Essenspreis nach Gewicht berechnen fair?
In der Mensa meiner Hochschule wird der Preis des Essens immer nach Gewicht berechnet. Es gibt also ein Buffet und pro hundert Gramm zahlt man dann achtzig Cent. Über die Preise möchte ich mich auch gar nicht beschweren, denn das Essen ist meist lecker und es gibt auch richtig viel Auswahl, sodass auch ich als Vegetarier auch immer glücklich und satt die Mensa verlasse. Da kann man grundsätzlich also gar nicht meckern.
Ein Freund von mir, der sogar Veganer ist, beschwert sich aber oft über dieses System. Zum einen ist er natürlich aus Überzeugung Veganer und findet es nicht gut, dass er durch das Preissystem sozusagen auch das Fleisch subventioniert, das in der Mensa angeboten wird. Außerdem zahlt er natürlich den gleichen Preis wie alle anderen auch. Wenn er also nur einen Salat isst, der aber viel wiegt, zum Beispiel ein Gurkensalat, dann zahlt er genauso viel wie jemand der nur Fleisch auf seinem Teller hat, das letztendlich genauso viel wiegt.
Ich stehe dem ganzen wie gesagt eher neutral gegenüber. Ich würde es nicht unbedingt so sehen, dass ich nun das Fleisch mitbezahle und selbst wenn: dadurch, dass ich nur vegetarisch esse und andere teilweise ja auch, bemerken die Besitzer der Mensa ja auch, dass vegetarische Gerichte beliebt sind und kochen dann auch dementsprechend etwas vegetarisches.
Wie steht ihr dazu? Findet ihr auch, dass es unfair ist, wenn Essenspreise nach Gewicht berechnet werden, weil bestimmte Zutaten ja weniger kosten als andere?
Es ist schon so, dass der billige Gurkensalat das teure Fleisch mitfianziert. Gäbe es nur Fleisch, müsste die Mensa einen höheren Preis verlangen, um sich finanzieren zu können. Gäbe es nur Gurkensalat könnte dieser billiger sein. Das ist nichts, was man so oder so sehen kann. Das ist ein Fakt.
Die Frage ist, ob einem das gefällt. Meiner Meinung nach hat dein Freund schon Recht. Ich bin auch Vegetarier und ich hätte auch keine Lust, den anderen auf diese Weise ihr Fleisch zu verbilligen. Es könnte zum einen den Effekt haben, dass Fleischesser auch mal die vegetarischen Speisen begutachten und ausprobieren und dass die Mensabetreiber mehrere vegetarischen Speisen anbieten. Aber das würden sie auch bei einem anderen Preissystem.
Viel eher, glaube ich, kommt es dazu, dass sich die Fleischesser freuen, so billig Fleisch zu bekommen und daher besonders viel davon nehmen. Außerdem verlieren sie ein Gespür dafür, wie teuer Fleisch ist. Später stehen sie dann im Supermarkt und finden die Preise dort teuer, weil sie es von der Mensa gewöhnt sind, dass es billiger ist. Dabei ist die Produktion von Fleisch wesentlich teurer und ein teurer Preis daher gerechtfertigt.
Wie in einem anderen Thread schon treffend bemerkt wurde, sind gerade bei Großküchen weniger die Lebensmittelpreise entscheidend für die Kalkulation als vielmehr der personelle Aufwand, der mit der Zubereitung und dem Verkauf verbunden ist. Ein Pauschalpreis nach Gewicht ermöglicht es den Kunden, sich ihre Mahlzeit nach Wunsch zusammen zu stellen, ohne dass jede Komponente einzeln vom Personal abgerechnet werden muss. Mischkalkulationen sind in der Wirtschaft eigentlich recht verbreitet, wenn ich mich nicht irre. Auf lange Sicht gleicht sich alles wieder aus.
Als Veganer hat dein Freund in dieser Hinsicht natürlich Pech gehabt. Als ernährungstechnische Minderheit kann man nicht erwarten, gerade in einer Großküche Extra-Tofuwürste gebraten zu bekommen. Wenn man es ganz genau nimmt, dürfte dein Freund eigentlich nirgends essen oder einkaufen, wo auch tierische Produkte angeboten werden. Sonst unterstützt er ja das jeweilige Restaurant oder Geschäft in finanzieller Hinsicht und subventioniert dadurch den Fleischkonsum anderer Leute. Ich nehme daher an, dass er seine Lebensmittel mittlerweile komplett selber anbaut.
Ich frage mich, wie der Preis denn sonst berechnet werden soll? Wie soll es machbar sein, wenn nicht nur nach Gewicht berechnet wird, sondern auch noch für jedes Essen ein unterschiedlicher Preis genommen wird? Dann müsste man ja auch noch jedes Essen auf einem anderen Teller haben, damit es separat gewogen wird und ich gehe dann im Endeffekt mit fünf Schalen zu meinem Tisch?
Und ich sehe es nicht so, dass das Fleisch mit subventioniert wird. Ein Gurkensalat beispielsweise hat im Gegensatz zum Fleisch dann wieder einen recht hohen Personalaufwand. Die Gurken müssen geschnitten werden. Selbst wenn das eine Maschine übernimmt, so muss diese erst mal angeschafft, bedient und dann auch gereinigt werden. Dazu muss ein Dressing gemacht werden. Nimmt man insgesamt Bio-Produkte und auch etwa ein hochwertiges Öl, dann kommt man auch auf einen gewissen Preis. Zum anderen ist eine Gurke vielleicht noch recht einfach automatisch zu schneiden, bei Paprika oder Tomaten dürfte dies schon nicht mehr machbar sein, womit der Personalaufwand bei Salat schon höher ist.
Insgesamt wird in Restaurants oder Kantinen vom Preis her ohnehin immer eine Mischkalkulation bei den Preisen gemacht. Da ist das eine Produkt vom Wareneinsatz mal etwas preiswerter und das andere etwas teurer. Wenn man es so sieht, bezahlen die Käufer, die sich Milchreis oder eine Quarkspeise geben lassen, auch den Salat Deines Freundes mit, denn beides ist vom Wareneinsatz und auch dem Personalaufwand her kaum erwähnenswert.
Wenn Dein Freund so penibel darauf achten will, dann kann ich ihm nur empfehlen, dass er sich sein Essen zu Hause vorbereitet und dann mit in die Uni nimmt. Dann ist er sich auch wegen der Zubereitung und der Qualität sicher und subvenitioniert Fleisch nur noch sehr wenig mit - denn im Endeffekt wird auch der Hersteller eine gewisse Mischkalkulation machen bzw. vom Erlös seinen eigenen Fleischkonsum bezahlen, sodass Dein Freund im - wenn er den Gedanken zuende denkt - entweder sein Gemüse selbst züchten müsste - oder sein Gemüse nur von einem Hof kaufen darf, wo er weiß, dass auch die Erzeuger Veganer sind.
rasenderrolli hat geschrieben:..., sodass Dein Freund im - wenn er den Gedanken zuende denkt - entweder sein Gemüse selbst züchten müsste - oder sein Gemüse nur von einem Hof kaufen darf, wo er weiß, dass auch die Erzeuger Veganer sind.
Gerbera hat geschrieben:Ich nehme daher an, dass er seine Lebensmittel mittlerweile komplett selber anbaut.
Wenn sie geschrieben hätte, dass ihr Freund sein Gemüse nur noch selber anbaut oder von einem veganen Erzeuger bezieht, weil er ganz sicher sein will, hättet ihr alle geschrieben, dass es die blöden Veganer immer übertreiben müssen.
Es ist ja wohl ein Unterschied, ob man in einem Restaurant einen Salat bestellt und einen angemessenen Preis dafür zahlt und andere bestellen dort ein Steak und zahlen ein angemessenen Steak-Preis oder ob alles gleich kostet. Das sind zwei komplett unterschiedliche Systeme.
Mit der Mischkalkulation hinsichtlich des Personalaufwands habt ihr Recht. Aber alles andere ist gehässig. Warum ist es denn gleich penibel, wenn er das mal anmerkt? Und wo will er eine extra Tofuwurst gebraten bekommen? Es gibt ja vegane Speisen. Er würde sich nur ein gerechteres Preissystem wünschen. In anderen Mensen geht es ja auch. Nicht alle rechnen nach Gewicht ab. Ebensowenig wie im Restaurant.
Ich habe in meinem Leben schon mehrere Mensen ausprobiert. Das hat auch damit zu tun, dass man mit dem Studentenausweis der Uni A auch in der Uni B in einem anderen Bundesland zum Studentenpreis essen kann. Und in keiner der Mensen, die ich getestet habe, gab es so ein Preissystem. Ich finde es auch ungerecht, obwohl ich weder Veganer noch Vegetarier bin.
Ich kenne das bislang so, dass es in größeren Mensen täglich drei Wahlgerichte gibt. Davon ist eines immer vegetarisch gewesen. Im Regelfall war es auch das preiswerteste. Und jedes der Gerichte gehörte zu einer Preiskategorie. Kategorie 1 war günstig, Kategorie 2 war mittelpreisig und Kategorie 3 war das mit dem höchsten, aber immer noch erschwinglichen Preis.
Wie die Mensen das kalkuliert haben, weiß ich nicht. Aber vermutlich wird da eine Mischung aus Wareneinsatz und Arbeitseinsatz zum Tragen gekommen, dass man eben danach entschied, welches Gericht in welcher Preisklasse angeboten wird. Und wenn beispielsweise der Linseneintopf in Kategorie 1 war, dann war er das immer.
Das Salatbuffet war auch nicht nach Gewicht. Sondern ein kleiner Teller hatte den Preis x, eine kleine Salatschüssel zur Vorspeise den Preis Y und eine große Salatschüssel einen höheren Preis.
So wie ich das kennen gelernt habe, finde ich die Preisgestaltung fair. Dabei wurde bei den warmen Gerichten immer eine Standardportion serviert, die dann immer so viel kostete, wie das Gericht eben ausgepreist war. Man konnte da aber durchaus auch sagen, dass man zur Linsensuppe kein Würstchen will, aber dafür lieber noch eine Kelle Suppe mehr. Aber wenn man die Wurst nicht wollte, dann wurde die Linsensuppe auch nicht billiger. Man hat dann zwar auch den anderen irgendwie das Fleisch mit subventioniert. Aber irgendwo muss bei so einer Kantine ja auch vereinfacht werden, damit man nicht vom hundertsten ins tausendste bei der Abrechnung kommt.
Das System orientiert sich eben an der Mehrheit und die Mehrheit wird wahrscheinlich Fleisch mit Beilage essen und somit durch die billigere Beilage das teurere Fleisch subventionieren. Die Leute, die nur Fleisch oder nur Salat essen sind in der Minderheit und auf Minderheiten kann man in einer Großküche halt schlecht Rücksicht nehmen.
Ich würde in einer Mensa auch kein Fleisch essen wollen, aber das ist meine eigene Entscheidung. Und da ich selber eine Entscheidung für mich getroffen habe, zu der ich nicht gezwungen wurde, muss ich dann auch damit klar kommen, dass ich als Konsequenz davon nicht den besten Deal bekomme.
Wir haben in der Mensa das gleiche System, allerdings finde ich nicht, dass man damit Fleischesser irgendwie benachteiligen oder Vegetarier vorziehen würde. Fleisch wiegt ja nach Art etwa zwar nicht wenig, aber mir fallen viele Sachen ein, die dem sehr nahe kommen oder es sogar überschreiten! Nehmen wir einmal Bartkartoffeln oder generell Kartoffeln. Die werden bei uns auch angeboten. Oder irgendwelche Aufläufe, Gnocci und ganz kritisch: Obstsalat. Mit einem Obstsalat in der Mensa habe ich immer mehr bezahlt, als andere Leute die sich ihre Teller auch mit Fleischgerichten beladen haben.
Von daher denke ich mal, dass Fleisch nicht das schwerste in einer Mensa sein wird, wenn wir uns da am Büfett etwas zu Essen aussuchen, da kommen wir alle in etwa auf den selben Preis und das obwohl unter meinen Freunden auch Vegetarier sind. Da muss man sich echt nur ein paar Blättchen Salat auf den Teller stapeln, wenn man wenig zahlen will und das dann am Besten auch ohne Dressing.
Nimmt man Tomaten Zucchini, Gurken, Kartoffeln, Krautsalat und anderes dazu, kommt man dem Gewicht von Fleisch auch schon sehr Nahe. Und jemand der sich ein Stück Fleisch auflädt, wird vermutlich dann auch weniger von den anderen Beilagen wählen, um satt zu sein, als jemand der nur Gemüse isst. Von daher ist das System meiner Ansicht nach fair und ich könnte nicht sagen, dass man da irgendwie zwischen Vegetariern und Fleischessern unterscheiden könnte oder das einer mehr bezahlen muss.
Ich höre zum ersten Mal von so einem System und finde es natürlich für manche Verbraucher etwas unfair. Nichtsdestotrotz würde ich von einem solchen Angebot profitieren und würde mich auch nicht darüber beschweren. Abgesehen davon sind die meisten Salate nun wirklich nicht schwer, daher sehe ich die Vegetarier nicht unbedingt stark benachteiligt.
80 Cent pro 100 Gramm – 8 Euro fürs Kilo. Du kannst deinen Freund beruhigen, er subventioniert da als Veganer gar nichts, denn das was ihr da aufgemacht habt nennt sich Milchmädchenrechnung und zeichnet sich dadurch aus, das nur ein Posten berechnet wurde: Die Einkaufkosten der Lebensmittel. Diese nehmen aber nur einen Teil des Gesamtkosten ein.
Eine (etwas) vollständigere Rechnung sieht dann ca. so aus:
- Kosten für Lebensmittel, Großmarktpreise und vermutlich Sonderpreise, da die Mensa regelmäßiger Großabnehmer ist
- Energiekosten fürs kochen (und gehen wir mal von aus, das häckseln des Gurkensalats ist auch kochen)
- Energiekosten für die Räumlichkeiten, damit ihr beim Essen Licht habt und es nicht schrecklich kalt ist
- Reinigungskosten für Mensa und Küche
- Wasser und Spüli damit das Geschirr jeden Tag im neuen Glanz erstrahlt (da dürfte einiges zusammenkommen)
- Allgemeine Gebäudekosten (ich gehe mal von aus das die Mensaräumlichkeiten der Uni gehören, sonst hättest du da noch die Miete drauf)
- Personalkosten und die dürften soviel wie die anderen Kostenfaktoren zusammen ausmachen, denn nicht nur die Leute die man sieht gehören dazu, sondern die Helfer in der Küche, der Hausmeister, die Putzleute …
Vergleicht mal - nur so zum Spaß - die Preise und Mengen die in einem normalen Lokal für z.B. den Gurkensalat genommen werden, da dürfte fast immer sehr viel mehr als 80 Cent pro 100 Gramm bei rauskommen, einfach weil ein normaler Lokalbetreiber all diese Kostenfaktoren mit einkalkulieren muss.
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