Seid ihr auch im Urlaub für euren Chef erreichbar?

Bis vor einigen Jahren bin ich noch immer mit meiner Mutter und ihrem Freund in den Urlaub gefahren. Dabei war es immer so, dass meine Mutter mindestens einmal in unserem zweiwöchigen Sommerurlaub einen Anruf von ihrem Chef erhalten hat. Meistens ging es dabei nur um Kleinigkeiten, weil er zum Beispiel einen Ordner mit wichtigen Dokumenten nicht gefunden hat, um dessen Ablage sich normalerweise meine Mutter kümmert

Aber auch wenn das Gespräch in weniger als fünf Minuten abgehakt ist, fände ich es im Urlaub einfach störend, wenn ich einen Anruf von der Arbeit bekommen würde. Ich finde es sowieso generell schwierig, abschalten zu können und brauche da immer einige Tage dafür, da kann ich es nicht gebrauchen, dann auch noch angerufen zu werden. In meinem Unternehmen würde so etwas aber auch nicht passieren, meinem Vorgesetzten ist es sehr wichtig, dass man sich wirklich Urlaub nimmt und diesen auch ausnutzt und auch nicht noch nach Feierabend mehrmals seine Geschäfts-E-Mails checkt. Daher muss ich mir auch keine Sorgen darum machen, dass ich von meinem Chef im Urlaub mal angerufen werden könnte.

Wie ist das bei euch? Seid ihr auch im Urlaub immer für euren Chef erreichbar oder kommt das für euch gar nicht in Frage?

Ob die Erreichbarkeit im Urlaub gegeben sein sollte, das hängt von der jeweiligen Position im Unternehmen ab. In den ersten Jahren hatte ich Vorgesetzte und Kollegen, die konnten mich problemlos vertreten. Da hätte es mich sehr gestört, wenn jemand nicht selbst denkt sondern stört.

Später hat sich meine Position so verändert, dass es keinen Ersatz gab. Da musste ich vorarbeiten und bestimmte Vorgänge einfach vor dem Urlaubsantritt abschließen. Kam es in meiner Abwesenheit zu einem Problem, dann musste ich erreichbar sein. Es gab im Unternehmen zwar noch zwei andere Personen, die über eine ähnlich umfangreiche Prokura verfügten, aber denen fehlte das Fachwissen für meinen Tätigkeitsbereich. Sie konnten dann zwar für mich agieren, aber ich musste aus der Ferne sagen wie. Anders konnte ich es auch nicht handhaben, wenn eine dieser Personen im Urlaub war. In einer solchen Schlüsselposition ist es selbstverständlich, sozusagen immer erreichbar zu sein. Das gehört einfach dazu.

Ich bin über das Handy auch im Urlaub für meinen Arbeitgeber und die Kollegen erreichbar. Das nervt zwar, weil ich auch in mindestens jedem zweiten Urlaub einen Anruf bekomme und danach kaum noch abschalten kann, aber ändern kann ich daran nichts. Häufig sage ich auch, dass ich im Urlaub verreist bin, sodass ich wirklich nur über das Handy greifbar bin und nicht in den Betrieb kommen kann.

Ich habe mir das mittlerweile abgewöhnt. Theoretisch wäre ich schon per Handy erreichbar, da meine Kollegen und Vorgesetzten meine Telefonnummern kennen, aber wenn ich sehe, dass ich da angerufen werden, gehe ich nicht ans Telefon. Warum sollte ich auch?

Der Urlaub ist zur Erholung da und so ist das nunmal in Deutschland auch gesetzlich verankert und eben auch dadurch definiert, dass man eben nicht arbeitet und nichts anderes wäre es, wenn ich da am Telefon irgendetwas erledige. Wenn mein Chef nicht ohne mich auskommt, obwohl ich meine Arbeit vor Urlaubsantritt erledigt habe, dann ist das doch nicht mein Problem, sondern ein strukturelles Problem der Arbeitsstelle.

Ich glaube persönlich auch nicht, dass es soviele Leute gibt, die tatsächlich so unersetzbar sind, dass man nichtmal zwei Wochen ohne sie auskommt. Selbst mein Chef macht mal Urlaub und der Laden läuft dann mal eine oder zwei Wochen ohne ihn. Da kann mir doch keiner erzählen, dass es dann nicht gehen soll, wenn andere Angestellte in den Urlaub fahren.

Wenn man als Vorgesetzter weiß, dass seine Mitarbeiter zu einer bestimmten Zeit 2 Wochen Urlaub haben, dann muss man auch bei leitenden Mitarbeiter die Arbeit eben so organisieren, dass es entweder eine Vertretung für die Zeit gibt oder Arbeitsabläufe, die aus welchen Gründen auch immer nicht ohne den Urlauber gehen vor oder nach dem Urlaub erledigt werden. Gibt es eben Termine, die sich nicht verschieben lassen, dann muss man zur Not anordnen, dass der Urlaub verschoben wird. Das ist ja durchaus legitim, nicht aber dem Mitarbeiter Urlaub zu gewähren und ihn dann im Urlaube zu belästigen.

Für mich kommt das auf gar keinen Fall infrage. Würde mein Chef das machen würde ich ihm das auch so sagen und natürlich auch nicht ans Telefon gehen. Wenn ich Urlaub habe möchte ich mich entspannen und nicht irgendwelche Fragen beantworten. Wobei mein Chef momentan wohl eher anrufen würde um zu fragen, ob ich trotz Urlaub arbeiten möchte und auch das würde ich nicht in Ordnung finden, wobei ich diese Frage nachvollziehen kann, aber man kann das ja auch vorher regeln. Ich würde es also nicht nett finden und auch nicht dran gehen.

Ich habe ein Firmenhandy, da stellt sich die Frage mit der Erreichbarkeit nicht mehr wirklich, es wird leider auch im Urlaub erwartet, dass man zumindest mal reinschaut. So wirklich schmecken tut mir das nicht, zumal von einem Firmenhandy in keinem der Vorstellungsgespräche die Rede war, nur von einem Laptop.

In meiner Position ist es leider auch so, dass es für mich keine Vertretung gibt, es gibt zwar einzelne Dinge, die auch von meinen Kolleginnen oder meiner Chefin erledigt werden können, aber nicht für alle, in meinen Augen muss das dann eben liegen bleiben oder meine Chefin müsste eine Vertretung organisieren, das wird aber nicht passieren, da es um sensible Daten und Abläuft geht, die nur ich kenne und zum Teil noch sie (eigentlich kennt sie diese auch vollständig, vergisst es aber gerne.)

In meinen Sommerurlaub dieses Jahr ist das ganze dann allerdings auch eskaliert. Ich war nur wenige Tage weg und hatte das Laptop mit nach Hause genommen, aber klar gesagt, das ich nur im äußersten Notfall etwas tun werde. Als ich dann wieder zu Hause war, bekam ich von zwei meiner Kolleginnen ein paar E-Mails wo ich noch gesagt habe, das hat Zeit bis Montag, allerdings kamen dann noch Reminder hinterher, die in einem Tonfall geschrieben waren, den ich alles andere als gut fand.

Also Laptop angeschmissen und ca. 2 Stunden gearbeitet. Ist zwar nicht viel, aber mich hat es dermaßen genervt, dass ich es nach meinem Urlaub an meine Chefin gerichtet habe, die das ebenfalls alles andere als gut fand und auch sagte, das hätte Zeit bis Montag gehabt. Das ganze wurde dann auch in einer Teambesprechung angesprochen und von den beiden Kolleginnen runter gespielt, bei der einen mit den Worten, ich hab kein Problem damit im Urlaub zu arbeiten.

Es ist zwar schön, das sie kein Problem damit hat, ich aber schon und es bleibt meine Entscheidung, ob ich das wünsche oder nicht. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass wenn etwas wirklich wichtig ist, wir in den Betreff der Mail ganz an den Anfang ein "wichtig" schreiben oder das parallel noch eine SMS geschickt wird und das wir im Vorfeld genau darüber nachdenken, ob wir den anderen im Urlaub stören.

Das hebt zwar die Erreichbarkeit im Urlaub noch nicht vollständig auf, aber zumindest sollte das Missverständnisse vermeiden und es verleitet nicht dazu mehr zu machen als unbedingt nötig.

In meinem nächsten Urlaub hatte ich dann mein Laptop auch gar nicht mit, weil ich wieder weggefahren bin und da schleppe ich das bestimmt nicht mit mir rum. Viel ausrichten kann ich dann eh nicht, weil ich auf Programme und Co. keinen Zugriff habe.

So wirklich richtig finde ich das alles nicht, weil Urlaub eben Urlaub ist und der eben zur Erholung gedacht ist und nicht das man mit dem halben Gedanken doch wieder bei der Arbeit ist. Leider entwickelt sich unsere Gesellschaft doch immer mehr zu einer permanenten Erreichbarkeit, die aber eben auch ihre Konsequenzen nach sich ziehen.

Erreichbarkeit im Urlaub wird von uns zum Glück nicht erwartet - selbst die Chefin nimmt sich dieses Recht. Trotzdem ist fast jeder von uns im Urlaub für seine Vertretung erreichbar - sei es per Mail oder Telefon. Das wird vorher kurz abgesprochen und man wird dann auch nur im äußersten Notfall kontaktiert.

Wenn ich im Urlaub bin, dann bin ich für meinen Chef gar nicht erreichbar. Ich habe die meiste Zeit mein Handy aus, wobei sich dieses im Tresor im Hotelzimmer befindet. Somit bekomme ich auch gar nicht so wirklich viel von zu Hause mit, was mir aber auch recht so ist. Wenn ich im Urlaub bin, möchte ich ja vom Alltag abschalten können und nicht an zu Hause und schon gar nicht an die Arbeit denken müssen. Mich würde das einfach total stören und es wäre dann auch mit der Entspannung hin.

Wenn sich mein Chef bei mir meldet, dann ohnehin immer nur, um zu fragen, ob ich denn spontan einspringen kann. Das geht natürlich ohnehin nicht, wenn ich irgendwo am Strand liege, so dass ich da auch gar nicht ans Handy gehen müsste, wenn er mich denn anrufen würde. Bisher war aber eigentlich auch immer klar, dass ich nicht erreichbar bin, wenn ich im Urlaub bin und da wurde ich auch noch nie von meiner Arbeit gestört.

Für meine Dozenten bin ich aber schon mehr oder weniger erreichbar, wenn ich im Urlaub bin. Ich checke dann dennoch regelmäßig die Mails, die ich von der Uni so bekomme und schaue, was es so Neues gibt. Gerade dann, wenn es um irgendwelche Hausarbeiten von mir ist, ist es wichtig, dass ich da auch informiert bin. Da man die meisten Sachen aber auch per Mail klären kann, mache ich das am liebsten auch direkt. Ansonsten würde mich so etwas auch nicht in Ruhe lassen, wenn ich die Mails einfach ignorieren würde und ich könnte mich gar nicht richtig auf den Urlaub konzentrieren und mich entspannen.

Bei meiner Arbeit habe ich meine Handynummer für Notfälle hinterlegt, aber das gilt eben auch nur für Notfälle. Das ist bei uns immer so und für Kleinigkeiten ruft auch niemand an. Bislang hat mich mein Chef einmal anrufen wollen, aber da hatte ich gerade tatsächlich kein Netz und es musste ohne mich geklärt werden, was auch möglich war.

In manchen Positionen im Job muss es schon so sein, dass man erreichbar ist. So sind meine Chefs für dringende Fragen auch im Urlaub erreichbar und sagen das auch immer dazu, bevor sie wegfahren. Aber ich finde es eigentlich ganz gut, dass ich zumindest im Normalfall in meinem Urlaub nicht angerufen werde, weil ich schon finde, dass man dann wieder an den Job denkt und das für die Erholung vielleicht nicht so gut ist.