Biokraftstoff macht Lebensmittel teurer - warum eigentlich?
Ja, ihr habt richtig gelesen, Biosprit ist auch einer der Preistreiber bei den Lebensmitteln. Beispiel Margarine: sowohl zur Herstellung von Biokraftstoff als auch für Margarine wird Raps benötigt. Die Nachfrage noch Biokraftstoffen steigt und so orientiert sich der Preis des Rapsöls an den Preisen von Rohöl, Tendenz weiter steigend. Ein großes Kontingent des Rapsöls wird für die Herstellung von Biokraftstoffen verwendet und der Rest eben auch zu hohen Preisen als Grundlage zur Herstellung von Margarine.
Nun habe ich aber auch gelesen, dass wegen der hohen Nachfrage nach Biokraftstoffen auch Bier und Brot teurer werden sollen. Zu deren Herstellung braucht man aber keinen Raps oder doch? Und sind das dann so enorme Mengen, dass Bier und Brot spürbar teurer werden? Weder einen Ansatz zur Begründung für diese Behauptung habe ich gefunden. Erst recht keine nachvollziehbare Begründung. Lediglich, dass immer mehr Bauern immer mehr Raps anbauen würden. Das könnten sie zwar tun, würden sich aber damit auf Dauer mehr schädigen, da eine dauerhafte Monokultur von Raps das Risiko von Schädlingsbefall und auch Ernteausfällen erheblich steigert, weswegen bisher ja auch fast überall an der Dreifruchtfolge festgehalten wird.
Also kann mir jemand mal erklären, warum die erhöhte Nachfrage von Biokraftstoffen auch Bier und Brot teurer machen soll? Oder hat da einer mal etwas verkehrt geschrieben und alle haben nur abgeschrieben?
Es geht dabei nicht alleine um Raps. Es werden einfach viel mehr Felder für den Anbau von Raps verwendet als früher, weil man so die Menge an Biokraftstoffen steigern will. Wenn aber auf den Feldern Raps angebaut wird, kann man sie nicht mehr für den Anbau von Weizen, Gerste und Co. benutzen, was bedeutet, dass die Rohstoffe für die Herstellung von Brot und Bier weniger werden. Es wird mehr nachgefragt als vorhanden ist, also verteuert sich auch da das Endprodukt.
Was Morrighan geschrieben hat ist grober Unfug da reell der Anteil der Feldfrüchte nicht abgenommen hat - auch seit dem viele Bauern auf die Erzeugung von Biokraftstoffen umgestiegen sind. Wir reden hier von Zahlen von 0,8 bis 1,2 % der Gesamtproduktion, wenn überhaupt!
Warum sich andere Erzeugnisse verteuern liegt einfach daran dass alle Teile der Erzeugerkette von den steigenden Rohstoffpreisen betroffen sind, sowohl die erzeugenden als auch die verarbeitenden als auch die logistischen und verkaufenden Teile dieser. Wenn man hier überall die Energiepreise umlegt und auf das Produkt herunterrechnet hat man hier eine schöne Additionsfolge was natürlich auch den Endpreis beeinflusst.
Dazu kommt der für die Bauern alles andere als schöne Sommer da in den entscheidenden Phasen der Regen ausblieb - viele Feldfrüchte vertrockneten einfach oder konnten sich nicht rechtzeitig entwickeln. Darüber gab es dieses Jahr schon einige Berichte wie Bauern ihrem Anbau beim vertrocknen zusehen konnten oder wie dieser nur kümmerlich wuchs. Daraus resultieren natürlich auch entsprechende Ernteausfälle die die Gesamtmenge verknappen und zusammen mit den Energiepreisen ergibt das eine schöne Teuerung.
Und die paar Promille die der Anbau von Erzeugnissen für Biosprit hat kann man da getrost beiseite schieben.
Ich finde es nicht sehr schön, dass du (fast) immer alles, was andre schreiben als Unfug oder als schlichtweg falsch . Das Argument, was Morrighan geschrieben hat wird in den Medien zu Hauf erzählt und klingt auch sehr logisch. Vor allem ist auch Biofleisch schuld daran, dass auch die anderen Lebensmittel teurer werden. Denn durch das Biofleisch werden auch Anbauflächen genommen. Genau wie mit Raps und Co für Biodiesel.
Es ist Unfug und es ist schlichtweg falsch - dazu muss man sich nur einmal mit der Faktenlage vertraut machen und mit Statistiken die jedem frei zugänglich sind. Soll ich wenn jemand (mal wieder) eine komplette Falschdarstellung abliefert das ganze vielleicht noch in den Himmel loben und sagen "Fein gemacht - ist zwar Unsinn, aber danke!" und für die Mühe ein Bienchen ins Heft malen?
Oder wenn Du mal wieder irgendwelche Fakten auftischst die sich in der Realität merkwürdigerweise objektiv nicht finden lassen? Da muss man mir auch nicht mit den Medien kommen um seine dünne Informationsdecke zu entschuldigen, wenn ich jedem erzähle dass 1 + 1 = 0 ist oder Kühe sprechen und Fahrrad fahren können würde man mir auch den Vogel zeigen und ich kann mich nicht mit "Nie Mathe gehabt" oder "Kam auf RTL / Stand in der Bild..." rausreden! Falsch bleibt falsch, da helfen keine Pillen oder irgendwelche Ausflüchte.
Und wenn Du alles glaubst was die Medien erzählen ist dein Problem, obwohl dort auch (arte & Co sowie Wirtschaftsmagazine) ausreichend über den Umstand berichtet wurde dass die Erzeugung von Biokraftstoffen einen minimalen Anteil daran hat der verschwindend gering ist. Die Realität sieht nun einmal anders aus, nur das lässt sich nicht so gut in 3 Worte packen wie "liegt am Biosprit" und das scheint wohl zu oft den Verständnishorizont der meisten zu übersteigen wenn man ihnen mit ein paar simplen Rechenaufgaben kommt die immer noch nicht das volle Bild wiedergeben (können).
Und was ist daran logisch? Wenn der Anbau und die Erzeugung durch Biosprit um 0,8 bis 1,2 % abnimmt steigen die Preise um 12 %? Weil 100 x 101,2 = 112 ist? Das kann sogar ein Fünftklässler nachrechnen dass das niemals aufgehen kann - umso verwunderlicher dass es die meisten trotzdem schlucken. Und durch die Erzeugung von Biofleisch wird die fehlende Differenz auch nicht ausgeglichen, dass kann man sich ja gerne schönreden, aber rechnerisch geht das in 100 Jahren noch nicht auf. Und wenn man über steigende Anteile redet und stetige Zunahmen sollte man das auch mal im Gesamtkontext sehen und in Relation zum konventionellen Anbau setzen. Und der konventionelle Anbau ist trotz Bio immer noch ausschlaggebend denn trotz der Zunahme des Anbaus auf dem Biosektor stellt der immer noch einen Tropfen auf den heißen Stein dar.
Was neben den diesjährigen Ernteausfällen (vor denen schon im März gewarnt wurde) und der Energieverteuerung auch auffällt ist die Logik auf die das ganze auf Rapsöl zurückgeführt wird. Man braucht ständig einen neuen Sündenbock wie es aussieht.
Denn der Rapsölpreis ist relativ konstant geblieben und die Menge durch Zwangsbeimischung die nachgefragt wurde ebenfalls, dass einzige was unverhältnismäßig stark stieg war das dem Biosprit zwang beigemischt wurde, das Öl bzw. dessen Folgeprodukte. Und wenn man den Anstieg mal umlegt da kommt man zu spannenden Zahlen die jetzt schon sagen dass man mal lieber noch etwas Spielraum in der Haushaltskasse für das zweite Halbjahr lassen sollte, denn die Preiserhöhung kommt bestimmt. Und wenn diese nur so hoch wäre wie der Nachfrageanstieg und die Entwicklung des Preises des Rapsöls könnte man noch froh sein.
@KrashKidd, stimmt im letzten Jahr war es bei uns so: erst lange Trockenheit und dann wollte es gar nicht mehr aufhören zu regnen. Da in unserer Umgebung die Trockenheit in diesem Jahr nicht so extreme Auswirkungen hatte, hab ich das als Ursache gar nicht mehr bedacht.
Und an diejenigen, die immer noch an der Theorie vom "bösen Biosprit" glauben: Dass Raps und Biofleisch anderen Produkten die Anbaufläche wegnimmt ist nun wirklich nicht wahr, denn wie ich schon im Eingangsbeitrag schrieb, würden die Bauern dadurch auf Dauer mehr Schaden nehmen, da Monokulturen über Jahre nichts bringen. Wenn die Bauern in diesem Jahr mehr Ackerflächen für Raps nutzen würden, würden sie diese im nächsten Jahr nicht mehr für Raps nutzen, sondern andere Feldfrüchte anbauen.
Außerdem wohne ich sehr ländlich und über die Jahre gesehen, hätte man dann auch den Trend erkennen können. In diesem Jahr habe ich an den Straßen aber weniger Raps gesehen als in den letzten drei Jahren. Da wird wohl der Raps woanders angebaut worden sein. Mehr Raps ist aber eher nicht angebaut worden.
Warum ich eigentlich diese Frage stellte (vielleicht überdenkt Ihr das auch mal): Wenn Raps tatsächlich Anbaufläche für andere Feldfrüchte wegnimmt, warum sind dann nur Margarine, Bier und Brot von der erwarteten Teuerung betroffen? Es gibt auch andere Feldfrüchte (Mais, Zuckerrüben). Die Produkte für die diese Feldfrüchte Grundlage sind müssten dann genauso teurer werden!
Ich bin zwar kein Bauer / Landwirt / Agrarökonom aber Mais wird hauptsächlich importiert auch wenn man sehr viel selbst herstellt. Ironie: Mais ist mit die Pflanze mit dem höchsten Wasserbedarf und wird vor allem in Regionen und Ländern angebaut die oft unter Wassermangel zu leiden haben (-> Umweltzerstörung durch Maisanbau und Wasserabzweigung).
Also beim Maisanbau sind wir nach FAO / Faostat nicht einmal unter den 10 größten Produzenten, die klassischen Maisländer sind die USA, China, Brasilien, Mexiko usw. wo auch wir einen Großteil importieren. Der meiste Mais der hierzulande angebaut wird ist Futtermais für die Viehwirtschaft.
Bei den Zuckerrüben sieht es ähnlich aus: Rübenländer sind vor allem Frankreich und Polen und hier hat sich der Wassermangel weniger stark ausgewirkt, vor allem da Rüben im Grunde immer lange in der Erde bleiben und seit jeher eher spät geerntet werden um eine optimale Qualität zu erzielen.
@Krashkidd, das sind jetzt nur die Feldfrüchte, die bei uns in der Gegend auch in größerem Umfang angebaut werden und die mir deshalb spontan einfielen. Und das muss sich ja auch irgendwie lohnen, sonst würde das kein Landwirt mehr machen. Sicher liegt das auch an den Subventionen.
Trotzdem bleibe ich bei meiner Überlegung, alles auf den Raps zu schieben ist Quatsch, denn dann müssten auch andere Lebensmittel teurer werden.
Klar, dass sehe ich ja auch nicht anders. Der Raps ist wirklich nur ein Vorwand und ziemlich abstrus dazu, denn die Teuerung durch steigende Energiepreise stellt einen Faktor dar der die Teuerung die durch den Raps entsteht um ein vielfaches übersteigt.
Ich verstehe auch nicht warum jetzt auf den Raps eingehackt wird, selbst nach Ockhams Rasiermesser, welches man ja nicht allem zugrunde legen sollte ist der Energiepreis die weitaus logischer Komponente. Vor allem weil dieser im Gegensatz zum Raps bei allen Wegen immer ein gewichtiges Steinchen darstellt im Gegensatz zum Raps der höchstens indirekt eine Rolle spielt (und dann eine zu vernachlässigende).
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