Mal wieder erschrocken von Ignoranz der Menschen
Ich bin auch immer wieder erstaunt darüber, wie ignorant sich manche Mitmenschen verhalten und ebenso erstaunt darüber, dass sich hier im Forum anscheinend all die wenigen Menschen befinden, die der Frau geholfen hätten. Das finde ich schon verwunderlich, da ich in meiner Klasse beispielsweise auch beobachten kann, dass einige heute schon nur an sich selbst denken und für ihren Profit über Leichen gehen. Kaum noch jemand hält es für nötig, seinen Mitmenschen zu helfen, wenn diese gequält werden oder verletzt am Boden liegen - die meisten sehen weg und tun so, als wäre nichts geschehen. Ich denke, dass circa 90 Prozent wegsehen würden und das ist noch eine untertriebene Schätzung, wenn ich jetzt von meiner Klasse ausgehe. Im Übrigen habe ich auch schon genug Geschichten gehört, in denen beispielsweise jemand am Wegesrand lag und minutenlang alle möglichen Menschen vorbeiliefen und jeder geguckt hat, aber niemand es für nötig gehalten hat, auch nur eine einzige Sekunde inne zu halten und dem armen Geschöpf zu helfen.
Das, was mich ja noch mehr aufregt, ist ja die Tatsache, dass diese Menschen vorher beziehungsweise danach auch noch standfest darauf beharren, dass diese ja natürlich nicht zu dieser Sorte Mensch gehören und natürlich sofort helfen, wenn jemand mal in Not ist. Ist es dann aber wirklich soweit, reagieren viele so, wie die hier im Thread beschriebenen "Geschäftsmänner".
Wundert mich allerdings nicht, dass weniger Menschen helfen, wenn viele Menschen da sind, da viele dann denken, dass sich irgendjemand schon des Problems annehmen wird. Würde allerdings nur ein einziger Mensch in der Nähe sein, ist die Chance viel größer, dass er der Frau helfen würde, da ja sonst niemand in der Nähe ist. Das hat uns sogar mal irgendein Polizist erklärt, der meinte, dass man jemanden aus der "grauen Masse" direkt ansprechen müsse, bis etwas geschieht.
(Bevor hier noch jemand behauptet, ich hätte keine Ahnung, wovon ich spreche.)
Pyro_08, du sprichst mir ziemlich aus der Seele! Ich finds auch verwunderlich. Jeder behauptet, er hätte selbstverständlich geholfen. Ich will hier zwar keinem irgendetwas unterstellen, aber ich glaube nicht, dass das wirklich alle getan hätten, wenn sie in dieser Situation gewesen wären.
Und ganz ehrlich: Ich weiß nicht, was ich getan hätte. Ich war noch nie in einer solch ernsten Situation (darf man darüber jetzt "zum Glück" sagen?). Vermutlich hätte ich rübergeguckt und wäre dann weitergegangen. Warum? Nennt es egoistisch, selbstschützend, ignorant oder arrogant. Ich nenne es für mich als unsicher und verängstigt.
Ich bin immer schon erschrocken, wenn in der Ubahn rumgepöbelt wird in Gruppen gegen wehrlose Einzelne, und eigentlich bin ich auch erst die Zweite, die dann etwas sagt. Also wenn jemand vor mir etwas unternimmt, unterstütze ich ihn durch Anschluss. Aber als Erste, alleine, da hätte ich viel zu viel Schiss.
Ich habe letztens irgendwo im Fernsehen so einen Test gesehen, in dem sie einen Motorradfahrer scheinbar leblos neben seine Maschine an den Straßenrand gelegt haben. Die Straße war recht viel befahren und der Motorradfahrer war wirklich von der Straße aus nicht zu übersehen. Und es war erschreckend, wieviele Autofahrer willentlich an dem Verunglückten vorbeigefahren sind.
Die Journalisten haben die Autofahrer dann danach angehalten und gefragt, wieso sie nicht geholfen haben und die meisten haben nur mit den Schultern gezuckt. Und eine Aussage fand ich besonders unglaublich. Da saß eine junge Frau hinter dem Steuer und meinte, dass sie keine Ahnung von Erster Hilfe hat und deshalb lieber gar nicht erst angehalten hat. Da stand mir wirklich nur noch der Mund offen. Wenn ich wirklich gar nichts weiß, kann ich wenigstens gucken, was da los ist und zumindest einen Rettungswagen rufen. Aber einfach dran vorbeizufahren ist für mich unbegreiflich.
Da kann man nur hoffen, entweder selbst nie in die Situation zu kommen, dass man Hilfe braucht oder Glück zu haben, dass man an hilfsbereite Menschen gerät. Ich brauchte übrigens auch schon mal Hilfe auf der Skipiste, als ich einen etwas schlimmeren Unfall hatte und da waren gleich mehrere Skifahrer bei mir und haben geholfen. Glück gehabt!
Ich hatte die Situation vor einem halben Jahr als ich von einem Parkplatz kam, da war ein Mann mit Anfällen zusammengebrochen und hatte sich verletzt. Es standen noch andere Menschen rum. Einer sagte in der nahen Apotheke Bescheid und ich stützte ihn ab, damit er nicht von der Bank rutschte.
Auch da kam das Thema Ansteckung und die Apothekerin gab mir Handschuhe. Ich hatte da garnicht dran gedacht. In dem Moment wollte ich nur helfen. Gut war, das die Apothekerin den Herrn kannte und wußte, das er epileptische Anfälle bekam und konnte dann den Rettungswagen entsprechend unterrichten. Es ging zum Glück auch alles sehr schnell, denn die Apothekerin hatte Angst, dass er seine Zunge verschluckt und wir konnten ihn nicht in die stabile Seitenlage bringen, weil er doch etwas massig war und wir Angst hatten, dass wir ihn nicht halten können, wenn wir versuchen ihn hinzulegen.
Also, auf der einen Seite kann ich verstehen, dass du womöglich Angst hast, irgendetwas falsch zu machen, aber auf der anderen Seite solltest du vielleicht mal darüber nachdenken, wie du dich beispielsweise fühlen würdest, wenn du in Not wärst und hunderte Menschen nur zugucken würden, anstatt dir zu helfen. Ich denke, man sollte auf jeden Fall helfen, denn was kann man denn schon falsch machen? Dass nicht jeder in der Lage ist, erste Hilfe perfekt zu leisten, ist normal und da wird dir auch niemand den Kopf abreißen, wenn du etwas falsch machst - immerhin warst du die Person, die diesem Menschen womöglich das Leben gerettet hat. Stell dir mal vor, dass du weitergegangen wärst und am nächsten Tag in der Zeitung liest, dass dieser Mensch gestorben ist, weil es niemand für nötig erachtete, ihm zu helfen.Taline hat geschrieben:Vermutlich hätte ich rübergeguckt und wäre dann weitergegangen. Warum? Nennt es egoistisch, selbstschützend, ignorant oder arrogant. Ich nenne es für mich als unsicher und verängstigt.
Hallo,
also nachdem der eine Mann da dann zu mir gesagt hat "Die kann ja Aids oder sonstige Krankheiten im Blut haben" hatte ich dann auch erstmal n bischen Angst, aber von Blut auf Kleidung und der Haut ansich passiert doch nichts und waschen oder desinifizieren kann man doch auch alles.
Die alte Frau wäre beinahe da zusammengeklappt weil sie soviel Blut verloren hat, und dann auch noch bei der schwülen Hitze - sie wäre dann irgendwo auf Asphalt oder Bordstein gefallen - und hatte ja schon eine Platzwunde, wer weiß, was dann passiert wäre - wie kann man da einfach vorbeigehen?
Immerhin warst Du hier ehrlich bei Deiner Aussage, auch wenn ich sie nicht nachvollziehen kann. Wovor denn Angst? Ich glaube in solche einer Situation, wie ich die beschrieben habe, kann man gar nichts falsch machen, wenn man hilft. Ich habe sie ja auch erstmal nur zur nächsten Bank begleitet, damit sie nicht umkippt und noch mehr Verletzungen bekommt. Das hättest Du doch auch geschafft. Und dann den Krankenwagen anzurufen und ihr was steriles auf den Kopf zu drücken war doch auch nicht schwer.
Wenn da ein Schwerstverletzter liegen würde mit offener Aterie - dann ist das was anders. Aber auch dann hilft man und versucht zu tun was man kann, denn anders ist das Schicksal schon vorprogrammiert.
Ich denke, das helfen immer besser ist als wegschauen und weggehen - auch wenn man verunsichert und ängstlich ist, kann man doch helfen. Es sind auch kleine Sachen die schon eine Hilfe sind. Wenn nur jemand die Frau gefragt hätte ob sie helfen können hätte die Dame bestimmt gesagt "bitte bringen Sie mich doch zu einer Bank" oder "Bitte rufen Sie einen Arzt an".
Was würdest Du denn tun, wenn Du verletzt wärst, zum Beispiel wie hier beschrieben nach einem Auto - oder Motorradunfall, und keiner würde anhalten und sich um Dich kümmern? Wenn Du dann nicht mehr in der Lage bist, selbst Hilfe zu holen, wirst Du nichts mehr tun, als Dir wünschen, dass Dir jemand hilft.
Klar wars bei der Oma nicht so schrecklich schlimm, aber auch da hätte schlimmeres passieren können, und mich hats nur 10 Minuten und ein paar schmutzige Klamotten gekostet. Es ist doch nicht zuviel verlangt, ein bischen sozial veranlagt und eingestellt zu sein und Leuten in Not zu helfen?
LG,H
Hallo zusammen,
das war wirklich ein recht nobler Schachzug von dir, Qn. Obwohl ich mich peinlicher Weise auch eher zu den Leuten zählen muss, die zwar mitbekommen, dass andere Menschen Hilfe benötigen, sich aber nicht wirklich dazu überwinden können zu helfen, hätte ich in deinem geschilderten Fall ebenfalls so gehandelt wie du. Bisher bin ich noch in keine so drastische Situation gekommen, weswegen man schlecht beurteilen kann, ob man haargenau das Gleiche getan hätte.
Wenn ich jedoch schon sehe, dass sich jemand ernsthaft verletzt hat, dann bin ich auch zur Stelle. Schließlich sollte es die Pflicht jeden Bürgers sein, einem anderen Menschen zu helfen, aber nur die allerwenigsten tun dies. Ich finde es ziemlich erschütternd, dass die anderen Leute einfach nur drum herum standen und nichts getan haben. Dann auch noch mit einer Antwort wie "Ich will mich nicht schmutzig machen" anzukommen, ist einfach unfassbar. Schließlich hatte die Frau ein Kleid für den Abend an und hat sich fein herausgemacht. Es handelte sich damit nicht um eine "einfache" Passantin oder Bettlerin und auch selbst wenn dem so wäre, hätte ich dennoch geholfen.
Da kann man nur hoffen, dass wir alle aus so einer Situation lernen und uns für das spätere Leben ebenfalls ein so nobles Handeln einprägen werden.
Viele Grüße, IceKing32
Servus!
Also ich muss sagen, dass derartige Ignoranz nicht oft vorkommt, aber sofern man selbst mal darin verwickelt ist, kommt es genau umgekehrt. Etwas ähnliches ist auch mir bereits passiert: Ich war im Rahmen einer Promotiontour unterwegs mit dem Firmenwagen, allerdings war ich nicht alleine, ein Kollege war auch mit und hat mich begleitet. Als wir an einer Kreuzung bei Rot stehen bleiben mussten, haben wir auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine ältere Dame entdeckt, die ziemlich mitgenommen aussah. Ich muss erwähnen, dass es an diesem Tag sehr stark geregnet hat und auch starke Windböen zu spüren waren. Wir haben uns nichts dabei gedacht und sind weitergefahren, da wir gewisse Artikel abliefern mussten und sind dann nach paar Minuten die Strecke wieder zurückgefahren. An der selben Kreuzung mussten wir wieder stehen bleiben, doch ist plötzlich mein Kollege aus dem Auto gesprungen und hat gesagt, dass ich die Warnblinker einschalten soll und ihm nachfolgen sollte.
Vorerst kannte ich mich nicht aus, hab aber bemerkt, dass er irgendwohin gerannt ist, somit dürfte es sich nicht um eine Spaßaktion handeln, schon gar nicht bei dieser stark befahrenen Kreuzung. Nun gut, gesagt, getan, bin ich ihm laufend gefolgt, die ältere Dame war am Boden, ihr Tasche irgendwo am Gehsteig, ihr Regenschirm wurde meterweit geschleudert. Die Situation hat mich nicht schockiert, da es durchaus mal vorkommen kann, dass man bei starken Windböen zu Boden gehen muss, vorallem bei älteren Personen. Aber mich hat eher die Dummheit der Mitmenschen schockiert. Die Leute gingen vorbei, haben uns dumm angesehen, teilweise gelacht und gespottet, weil wir uns im Regen um die alte Dame kümmern, schlussendlich haben sie alle dasselbe getan: uns ignoriert und weitergegangen. Ich muss zwar sagen, dass wir keine Hilfe benötigt haben, da wir alles ziemlich gut im Griff hatten, doch ich will nicht wissen, wieviele bei einer hübschen jungen Dame helfen würden.
Hochachtungsvoll - Näugelchen
Cheerio!
Taline hat geschrieben:Und ganz ehrlich: Ich weiß nicht, was ich getan hätte. Ich war noch nie in einer solch ernsten Situation (darf man darüber jetzt "zum Glück" sagen?). Vermutlich hätte ich rübergeguckt und wäre dann weitergegangen. Warum? Nennt es egoistisch, selbstschützend, ignorant oder arrogant. Ich nenne es für mich als unsicher und verängstigt.
Erstmal Hallo zusammen,
@Taline, ich kann auch verstehen, dass man in so einer Situation Angst bekommt. Man weiß erstens nicht, was da passiert ist und zweitens weiß man vielleicht nicht, was man tun soll.
Ich habe letztens einen Ersthelfer-Kurs gemacht, und da wurde uns gesagt, dass das einzige, was wir falsch machen können, das ist, wenn wir nichts tun. Wenigstens einen Krankenwagen rufen kann man, denn heutzutage hat fast jeder ein Handy. Und es hilft oft, wenn man jemand direkt anspricht, er soll mithelfen. Also auf ihn zeigen und sagen: Du / Sie da, helfen sie mir mal.
Seit ich den Kurs gemacht habe, fühle ich mich etwas sicherer im Umgang mit Verletzten, auch wenn ich das gelernte bisher nur in kleinem Rahmen brauchte. Zum Glück, kann ich sagen.
QN, ich bewundere, was du getan hast, denn wie du erlebt hast, ist nicht jeder so hilfsbereit. Aber ich hätte in deiner Situation das gleiche getan, und das sage ich nicht einfach so, weil man es eben erwartet, sondern wirklich aus Überzeugung. Klar gibt es da den Unsicherheitsfaktor, ob man jetzt was falsch macht oder ob man sich nicht doch mit was ansteckt, wenn man ohne Handschuhe arbeitet. Aber letztendlich ist (wie ich schon geschrieben habe) das einzige falsche, wenn man wegsieht.
Deswegen von mir ein großes Lob an dich für deine Handlungsfreude und laß dich nicht beirren. Ignoranten gibt es leider viel zu viele und so Menschen wie dich brauchen wir immer wieder.
Hallöchen,
super Scachzug von dir QN! Ich hätte daselbe getan und das sage ich nun nicht so, denn ich habe schon öfters Menschen geholfen, u.a. auf der Autobahn, die einen Autounfall hatten. Habe meinen Schatz gebeten anzuhalten und habe den Leuten, die dort blutüberströhmt herumliegen und nicht wussten von "hinten" und "vorne" ist geholfen.
Ich denke, wenn man selbst dort blutüberströhmt herumliegt, möchte man auch das einem geholfen wird. Außerdem kann es jedem passieren, das er in einen Unfall verwickelt wird (auch wenn man keine Schuld trägt) und dann am Ende sich alleine nicht helfen kann! Die Leute die einem dann helfen, schauen nicht aufs Blut oder ob sie sich dreckig machen können, sondern diesen Menschen ist das Menschenleben wichtiger!
Finde es immer wieder erschreckend, das es Menschen gibt, die solche Ausreden haben wie : Ich mach mich doch nicht schmutzig". Sie wollen geholfen bekommen, aber anderen nicht helfen. Leider habe ich mitlerweile erfahren müssen, das unsere Gesellschaft immer mehr abdriftet dazu : Nur sich selbst zu helfen und anderen nicht. Ich bin immernoch der Meinung, das wir in einer Gesellschaft leben, inder der eine, dem anderen helfen sollte und auch kann, denn dies ist nicht zuviel verlangt, sondern heutzutage "selbstverständlich", doch leider eben nicht bei allen wie man an deinem Beispiel erkennen kann.
Ich für meinen Fall, werde weiterhin, wenn ich jemandem helfen kann (Autobahn, Zug usw. egal wo) helfen. Ich bin so aufgewachsen und habe es so gelernt. Ich hoffe nur, das wenn ich mal in so einen Fall geraten sollte, mir auch jemand hilft!
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