Mal wieder erschrocken von Ignoranz der Menschen

Hallo, gestern war ich in Köln unterwegs und habe mich mal wieder über die Ignoranz meiner bzw. unserer Mitbürger erschrocken.

Ich hatte in einem Parkhaus in der Kölner Innenstadt geparkt, und bin nach erfolgreichem Einkaufsbummel dort hin zurück. Schon von weitem sah ich eine alte Frau gebückt mitten in der Einfahrt der Tiefgarage stehen.

Ich konnte nicht sehen, warum sie da stand, jedenfalls wurde sie schon von den Autofahren wild behupt, weil sie ziemlich im Weg stand. Sie stütze sich an der Wand ab und hielt ihren Kopf.

Nachdem ich meine Parkkarte bezahlt hatte bin ich dann hingegangen, um mir die Situation mal genauer anzusehen. Es liefen dort hunderte Menschen herum, denn an diesem Abend sollte wohl in der Kölner Philharmonie ein Stück aufgeführt werden, und viele viele Menschen waren dort. Das Parkhaus ist eben genau das an der Philharmonie, und die bieten auch einen Konzerttarif an. Daher die Menschenmassen.

Ich bin dann zu der Frau hin und habe gefragt was sie hat - und habe direkt gesehen, dass sie richtig doll am Kopf geblutet hat. Das Blut ist ihr wirklich stoßweise aus einer Platzwunde am Kopf geschossen und vor ihr war auch schon eine ziemliche Pfütze. Hinter uns haben schon wieder die Autos gehupt, obwohl die genau freien Blick auf die Blutpfütze und die Verletzung der alten Dame hatten. Da hat niemand geholfen - sich sogar noch beschwert ,dass sie nicht gut vorbei kamen!

Die alte Frau war total verwirrt, sie hatte ein weißes Kleidchen an und wollte auch in die Philharmonie, und alles war schon mit Blut beschmiert. Ich habe sie dann unter den Arm genommen und erstmal mit zu einer nahen Bank genommen, das waren nur 20 oder 30 Schritte, und sie dahin gesetzt. Dann habe ich einen Krankenwagen gerufen und mich ein bischen um die Wunde gekümmert. Die arme Frau wusste gar nicht mehr wo oben und unten ist.

Der Krankenwagen kam dann und hat sie direkt mitgenommen, weil die Platzwunde genäht werden musste und die Frau sogar eine Bluttransfusion bekommen musste, da sie so viel Blut verloren hatte. Zudem war es noch so heiß und ihr Kreislauf hat schlapp gemacht.

Ich bin dann wütend zu einer Gruppe leuten in Business Dress, die das Ganze beobachtet hatten und schon da standen, als ich kam. Ich habe gefragt warum sie der Dame nicht geholen haben und sie meinten "wir machen uns doch nicht schmutzig". Andere meinten es ginge sie nichts an und sie würden die Frau ja nicht kennen. Außerdem könnte sie ja Blutkrankheiten wie Aids haben und da hilft man nicht.

Klar waren meine Klamotten voll mit Blutspritzern, auch meine Schuhe und meine Hände - aber das kann man doch alles waschen und man kann doch deswegen nicht einer verletzten Frau nicht helfen?

Hättet ihr wenigstens in dieser Situation geholfen?

Erstmal toll, dass Du wenigstens geholfen hast. Das Problem bzw. ein Phänomen ist in solchen Situationen, dass je mehr Leute drumrum stehen, desto weniger geholfen wird, da jeder denkt, dass da ja noch andere sind die helfen können.

Was die Reinigungskosten anbelangt, kann man die von der Gemeinde bzw. Stadt übrigens auch ersetzt bekommen.

Auch wenn es hier ein anderes Thema ist: im Vergleich zu Gibt es noch Zivilcourage oder wird heute nur weggesehen?? das gleiche in Grün, leider!

So viel Ignoranz musste ich zum Glück noch nicht miterleben! Das ist wirklich unfassbar.
Ich denke aber auch, dass in einer solchen Situation die Hemmschwelle, wegzusehen sehr gering ist, weil man ja schließlich unter vielen Mitmenschen anonym bleiben kann, die Gefahr sich für sein Wegsehen rechtfertigen zu müssen oder gar bestraft zu werden ist ja gering.

Selbstverständlich hätte ich der Frau auch geholfen! Oder zumindest hätte ich versucht, ihr zu helfen, vielleicht auf irgendeinem anderen Weg, da ich in meinem Alter noch nicht wirklich die Kraft hätte, sie zur Bank zu tragen/ zu befördern. Das ist doch eine Selbstverständlichkeit, dass man einer solchen Frau hilft, zumindest, wenn man genau sieht, dass sie stark blutet.

Du hast vollkommen Recht, es ist wirklich ungeheuerlich, wie selbstsüchtig viele Menschen heutzutage sind. Sie denken echt nur an sich und keine Sekunde an andere Leute, oder sie sind der Überzeugung, irgendjemand anders wird den Job schon erledigen. Natürlich kann man das nicht vollständig verallgemeinern, aber besonders die jungen Leute und die älteren mit ein bisschen mehr Geld, denken wirklich so und haben so gut wie gar kein Mitgefühl.

Erstmal schön, das du geholfen hast. Ich hoffe, der Dame geht es bald wieder besser.

Eine ähnliche Situation hatten wir im Winter 06. Da ist eine Dame mit ihren Regenschirm gestürzt und hat sich so ein Metallteil vom Schirm in den kopf gerammt. Das ganze passierte direkt an einer Haltestelle, die voll war mit Leuten. Es ist keiner hingegangen, wir sind von der anderen Seite schnell rüber gelaufen mit Kinderwagen! Wir haben erstmal den Bahnfahrer gesagt, er solle nicht weiter fahren, denn die Dame war so unglücklich gefallen, das sie mit den Beinen unter der Bahn lag! Wir haben ihr dann auf geholfen, ich bin schnell in die Apotheke (die ist gleich an der Haltestelle), dort habe ich einen Stuhl bekommen, das wars, die haben sich auch nicht gekümmert. Als die Frau auf dem Stuhl saß, habe ich den Krankenwagen gerufen, der kam innerhalb von 5 Minuten, kurz davor kam dann auch die Polizei (ebenfalls direkt an der Haltestelle ein Revier). Fazit: Von der Frau war das Handgelenk getrümmert und die Platzwunde musste genäht werden.

Alle standen da und haben geschaut, keiner hat geholfen, außer wir...und meine Tochter musste ich auch noch im Auge behalten. Ich kann deinen Ärger voll nach vollziehen, allein der Gedanke daran, das man mal ungünstig fällt und niemand hilft einem ist echt grausam.

Liebe Grüße
tussy

Natürlich hätten wir geholfen, aber solche Leute wie du, gibt es immer weniger. Keiner hat mehr Zeit und alles muss schnell gehen. Andere Menschen sind einem egal, man kümmert sich nur um sich selbst und hofft, das es irgendwie weitergeht. Ich weiß auch nicht, warum das heute schon normal ist, weg zu schauen. Gerade in Großstädten wird alles immer mehr anonymer und kälter. Da interessiert sich doch niemand mehr, was in der Wohnung neben einem oder über einem passiert. Deswegen sterben immer mehr Menschen vereinsamt und keiner merkt es, bis sie anfangen zu riechen, deswegen werden immer öfter Kinder misshandelt, ohne das es jemand merkt oder einschreitet.

Zum Glück ist es auf unseren Dörfern noch anders, da achtet noch jeder auf den anderen, auch wenn es hier auch schon schlechter wird. Ich hoffe nur, das wenn ich mal in Not bin, auch jemand wie du da ist und mir hilft und dir wünsche ich, das du auch mal jemanden findest, wenn du jemanden brauchst. Deine Nachricht hier sollte jeden, der sie liest, mal zum Nachdenken anregen, das nächste mal vielleicht etwas genauer hinzuschauen und zu helfen.

Hui also so viel Ignoranz musste ich zum Glück auch noch nie miterleben, ich glaube ich wäre ausgeflippt an deiner Stelle. Ich habe es auch schon öfter erlebt, dass alte Menschen gestürzt sind (in meiner Straße ist ein Altersheim) und dann am Kopf geblutet haben oder sich Arm/Bein gebrochen haben. Und die Straße in der ich wohne ist wirklich sehr ruhig und wimmelt nicht gerade vor Menschenmassen. Aber jedes Mal als ich so einen Unfall beobachtet habe, haben alle Leute, die anwesend waren sofort geholfen.

Einer hat den Rettungswagen gerufen, ein anderer sich um den Verunglückten gekümmert und einer ist zum Altersheim gelaufen, um dort Alarm zu schlagen. Ich habe es sogar erlebt, dass ein Mann aus seiner Wohnung auf die Straße kam, um mir zu helfen, weil ich die Omi gar nicht allein aus ihrem Rollator (mit dem sie die Treppe heruntergefallen war) befreien konnte.

Also habe ich bisher eigentlich nur positive Erfahrungen gemacht, was Zivilcourage angeht. Vielleicht sind die Menschen hier im Osten einfach engagierter und couragierter was erste Hilfe angeht? Ist sicher auch nur ein Vorurteil aber sowas wie du in Köln habe ich wirklich noch nie erlebt. Im schlimmsten Fall hättest du gleich einen Streifenwagen mit bestellt und die netten Businessmänner mal auf ihre unterlassene Hilfeleistung aufmerksam gemacht, dann hätten sie vielleicht anders reagiert.

Hallo

Das ist mal wieder Typisch für unsere Deutschen Mitbürger. Ich finde es gut das du der Frau geholfen hast, obwohl dies natürlich selbstverständlich ist. Ich hätte der Frau natülich auch geholfen. Ich denke jedoch nicht das hier in diesem Thred niemand antworten wird mit der Antwoort"Nein ich hätte der Frau natürlich nicht geholfen da...". In Hape Kerkelings Buch gibt es auch ein Beispiel dafür, da das auch in anderen Ländern (in dem Fall Spanien) kaum noch Kourage gibt.

MFG
1337

Hallo,



also erstmal super dass du wenigstens der einzigste warst der der hilflosen Frau geholfen hat! Ich hätte ihr auch selbstverständlich geholfen, da ich selber schonmal in so einer Situation verwickelt war, da bin ich mit meinen Bruder Inline gefahren und er ist gestürzt auf den Kopf!
Und hat geblutet!

Darauf hin habe ich gewartet bis jemand kam und auf ihn auspassen kann damit ich nach Hause fahren kann und Hilfe holen kann, dann kam eine Dame auf dem Fahrrad und meinte ich warte hier, da habe ich gesagt ok und bin nach Hause gerasst! Ich kam wieder war die Dame weg! Mein Bruder meinte die hat gesagt ach du hast ja keine Gehirnerschütterung so schlimm kann dass nicht sein und ist wieder gefahren, eine Frechheit fande ich, weil es stark geblutet hat und es hätte noch schlimmeres passieren, aber hinterher war es nur eine Platzwunde.

Ich finde es auch erschreckend wie z.B. bei einen Fahrrad unfall man einfach jemanden blutend an der Seite liegen lassen! So etwas könnte ich garnicht! Wie schon gesagt ich hätte ihr auch selbstverständlich geholfen!

Hallo,

ich finde es erstmal gut, dass hier jeder von sich mit reinem Gewissen behaupten kann, dass er oder sie der Frau auch geholfen hätte. Anscheinend ist das nämlich eben nicht mehr selbst verständlich für die meisten - für mich war es das auch, weil ich eben denke, wenn es mir mal so geht bräuchte ich doch auch jemanden, der nach mir guckt.

Komischer Weise hätten diese Business Crew, hätte man sie so unter "normalen" Umständen gefragt, unter Garantie auch gesagt, dass sie einem hilflosen und verletzten Menschen helfen würden.

Am schlimmsten fand ich eben noch dieses "ich mache mich doch nicht schmutzig" - was eine Aussage! Ich habe meine Sachen übrigens einmal in die Waschmaschine gepackt und schon war alles sauber, also gar kein Problem - und ich hatte auch eine weiße kurze Hose und ein gelbes Shirt an.

Wie es der alten Dame geht weiß ich leider nicht, nachdem der Krankenwagen sie abgeholt hat bin ich dann zu meinem Auto und wieder zurück nach Frankfurt gegurkt. Ich denke aber, dass es ihr wieder gut geht - die Platzwunde war schon recht groß, aber das wird genäht worden sein und sowas heilt ja vergleichsweise gut ab.

Dass viele Menschen nicht helfen war mir schon klar, aber das von wirklich hunderten die da herumstehen und sowieso nur warten, dass die Philharmonie aufmacht, nicht helfen, ist für mich absolut unerklärlich. Neben dran war übrigens so ein kleines Glashäuschen von dem Parkhauswächter, der hat das auch gesehen und sich keinen Zentimeter bewegt. Auch viele alte Menschen waren da - und dass die keine Solidarität mit einer ebenfalls alten Dame haben kann ich nicht verstehen. Das will ich auch nicht verstehen.

LG,H