Warum Menschen lästern müssen

vom 22.05.2008, 12:10 Uhr

In einigen anderen Threads wurde das Thema "Lästern" bereits angeschnitten, aber nie wurde sich dabei die Frage gestellt, warum wir Menschen das Verlangen haben, über andere Menschen zu lästern.

Jeder kennt sicherlich die Situation: Man sieht eine Person, der man wenig Sympathie entgegenbringt über den Schulhof gehen oder am Arbeitsplatz, und man muss sofort einen Kommentar über die Person dem nahestehenden Freundeskreis präsentieren. Meistens erhält man zustimmende Antworten oder zumindest eine stumme Antwort, die einem im Gesagten bestätigt. Da frage ich mich immer, warum es dem Menschen angeboren zu sein scheint, über andere Personen herzuziehen.

Dieser Frage sind wir auch in unseren letzten Französischstunden nachgegangen und unser Lehrer meinte darauf, dass Menschen nur lästern, um sich selbst aufzuwerten und den anderen abzuwerten. Indem man jemand anderen, den man nicht so gut leiden kann, sozial tiefer abgestuft, ist man selbst zufrieden.

Seht ihr das auch so ähnlich wie unser Französischlehrer? Oder würdet ihr eine total andere Begründung anführen? Ich kann unserem Lehrer auf jeden Fall nicht widersprechen, obwohl es vielleicht noch andere Faktoren gibt, die eine Rolle spielen. Bin wirklich mal gespannt darauf zu erfahren, warum man das Verlangen hat, über andere lästern zu müssen.

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» IceKing32 » Beiträge: 1238 » Talkpoints: -5,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke schon das dein Lehrer recht hat. Neben dem aufwerten der eigenen Person könnte aber auch noch Neid dahinter stecken. Zum Beispiel wenn eine Frau mit kurzem Rock und langen Beinen vorbei läuft. Da wird auch hin und wieder drüber geredet, da denke ich zum Beispiel oft das einfach Neid dahinter steckt, weil die Personen eben selbst nicht die Figur haben einen so kurzen Rock zu tragen.

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» Laufmasche » Beiträge: 7540 » Talkpoints: -37,09 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Die Frage hab ich mir auch schon öfter gestellt und keine wirklich plausible Antwort dafür gefunden. Die Begründung deines Lehrers, andere abzuwerten um sich selbst aufzuwerten, finde ich gar nicht mal so unlogisch. Wenn wir lästern, wollen wir ja die Bestätigung erhaschen darin, wie schlecht diese Person ist. Wir erfahren also eine Gefühl der Bestätigung, dass für uns positiv ist.

Speziell beim Mobbing bemerkt man oft, dass dort einzelne Personen die treibende Kraft sind, und dabei beschreibt "Kraft" schon ganz gut, was weiter passiert: Übrige folgen dieser Kraft weil es irgendwie ein Ausdruck von einer Stärke zu sein scheint, bzw. "über dem anderen stehen". Ähnliches Verhalten (natürlich nicht so auf die Psyche bezogen) bemerkt man ja sogar bei vielen Tieren im Rudel. Das Alphamännchen behauptet sich, dann jedoch durch körperliche Kräfte, und wird dafür vom restlichen Rudel akzeptiert.

Vielleicht ist das die moderne menschliche Weiterentwicklung solcher Rudelkämpfe mit Worten.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Äh Laufmasche - wo ist da jetzt der Unterschied? Das ist auch nichts anderes als eine Abwertung die da stattfindet.

Das man mit Lästern niemandem schmeicheln möchte ist ja klar, sonst würde man es ihm auch direkt ins Gesicht sagen und so um Sympathien bei der betreffenden Person buhlen.

Ansonsten sehe ich es so wie Taline, dass neben dem Aufwerten der eigenen Person vor allem die Stellung in der Gruppe gestärkt werden soll - indem man Verbündete sucht. Wenn ich weiß der andere findet die Person "auch Scheiße" hat man schon einmal einen gemeinsamen Nenner bzw. bei Neuankömmlingen gleich Bezug zu einer Gruppe.

In dem Punkte finde ich den Rudelvergleich aber nicht ganz passend, denn gerade das Lästern (und in der Folge möglicherweise Mobbing) zeigt, wie man sich von einer Gewaltgesellschaft, in der der mit der stärksten Physis dominiert, zu einer "Sprechgesellschaft", in der psychologische Dominanz herrscht, gewandelt hat. Denn wer heute stark, aber sozial etwas blöd ist, kann schnell ein Außenseiter werden wenn alle anderen sich gegen ihn stellen und hinter seinem Rücken über ihn herziehen. Mobbing findet selten unter Anwendung von Gewalt statt und mit diesem kann man Menschen genauso (traumatisch) treffen wie mit einem gezielten Schlag - nur dass sich der Mobber wie der Lästerer besser in der Gruppe verstecken und mit ihr verteidigen kann als der Einzelne (Schläger).

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich denke ebenfalls, dass Lästern die Bestätigung von anderen holen will. Ich denke mir auch oft Sachen über eine Person und glaube aber, damit allein dazustehen. Aber sobald ich meine Meinung laut äußere, merke ich, dass viele Leute genauso denken wie ich.

Auch dass man sich gegenseitig abwertet, um selbst besser dazustehen, spielt sicherlich eine Rolle beim Lästern. Man möchte schließlich möglichst gut rüberkommen und beliebt sein, dann kann es schon helfen, wenn man andere Leute schlecht macht. Auch wenn Lästern im Grunde unfair ist - ich muss zugeben, dass ich viel lästere. :)

» Kampffisch » Beiträge: 923 » Talkpoints: -0,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich sehe es in der Hinsicht genauso wie dein Französischlehrer, durch das lästern über eine ungeliebte Person wertet man sich selbst auf und stärkt sein Egoismusgefühl indem man sich selbst bestätigt, wie gut man doch ist und andere einfach unter diesem Niveau sind. Oftmals ist das aber mehr Schein als sein und würden die Leute nicht lästern, dann würde ihnen etwas fehlen. Zudem denke ich ebenfalls, dass besonders die Personen auf die man Neidisch ist, öfters einmal als das Lästeropfer herhalten müssen, als Leute der selben Stufe.

Ich denke auch, dass gerade Leute die sehr unzufrieden mit sich selbst sind und auch nicht die höchsten Positionen im Job bekleiden öfters am lästern sind um sich selbst persönlich zu befriedigen und damit ihre Unzufriedenheit übertünchen. Lästern tut man meistens auch nicht alleine, sondern in der Gruppe und sucht damit noch die Bestätigung der anderen die man davon überzeugt und sich somit auch noch in dieser Gruppe profiliert.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich kann mich der Meinung des hier im Thread genannten Französischlehrers nur anschließen, auch wenn ich es ziemlich armselig finde, hinter dem Rücken eines Menschen schlecht über ihn zu reden. Da sollte man zumindest den Mut aufbringen, es demjenigen direkt ins Gesicht zu sagen oder einfach den Mund halten und sich den Rest denken.

Dass allerdings so viele über andere Menschen lästern, um sich selbst als Mensch aufzuwerten, lässt bei mir allerdings den meiner Meinung nach berechtigten Schluss zu, dass anscheinend der Großteil unserer Gesellschaft unter Minderwertigkeitskomplexen zu leiden hat, denn wenn man ein gesundes Selbstwertgefühl hat, hat man es nicht nötig, über andere zu lästern, da der eigene Wert als Mensch ja schon groß genug ist.

Zudem kann ich mich der Ansicht, dass psychisches Mobbing heutzutage weiter verbreitet ist, als die meisten wohl denken, nur bestätigen. Ich selbst besuche momentan die 9. Klasse eines Gymnasiums und habe bisher zwei Fälle mitbekommen, bei der andere Schüler psychisch unterdrückt wurden, in Folge dessen die beiden erst die Klasse und dann sogar die Schule wechseln mussten, da es immer schlimmer wurde. Bei mir selbst scheint man das wohl auch versucht zu haben beziehungsweise versucht es immer noch, aber da ich ein sehr großes Selbstbewusstsein habe, prallt das bei mir in der Regel ab.

» Piro_08 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Also ich denke nicht, dass deswegen alle, die lästern, unter Minderwertigkeitskomplexen leiden. Unter einem momentanen Gefühl von Minderwertigkeit ja, aber deswegen hat man ja nicht gleich Komplexe. Das wäre übertrieben.

Subbotnik hat geschrieben:In dem Punkte finde ich den Rudelvergleich aber nicht ganz passend, denn gerade das Lästern (und in der Folge möglicherweise Mobbing) zeigt, wie man sich von einer Gewaltgesellschaft, in der der mit der stärksten Physis dominiert, zu einer "Sprechgesellschaft", in der psychologische Dominanz herrscht, gewandelt hat.

Das habe ich eigentlich auch gemeint als ich es "Weiterentwicklung der Rudelkämpfe mit Worten" (also verbal) nannte. ;)

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Pyro_08 hat geschrieben:Dass allerdings so viele über andere Menschen lästern, um sich selbst als Mensch aufzuwerten, lässt bei mir allerdings den meiner Meinung nach berechtigten Schluss zu, dass anscheinend der Großteil unserer Gesellschaft unter Minderwertigkeitskomplexen zu leiden hat, denn wenn man ein gesundes Selbstwertgefühl hat, hat man es nicht nötig, über andere zu lästern, da der eigene Wert als Mensch ja schon groß genug ist.

Was hat das mit Minderwertigkeitskomplexen zu tun? Das ist ein typisches, soziales Merkmal welches man auch bei Affen findet. Übertriebenes Lästern / Mobbing kann man vielleicht noch mit Minderwertigkeitskomplexe zurückführen, aber Lästern an sich gehört zum ganz normalen Meinungsaustausch - so wie jeder eben auch lästert, davon kann sich niemand frei sprechen: Denn jeder sagt hinter dem Rücken anderer etwas über betreffende Personen, es gibt immer eine.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich habe schon öfters gehört, dass Lästern für die Menschen wichtig ist, um sich sozial zu vergleichen und einzuordnen und dass es einfach so wichtig für sie ist.

Außerdem denke ich, dass viele einfach nur Langeweile haben und die dann nutzen um über so etwas zu reden. Oder ich denke auch, dass es für die Menschen in der Situation auch genutzt wird, um den anderen Gesprächspartner zu vermitteln, dass man selber so etwas nicht tun oder anziehen würde. Zum Beispiel beim Partner, damit er auch am Anfang weiß. dass man selber anders über bestimmte Themen denkt.

Und manchmal, wenn man einen schlechten Tag hatte und einfach alles schief gelaufen ist, dann machen es einige um Stress oder Frust abzubauen. Oder einfach wenn sie eine Person nicht leiden können.

Wenn man mit einem Menschen ein Problem hat, dann erwarten viele, dass man dann zu ihnen kommt und mit ihnen redet, aber im Endeffekt würde es doch nichts nützen, da die Person sich dann gekränkt fühlen würde (die meisten jedenfalls) und das will man doch eigentlich nicht. Außerdem wäre es doch sehr komisch und die Situation sehr unangenehm, da reden dann viele lieber hinter dem Rücken.

» sweety06 » Beiträge: 165 » Talkpoints: -2,04 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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