In welchen Ländern wird noch Brautgeld gezahlt?

vom 20.10.2014, 20:58 Uhr

Anlässlich der ganzen Hochzeitsthemen habe ich neulich mit einer Freundin darüber gesprochen und wir kamen darauf, dass es Länder gibt, wo der Mann die Frau erst heiraten konnte, wenn er einen gewissen Obolus an die Familie der Braut zahlte. Das konnten wohl auch die Eltern des Bräutigams machen. Ich konnte das gar nicht glauben und habe mal gegoogelt. Aber irgendwie habe ich nicht erfahren können, in welchen Ländern das heute noch Sitte ist.

Wisst ihr in welchen Ländern noch Brautgeld, Brautpreis oder auch eine Brautgabe gezahlt wird? Würdet ihr das als "abkaufen" der Frau durch den Mann sehen, wenn die Eltern das Geld bekommen? Wisst ihr wie hoch dieses Brautgeld war und wie das fest gemacht wurde?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Vielen afrikanische Völker habe eine Tradition des Brautgeldzahlens. Das hat aber gar nichts mit Abkaufen zu tun, sondern viel mehr mit Wertschätzung. Jedes Familienmitglied hat einen Wert, weil es im Haushalt oder auf den Feldern helfen kann. Das mag gefühlskalt klingen, aber das ist in Gesellschaften, in denen man sich sein Brot noch wortwörtlich verdienen muss, sehr sinnvoll. Wenn kein Gemüse angebaut wird, verhungert die Familie.

Die Tochter, die heiraten wird, musste zunächst mit durchgefüttert werden und war dann später eine Bereicherung für die täglichen Arbeiten. Und sie wird auch eine Bereicherung im Haushalt ihres zukünftigen Mannes sein. Dafür fällt sie im Haushalt der Eltern weg. Wenn man da keinen Ausgleich zahlt, hätte das oftmals zur Verarmung der Familien geführt. Es ist also ganz natürlich und sinnvoll so entstanden, weil es nötig war.

Dann ist es natürlich zur Tradition geworden und wird und wurde auch dort praktiziert, wo es nicht mehr zum Überleben notwendig war. Heute wird das ganz unterschiedlich gehandhabt. Man muss bedenken, dass es in Afrika viele Familien gibt, in denen der Vater ein einfacher Bauer und Analphabet ist, die Tochter aber studiert hat. Da muss also eine sehr schnelle Entwicklung stattfinden. Manche wollen das, manche schaffen das, andere nicht.

Ein Freund von mir, ein Deutscher, hat in Nairobi in Kenia studiert und dort seine jetzige Frau kennengelernt. Er hätte eigentlich auch ein Brautgeld für sie zahlen müssen. Aber der Ältestenrat des Dorfes hatte beschlossen, dass es nicht nötig sei, weil es nicht Teil seiner Kultur ist.

Ach so, ja, das zum Ablauf. Der Ältestenrat des Dorfes beschließt solche Dinge. Also ob die Frau überhaupt diesen Mann heiraten darf und wie viel Brautgeld er zahlen muss. Der Preis ist abhängig von ihrer Attraktivität. Früher war es, wie gesagt wichtig, wie gut sie im Haushalt und auf den Feldern mithelfen konnte. Heute ist es oft ihre Bildung. Aber natürlich auch ihre äußerliche Schönheit. Wobei Brautgeld nicht so wörtlich zu nehmen ist. Früher waren das natürlich immer Waren und Vieh. Und Vieh ist bis heute sehr wichtig dabei.

Es ist eine uralte Tradition. In Deutschland war so etwas auch mal üblich. Daher würde ich mich mit Verurteilungen zurückhalten. Sicher wirkt es mittelalterlich, aber so lange ist es bei uns auch noch nicht her. Und wie gesagt, haben solche Traditionen immer ihren sehr notwendigen Zweck und basieren nicht einfach auf Diskriminierung. Und es dauert eben, bis solche Traditionen verschwinden. Afrika hat eine ganz andere Entwicklung durchgemacht als Europa. Das darf man nie vergessen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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