicht von sprechen.
Kommt so ganz darauf an, in welchem Land das zum Beispiel war, weiter, ob es keine Möglichkeit gab, eine soziale Stelle zu nutzen, es gibt ja Länder, die kennen so etwas nicht. Weiter wäre für mich wichtig zu wissen, wie die Mutter lebt, hatte sie kein Geld mehr, weil sie es für andere, nicht lebenswichtige Dinge ausgegeben hat. Wenn die Mutter wirklich so lebt, dass sie gar nicht hinkommen konnte mit ihrem Geld, finde es legitim, zu stehlen, damit sie ihr Kind ernähren kann. Die andere Alternative wäre ja gewesen, zuzusehen, wie ihr Kind verhungert., wer macht das schon, wenn er es verhindern kann, sei es auch durch Diebstahl.
Ich finde einen Freispruch nicht gerechtfertigt, da dem Ladenbesitzer ja auch ein gewisser Schaden entstanden ist. In Deutschland muß niemand stehlen, wir haben ein recht gutes Auffangsystem für soziale Problemfälle. Viele werden das anders sehen, diesen Leuten empfehle ich einen Vergleich mit anderen Ländern, z.B. den USA. Die Kritik am deutschen System fasse ich generell als Jammern auf hohem Niveau auf.
Als Ladenbesitzer wäre ich sauer, wenn ich bestohlen werde und die Rechtsprechung diesen Diebstahl dann legitimiert. Für mich widerspricht das Urteil der rechtsstaatlichen Forderung nach Gleichheit.
Hallöchen,
Das ist das Problem. Sobald es so ein Urteil gibt, würden sicher einige Mütter los rennen und klauen und sich darauf berufen, dass sie nichts haben, und das die Mutter das ja auch gemacht hat. Das geht natürlich nicht.
Wenn man weiß, dass das Geld knapp wird und man ein kleines Kind zu versorgen hat gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder geht man Arbeiten und hat dann auch wieder Geld oder aber man borgt sich was, beziehungsweise meldet dem Jugendamt, dass man keine Mittel hat und sich nicht um das Kind kümmern kann. Abgesehen davon bekommt man ja auch Unterstützung udn das reicht wohl um zu überleben. Hier wäre es eben interessant, woher dieses Urteil stammt.
Wenns das alles nicht gibt muss sich sagen: Das ist immernoch besser, als das Kind verhungern zu lassen oder es in den eigenen Fäkalien liegen zu lassen. Das kann man nicht abstreiten. Aber hier zu argumentieren, von wegen alles wird teuer, ist kein Grund zum stehlen.
Liebe Grüße
winny
Jetzt lest euch doch alle nochmal den Ausgangspost durch. Dort steht das meredesgrey nicht mehr genau weiß, in welchem Land das war. Dort steht nicht das dies so in Deutschland passiert ist und das ein deutscher Richter jemand trotz erwiesenem Diebstahl freigesprochen hat.
Für Deutschland habt ihr sicher recht, hier hat man genug Möglichkeiten auch allein ein Kind groß zu ziehen und hier muss, wenn man mit dem Geld was man bekommt einigermaßen vernünftig umgeht, niemand stehlen, damit sein Kind nicht verhungert. Aber das gilt eben für Deutschland und nicht für jedes andere Land. Es gibt genug Länder, die über gar keine soziale Absicherung verfügen und ohne Geld nutzt es dann auch nichts, wenn man bei sich selber Abstriche macht.
Würde ich in einem Land leben, wo ich mein Kind nur noch durch Diebstahl ernähren kann, dann würde ich das natürlich auch tun und ich denke jeder würde so handeln, wenn man in die Situation kommt. Und ich finde es auch gut, dass der Richter hier Milde hat walten lassen, sofern es wirklich der geschilderten Notlage entsprach. Denn was nützt es die Mutter jetzt auch noch zu bestrafen. Sie hat kein Geld um eine Strafe zu bezahlen und Sozialstunden gibt es auch nicht überall als Ausgleich zu einer Gefängnisstrafe.
Sicher sollte dies nicht dazu führen, dass jeder der etwas sparen will, gleich losrennt und alles klaut. Aber in Notsituationen, in denen nichts anderes mehr geht sollte man dann doch mal gegenüberstellen wie wichtig die Sachen sind. Und wenn ich da entscheiden sollte was wichtiger ist, das Überleben eines Babys/Kindes oder ein paar Euro, Dollar oder sonstwas für einen Ladenbesitzer fällt mir eine Entscheidung doch recht leicht.
Selbst, wenn es eindeutig um einen Fall gehen würde, der sich in deutschen Landen ereignet hätte, finde ich manche Aussagen völlig daneben und von einer völligen Unkenntnis der Situation zeugend.
Allerdings kann auch ich mir nicht vorstellen, dass sich dieser Fall in Deutschland ereignet hat. Dazu ist das soziale Netz einfach zu dicht gewebt und eine Notwendigkeit zu stehlen um das eigene Kind durchzubringen besteht nun wirklich nicht. Daher würde auch kaum ein Richter ein solches Urteil fällen, wenn er auch ein wenig Verständnis zeigen würde.
In meiner derzeitigen Lebenssituation hier in Deutschland käme es für mich definitiv nicht in Frage zu stehlen, es wäre auch gar nicht zum Überleben nötig. Zwar stand auch ich zu Anfang meines Daseins als allein Erziehende finanziell nicht gerade gut da, aber für mein Kind hat es immer problemlos gereicht.
In einer anderen Situation würde ich es nicht ausschließen wollen, da könnte es schon sein, dass auch ich stehlen würde um das Überleben meines Kindes zu sichern. Allerdings müsste meine Situation dann wirklich aussichtslos sein.
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