Wie vielen Straftäter begegnen wir?

vom 21.06.2008, 22:39 Uhr

Ich denke, dass man sehr vielen Straftätern begegnet, denn es gibt davon ja auch eine ganz große Menge. Nicht nur die, die Freigang haben, sondern auch die, die einfach überhaupt nicht verurteilt sind und mal ehrlich: Man kann ja froh sein, wenn man solchen Leuten als Passant begegnet und sie an einem vorbei laufen als wenn man ihnen begegnet, während sie ihre Straftat gerade an einem selbst vollziehen.

Dort wo ich aufgewachsen bin, saß Christian Klar viele Jahre im Gefängnis und ich hab ihn zwei Mal gesehen auf der Straße als er Freigang hatte. Das war deshalb komisch, weil es auch noch so ein 'berühmter' Straftäter war, den ich für ziemlich kaltblütig und unbelehrbar halte. Aber trotzdem muss ich sagen, dass ich da keine Angst hatte oder ausgerastet wäre, denn man muss jetzt ja auch damit leben, dass er frei herum läuft und man kann nicht immer einen Schreikrampf bekommen, wenn man ihn erkennt.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Diese Frage habe ich mir auch schon einige Male gestellt. Mit Sicherheit begegnet man öfter mal Kleinkriminellen, die vielleicht mal etwas im Supermarkt gestohlen haben oder auch mal ein bisschen Cannabis vertickt haben. Ich selbst kannte auch mal jemanden, von dem ich aus erster Hand wusste, dass er Steuern hinterzieht. Ich will diese Straftaten nicht runterspielen und habe früher selbst auch schon überlegt, ob ich den Steuerhinterzieher mal melde, allerdings sind das Straftaten, die einem persönlich natürlich nicht so einen großen Schrecken einjagen. Nichtsdestotrotz sollte man auch solche Dinge ernst nehmen und sie nicht verharmlosen.

Wenn man jemanden neu kennenlernt, geht man ja meistens nicht davon aus, dass diese Leute vielleicht Dreck am Stecken haben. Zumindest kann ich für mich persönlich sagen, dass ich immer mit einer positiven Sichtweise auf die Leute zugehe, die ich ein bisschen kennenlerne. Ich habe ein gesundes Misstrauen, ja. Allerdings unterstelle ich nicht jedem Menschen direkt eine mehr oder weniger schlimme Straftat. Wenn ich wüsste, dass mein Gegenüber ein verurteilter Mörder ist, der vielleicht seit kurzem wieder auf freiem Fuß ist, wäre mir schon mulmig zumute. Ich kann nicht einmal erklären, warum ich dieses Gefühl habe. Vielleicht wird dieser Mensch nie wieder jemandem schaden und dennoch hätte ich unterbewusst Angst, dass er es wieder tut oder auch mir etwas antut.

Als Passant wird man sicher schon an mehreren Mördern, Vergewaltigern und anderen Schwerverbrechern vorbeigelaufen sein. Während einige davon sicher schon für ihre Taten im Gefängnis waren, laufen andere völlig unbehelligt durch die Straßen und könnten vielleicht wieder zum Täter werden. Den Gedanken finde ich ziemlich makaber. Sehr schlimm fände ich es, wenn ein nahestehender Mensch mir gestehen würde, dass er in der Zeit vor unserer Freundschaft schlimme Straftaten begangen hat. Ein solches Geständnis würde mein Weltbild wirklich zerrütten, da ich mir einbilde, eine gute Menschenkenntnis zu haben. Natürlich nützt diese nichts, wenn ein Täter nach außen hin völlig normal wirkt. Vom logischen Standpunkt her ist mir das alles klar. Allerdings sprengen sehr schlimme Straftaten mein logisches Denkvermögen.

Ich frage mich öfter, was hinter den Fassaden der braven Einfamilienhäuser hier in der Gegend abläuft. Theoretisch könnte man direkt neben einem Mörder leben, auch jahrelang, und es nicht einmal bemerken. Ich weiß nicht, wieviele Menschen es in Deutschland gibt, die schon einmal jemanden getötet, vergewaltigt oder anderweitig schwer geschädigt haben. Diese Zahl von Menschen, ganz gleich wie hoch sie ist, lebt ja irgendwo. Diese Leute haben eine Wohnung, gehen einkaufen, besuchen Veranstaltungen. Und theoretisch kann man ihnen überall begegnen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Also ich möchte überhaupt nicht wissen, wie vielen Straftätern man täglich oder in seinem ganzen Leben begegnet. Es ist sicher besser so, man würde sich sonst womöglich nicht mehr auf die Straße trauen können. Die Frage ist außerdem, ob ein Straftäter einer sein muss, der schon mal wegen irgendetwas im Gefängnis gesessen hat oder kann es auch einer sein, der demnächst etwas tun könnte, was nicht rechtens ist.

Ab wann ist man ein Straftäter? Ist man das erst mit einer Handlung oder beginnt das bereits im Kopf, im Denken? Rechtlich sicher erst ab der Handlung, aber manchmal hat man ja auch Glück und entkommt einem, der gleich zum Verbrecher werden wollte. Ist er dann nicht trotzdem einer?

Ich habe auch schon ein paar Verbrecher kennen gelernt. Die meisten waren im Drogengeschäft gut bei der Sache, leider kenne ich aber auch einen Mörder. Das war mein allererster Freund (Kumpel). Die Freundschaft begann bereits mit zwei Jahren im Kindergarten, zog sich dann in 4 Jahren Grundschule fort und verlief dann nach der Aufteilung in Mittelschule und Gymnasium im Sand.

Als der Junge in der 7. oder 8. Klasse war, erschlug er eine 13 jährige. Das ganze auf Grund eines Streits um einen mp3-Player. Ich will ihn nicht in Schutz nehmen, aber ich muss den beteiligten Erwachsenen wie den Erziehern und vor allem den Lehrern noch heute Vorwürfe machen, weil sie nie eingegriffen haben. Der Junge war schon im Kindergarten leicht reizbar, aggressiv und verhaltensauffällig.

Allerdings war er ansonsten kein schlechter Kerl, er war sehr hilfsbereit, zuverlässig, fleißig und hat sich für andere eingesetzt. Aber niemand ist näher auf ihn eingegangen, keiner hat sich um seine Auffälligkeiten gekümmert, er wurde höchstens in die Ecke gestellt bei einem angestellten Unsinn. An dieser Stelle hätte eine Straftat eindeutig verhindert werden können, meiner Ansicht nach. Ich hätte wahrscheinlich noch keinem Mörder begegnen müssen.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Das Problem ist doch heutzutage, dass wir Dank Datenschutz nichts mehr erfahren. Ich hätte zuletzt im Bekanntenkreis den Fall, dass jemand eine Immobilie erwerben wollte und sich leider erst hinterher über Bekannte herausstellte, dass die betreffende Person andauernd vor Gericht war. Leider gibt es kein öffentlich einsehbares Register, wo man so etwas erfahren kann. So toll funktioniert Verbrecherschutz heute. Vor allem ist so etwas Zivilrecht und da muss man noch selber ermitteln. Aber keine Behörde darf einem Auskunft geben. Da kommt man sich richtig getoppt vor.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 14.05.2019, 04:58, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Genügend. Das wissen wir aber natürlich nicht, weil wir eben keinerlei Einsicht in Strafakten haben. Das aus Gründen des Datenschutzes, aber vor allem auch zum Schutze der Täter und Opfer. Denn die Selbstjustiz soll damit nun einmal auch vermieden werden und das ist in vielen Belangen auch gut so. Ich bin auch keine Freundin davon nicht zu wissen, dass neben mir ein Kindervergewaltiger lebt, aber ich wüsste genügend Menschen, die das Recht dann in ihren Händen nehmen.

Dann kommt es ja auch noch darauf an, wie man den Straftäter wirklich definiert. Uns wäre es doch vollkommen egal, den Schwarzfahrer neben sich wohnen zu haben. Wem juckt es, jemanden neben sich wohnen zu haben, der eine Sachbeschädigung als Vorstrafe hat oder einen Warenkreditbetrug auf seinen Namen, weil er Waren im Wissen nicht zahlen zu können, bestellt hat? Juckt doch keinen.

Es geht den meisten doch um Straftaten wie Mord, Vergewaltigung, Pädophilie Straftaten im Allgemeinen usw. Das ist doch für die meisten interessant oder etwa nicht? Das wären jedenfalls Straftaten, die mich jucken würden, wenn ich schon eine Chance hätte, etwas über die Nachbarn zu erfahren oder den Leuten, denen ich begegne.

Sicher ist, täglich begegnen wir Straftätern, aber wir sprechen ja auch nicht zwangsläufig mit ihnen oder? Ich kenne derweil bis auf Vergewaltiger eigentlich schon alle Straftäter hautnah und teilweise persönlich. Ich habe Menschen im Bekannten, entfernten Kreis, ehemaligen Freundes/Bekanntenkreis und Familienkreis, die wegen Körperverletzungen, Raub, Zuhälterei, Drogengeschichten, Warenkreditbetrug, fahrlässige Tötung, Körperverletzung mit Todesfolge sowie Mord aus niedrigen Beweggründen in Berührung gekommen sind.

Das ist aber nicht bei jedem Menschen so. Manchmal kommt man wohl in Kreisen, denen man nicht so früher zugetraut hätte, dass man sie jemals kennenlernt. Für mich ist das also von Familie bis über Bekannte, Freunde & Co schon normal und aus beruflichen Gründe auch keine Neuerung.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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