Kostenloses Probearbeiten

vom 27.06.2008, 23:22 Uhr

Folgendes ist passiert: Jemand schreibt aufgrund eines Tipps aus dem Bekanntenkreis eine Bewerbung an eine Küche eines Seniorenzentrum für eine Stelle als Küchenhilfe. Prompt soll diese Person mal vorbei kommen zum Vorstellen. Es wird beim Vorstellungsgespräch ein Termin zum Probearbeiten ausgemacht. Die betreffende Person kommt zum Probearbeiten, hilft beim Zubereiten der Speisen und spült ab.

Das Ganze über 6 Stunden bin einer groben halben Stunde Pause. Sie fährt heim und ist guter Dinge, denn die Küchenleitung fand die Arbeit in Ordnung. Am nächsten Tag guckt die Bewerberin in den Briefkasten und findet eine Absage vor mit einem Datum VOR dem Probearbeiten.

Für mich klingt das Ganze nach Ausnutzerei. Und vor allem: kann man Lohn geltend machen? Sicherlich ist bei einem Stundenlohn von 7 Euro die Stunde nur etwa 35 Euro geltend zu machen. Aber dennoch: Probearbeit muss für mich (vor allem in solch einem Fall) nicht kostenlos sein! Schließlich hatte die Person auch noch insgesamt 30 Kilometer extra zu fahren.

Wie würdet ihr verfahren? Saufrech anrufen und die Kontonummer und sämtliche Daten durchgeben? Auf Nachfragen sagen, dass kostenlose Arbeit ein No-Go ist und man sich rechtlich auch nochmal informiert? Schließlich bekam diese Person die Absage einen Tag später mit einem Datum VOR dem Probearbeiten zugeschickt. Somit war es bereits am Probearbeits-Tag fix, dass die Person nicht genommen wird.

» arveldis » Beiträge: 112 » Talkpoints: 0,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Sicher ist das Ausnutzerei. Aber leider ist das so,da kann man nichts machen. Ich gehe davon aus, das Deine Bekannte ALG1 oder ALG2 bezieht. Die Arbeitsagenturen vertreten die Auffassung,das Probearbeiten ohne Entlohnung zumutbar ist, da die Bezieher des ALG Geldes ja von vom Staat Geld beziehen. Deine Bekannte kann froh sein, ich weiß von Leuten, die 2-3 Tage ohne Vergütung gearbeitet haben.

Es gibt etliche Firmen (z.B.wie bei Deiner bekannten Küchen, aber sehr gern machen das auch z.B. Tankstellen oder ähnliches), die so eventuelle Personal Engpässe gut überbrücken. Aber solange wie das der Staat unterstützt, wird sich da nichts ändern. Ist im Prinzip das gleiche Manko, wie die so genannten Praktikanten (sehe ich bei mir im Betrieb, kriegen kein Geld und machen die gleiche Arbeit wie andere).

Ich bin nur froh, das ich noch Arbeit habe und nichts mit diesen ganzen Missständen zu tun habe und mich vorm Staat nackisch machen muss.

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» Knorre » Beiträge: 850 » Talkpoints: -25,94 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ja, dieses Überbrücken von personellen Engpässen ist auch hier der Fall :( Das weiß ich sogar sicher. Meine Bekannte erhält weder ALG 1 noch ALG 2. Sie hat einen 400 Euro Job und hält sich so über Wasser.

Kann man evtl. gegen solch offensichtliches Ausnutzen vorgehen? Muss doch möglich sein, so was einzudämmen. Aber ich hab schon ein bisschen im Internet gesucht und zumeist liegt es daran, dass sich die Leute nicht ausgenutzt fühlen und meinen, der Arbeitgeber hätte das Recht zu testen.

Aber jede Arbeit ist normal entlohnungspflichtig. Nur in wie weit kann man rechtlich dagegen vorgehen. Ich denke, sie sollte mal saufrech am Montag anrufen und die Kontonummer etc. durchgeben. Zählt ja eh noch alles zum alten Monat.

» arveldis » Beiträge: 112 » Talkpoints: 0,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wenn Sie kein Geld vom Staat erhält, würde ich diese Arbeiten nicht machen oder vorher regeln, das auch das Probearbeiten bezahlt wird. Ich verstehe das nicht so ganz, da redet man doch vorher drüber und wenn der Chef da gesagt hat für das Probearbeiten gibt es nichts, sieht es eher schlecht aus.

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» Knorre » Beiträge: 850 » Talkpoints: -25,94 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das Vorstellungsgespräch war wohl auch eher nur ein Witz und sie wollte sich wohl die Chance auf die Arbeit nicht deshalb gleich zunichte machen (was ja auch verständlich ist - zumindest ein bisschen) und hat natürlich nichts gesagt. Sie war auch auf dem Stand, dass das Probearbeiten schlichtweg gratis sein müsste. Aber da ja die Absage auch noch kam, kam sie dann ins grübeln.

Vor allem erwähnte die Küchenleitung auch noch den personellen Engpass und dass sie so dringend endlich Leute bräuchte und es würden sowieso noch ein paar Leute zum Probearbeiten kommen. Ich finde, so was darf nicht sein. Evtl. soll sie sich mal beim Arbeitsgericht vielleicht kundig machen? Die bieten hier ja ne kostenlose Rechtsberatung an. Da war ich selbst schon mal mit einem Fall über sage und schreibe 100 Euro Lohn :(

Ich weiß von mir selber auch aus meiner Lehre, dass ich ne billige Arbeitskraft war. Ich hab die Aufgaben der Geschäftsleitung (!!!) übernommen, da diese teilweise nicht mal kommen wollte. Ständig also ohne Ausbilderin im Betrieb und Dinge erledigt, die ich als Azubi nicht mal hätte angucken dürfen. Aber ich habe es durchgezogen und meine Lehre fertig. Der Betrieb ging dann eh pleite (aber nicht wegen mir *lol* )

Die Praktikanten-Arbeit finde ich auch zum K****. Früher war man als Praktikant meistens immer daneben gestanden, hat zugeschaut und ab und an durfte man dann mal was mithelfen. Mittlerweile bist du eine kostenlose Vollzeitkraft mit Verantwortung. *kopfschüttel*

» arveldis » Beiträge: 112 » Talkpoints: 0,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Leider Gottes wird das Probe Arbeiten manchmal ganz schön ausgenutzt.

Einerseits kann ich die Chefs verstehen, das sie sich erst einmal den Bewerber anschauen wollen, wie der arbeitstechnisch drauf ist. Denn wer kauft schon gerne die Katze im Sack? Und das, was in der Bewerbung und im Lebenslauf drin steht, hat ja nichts mit der praktischen Arbeit, und mit dem Charakter des Bewerbers zu tun.

Andererseits gibt es viele Chefs, die nur noch Stellen ausschreiben, und dann jeden Tag jemand anderes zum Probe arbeiten kommen lassen. Und wenn man das über 2 oder noch mehr Wochen macht, spart die Firma schon einiges an Geld.

Allerdings ist man als Arbeitsloser verpflichtet, unentgeldlich Praktikas zu absolvieren. Ich glaub, bis zu einer Dauer von 4 Wochen ist es normal. Du bekommst dann nur eine Fahrtkostenpauschale vom Amt. Und wenn du dir 4 Wochen lang den Ar... aufreisst für umsonst, bekommst du den Job meist eh nicht, denn dann kommt der nächste Bewerber, der das 4 Wochen lang für umsonst macht. Leider kann man dagegen nichts machen.

Mein Mann hatte mal ein Vorstellungsgespräch bei einer Zeitarbeitsfirma. Es ging um einen Job als Produktionshelfer. Beim Vorstellungsgespräch kam dann raus, das sich über 30 Leute dort beworben hatten. Und jeder sollte 2 Tage Probe arbeiten. da es dort noch mehr Ungereimtheiten gab, hat mein Mann das aber nicht gemacht. Und es stellte sich dann raus, das diese Firma mit der Zeitarbeitsfirma zusammen gearbeitet hat. Und zwar haben die mehrere Leute entlassen, um dann fast den ganzen Betrieb nur noch mit Bewerbern auf Pseudojobs zu machen. das ganze ging fast 1 Jahr gut. Jeden Tag waren dort einige Leute, die umsonst gearbeitet haben.

Ich denke mal nicht, das deine Bekannte da große Chanchen hat, irgendwie noch an Geld zu kommen. Die werden behaupten, es sei ein Tippfehler.

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» pepsi77 » Beiträge: 1629 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Als mein Mann arbeitslos war, hat er insgesamt 7x immer 8 Stunden Probearbeiten müssen. Man kann sagen, bei fast jeder zweiten Arbeit wo er sich beworben hat, kam ein Termin zur Probearbeit.

Alle Probearbeitstage waren umsonst. Er hat weder Geld dafür bekommen, noch eine Zusage. 2x war auch eine Absage schon am nächsten Tag per Post im Briefkasten. Also muss sie an dem Tag der Probearbeit zur Post gegangen sein und beide Probetage waren Spätschicht.

Also haben auch da die Arbeitgeber nicht abgewartet und einfach die Absage geschickt, ohne den Tag abzuwarten. Ich denke, wenn man heutzutage eine Arbeit finden will, muss man sich mit sowas abfinden. Leider.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Bevor ich meine "damalige" Stelle als "Aushilfe" (Kassiererin) bekommen habe, musste ich auch "Probe arbeiten" und zwar eine ganze Woche jeweils 5 - 6 Stunden pro Tag. Um den Job zu bekommen um aus der Arbeitslosigkeit zu kommen, habe ich es getan und habe den Job auch ohne Probleme bekommen. Zuvor wurde ich gefragt ob ich "Arbeitslosengeld" beziehe. Das tat ich und somit "konnten" sie mich ohne Bedenken Probe arbeiten lassen.

Letztendlich bin ich aufgestiegen und sehe selbst mit welchen Methoden in der Firma in der ich arbeite, gearbeitet wird und das meine Chefin der Ansicht ist, das Menschen die Arbeitslosengeld beziehen, 2 Wochen "umsonst" Probe arbeiten können, da sie ja auch Arbeitslosengeld beziehen. Ich teile diese Ansicht nicht und mir tun diese Menschen leid, die dies bei uns tun. Manche bekommen letztendlich diese Stelle und manche nicht, d.h. sie haben umsonst gearbeitet.

Ich denke das deine Bekannte kein Geld für das Probe arbeiten verlangen kann, denn sonst hätte dies vorher ausgehandelt werden müssen. Meist heißt "Probe arbeiten" ja, das man zuschaut und man mit anpackt, aber die Arbeiten nicht zu 100% so erfüllen kann, wie jemand der schon Monate oder Jahre dort arbeitet. Deswegen heißt es ja auch "Probe arbeiten", u.a. um zu sehen wie es von beiden Seiten her passt :

Entweder sagt der Bewerber : Nein, das ist nichts für mich. Habe mir diese Arbeiten anders vorgestellt oder der Arbeitgeber sagt : Nein, der Bewerber passt nicht zu unserem Team. So wird von beiden Seiten u.a. durch das Probe arbeiten gesehen wie es jedem so passt und ob es etwas "festeres" wird oder ob man sich voneinander trennt.

Leider eben "umsonst" und manchmal auch zum Nachteile des Bewerbers, denn es gibt mittlerweile viele Arbeitgeber die dies ausnutzen und sich auf längere Zeit nur Bewerber zum Probe arbeiten einladen, um somit Personal zu sparen und eben Personalkosten zu sparen. Hauptsache sie haben einen Engpass überwunden und dazu noch Personalkosten gespart. Dagegen wird man leider nie viel tun können. :(

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Hi, wenn du zum "Probearbeiten" bestellt wirst und die Absage schon vorher verschickt wurde:

1. Schreib den Vorfall mal auf und schick alles an die Staatsanwaltschaft mit der Bitte, denjenigen, der dich zum Arbeiten bestellt hat, zu bestrafen.
2. Anwalt einschalten (die Beratung kann der Staat zahlen -) "Beratungshilfe" googlen
3. Mal überlegen, einer Gewerkschaft beizutreten, die Rechtsschutz anbietet

Ich finde es wichtig, solche Menschen nicht durchkommen zu lassen. Die Sitten verrohen. :twisted:

» dacapem » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,30 »


Wenn zwischen dem Probearbeitstag und der schriftlichen Absage ein längerer Zeitraum von mindestens zwei Tagen gelegen hätte, hätte es sich ja einfach um einen Tippfehler der Sekretärin handeln können. In diesem Fall jedoch denke ich auch, dass die Firma absichtlich Leute zum Probearbeiten bestellt hat, obwohl von vorneherein klar war, dass keiner den angeblich freien Job bekommt. So ein Verhalten von Seiten einer Firma ist selbstverständlich nicht in Ordnung.

Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, wenn Arbeitnehmer sich die Bewerber genau anschauen und sich nicht nur auf den netten Eindruck während des Vorstellungsgespräches verlassen, sondern auch mal schauen wollen, wie gut sich der Bewerber im Job und im bestehenden Team bewährt. Ein Bewerber, der auf den ersten Blick fähig erscheint, kann sich ja dann doch als absolut ungeeignet herausstellen, wenn er erst einmal mit der üblichen Arbeit konfrontiert ist.

Ich musste bisher für meine Studentenjobs noch nie Probearbeiten und wurde in geringfügigen und Teilzeitbeschäftigungen immer so engagiert. Allerdings ist es mittlerweile ja ziemlich üblich geworden, dass Bewerber mal einen oder zwei Tage probearbeiten. Daran ist ja auch nichts auszusetzen. Wer will schon die Katze im Sack kaufen und einen Mitarbeiter einfach so einstellen, wenn man überhaupt nicht weiß, ob dieser Mensch in das Team passt und auch mit den anfallenden Arbeiten keine Probleme hat.

Ich finde es daher sinnvoll, erst einmal die völlig ungeeigneten Bewerber auszusortieren, indem man sie zu einem Probearbeitstag bestellt. Dabei gibt es ja bei solchen Jobs kein hartes Auswahlverfahren wie in anderen Berufen und wer ein bisschen Arbeitswillen mitbringt, wird auch kein Problem haben, den Probearbeitstag zu überstehen. Das Problem kommt erst ins Spiel, wenn Arbeitgeber eigentlich keinen Job zu vergeben haben, sondern nur auf die kostenlosen Arbeitskräfte aus sind. Durch solche schwarzen Schafe wird aber nicht direkt das ganze System des Probearbeitens wertlos.

Ich glaube kaum, dass man gegen diese Firma etwas unternehmen kann und dann einen Lohn für den einen Tag ausgezahlt bekommt. Natürlich kann man dem Chef unterstellen, dass er potentielle Arbeitgeber gezielt als kostenlose Arbeitskräfte ausnutzt. Allerdings gibt es in der Regel keine Nachweise dafür und der Bewerber ist ja schließlich mehr oder weniger freiwillig zum Probearbeiten gekommen. Dass der Bewerber einen gewissen Anfahrtsweg hat, kann man dem Unternehmen nicht anlasten. Das ist schließlich das Problem des Arbeitnehmers, wie er zu seiner Arbeitsstelle hinkommt.

Dieser Bewerber kann natürlich versuchen, die Firma einfach anzurufen. Ich denke allerdings nicht, dass da ein erwünschtes Feedback erfolgt. Der Chef wird sich sicher verleugnen lassen und die Sekretärin wird die Sache als Tippfehler abtun. Falls die Stelle vom Arbeitsamt vermittelt wurde, könnte man die Sache dem Amt melden. Mehr wird man sicher erst einmal nicht machen können, vor allem nicht wenn es sich nur um einen Einzelfall handelt. Und es ist sehr schwer, solchen Firmen nachzuweisen, dass sie gezielt Arbeitssuchende ausbeuten.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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