Wann darf / sollte man den Notarzt rufen?
Heute hatte ich mal wieder einen medizinischen Notfall. Das medizinische konnte geklärt werden. Eine Frage um die Notfallversorgung ist jedoch offen geblieben. Nämlich wann darf bzw. sollte ich einen Notarzt rufen.
In Deutschland ist die medizinische Versorgung ja trotz vieler Kritik immer noch gut organisiert Zunächst haben fast alle Patienten einen Hausarzt, den sie zuerst aufsuchen. Hat dieser keine Sprechzeit, so gibt es zumindest in unserem Landkreis einen medizinischen Bereitschaftsdienst, in denen benannte Ärzte im Wechsel in der Zeit von 19:00 Uhr bis 7:00 Uhr Ansprechpartner sind. Dann gibt es noch eine Notfall-Ambulanz im Kreiskrankenhaus, wobei dieses Krankenhaus keine Kinderstation mehr hat. Im Umkreis von 40 km gibt es aber zwei weitere Krankenhäuser mit Kinderstation. Zusätzlich gibt es auch noch den Notarzt.
Heute nun hat mein Sohn am Nachmittag auf einen Mückenstich sehr stark reagiert. Das ist nicht das erste Mal, so haben wir schon eine kleine Notfallapotheke daheim, aber dieses Mal haben die sonstigen Mittel nicht gewirkt. Nach einer Stunde wollte ich dann doch lieber ärztliche Hilfe. Der Kinderarzt hatte keine Sprechstunde mehr. Medizinischer Bereitschaftsdienst noch nicht zuständig. Also habe ich in der Notfall-Ambulanz des nächstgelegenen Krankenhauses angerufen und nachgefragt, ob man mir dort helfen könne.
Dort war (wie fast immer) nur ein Chirurg anwesend und nach Aussage der Schwester auch noch das Wartezimmer brechend voll. Sie riet mir das nächste Krankenhaus mit Kinderstation aufzusuchen, fragte mich aber gleich, ob ich mir das zutraue (40 km mit angeschlagenem Kind) und ob ich nicht gleich einen Notarzt rufen wolle. Nachdem ich ihr kurz die Symptome meines Kindes geschildert hatte, meinte sie, dass ich wohl doch allein fahren könne. Das hab ich dann auch getan und im aufgesuchten Krankenhaus wurde mein Kind dann super versorgt. Der Kinderarzt dort hatte auch genügend Zeit alle meine Fragen zu klären.
Ich hoffe die Fachleute hier können mir nun meine Frage beantworten. Wann darf ich nun einen Notarzt rufen? Was, wenn sich herausstellt, dass ich wohl doch zu übervorsichtig war, der Einsatz nicht nötig gewesen wäre? Wann sollte ich einen Notarzt rufen, auch wenn es mir gar nicht nötig erscheint?
Meines Wissens nach darfst du immer einen Notarzt rufen und musst dafür keine Strafe fürchten, auch wenn ein Notarzt überflüssig ist.
Aber um die wohl schon genügend beschäftigten Notärzte zu entlasten, kannst du ja, wenn es nicht unbedingt ein offensichtlicher Notfall ist, wie das zum Beispiel das Kind ab ersticken ist, deinen normalen Hausarzt rufen. Zumindest bei mir kam dieser immer unverzüglich bescheid und verständigte dann, falls es nötig war, den Notarzt.
paidman hat geschrieben:Aber um die wohl schon genügend beschäftigten Notärzte zu entlasten, kannst du ja, wenn es nicht unbedingt ein offensichtlicher Notfall ist, wie das zum Beispiel das Kind ab ersticken ist, deinen normalen Hausarzt rufen.
Unser Hausarzt macht keine Hausbesuche, was ich auch durchaus nachvollziehen kann. Für Notfälle außerhalb der Sprechzeiten kann man dann höchsten den Arzt herbeirufen, der Bereitschaftsdienst hat. Wenn das aber ein Augenarzt ist, nützt das nicht immer etwas.
Also ob du den Notarzt rufst bleibt deine Entscheidung. Natürlich sollte man da nicht überreagieren, aber wenn man sich absolut unsicher ist finde ich es vollkommen in Ordnung den Notarzt zu rufen. Schließlich kennt sich niemand, der kein Arzt ist, da wirklich gut aus. Wenn es nicht anders geht würde ich lieber fünf mal den Notarzt rufen auch wenn es dann nicht nötig gewesen wäre, als diesen einmal nicht zu rufen wenn es nötig ist.
Also man sollte den Rettungsdienst (denn darunter fällt auch der richtige Notarzt) rufen, wenn eine medizinische Indikation vorliegt in der man sich selbst nicht mehr zu helfen weiß als Laie. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass man direkt anrufen soll nur weil man keine Ahnung hat wie man den Mückenstich mit einer Salbe Behandelt oder so Lappalien für einen querliegenden Furz, denn dann wird man es auch sehr schnell an den Launen der kommenden Helfer merken und bekommt in diesem Fall "netterweise" eine Privatrechnung für die Rettungsmittel zugestellt.
Es gibt halt ein paar Sachen da gibt es keinen Weg am Rettungsdienst vorbei, wenn jemand bewusstlos in der Gegend rumliegt, Reanimationspflichtig ist, aus einer großen Höhe gefallen ist und hinterher etwas anders ist, starke Schmerzen jeder Art, massive Blutungen etc. Die Liste ist einfach unendlich lang und es kommt immer darauf an wie schlimm es ist, es wird niemand was sagen wenn du Anrufst wenn der Arm ab ist und es Blutet aber wegen einem Spreisel im Finger bitte nicht anrufen. Wie gesagt, wenn dich etwas überfordert oder es so schlimm aussieht dann holt man den Rettungsdienst und Notarzt sicherheitshalber einmal, und auch wenn man anruft wird man gefragt und dann wird es nach der Dringlichkeit eingeteilt. Die machen das schon richtig und helfen euch weiter
Eine andere Strafe kann dich nicht treffen, du musst mit keinen Strafrechlichen Konsequenzen rechnen wenn du die Angaben im besten Wissen und Gewissen gemacht hast und nur die Lage falsch eingeschätzt hast. Wenn es sich dabei aber um einen Scherzanruf handelt, dann gibt es doch die Möglichkeit dieses Strafrechtlich verfolgen zu lassen wegen Missbrauch der Notrufnummer und das dann auch teuer werden bzw. sogar mit einer Gefängnisstrafe geahndet werden!
Was die erste "Strafe" halt sein könnte, dass der Notarzt und die Rettungsdienstmitarbeiter ein wenig "ungehalten" sind und schon einmal nachfragen weshalb man denn da sei. Da ist die Laune dann halt nicht mehr ganz so gut bei den Rettern, denn vieles stellt sich als "Furz" heraus obwohl am Telefon etwas vom sterbenden Schwan erzählt wurde. Im Normalfall haben wir aber so viel Verständnis dafür und können unsere schlechte Laune unterdrücken bis man weg ist, denn die Leute sollen wenn wirklich etwas ist ja wieder anrufen. Wenn man allerdings jeden Tag bei der selben Person steht wegen so einem Mist, dann sieht dort die Wortwahl ganz anders aus und darüber muss man sich dann auch nicht mehr wundern!
Zum JotJot Fall, wenn dein Kind auf etwas reagiert allergisch und die Mittel nicht mehr wirken die du sonst gibst dann kann man schon von einer stärkeren Allergischen Reaktion ausgehen. Du hast jetzt nicht geschrieben ob es nur gerötet war, oder auch schon Quaddeln (=Blasen) aufgetreten sind oder Atemnot etc. Da hat etwas nicht gestimmt, und es wäre schon gerechtfertigt gewesen den Rettungsdienst zu rufen. Die Jungs/Mädels vor Ort hätten dann entschieden ob noch ein Notarzt direkt mit rauskommt für die medikamentöse Therapie oder ob der Rettungswagen euch alleine in die Klinik fahren kann.
Dann wäre es aber auch nur ein Fahrdienst gewesen ohne eine Behandlung. Aber selbst wenn ein Notarzt etwas vor Ort macht, nimmt er sehr gerne die Patienten mit in die Klinik zur Überwachung. Aber nachdem wir keinen zwingen können, können wir auch nur Behandeln vor Ort und danach dabei belassen wenn der Transport verweigert wird. Jedoch übernimmt dann der Patient bzw die Eltern des Minderjährigen die volle Haftung sollten Folgeschäden entstehen, da der Patient nicht in die Klinik gebracht wurde.
Da ich selbst im Rettungsdienst arbeite, habe ich eine ganz andere Auffassung von einem Notfall als Laien und würde in manchen Fällen gar nicht anrufen oder einfach früher. Je nach der Situation abhängig - für Laien kann man jetzt sagen es gibt die Indikationsliste und nur dann bitte anrufen. Das wäre aber totaler Blödsinn, das kann sich niemand merken und bringt auch nicht viel. Deswegen rate ich wirklich dazu, wenn ihr euch unsicher seit dann ruft lieber einmal zu viel an als zu wenig. Gerade bei Kindern sollte man damit nicht sparen, da sie viele Symptome verstecken und erst zeigen wenn es drei vor 12 ist. Da ist auch niemand böse wenn man anruft weil der Spross vom Wickeltisch gefallen ist und danach geweint hat, denn auch Rettungsdienstler sind teilweise schon Eltern, aber auch Menschen und machen sich um Kinder mehr Sorgen als um einen Erwachsenen.
Und wenn etwas ganz schlimm ist, dass ihr meint sofort muss Fachpersonal her (mit Sofort meine ich 10-15 Minuten) weil sonst etwas dauerhafte Schäden hinterlässt oder auch sonst nicht zum aushalten/beherrschen ist dann immer die Notrufnummer 112, 19222 oder auch die 110 anrufen. Was viele als "Notarzt" bezeichnen ist der Bereitschaftsdienst - das ist aber kein Notarzt sondern nur der diensthabende Bereitschaftsarzt. Deswegen in richtigen großen Dingen wie z.B. Bewusstlose Person, Verkehrsunfall etc. nicht die Bereitschafts-Nummer anrufen sondern die richtige, an dieser Nummer wird einem nicht geholfen.
Das schlimmste was passieren kann ist eine Privatrechnung über die Rettungsmittel. Aber diese kann man bei der Krankenkasse einreichen die das dann begleicht bzw. Rückerstattet. Dazu hat man dann halt ein wenig Schreibaufwand und wenn ich schon aufstehen musste und gucken für einen querliegenden Furz, dann soll auch die Person sich ein paar Stunden mit den Rechnungen befassen.
Endlich mal eine qualifizierte Antwort. Der Stich war halt richtig angeschwollen (etwas mehr als hühnereigroß) und stark gerötet, in den anderen Fällen haben das Mittel mit F und Kühlpads innerhalb einer halben Stunde wenigstens etwas Linderung verschafft. Diese Beule ließ sich durch nichts verkleinern wurde sogar noch etwas größer. Zwar ging es meinem Sohn sonst gut, keine Atemnot, Schmerzen oder so, aber trotzdem ich mir schon Sorgen gemacht. Da das aber nicht der erste Notfall war, habe ich eben erst mal telefonisch Hilfe gesucht und war wegen des Rates Rettungsdienst rufen noch verunsicherter als vorher.
Na ist ja gut gegangen. Ich kann dich verstehen wegen des Stiches es ist nicht normal wenn dieser Hühnerei groß wird und dann nicht zurück geht auf die normalen Mittel die sonst immer geholfen haben. Aber das mag jetzt für dich auch ein wenig blöd klingen, das wäre für einen richtigen Notarzt auch nichts gewesen und wenn du damit den Rettungsdienst gerufen hättest, dann hätten sie dich mitsamt dem Kind auch "nur" ins Krankenhaus gefahren und vielleicht noch einen Kühlpad rausgegeben (wenn so etwas im Kreisverband überhaupt vorgehalten wird) und das wars. Ein Notarzt wäre da nicht mit alarmiert worden bei eingehendem Anruf und in dem Stadium ist eine medikamentöse akut Behandlung wäre da nicht notwendig gewesen, wie ich es hier rauslese.
Danach wäre noch entscheident gewesen, ob dein Sohn vor 24 Uhr wieder aus dem Krankenhaus gekommen wäre nach Hause, denn dann hättest du auch die Rechnung für das "Liegendtaxi" bekommen was sich zwischen 100-150 Euro bewegt. Da wäre im Fall ein normales Taxi günstiger gekommen. Aber das sagen "wir" auch mit der Rechnung, denn wir müssen die Patienten darüber aufklären wenn es nicht notwendig ist, sie aber doch mit uns fahren wollen, dass es dann vermutlich privat abgerechnet wird. Das ist keine Schikane sondern einfach die Realität und deswegen weißen wir drauf hin, bzw. viele der Kollegen arragieren dann sogar noch telefonisch ein anderes Transportmittel wenn das lieber ist.
Aber du hast es gold richtig gemacht, mit dem telefonieren - nur wenns mal schlimmer ist und dein kleiner keine Luft mehr kriegt oder es ihm starke Schmerzen verursacht, dann kannst du direkt an die 112 rantreten und die schicken dir wen. Denn dann ist es dringender oder ggf. auch schon Lebensbedrohlich und rechtfertigt sich von selbst.
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