[Referat] Berliner Philharmonie
Ich möchte euch hier nun mein Referat vorstellen, das ich vor einiger Zeit erarbeitet habe. Es war für mein Architekturstudium im Fach Baugeschichte. Der Schwerpunkt lag darin, den Bau so zu beschreiben, sodass man ihn sich ein wenig vorstellen kann ohne ihn gesehen zu haben.
Sollte ich irgendetwas unverständlich formuliert haben, könnt ihr mir gerne Fragen stellen
Berliner Philharmonie, Hans Scharoun (*1893, *†1972)
Die Berliner Philharmonie am Kemperplatz in Tiergarten ist die Heimstätte der Berliner Philharmoniker und wurde 1960 bis 1963 von Hans Scharoun erbaut. Sie gehört heute zusammen mit dem Kammermusiksaal (erbaut zwischen 1984 und 1987, mit 1180 Sitzplätzen) zum Kulturforum Berlin am Potsdamer Platz. In direkter Nachbarschaft hierzu stehen außerdem Ludwig Mies van der Rohes Neue Nationalgalerie und das ebenfalls von Scharoun erbaute Haus 2 der Staatsbibliothek.
Das Gebäude ist asymmetrisch, seine Form ist vergleichbar mit dem eines Zirkuszeltes. Viele Jahre nach Fertigstellung blieb der Betonbau wegen fehlenden finanziellen Mitteln entgegen der ursprünglichen Planung unverkleidet und erhielt lediglich einen Anstrich in weiß und ocker. Dies wurde mittlerweile jedoch nachgeholt: Die Fassade besteht nun aus gold-eloxierten Aluminiumplatten mit einer lichtdurchlässigen Polyester-Schale darüber.
Scharouns Wunsch bei diesem Bau war es, die Trennung zwischen Künstler und Publikum weitestgehend aufzuheben und die Musik bzw. den Dirigenten mit seinem Orchester sowohl räumlich als auch optisch in den Mittelpunkt zu stellen. Er bewirkt dies dadurch, indem er entgegen der damals üblichen Grundkonzeption, die dem Prinzip eines Theaters entspräche (Bühne hinten und Publikum vornedran), das Orchester mitten in den Raum platziert hat und die Zuschauer drum herum -ähnlich wie bei einem Amphitheater- Platz nehmen. Die 2440 Sitzplätze bieten durch die ringsum unregelmäßig ansteigenden Logenterrassen so von allen Seiten eine gleich gute Sicht auf das Podium.
Da durch diesen kompakten Grundriss kein Zuschauer weiter als 32m vom Hauptgeschehen entfernt sitzt, ist der Unterschied von guten und schlechten Plätzen so weit wie möglich reduziert worden. Die Sitzplätze sind in Terrassen für je 300 Personen unterteilt.
Dies ermöglicht ein günstiges Erschließungssystem, wobei jede Terrasse ihren eigenen Ausgang auf ihrer Ebene besitzt. Die Ausgänge zum Foyer liegen jeweils übereinander, was den Bewegungsraum um ein Minimum reduziert. Das Hauptfoyer der Philharmonie, in dem auch die Garderoben angeordnet sind, befindet sich unter dem Konzertsaal und verbindet all die verschiedenen Terrassenausgänge aus unterschiedlichen Ebenen mit einer Vielzahl von Treppen und Treppenabsätzen. Schaut man sich nur die Pläne das Gebäudes an, so erscheint alles so komplex und labyrinthisch, dass es sehr schwierig ist, den Grundriss zu verstehen. In Wirklichkeit ist er aber bei weitem nicht so verwirrend wie man es erwarten würde, da der Besucher durch offensichtliche Verläufe gekonnt gelenkt wird und man sich praktisch automatisch in die richtige Richtung zu bewegen. Die Treppen sind gewinkelt, so dass man beim Erreichen eines Absatzes der Richtung zugewendet ist, in der man zunächst weitergehen muss.
Nach einem Konzert kann man gut beobachten, wie die Menge mit erstaunlicher Geschwindigkeit und ohne Stockung aus dem Saal hinausströmt. Dort wo die verschiedenen Wege zusammenlaufen, werden sie breiter -ähnlich wie sich ein Fluss vergrößert wenn mehr und mehr Nebenflüsse hinzukommen.
Nach dem damaligen Stand der Technik bot der Konzertsaal durch seine Konstruktion außerdem hervorragende akustische Eigenschaften. Die Musik scheint den Saal auszufüllen und aus allen Richtungen zu kommen. Dies sollte dadurch bewirkt werden, dass parallele Wände und rechte Winkel zugunsten der Akustik sorgfältig gemieden wurden. Aus dem gleichen Grund ist die schmalere Seite des Saales nach innen gewölbt. Wäre sie eben gewesen, hätte sie als Reflektor gewirkt und ein Echo erzeugt. Wäre sie nach außen gewölbt, hätte dies eher schallschluckend gewirkt.
Im Längsschnitt sind die Formen der zeltartigen Decke ebenfalls konvex und reflektieren den Schall. Der Raum dazwischen, der Gefahr läuft, als Konkave schallschluckend zu wirken, wird durch herabhängende Reflektoren entgegengewirkt, die den Schallweg brechen und Teile des aufwärts gerichteten Schalls direkt zurück ins Orchester werfen. Abgesehen von der Gesamtform sind auch die Details im Saalinneren genauso aufgebaut worden um den Klang der Musik bestmöglich zur Geltung zu bringen.
Anmerkung: Nach dem heutigen der Technik ist man mittlerweile zu der Tatsache gekommen, dass diese Methode doch nicht die idealste ist, und ein rechteckiger Raum bessere akustische Eigenschaften hervorruft und den Schall besser reflektiert, da konvexe, also nach außen gewölbte Formen an den Rändern zwangsläufig schallschluckende Bereiche erzeugen.
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