Alles neu macht der Mai - Oder nur Wiederholungen?

So der Mai ist nun grade vorbei und ich habe mir ein wenig Gedanken über das alte Sprichwort "Alles neu macht der Mai" gemacht.

Denn ich sehe das vollkommen anders:

Ein Blick in die Medien zeigt eher das Gegenteil: Kaum fing der Mai an, berichteten Fernsehen und Zeitungen empört von den saufenden und müllverursachenden Jugendlichen, die den Tanz in den Mai als Möglichkeit zum Komasaufen mißbraucht haben. Wie jedes Jahr. Anschließend folgten reißerisch aufgemachte Tests von Privatsendern in denen 15-jährige mit versteckter Kamera zum Schnaps holen geschickt werden. Kommt einem irgendwie bekannt vor - sorgt aber sicherlich jedes Jahr wieder für die gewünschte Empörung bei den Zuschauern.

Um dies noch zu untermauern gibt es auch jedes Jahr die obligatorische dick aufgemachte Geschichte eines Jugendlichen (es gilt: je jünger desto besser!) der sich ins Koma getrunken hat und dann publikumswirksam mit einem Titel wie "Wodka-Mädchen" bedacht wird. Ob man mit dieser Art der Berichterstattung dazu beiträgt die Situation zu verbessern sei dahingestellt. Auch die Benzinpreise stiegen traditionell zu Pfingsten an und alle regten sich - ebenfalls ganz traditionell - auf, Olli Pocher brachte derweil einen neuen Fußballsong heraus und auch Osama bin Laden hat sich mal wieder zu Wort gemeldet Ausserdem gibt es seit knapp zwei Wochen (also so Mitte Mai war es etwa) einen neuen "Superstar". Thomas Godoj heisst er diesmal, 30 Jahre alt, halblange Haare, kleiner Bartansatz und im allgemeinen eher der "rockige Typ" - und wie es sich für jeden "Superstar" gehört natürlich Single.

Wem das bekannt vorkommt: So einen gab es schon einmal. Es war 2006, er hieß Tobias Regner und war der neue "Superstar" von DSDS. Auch, dass der vorallem bei Mädchen beliebte, "Superstar" seltsamerweise Dauersingle ist, ist nicht neu. Alexander Klaws, der allererste DSDS-Gewinner, verkündete jüngst seine Freundin aus Imagegründen drei Jahre lang verheimlicht zu haben. Wie wird es bei Thomas Godoj weitergehen? Vermutlich wird er ein oder zwei gute Chartplatzierungen erreichen und dann weg vom Fenster sein. Ist ja auch egal: Nächstes Jahr gibt es dann halt einen neuen "Superstar". Der ist natürlich auch Single. Vermutlich ebenfalls ein "rockiger Typ", da die Zielgruppe da gerade drauf steht. Aber bloß nicht zu "rockig", man will ja mainstreamtauglich bleiben - denn wer sollte sich sonst tausendfach den Siegersong im Jamba-Sparabo herunterladen?

Seit MItte Mai läuft übrigens der neue Indiana Jones im Kino. Indiana Jones gab es zwar auch schon dreimal, allerdings ist der letzte Teil schon fast 20 Jahre her. "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" soll laut Berichten nichts großartig neues bieten: Harrison Ford als Indiana Jones mit Schlapphut und Peitsche, Karen Allen als Marion, Schlangen, ein Schatz und viel Action.

Das sehe ich als meine persönliche Zusammenfassung der Ereignisse im Mai. Irgendwie gab es dieses Jahr doch garnichts neues oder?

Eventuell sehe ich das ganze zu negativ, aber irgendwoher muss das Sprichwort doch kommen oder? War es mal anders?

Es ist ja auch ein Sprichwort, von dem ich nun nicht finde, dass man es so wörtlich nehmen muss, wenn man sich eigentlich eher denken kann, dass es eine sehr lange Tradition hat und bestimmt anders zu verstehen ist als du es jetzt interpretierst. Ich denke eher, das hat etwas mit dem Wetterumschwung zu tun und eher weniger mit DSDS und Castingshows, die es ja vor 50 Jahren auch noch nicht gab, als man das Sprichwort auch schon benutzte. Eher glaube ich, es ist die Temperaturveränderung damit gemeint. Etwas 'Neues' kommt auf die Leute zu, es wird Sommer, es wird wärmer, es findet ein Umschwung statt; Die kalte Jahreszeit ist nun endgültig vorbei. Ist ja auch eigentlich nicht so kompliziert zu verstehen.

Ich finde es recht weit hergeholt solche Sprichworte so überdeutlich zu nehmen, aber gut, das war eben deine Art der Interpretation. Allerdings hatten der März und der April auch nicht mehr zu bieten als der Mai und der Juni und all die anderen Monate, wenn man sie an der Qualität der privaten Fernsehsender und seinen Shows misst. Und natürlich berichten die Medien am 1. Mai darüber wie betrunken die Jugendlichen wieder waren. Aber dafür gibt es es ja auch pünktlich zu Silvester immer eine schöne Reportage über die Gefährlichkeit von Silversterkrachern und kurz vor Weihnachten kommt das große Wie-nehme-ich-über-die-Feiertage-nicht-zu-Spezial und so weiter. Es ist doch eh immer das selbe.