Trauerarbeit bei Tod

vom 24.05.2008, 16:07 Uhr

Ich bin mir nicht sicher ob der Titel so ganz passend ist.

Zur Erklärung: Ich arbeite in einem Behindertenwohnheim für Körperlich - Geistig Behinderte Erwachsene. Die Bewohner sind zwischen 18 und 75 Jahre alt / jung. Leider kommt es selten auch mal vor das jemand von ihnen stirbt. In der Regel dann die wo wir es überhaupt nicht gedacht haben und es für uns total überraschend kommt.

Da es ja Menschen sind und keine Gegenstände, gewöhnt man sich sehr an die Bewohner bei der täglichen Arbeit. Das heißt, mich trifft es immer ganz schön wenn dann jemand verstorben ist und nimmt mich richtig mit. Auch im Privatleben verfolgt es mich natürlich. Wir machen auf der Arbeit natürlich eine Trauerfeier für uns im Wohnheim im stillen Kreis um uns zu verabschieden, weil wir ja nicht alle auf der Beerdigung sein können. Desweiteren gibt es für uns Mitarbeiter dann immer SuperVisionen.

Nun aber meine Frage, wie geht ihr Privat damit um, verfolgt es euch auch oder könnt ihr dann abschalten?

Lg

» Simba86 » Beiträge: 36 » Talkpoints: 0,16 »



Ich habe schon sehr viele Menschen meines Freundes, Bekannten und Familienkreises verabschieden müssen, nicht beruflich, sondern privat.

Ich habe gerade aktuell festgestellt, dass es mir hilft den Menschen los zu lassen, wenn ich an so einer Feier teilgenommen habe, es ist z.B. gerade vor einem Monat eine Tennispartnerin aus meinem Kurs gestorben, unerwartet und plötzlich, ich wollte nicht zu der Beerdigung oder Trauerfeier, weil ich mir sagte, ich kenn sie ja eigentlich garnicht so gut, aber jetzt stelle ich immer öfter fest, dass sie immer noch da ist, dass ich es einfach nicht verinnerlicht habe, dass sie gestorben ist und ich denke dafür ist so eine Trauerfeier gut.
Bei aller Sentimentalität, man erinnert sich intensiv mit anderen an den Menschen und verabschiedet sich und danach kann man von Vorne anfangen und sich wieder auf die Lebenden konzentrieren, gerade bei deinem Job brauchen die ja dann deine ganze Fürsorge.

Deshalb würde ich gerade für dich sagen, dass es wichtig ist an den Trauerfeiern teil zu nehmen, auch wenn sie im ersten Moment erdrückend sind, so sind sie doch auf längerer Sicht erleichternd.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Hallo,
erst einmal möchte ich ihr dir sagen, wie leid es mir tut, dass du eine Person verloren hast, die dir scheinbar etwas bedeutet hat. Dauert immer eine Zeit, bis der Wehmut vergeht und die Trauer.

Ich kann am Anfang gar nicht mit Leuten über meine Trauer reden, weil es mir mehr weh tut als es mir hilft. Ich lenke mich meistens mit Arbeit ab, die mich richtig fordert.

» Kikoo » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Also ich denke man wäre ein Unmensch, wenn es einen Privat egal wäre. Das heißt deine Symptome sind völlig normal. Allerdings musst du lernen, es zu vearbeiten und zu trennen, von deinem normalen Leben. Natürlich fällt das nicht leicht, aber nach Jahre lernt man wirklich damit umzugehen. Das soll allerdings nicht heißen, dass du es normal werden lässt. Der Tod gehört genau wie das Leben eben dazu. Speziell für Behinderte, wäre es für mich persönlich eine Hilfe zu wissen, dass es ihm/ihr nun besser geht und er sich nun ggf. nicht mehr von der Behinderung eingeschränkt ist, das heißt, dass es ihm nun besser geht. Jedoch kommt das dann auch ganz auf deine Religion an.

Ich denke auch, dass es was helfen würde, wenn du versuchen würdest, mit Arbeitskollegen darüber zu sprechen. Sie teilen höchstwahrscheinlich deine Trauer mit dir und helfen dir darüber hinweg zu kommen. Vielleicht tröstet dich ja auch der Gedanke, dass er/sie es gut hatte, in deiner Betreuung/Pflege. Du hast deinen Patient also einen schönen Lebensabend beschert. :)

lg
david

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» .daviD » Beiträge: 1221 » Talkpoints: 5,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo,

einmal möchte ich dir mit meinen Beileid aussprechen. Es ist sicher hart, wenn Leutet sterben, die man selber durch eine schwere Zeit begleitet hat. Abschied nehmen ist dennoch nicht leicht, vor allem, wenn man mit den Leuten tagtäglich umgeht.

Es ist dein Beruf, den Leuten zu helfen, und ab einem gewissem Alter ist es "normal" das man stirbt (ich will das hier um Gottes Willen nicht verharmlosen o.ä.), dennoch musst du dich daran gewöhnen, das nicht nur das Leben sondern auch der Tot mit dazu gehört. Aber ich denke du kannst dich, wie es daviD schon gesagt hat, vielleicht ein wenig damit trösten, das du den Leuten im wahrscheinlich schwersten Abschnitt ihres Lebens geholfen hast, ihnen Freude bereitet hast, - du warst da, als sie dich gebraucht haben - manchmal hilft das, wenn du dir das sagst.

Als Tipp könnte ich dir den Rat geben, das du vielleicht mal mit deinen Arbeitskollegen drüber sprichst, wie es denen damit geht, wie die damit umgehen etc.. Ich kann mich bijin auch anschließen, das vielleicht der Besuch auf der Trauerfeier es dir vielleicht ein wenig erleichtert, damit umzugehen bzw Abschied zu nehmen.

Ich hoffe du lernst bald damit besser umzugehen, denn das ist für dich auch ziemlich wichtig, das dich die Trauer nicht irgendwann erdrückt.

LG

» Werringer » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Beruflich hatte ich nur einmal mit dem Tod zu tun gehabt, als ein kleiner Junge und seine Mutter bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Da er jedoch im Krippenbereich und nicht im Kindertagesstättenbereich betreut wurde, hatte ich weniger mit ihm zu tun gehabt. Meine Kolleginnen, die ihn in ihrer Gruppe hatten, waren natürlich auch ziemlich fertig und konnten es auch nur durch die Teamarbeit verarbeiten. Bei mir ging es halbwegs, da mir der Bezug fehlte, wobei ich es immer traurig finde, wenn gerade ein (Klein)Kind verstirbt.

Bei den beiden Todesfällen, die vor fast 8 Jahren geschehen sind, konnte ich den Tod durch viel Weinen, viel Darüber reden, aber auch mal Abschalten verarbeiten. Ich hatte ein sehr gutes Umfeld, welches immer ein offenes Ohr für mich hatten und die mich in meiner Trauerarbeit begleitet haben. Mit meiner Familie, obwohl es sie auch betraf, konnte ich nicht so darüber reden. Wir wussten alle letztendlich nicht, wie wir miteinander umgehen sollen. Das gab leider auch Missverständnisse und jeder hat für sich selbst getrauert.

Nun ist es ja leider so, dass wieder einmal ein nahes Familienmitglied verstorben ist. Allerdings war dort der Tod abzusehen, da mein Opa fast 100 Jahre alt geworden ist. Kurz vor Weihnachten ist er ins Krankenhaus gekommen, weil er einen Schlaganfall erlitten hat. Zwar konnte er wieder nach Hause, aber so richtig erholen konnte er sich nicht mehr und hat fast nur noch vor sich hingestarrt. Es war also abzusehen, und gerade in diesem Alter habe ich fast jeden Moment mit dieser Nachricht gerechnet. So konnte ich wohl schon damit umgehen und bin nun auch relativ gefasst, obwohl ich natürlich auch sehr traurig bin. Dennoch muss ich nicht weinen, nur am Tag der Nachricht war es so. Ich bin bislang sehr froh, dass ich ihn so lange in meinem Leben wissen durfte, dass es ihn gegeben hat, dass er noch zwei Urenkelkinder miterleben durfte. All das tröstet mich gerade sehr. Es ist kein Vergleich zu dem, was vor 8 Jahren gewesen ist. Aber ich denke, dass die beiden Todesfälle vor 8 Jahren mir bereits geholfen haben, den Tod als solchen zu akzeptieren. Zudem konnte ich meinen Opa trotz der Entfernung von mehreren Hundert Kilometern noch einmal sehen und mich so von ihm verabschieden. Ohne diesen Abschied würde ich wahrscheinlich nicht so gefasst sein. Ich denke, man muss irgendwie Frieden mit dem verstorbenenem Menschen und sich selbst schliessen können, um den Tod verarbeiten zu können. Das ist hier geschehen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Die ersten Wochen waren die Hölle, war nur am WEINEN. Der Friedhof hat mich nur noch mehr deprimiert. Irgendwann nach 6 Wochen bin ich nur noch zweimal die Woche dahin und mittlerweile gehe ich selten. Ich habe einen besondern Platz in meinem Wohnzimmer für sie eingerichtet und da rede ich oft mit ihr als wäre sie da, es gibt mir Kraft und ich habe das Gefühl ihr geht es jetzt gut.

Man trauert jeden Tag - früher war ich keine Heulsuse aber mittlerweile breche ich wahnsinnig schnell in Tränen aus. Sie fehlt mir so sehr und während ich das hier schreibe laufen auch wieder die Tränen. Meine Familie stand immer super hinter mir, mein Mann hat mich nach 20 Jahren Ehe so nicht gekannt aber er war und ist sehr verständnisvoll.

Darüber reden hilft mir mittlerweile - jetzt sind 4 Monate vergangen - sie fehlt mir so - wie ein Loch in meinem Herzen - eben ein Teil von mir ist gegangen. Es ist immer traurig!

» PowerLearn » Beiträge: 3 » Talkpoints: 1,63 »



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