Tochter auf Privatschule schicken?
Meine Tochter besucht zur Zeit die 5. Klasse einer Gesamtschule. Sie ist dort mit einer Gymnasialempfehlung hingegangen, hauptsächlich weil ihr älterer Bruder dieselbe Schule besucht. Mittlerweile bin ich mit der Schule nur noch unzufrieden. Ständig fällt Unterricht aus, die Fahrräder beider Kinder wurden schon beschädigt, meinem Sohn wurde das Handy geklaut, die Lehrer können in keinster Weise mit Kritik umgehen usw. Nun möchte ich beide Kinder von der Schule nehmen.
Bei meinem Sohn ist es kein Problem, er wird in eine staatliche Realschule wechseln. Meine Tochter hat bisher nur Englisch als Fremdsprache, möchte aber gerne den sprachlichen Zweig machen. Tja, alle Gymnasien unterrichten im sprachlichen Zweig bereits ab der 5. Klasse Französisch oder Latein als 2. Fremdsprache, ihr würde also ein Jahr fehlen. Mein erster Gedanke war, sie das erste Jahr durch Nachhilfe aufholen zu lassen, aber dann habe ich mal geschaut, was es an Privatschulen hier gibt und bin auf ein Privatgymnasium gestoßen, was mir sehr gut gefällt und wo mit der 2. Fremdsprache erst ab Klasse 6 angefangen wird. Die Schulgebühren betragen 160 Euro im Monat, was für mich gut finanzierbar wäre. Nun habe ich allerdings überhaupt keine Erfahrung mit Privatschulen und kenne auch niemanden im Bekanntenkreis, den ich fragen könnte.
War hier jemand auf einer Privatschule oder hat sein Kind auf eine geschickt? Was ist anders? Wie sieht es mit der Elternarbeit aus? Was wird erwartet? Ich muss nämlich ehrlich sagen, dass ich weder Lust noch Zeit habe, mich in der Richtung zu engagieren. Und inwieweit sind es "Besserverdienende", die ihr Kind auf eine Privatschule schicken? Bei mir ist es so, dass ich einen guten Job haben, aber alleinerziehend bin und in einer stinknormalen Mietwohnung lebe.
Ich möchte nun nicht, dass meine Tochter zur Außenseiterin wird, weil vielleicht alle anderen Kinder aus wirklich reichen Familien kommen. Andererseits könnte ich mir vorstellen, dass die Qualität des Unterrichts besser ist und vor allem nicht so viel ausfällt, ohne dass es eine Vertretung gibt und das soziale Klima insgesamt besser ist. Ich werde mir nächste Woche einen Termin an dieser Privatschule geben lassen, um mehr Informationen zu bekommen. Habt ihr Tipps für mich, was ich unbedingt fragen soll? Über Antworten jeglicher Art würde ich mich sehr freuen. Danke.
Das beste ist, du wirfst mal einen richtigen Blick auf die Schule und die dort rumlaufenden Schüler,da es von Privatschule zu Privatschule sehr unterschiedlich sein kann, aber ich bin zB auf eine private FOS gegangen und hab echt gute Erfahrungen gemacht. Kaum Stundenausfall, vernünftige Lehrmittel und alles in allem fachlich der staatlichen FOS um einiges voraus. Und die meistens Schüler waren auch "ganz normal", nicht wenige mit Stipendium - nur etwas gesitteter ging es zu.
Hallo yasminara, sinnvoll ist es sicher, dass Du in der Schule einen Termin vereinbarst und dort Deine Fragen stellst. Denn meiner Erfahrung nach ist das von Schule zu Schule und auch abhängig von der pädagogischer Ausrichtung unterschiedlich. Ich habe auch schon mal einen Tag der offenen Tür an einer Privatschule besucht, die mich sehr interessiert hat und dort war es so, dass Kinder (fast) aller sozioökonomischen Schichten auf dieser Schule zu finden waren. Was mich allerdings bisher noch unsicher macht, die von den Eltern erwartete Mitarbeit.
Am besten ist es, Du schreibst Dir alle Fragen auf, ich denke, dass keiner merkwürdig reagiert, wenn Du mit einem Schreibblock voller Fragen zu dem Termin erscheinst. Mir würden da so profane Dinge, wie Unterrichtszeit, Betreuung nach dem Unterricht einfallen, Kosten außer den Schulgebühren beispielsweise für Schulspeisung und Unterrichtsmaterialien, eventuell Beförderung(smöglichkeiten) von und zur Schule, Angebote außerhalb des Unterrichts.
Hallo yasminara,
ich selbst bin ab der 9. Klasse für zwei Jahre auf eine Privatschule gegangen.
Der Grund für meinen Schulwechsel von einer staatlichen auf eine private Schule war, dass wir in den Jahren zuvor unheimlich oft umgezogen sind, gern auch mal mitten in der Schulzeit, und ich dann immer wieder Schulen und Klassen wechseln musste, was mich ziemlich zurückgeworfen hat. Irgendwann kam ich nicht mehr mit, habe auch keine Lust mehr gehabt, wusste nicht, wo ich jeweils anknüpfen musste, um wieder aufzuholen etc. Obwohl ich vom Gymnasium kam, sah es irgendwann danach aus, als würde ich ohne Hauptschulabschluss enden, was meine Eltern dazu veranlasst hat, nach einer guten Lösung zu suchen.
Die Privatschule bot verschiedene Möglichkeiten an, in das Schuljahr einzusteigen, ich habe die Form gewählt, in der nur noch die 9. und die 10. Klasse gemacht wurden. Großer Vorteil für mich war, dass alle Schüler neu in die 9. Klasse kamen und sich vorher nicht kannten. Es waren die verschiedensten Altersgruppen vorhanden und schon durch das höhere Alter auch wesentlich vernünftigere, gesetztere Schüler in meiner Klasse als ich das vorher kannte. Jeder hat also alles, was gelehrt wurde, zum ersten Mal gehört und somit waren alle auf demselben Stand und in derselben Ausgangsposition. Das war für mich ein entscheidender Punkt, weil ich nicht so unter Druck stand, mit dem Stoff unbedingt mithalten zu müssen, denn die anderen lernten es ja auch zum ersten Mal.
Zur Schulform selbst kann ich nur sagen: Es war die beste Schule, die ich je besucht habe - mit Abstand. Die Lehrer waren auf dieser Schule nicht verbeamtet, sondern Angestellte, die also auch ganz andere Arbeitsverträge - vor allem hinsichtlich der Kündigungsbelange - hatten als die Lehrer auf staatlichen Schulen, die ich zuvor besucht habe. Ich habe das Gefühl, sie haben sich allesamt wesentlich mehr bemüht, es war immer ein Lehrer da, den man fragen konnte, die Lehrer haben sich bemüht, den Unterricht abwechslungsreich zu gestalten und jedem Schüler zu vermitteln, worum es geht und nicht nur einfach ihr Ding durchgezogen. Klar gab es auch auf dieser Schule Lehrer, die vielleicht in ihrer Berufswahl nicht das allerglücklichste Händchen bewiesen haben. Aber die gibt es wohl überall.
Übrigens fand ich besonders gut, dass einige unserer Lehrer freiberuflich für die Schule tätig waren, so z. B. unser BWL-Lehrer. Er war eigentlich Unternehmensberater im Hauptberuf, und wir alle konnten vor allem von seinem praktischen Wissen, das er tagtäglich anwandte, profitieren. Was die Elternarbeit angeht, so kann ich leider nicht allzu viel berichten, ich weiß nur, dass meine Eltern sich in der Schule überhaupt nicht engagiert haben. Im Prinzip lief es wie in jeder anderen Schule auch, eben mit den oben genannten anderen Eckpunkten.
LG,
moin!
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