Kindererziehung - Freiheit oder feste Regeln?
In der Kindererziehung ist natürlich eine gewisse Konsequenz oder Strenge von Nöten. Schließlich sollen bestimmte Normen und Werte vermittelt werden, die für den alltäglichen Umgang mit anderen Menschen wichtig sind.Doch wie weit sollte sie gehen? Können eure Kinder selbst bestimmen, was sie in ihrer freien Zeit machen? Lasst ihr viel durchgehen oder setzt ihr klare Grenzen, was sie dürfen oder auch nicht?
Sicher kann man hier keine pauschale Antwort finden, weil jeder seine Kinder anderes erzieht, aber mich würde es interessieren, wie ihr es hand habt, besonders wenn die Kinder "schwierige" Kinder sind, zum Beispiel an ADS leiden.
Mein Sohn ist ja noch sehr jung, aber ich würde mich schon als liberal bezeichnen - dennoch müssen Grenzen natürlich sein, sie sind meiner Meinung nach wichtig für Kinder, nicht nur als Strafe, sondern auch, um festen Halt zu bieten, dass sie wissen, bis hierher und nicht weiter.
Wenn mein Sohn über die Stränge schlägt, sage ich maximal 2x etwas, dann wird gehandelt, ohne Wenn und Aber. Z.B. wenn er mit Sand schmeißt, drohe ich ihm damit, dass ich ihn aus dem Sandkasten nehme. Manchmal macht er es dann noch einmal, dann werde ich lauter und sage ihm, dass das die letzte Warnung ist. Und dann ist in der Regel Schluss damit, er merkt also, dass das die letzte Warnung war. Wenn nicht, was manchmal, aber nur selten vorkommt, wenn er total aufdreht, dann kommt er raus und bekommt eine kurze Auszeit.
Schon kurz darauf ist er so reumütig, dass er es dann in der Regel für den Rest des Nachmittags lässt.
Zu dem "wie weit" würde ich sagen, dass Schläge meiner Meinung nach die falsche Lösung sind, so wird dem Kind Gewalt vorgelebt, und das ruft entweder Angst bei den Kindern oder unter Umständen sogar Gegenaggressionen, vielleicht gegen schwächere Kinder, hervor. Wobei ich sagen muss, dass ich einen gelegenlichen Klaps (auf den Windelpo, nicht den nackten Po) einer genervten Mutter schon nachvollziehen kann, und das für mich nicht unter Gewalt subsummiert wird, wobei mir klar ist, dass sich da die Geister scheiden. Ob ich dem Kind jetzt einen Klaps gebe oder es vielleicht etwas kräftiger am Handgelenk anfasse, um es zur Seite zu nehmen, weil es etwas angestellt hat, macht für mich nicht so den Riesenunterschied. Ich mache das jedoch nicht, möchte es aber nicht 100% ig ausschließen, dass es nicht doch mal als Kurzschlussreaktion passiert. Ohrfeigen oder dergleichen hingegen würde ich meinem Kind nie geben.
Ich versuche es rein mit "Time Outs", d.h. das Kind wo hinstellen, wo es 2 Minuten bleiben muss und sich nicht vom Fleck rühren darf. Da mein Sohn zuhause mir dann gerne in seiner Verzweiflung hinterherläuft, mache ich schon mal im Gang hinter ihm die Tür zu, anders geht es dann nicht. Es befinden sich dort aber keine gefährlichen Gegenstände. Zum Glück muss das nicht oft sein, denn wenn ich Gang sage, dann hört er fast immer von selbst mit dem Blödsinn auf. Es tut mir in dem Alter weh mit den Time Outs, aber anders kann ich ihn schlecht bestrafen. Es ist eine Art minimaler Liebesentzug für 2 Minuten, schlimm natürlich, da er dann immer gleich in Tränen aufgelöst ist. Aber laut Erziehungsratgebern ist das in dem Alter die beste bzw. fast einzige Möglichkeit. Wenn er ein wenig älter ist, wird er hierfür in sein Zimmer gehen, ich denke, es wird dann nicht mehr ganz so dramatisch sein (hoffe ich zumindest).
Ich denke, dass klare Grenzen sein müssen und je nach Alter muss man schon zum Schutz der Kinder diese Grenzen setzen. Man sollte auch konsequent auf diese Grenzen bestehen. Nichts ist schlimmer als Inkonsequenz vor den Kinder. Die Kinder nehmen einen dann irgendwann nicht mehr ernst und halten sich dann automatisch an keine Regeln mehr, die man aufgestellt hat. Ich bin für Grenzen in der Erziehung.
Uns war ein gesundes Mittelmaß immer sehr wichtig. Die Kinder haben ihre Freizeit, und dürfen dort auch bestimmen was sie dann machen. Wenn es zum Beispiel zeit ist das eigene Zimmer aufzuräumen, dann sollte da eigentlich auch dann geschehen, wenn nicht, dann muss es halt nächsten Tag gemacht werden, also dann ist dementsprechend weniger Zeit zum spielen mit den Freunden oder so.
Der Sohn einer Freundin hat ADS und sie ist deutlich strenger mit ihm, als mit den anderen Kindern, aber nur aus dem Grund, damit er später auch selbstständig genug ist. Er braucht ja länger zum begreifen und ist leicht abgelenkt, also muss er auch doppelt so lange aufräumen oder so.
Aber jeder so wie er denkt. Bei uns Zuhause legen wir auf einige Sachen wert, auf andere nicht so. Zum Beispiel am Tisch ruhig essen, keine Faxen machen. Gerade wenn wir Besuch haben ist unser Sohn oft eine wilde Hummel. Unsere kleine Tochter lernt gerade ruhig am Tisch zu essen, alleine, und schaut sich das natürlich schnell ab. Wenn er nach der 3. Ermahnung nicht still ist, muss er halt alleine essen, so hart wie es klingt. Am nächsten Tag überlegt er es sich 3 mal ob er wieder herum hampeln muss.
Ebenso wenn er so aufgedreht ist, das es mit Worten nicht zu bändigen ist, dann muss er sich eine Auszeit in seinem Zimmer nehmen. So kommt er wieder runter und ich ebenso. Ich denke so ist auch garantiert, das mir nicht mal die Hand ausrutscht. Wenn wir uns dann 30 Minuten aus den Augen gehen sind die Gemüter schon wieder beruhigt.
Eine ähnliche Diskussion gab es ja schon mal Autoritäre Erziehung - Ja oder Nein?. Daran möchte ich auch ein wenig anknüpfen.
Wie schon erwähnt wähle ich einen Weg zwischen beiden Extremen, der manchmal auch zum Balanceakt wird. Dabei gibt es für mich wirklich klare Regeln. Im Straßenverkehr habe beispielsweise ich das Sagen, da gibt es keine Diskussionen, ebenso wie die Bettzeiten und die Entscheidung, ob mein Kind dem Kindergarten mal fern bleiben darf bei mir liegt. Dann gibt es wieder Bereiche in denen ich mich zurückhalte. Beispielsweise bestimme ich, welche Art Kleidung getragen wird, die Kleidungsstücke aus diesem Bereich darf mein Sohn dann aber selbst aussuchen.
Gerade aber in der Freizeit lasse ich meinem Sohn viele Freiheiten, obwohl es auch hier einige Grenzen gibt, die einfach eingehalten werden müssen. Obwohl gerade ich in der freien Zeit eher Probleme hab, meinem Kind keine Grenzen zu setzen. Mein Sohn hat eine Weile mit Kindern gespielt, die ich eigentlich nicht für ihn geeignet fand, da sie schon 3 Jahre älter waren und den Kleinen gern mal manipulieren wollten. Aber ich habe mich zurückgehalten und mein Sohn hat schnell gelernt sich nicht manipulieren zu lassen und spielte recht schnell wieder mit anderen Kinder, die etwa gleichaltrig sind.
Ich habe in meinem Bekanntenkreis in ADS- und ADHS-Kind. Grenzen brauchen diese Kinder genauso wie andere auch. Was ich aber beobachtet habe: diese Kinder brauchen ein viel stärker geregelten Tagesablauf an dem sie sich entlang hangeln können und in bestimmten Dingen einfach mehr Unterstützung. Mit Grenzen hat das meines Erachtens aber weniger zu tun.
Also meine Erziehung war soweit immer ganz in Ordnung. Bis zu einem gewissen Alter habe ich eine eher strenge Erziehung genossen, was hauptsächlich daran lag, dass meine Mutter allein erziehend war und wir halt mit am Strang ziehen mussten. Unser Tagesablauf war klar vorgeschrieben und auch was wir freizeitmäßig machen sollten (jeder ein Instrument und eine Sportart, die wir uns aber selber aussuchen durften).
Ab einem Alter von 12 hat sich das dann sehr gelockert, ich hatte zwar immer noch klare zu Bett gehe Zeiten, aber sonst konnte ich mir meine Freizeit selber einteilen, Vorrausetzung natürlich in der Schule klappte alles. Ich hab nie Hausarrest bekommen oder dergleichen und Fernsehverbot hätte bei mir sowieso nichts genutzt, weil ich lieber gelesen habe. Und je älter ich wurde, desto lockerer wurde es natürlich.
Ich bin klar für feste Regeln und Grenzen. Ich bin auch der Meinung, dass man damit schon recht früh anfangen sollte. Meine Tochter ist jetzt 2,5 Jahre und testet schon sehr genau wie weit sie gehen kann. Wenn ich jetzt nciht eingreife wann dann? Wenn ich manchmal beim Durchschalten bei der "Super Nanny" oder so hängen bleibe, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Ich kann es nicht fassen, dass es Kinder gibt die so unerzogen sind, dass sie ihren Eltern dermaßen auf der Nase rumtanzen.
Ich bin nicht für Schläge, das gibt es andere Mittel und Wege seinen Kindern beizubringen, wo ihre Grenzen sind und wann es reicht. Auch wenn es teilweise nach Erpressung klingt aber wer das Eine will muss das Andere mögen. Kann ja mal ein paar Beispiele zum Besten geben. Unsere Tochter freut sich jeden Abend auf ihre Gute Nachtgeschichte, allerdings wird diese gestrichen wenn sie nicht hört. Es gab zwei Abende an denen sie wirklich ohne Geschichte schlafen musste und wir auch nicht nachgegeben haben. Es hat gewirtkt, wenn sie gewisse Aufgaben, natürlich nur kleine im Haushalt nicht übernimmt z.B. ihre Spielsachen abends ins Kinderzimmer zu räumen, sagen wir, dass wir dann auch keine Geschichte vorlesen wollen.
Auch wenn sie Sachen frech grinsend auf den Boden wirft, wird sie aufgefordert diese wieder aufzuheben. Teilweise grinst sie uns dabei an um rauszufinden, wie wir reagieren. Kinder brauchen Grenzen und Regeln, wie sollen sie sonst lernen was in Ordnung geht und wann es reicht? Wir erklären ihr alles und versuchen ihr beizubringen warum sie gewisse Sachen einfach nicht machen darf. Genauso das Thema hauen. Ab und an versucht sie ihren Unmut zum Ausdruck zu bringen, in dem sie haut und dann noch so ein Spruch kommt wie "Larissa will nicht." Natürlich hauen wir nicht zurück, damit würden wir es ja gut heißen. Sie darf dann konsequent in ihr Zimmer gehen und überlegen was schief gelaufen ist. Irgendwann kommt sie dann wieder und meint "Rissa wiede lieb, hauen ist böse." Sie weiß, dass es falsch war und muss mit den Sanktionen leben.
Um so älter Kinder werden um so schwieriger wird es in meinen Augen sie ihn ihren "Grenzen" zu halten. Sie hat ihre Freiheiten und auch Mitspracherecht, wenn wir nachmittags raus gehen, kann sie mitbestimmen wohin und was wir machen, auch was das Essen und so angeht. Klamotten dart sie auch mit reden aber alles im Rahmen, im Sommer gibts halt keinen Wollpulli.
Ich hoffe, dass wir das alles richtig machen aber wenn ich manch andere Kinder sehe, dann glaube ich, dass sie schon ganz gut geraten ist. Man muss seine "Androhungen" aber auch wirklich durchsetzen und nicht immer nur sagen, Mutti macht das und das wenn Du das noch mal machst und dann nicht durchziehen, dann macht man sich zur Lachnummer.
Nachdem unsere Generation weder auf wirklich hilfreiche Tips von früher noch auf gerade allgemeingültige Erziehungsmethoden zurückgreifen kann, ist es wirklich eine Herausforderung, zu einem neuen Erziehungsstil zu finden. Wichtig ist wohl, sich vor Augen zu halten, dass es die absolute, vollkommen wirksame Erziehungsmethode schlicht nicht gibt, da es um Kinder geht, nicht um irgendwelche Objekte.
Grundsätzlich finde ich die heutzutage wohl am meisten erprobte Methode, seinen Kindern zu helfen, sich später mal alleine in der Gesellschaft zurecht zu finden, ohne anzuecken den Mittelweg zwischen Autoritär und Laissez-faire - am besten. Wichtig ist, sich klar zu machen, welche Werte man selbst hat und den Kindern vermitteln möchte. Ich bin eher gegen Strafen und "Erpressung" ("wenn Du jetzt brav bist, dann kriegst Du auch nachher ein Eis"), sondern eher für natürliche Konsequenzen, die mit dem Fehlverhalten in Zusammenhang stehen, z.B. das Kind macht absichtlich ein (geringerwertiges) Spielzeug eines anderen Kindes kaputt, dann müsste es mit dem eigenen Taschengeld ein neues Spielzeug kaufen.
Natürlich funktioniert das mit der natürlichen Konsequenz nicht immer, so dass man auch manchmal auf Strafen oder "Erpressung" zurückgreift, vor allem wenns gerade mal schnell gehen muss, aber grundsätzlich finde ich diese Methode am besten, vor allen Dingen, da es später im Erwachsenenleben so ähnlich verläuft, nur ein bisschen härter.
Außerdem wäre da noch die Vorbildfunktion, die wirklich nicht zu unterschätzen ist. Vor einigen Jahren z.B. habe ich beobachtet, dass unser Sohn einen schnelleren Fußgänger hinter uns überholen ließ, indem er zur Seite trat und kurz stehenblieb, und das haben wir ihm verbal nicht beigebracht, vermutlich aber durch eigenes Verhalten. Natürlich funktioniert das auch mit eigenem nicht so tollen Verhalten, aber dies soll hier mal lieber nicht erwähnt werden.
Und wenn's mal total schiefläuft, kann man sich noch damit trösten, dass es keine perfekten Eltern gibt und nie geben wird und dass das wohl auch garnicht so toll für die Kinder wäre, wenn es das gäbe.
Wir haben beides in unserer Erziehung. Feste Regeln gibt es bei den Bettzeiten, Essen und auch Aufräumen. Bei ihrer Freizeit dürfen sie aber selbst entscheiden, was sie spielen wollen. Auch ob das drinnen oder draussen statt findet. Solche Probleme, wie brav sein und dann gibt es Eis oder dergleichen habe ich von Anfang an unterbunden. Eher wird was gewohntes, wie Sandmann, gestrichen, wenn sie absolut nicht hören wollen. Ich denke damit erreicht man mehr, als wenn man sich das brav sein "erkauft".
Hm schwierig das zu verallgemeinern. Wir wollen nur ein paar wichtige Regeln durchsetzen und unserem Sohn (10 Mon.) ansonsten seine Freiräume lassen um sich entfalten zu können. Uns ist wichtig, dass wir mindestens eine Mahlzeit am Tag zusammen einnehmen. Andere wollen ihre Kinder am Tisch sitzen lassen, bis alle fertig sind mit essen. Jede Familie hat ihre eigenen Spielregeln.
Ich lese gerad das Buch "Nein aus Liebe" von Jesper Juul und seine Grundaussage ist eigentlich, dass man Kinder nur verwöhnen kann, wenn sie zuviel von Dingen bekommen, die sie nicht wirklich brauchen. Liebe, Vertrauen, Kleidung, Nahrung, Schlaf etc. brauchen sie. Jeden Tag ein Eis aber nicht.
In der aktuellen Baby-Zeitung aus der Apotheke ist auch ein guter Artikel drin zum Thema Konsequenz und Strenge. Ich fand ihn sehr gut und er hat mir einiges erklärt, an was ich vorher nicht gedacht habe. Übrigens auch wieder mit Kommentaren von Jesper Juul Kinder müssen lernen, dass ihr Verhalten Folgen hat. Aber das lernen sie nur, wenn die Folge auch logisch ist. Kommt das Kind auch nach mehrmaligen Rufen nicht zum essen, dann ist das Essen eben kalt, wenn es dann doch erscheint. Als Strafe fürs zuspät kommen dann Spongebob und co zu streichen ist nicht logisch und daher nicht sehr wirksam.
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