Nazihochburgen, gibt es so etwas wirklich?

vom 24.06.2008, 23:55 Uhr

Man hört ja immer von den Nazihochburgen in Sachsen. Aber irgendwie frage ich mich ob das wirklich so schlimm ist wie uns das die Medien immer verkaufen wollen. Wie kann man sich das vorstellen? Morgens beim Bäcker schon die erste Glatze, auf dem Weg zur Arbeit Glatzen, mittags bei der Currywurstbude Glatzen? Tut mir leid, wenn ich so doof frage, aber irgendwie interessiert mich das. Und vor allem, warum haben es die Neonazis dort geschafft Fuß zu fassen und in anderen Gegenden nicht?

Vor kurzem wollte die NPD in meiner Stadt ein Haus kaufen worin sie Veranstaltungen und Feste feiern können. Ihnen wurde das aber untersagt. In Sachsen muss so etwas ja zur Tagesordnung gehören (wenn man den Medien glaubt).

Ich habe gestern einen sehr interessanten Bericht von WDR auf Youtube gesehen (1. Teil von ]"Lauter nette Leute - wie die Rechten in Sachsen ankommen" ), darin wurden Mutmaßungen angestellt warum die NPD in Sachsen so Fuß gefasst hat nicht aber in anderen Bundesländer.

Des Weiteren sieht man in der Doku auch eine rechtsradikale Disco (Disco Wodan). Bei uns in der Gegend wäre so etwas gar nicht vorstellbar. Mich würde einfach mal die Sichtweise von Leuten in den so genannten "Nazi-Hochburgen" interessieren. Wie seht ihr die ganze Sache?

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» Mrs.Butterfly » Beiträge: 391 » Talkpoints: -0,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wie ich in deinem anderen Tread ja beiläufig erwähnt hatte wohne ich in der Nähe einer von mir als "Nazihochbug" bezeichneten Stadt. Es geht im Klartext um Quedlinburg. Also ständig Glatzen rumlaufen sieht man hier nicht aber auf den Haupt/Realschulen sind Ausländerfeindliche Grupierungen an der Tagesordnung. Wobei es anderswo bestimmt noch viel schlimmer ist, denn hier in Sachsen Anhalt gibt es nicht soviele Ausländer wie in anderen Budesländern.

Hier gibt es eher Eskalationen zwischen Glatzen und Zecken (Punks). In Halberstadt (nächst größere Stadt) gibt es regelmäßig Massenschlägereien. Allerdings weiß ich davon nur durch Insider! In den Medien (auch nicht in Lokalblättern) wird eigentlich nie darüber berichtet. Die einzigen Ausländer die sich hier Gruppiert haben sind Russen. Es gibt ne richtige Russenmafia hier die ihr geklautes Zeug unter der Hand weiter verkaufen. zB Markenschuhe für 20 Euro oder ein Laptop für 50 Euro (laut Insider).

In Quedlinburg selber war bis vor kurzem ein "Hauptquartier" der kriminellen Rechten Szene. Ähnlich organisiert wie eine Mafia. Intressant war es das der "Chef" dieser Bande ein Minderjäriger war! Ja sogar unter 14! Als er 14 wurde wurde er sofort verhaftet. Von all dem wissen die wenigsten was, da die "Echten" Nazis nicht mit glatze rumlaufen. Die mit Glatze sind die "Dummen Mitläufer" die denken das Ausländer an allem Schuld sind und an die Auschwitzlüge glauben. :uebel:

Die "echten" Nazis wissen alle sehr wohl was Hitler verbrochen hat finden dies aber gut und wollen es genauso wieder umsetzen. Im Endefeckt geht es ihnen aber nur um die Macht. Ich hoffe das es nie wieder soweit kommen wird.

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» MONEYrulez » Beiträge: 27 » Talkpoints: -0,26 »


Ja du hast mich auch zu diesem Thema "inspiriert", wenn ich das mal so sagen darf. Du hast schon recht damit, wenn du sagst, dass die Glatzen eigentlich nur die Mitläufer sind. Die "richtigen" Neonazis sind die in Anzug und Krawatte und genau diese haben auch die Macht viel schlimmere Dinge anzurichten, als es eine Gruppe Glatzen jemals könnte.

Was denkst du wieso die Medien (vorallem die Lokalblätter) nichts von den Schlägereien berichten? Wissen sie davon nichts oder wollen sie es einfach nicht wahrhaben?

Der NPD kann man ja meist auch nichts anhängen, da die Schläger meistens in Kameradschaften sind und mit der NPD auf den ersten Blick nichts zu tun haben. Das Kameradschaften und die NPD zusammenarbeiten wurde jetzt aber schon mehrfach bewiesen. Sie benutzen sie meistens auch als "Aufpasser", wenn die NPD Sitzungen und Veranstaltungen machen.

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» Mrs.Butterfly » Beiträge: 391 » Talkpoints: -0,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also das die Medien nichts davon wüssten glaube ich nicht. Denn meistens kommt ein Großaufgebot der Polizei die weitere Ausschreitungen verhindern. Bisher gab es wohl nur noch keine toten. Ich schätze wenn jemand umkommen würde würden die Medien sich sofort darüber hermachen. Zudem sind diese Schlägerrein ja zwischen verschiedenen "Parteien" die alle sozusagen unerwünscht sind in unserer Gesellschaft. Die gehen ja (im Normalfall) nicht auf Passanten los.

Zudem stecken die Nazis und die Russen eindeutig auch mit im Drogenhandel. Und was ich selber nicht wirklich glaube, aber wirklich so sein soll hängen anscheinend selbst ein Teil der Polizei mit drin. Aber das ist nur ein unbestätigtes Gerücht. Es gibt aber meistens überall schwarze Schafe, warum nicht auch bei der Polizei. Immerhin steckt sogar die Kirche mit im Drogenhandel. In Halberstadt wurden 1 oder 2 kg Kokain in der Kirche bei einer Razzia gefunden. :lol:

Jedenfalls geht in dieser Szene weit mehr ab als sich jeder Ottonormalbürger überhaupt nur vorstellen kann. Mir fällt auch grade ein das ein reicher Nazi erst vor kurzem in Halberstadt ein risiges neues Eigenheim gebaut hat. Allerdings hatte er nicht viel davon denn er wurde kurz danach schon verhaftet. Ich war grad zufällig bei nem Kumpel (der is fast Nachbar davon) da haben sie dort eine Razzia gemacht.

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» MONEYrulez » Beiträge: 27 » Talkpoints: -0,26 »



Klar gibt`s Nazihochburgen, ich komme direkt aus einer der "Besten" - Dresden und Pirna sind da wirklich prima aufgestellt. Da wird Hochburg sogar noch getoppt durch die NBZ, die national befreite Zone - oder auf gut deutsch: Dort haben die Rechten das sagen und man sollte besser mit ihnen einer Meinung sein. Das kann man sich vorstellen wie Kreuzberg, nur umgedreht. In bestimmten Stadtteilen wird dann auch mal Patrouille gelaufen und falls "Kanaken" oder "Zecken" gesichtet wurden organisiert man sich schnell per Handy um denen zu zeigen dass sie sich lieber nicht noch einmal hier blicken lassen sollten. Damit das auch gut umgesetzt werden kann hat man natürlich vom Pitbull über geschnitzte Sportwerkzeuge bis hin zu Springmessern / Schreckschusswaffen alles dabei - und da alle in der Nacht aussehen wie eingetretene Medizinbälle kann im Nachhinein auch kaum einer identifiziert werden.

Meine Schulzeit in Pirna, übrigens an einem Gymnasium, hat das noch getoppt da dort systematisch PDS Lehrer weggemobbt wurden durch Hakenkreuze die vorher an die Tafel geschmiert wurden, Hitlergruß vor dem Lehrer oder auch so auf offener Straße, Absingen von rechtsradikalen Liedern, verteilen von NPD Material oder der neuen Landser CD / Kassette usw. Bei uns im Kreis (hab nicht direkt in Pirna gewohnt) hat die NPD auch regelmäßig Superquoten (20 - 40 %) bei den Wahlen eingefahren, mal nach "Königsstein" und "Bad Schandau" usw. googlen als negative Beispiele - war bei mir gleich um die Ecke. Achso, die SSS als kriminelle (und meiner Meinung auch rechtsterroristische) Vereinigung mit bumsvollen Waffenlagern hat man auch gekannt und mit dem Gedankengut war man vertraut, denn jeder hatte mindestens einen Nazi im Freundeskreis / Bekanntenkreis oder in der Klasse - es gab auch kaum eine Feier wo ich keinen getroffen habe.

Also es gibt genug rechte Hochburgen, das Elbtal und Dresden sind hier top! Und man hat schon so einiges unternommen, z. B. die SSS verboten oder ein härteres Vorgehen gegen rechts oder lustige Bündnisse - geändert hat sich wenig, wenn ich mit Bekannten von früher spreche hat sich das ganze eher verschärft da die meisten Nazis von damals inzwischen "salonfähig" sind weil unter`s normale Volk und die Vertreter des Staates gemischt ohne Bomberjacke & typisches Auftreten - und genug Ersatz der so wunderbar rumläuft ist vorhanden. Die Quote derer die irgendwann mal einsehen, dass das Murks ist und zu einem normalen Leben zurückkehren ist eher sehr gering.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Das Blöde ist: Luschiges Vorgehen gegen Neonazis hat einfach Tradition. Ich hab es mir ne Weile im Südharzer Vorland angesehen (wo es viele braune Örtchen gab) und fand es immer wieder erstaunlich: Sobald sich ein paar Punks blicken ließen rauschte fast sofort die halbe Belegschaft der Polizei an und löste gigantische Versammlungen von vioer Leuten auf. Randalierten die Glatzen war oft der Krankenwagen erheblich schneller da, als die Polizei.

Übelstes Beispiel war, als die Glatzen mal wieder vom Sonnenstich geplagt sich einmal quer durch Goslar droschen und dabei herzlich wenig darauf achteten wen sie grad verkloppten. Wir riefen den Krankenwagen, die Polizei und in der örtlichen Punkkneipe an, das wenn sie heute aufmachen sollte es vielleicht besser wäre es mit Vorsicht zu tun. Krankenwagen war nach drei Minuten da.

Polizei nach über einer Stunde. Und beschwerte sich dann auch noch das die beiden die zusammengeschlagen wurden schon wegtransportiert waren. Zu dem Zeitpunkt hatten sich die Glatzen noch nicht über die halbe Innenstadt verteilt, sondern waren noch in einem massiven Pulk losgezogen - also nix von wegen "Noch andere wichtige Einsätze fahren" wie die murmelten als sich rausstellte, das der eine Typ der sich aufregte zum Stadtrad gehörte. Aber, nachdem die Goslarer Polizei es damals auch schon mal fertig bekam ne Klasse vom Bundesgrenzschutz als Randalierer einzusperren (nachdem die versuchten bei ner Schlägerei zu deeskalieren) haben wir uns nicht wirklich gewundert. Und Abends in der der Trichterwinde hockte dann eine Horde langhaariger, tätoowierter, kräftiger Bombenleger, deren Anblick irgendwie recht abschreckend wirkte.

Doch seitdem kann ich mir prima vorstellen wie sich diese Typen wo festsetzen können - wenn es ihnen so einfach gemacht wird. Solange Polizei und Justiz in einer gegen auf dem rechten Auge gravierende Sehstörungen haben macht man es den Typen zu einfach.

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Nephele hat geschrieben:Sobald sich ein paar Punks blicken ließen rauschte fast sofort die halbe Belegschaft der Polizei an und löste gigantische Versammlungen von vioer Leuten auf. Randalierten die Glatzen war oft der Krankenwagen erheblich schneller da, als die Polizei.

Das erinnert mich an weitere Episoden aus dem Elbtal:

Beispiel 1: Bunte Republik Neustadt - früher war das so der Ersatz für den 1. Mai wenn man keine Lust hatte nach Kreuzberg zu fahren und es gab regelmäßig Randale mit der Polizei bis sich das ganze Ding in ein Art Familienfest und alternativen Jahrmarkt umgewandelt hat. Liegt auch daran, dass man die besetzten Häuser mal so langsam räumt und dort "ordentliche" Bürger hinzogen. Dank den Punks gab`s ja genug alte Bausubstanz die man prima sanieren und teuer verkaufen konnte - blöd nur dass die Punks das nicht unter Wohnkultur verstanden und weg mussten. Und das eine oder andere Mal kam einen leicht der Verdacht auf dass ein Polizist einem Punk gerne in die Fresse haut solang er irgendeinen abstrakten Grund ableiten kann - oder eben ein Gesetzeshüter nebenbei auch "national und deutsch" war.

Beispiel 2: Sonnenwendfeiern - teilweise mit Massenaufmärschen wo sich hunderte "Kameraden" und braune Bierschlucker um ein Feuerlein versammelten und traditionelle "germanische" Bräuche feierten. Da darf die Reichskriegsflagge natürlich nicht fehlen sowie ein paar deutsche Lieder, das ganze firmiert dann als "Abend unter Kameraden / Kameradschaftsabend unter freiem Himmel". Und das ganze wurde nicht versteckt hinter drei Ecken abgehalten sondern teilweise an gut besuchten Orten. Die Polizei tat ihr möglichstes hier immer wesentlich später als die alarmierte Feuerwehr einzutrudeln die oft durch beängstigte Anwohner gerufen wurde - Ironie: Man hatte im Grunde nichts gegen das national(sozialistisch)e Brimborium sondern war nur über den Flammenschein in der Nacht beunruhigt. Die Feuerwehr hat dann teilweise beunruhigt von gewissen "Brauchtümern" wohl die Polizei gerufen - aber da gab`s auch schon genug Storys wo man die Mehltüten erst einmal zu Ende feiern ließ unter polizeilicher Aufsicht und dann deren nicht gesellschaftsfähigen Krimskrams einsackte und hier und da der Vollständigkeit halber Daten aufnahm. Die gut besuchten Festivitäten haben zwar angeblich abgenommen - dafür feiert man jetzt eben auf dem Privatgrundstück von Kamerad XYZ mit nur 40 Mann und meldet das Feuerchen vorher noch an um ungestört feiern zu können. Der Rest wird natürlich beibehalten!

Aber an dieser Stelle muss ich unseren Freunden die Deutschland verteidigen doch etwas positives zugute halten: Die sind teilweise fortschrittlicher als manch ein anderer. Denn was da schon alles als echter Arier aufgenommen wurde obwohl mit eindeutigem Migrationshintergrund jenseits der europäischen Kontinentalgrenzen, beachtlich. Da ist der Rassismus dann wohl doch nebensächlich solang die jeweilige Knalltüte den gleichen Mist unterstützt.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Subbotnik hat geschrieben:Aber an dieser Stelle muss ich unseren Freunden die Deutschland verteidigen doch etwas positives zugute halten: Die sind teilweise fortschrittlicher als manch ein anderer. Denn was da schon alles als echter Arier aufgenommen wurde obwohl mit eindeutigem Migrationshintergrund jenseits der europäischen Kontinentalgrenzen, beachtlich. Da ist der Rassismus dann wohl doch nebensächlich solang die jeweilige Knalltüte den gleichen Mist unterstützt.

:lol: Da hast du in der Tat recht Subbotnik. Das konnte ich auch schon beobachten. Ich war früher auf der Realschule und die damaligen 10. Klassen waren voll von Glatzköpfen. Ich war da aber erst in der 6. oder 7. Klasse, ich habe aber damals schon nicht kapiert warum die Glatzköpfe mit Ausländer auf dem Pausenhof rumhängen, cool mit ihnen zusammen im Rauchereck stehen usw.

Eine damalige Freundin war zu der Zeit mit einem Polen zusammen. Einem Polen mit Bomberjacke und eindeutigem Kontakt zur rechten Szene. Hallo? Ist schon ein bischen unlogisch. Und als meine Freundin auch langsam anfing abzudriften hab ich ihr und ihm das auch mal gesagt, dass es relativ bescheuert ist über Ausländer abzuziehen im gleichen Moment aber mit einem Polen zusammenzusein bez. selbst ein Ausländer zu sein. Ich glaub nicht, dass sie es kapiert haben. Den bei ihm war das natürlich ganz anders als bei den anderen Ausländer :roll:

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» Mrs.Butterfly » Beiträge: 391 » Talkpoints: -0,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich hatte mal ein Erlebnis im Chat, wo ich auch nur mit dem Kopf geschüttelt habe. Da ging es nicht um Ausländer, mit denen man was zusammen aushecken konnte, sondern um eine andere Gruppe, die im Dritten Reich auch verfolgt wurde: Homosexuelle.

Ich bin selber schwul und hatte 1997 meine ersten Kontakte im IRC, falls das noch einer kennt. Dort traf ich auf jemanden, der mir doch seine braune Gesinnung näher bringen wollte und dann auch davon sprach, wenn es denn so stimmte, dass seine Kameraden ja auch mal untereinander Spaß hätten und da auch mal die Brüder der Kameraden rumgereicht würden, um sie zu Männern zu machen und so weiter.

Die Gruppe kam laut dem Chat aus dem Ruhrgebiet. Also eher nicht aus einer Hochburg.

Um Erfolg zu haben, muss man sich nicht immer nur untereinander zusammentun, wie es in den Hochburgen ist, man muss sich mit "Gleichgesinnten" verbünden. Denn meistens geht es nicht mehr nur um Ausländerhass. Warum sollte man nicht auch mit Polen abhängen? Die waren doch damals "im Reich", also sind es nur Nachkommen von Preußen, so kann man sie ja auch annehmen.

Und mit anderen krumme Geschäfte machen, um ordentlich zu verdienen und sich was autzubauen ist doch alle mal besser, als klein zu bleiben, weil man denkt, autark ist man besser aufgestellt, als sich zu globalisieren.

Das ist aber nicht nur in Hochburgen so. Ich denke, solche Geschäfte und Bündnisse werden solange gepflegt, bis man starkt genug ist, um den anderen dann auszuschalten.

Ob man wirklich von Hochburgen sprechen kann, oder ob es in einigen Regionen nicht wirklich nur Proteststimmen sind, die ihnen die Wähler zuspülen, müsste man auch betrachten. Die machen dann ein paar Jahre ein gutes Bild, werden daraufhin wiedergewählt, bis sie auch nichts mehr erreichen können und dann am Ende wieder an Kraft verlieren und am Ende kaum noch oder gar nichts mehr in den Rathäusern zu sagen haben. Jedenfalls ist das meine Hoffnung.

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» DocMichi » Beiträge: 667 » Talkpoints: 3,51 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke man muss ziemlich oft zwischen der westdeutschen Naziszene und der ostdeutschen Naziszene unterscheiden. Nicht in allen Punkten - den Verstand einer Billardkugel haben die West wie Ost aber mir kommen die ostdeutschen Neonazis irgendwie heftiger rüber, dominierender. Mag daran liegen das ich bisher in Westdeutschland noch nichts von NBZs gehört habe (was so ziemlich eine der widerlichsten Ideen ist, die diese Typen ausgebrütet haben).

Mein persönliches Aha Erlebnis das es da in der Wahrnehmung gravierende Unterschiede gibt war Sol Invictus in Jena, so um 1992 rum. Damals noch am ehesten bekannt unter der Schwarzkittelfraktion, wo seit Jahren ne kontroverse Diskussion um die politische und weltanschauliche Ausrichtung der Leute um Tony Wakeford und Douglas P geführt wurde, die die meisten letztlich (nach langen hin -und her) auf folgendes zusammendampften:

1. Es sind Engländer. Das denen das Feingefühl mit Nazisymbolik abgeht ist irgendwie nachvollziehbar.
2. Zum mindestens Douglas P. ist Engländer und schwul. Bei seiner Verehrung von Ernst Röhm ist fast anzunehmen, das er da NICHT mit dem Kopf denkt. Ernsthaft.
3. Wenn man seine Interviews mal genau liest wird einem das klar. Sind halt nicht alle Schwule kuschelig, sondern manche sehr -hm- männlich.
4. Nazisymbolik - ja. Naziideologie - nein. Galoppierende Paranoia - öhm, ja.
Zu dem Zeitpunkt konnte man noch getrost auf ein Death In June Konzert gehen ohne auch nur einen Jungnazis zu entdecken. Sol Invictus war eher als etwas pessimistisch was die westliche Zivilisation anging bekannt, aber damals in Jena sah ich zum ersten Mal unter den Schwarzkitteln Nazis und war irritiert. Btw, Tony Wakewford auch.

Ich war nicht nur über deren Anwesenheit irritiert, sondern auch mit welchen Selbstverständnis sie geduldet wurden, ja sich sogar ziemlich daneben benehmen konnten, ohne das wer ernsthaft einschritt. Im gleichen Jahr, bei einem Konzert im FBZ in Braunschweig führte eine ähnliche Menge an Jungglatzen dazu, das es eine kurze, aber deutliche Auseinandersetzung gab und man sie ziemlich rasch vor die Tür setzte. Ich glaube soviel hätten sich die Leute in Jena schon zu dem Zeitpunkt nicht mehr wirklich getraut.

Denn das ist ein ganz großer Faktor dabei: Die Angst. Je mehr von diesen Typen rumschwirren, desto mehr hat man Angst etwas zu sagen, jedenfalls als normaler Mensch. Deshalb treten diese Typen auch bevorzugt in Rudeln auf, deshalb dieses ganze Kameradschaftsgetue: Weil sie alleine mehr als erbärmlich sind.

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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