Ok wenn Comedians sich über private Sachen lustig machen?

Ich habe neulich eine Folge der neuen Staffel von der Serie ''Pastewka'' mit Bastian Pastewka gesehen. In der Folge ging es darum, dass Pastewka gerne Karriere als Stand-up Comedian machen würde und es dann auch mit einem Programm versucht hat. Leider ist dieses gefloppt und er hat dann den Tipp bekommen, er möge über sein Privatleben erzählen, das würde das Publikum gerne hören und könnte darüber auch lachen. Daraufhin hat Pastewka dann auch ein sehr gutes Programm geschrieben und die Namen seiner Verwandten und Nachbarn geändert. Das Publikum war begeistert. In diesem Zusammenhang ist mir auch eingefallen, dass ein anderer Comedian mal in einem Interview gesagt hat, dass dies einen guten Comedian ausmachen würde, er könnte aus den Dingen die ihm in seiner Umwelt auffallen, lustige Sketche machen. Mitunter sei dass dann eben auch die nähere Verwandtschaft.

Ich habe mir dann gedacht, dass es gut ist, dass ich keinen Comedian als Freund habe. Es kann ja durchaus sein, dass viele Comedians viele Dinge aus ihrem Alltag und aus ihren Beziehungen in solchen Sketchen verarbeiten und man sich dann als Angehöriger unter verändertem Namen und Profil dort wiederfindet. Ich denke, dass mich das sehr verletzen würde, auch wenn vielleicht niemand direkt auf mich schließen würde, denn die meisten würde vermutlich doch erwarten, dass es ausgedachte Sachen sind. Auch als Verwandte eines solchen Comedians würde ich nicht wollen, dass man sich da über irgendwas lustig macht.

Die Öffentlichkeit würde diese Verbindung vielleicht nie erkennen, aber andere Familienangehörige durchaus. Aber vielleicht gehört das für einen Comedian ja auch dazu und man muss damit leben, wenn man sich mit einer solchen Person einlässt. Es ist ja auch nicht böse gemeint, aber ich fürchte, dass es dennoch schnell verletzt. Denkt ihr selbst, dass es in Ordnung ist, dass ein Comedian Dinge, die ihm im privaten Leben wiederfahren, auf der Bühne aufarbeitet? Ist es in Ordnung, wenn sich mitunter Familienangehörige und Freunde in den Witzen verzehrt wiederfinden? Würde euch das treffen oder ist das in Ordnung?

Ich habe bisher noch nie wirklich festgestellt, dass sich ein Comedian wirklich auf eine boshafte Weise über Bekannte oder Familie lustig gemacht hat. Ich denke auch einfach, wenn man einen Comedian im Bekanntenkreis hat, dann kennt man ihn und weiß wie er es meint. Im Optimalfall wird der Betroffene sogar am meisten darüber lachen.

Mit Sicherheit werden die Comedians auch bei ihren Freunden vorher nachfragen, wenn sich ein wirklich derber Witz auf ihn beziehen soll. Ansonsten werden Familie und die engsten Freunde wohl Verständnis dafür haben, ansonsten wären sie auch nicht mit dem Comedian befreundet. Zur Not kann man ja gleich von Anfang an ausschließen, dass man in dem Programm erwähnt werden möchte.

Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass alles der Wahrheit entspricht, was die Comedians so von sich geben. Man darf auch nicht vergessen, sie Entertainer sind und da wird nunmal vieles überspitzt oder verfremdet. Sicherlich wird der ein oder andere Comedian auch eine Art "Ghostwriter" für seine Witze haben.

Paul Panzer beispielsweise ist eine komplette Kunstfigur. Jedem dürfte klar sein, dass weder seine Kinder noch seine Frau wirklich real existieren. Sie sind erfunden genauso wie die Geschichten drumherum. Ich glaube mittleweile ehrlich gesagt auch nicht mehr, dass die Freundin von Mario Barth wirklich existiert so oft wie er Witze auf ihre Kosten reißt.

Comedians verdienen ihr Geld schwerpunktmäßig damit, dass sie über Situationen und Eigenheiten Witze reißen, in denen sich das Publikum wiederfindet. Deswegen halte ich es für ganz normal und legitim, dass sich ein professioneller Lustigmacher auch von seinem Umfeld und seinem Alltag inspirieren lässt. Ich persönlich habe sowieso die Theorie, dass gerade die erfolgreichen Comedians ihre Witze von studentischen Hilfskräften zusammenorgeln lassen und ihre Programme danach ausrichten, was das Publikum hören will, und nicht danach, was die Freundin oder der Schwiegervater schon wieder Lustiges gemacht haben.

Außerdem wirken Witze und lustige Anekdoten doch viel besser, wenn das Publikum zumindest den Eindruck bekommt, die Szene habe sich wirklich so zugetragen oder die dargestellte Person gebe es wirklich. Gerade beim Kampf der Geschlechter würde das Publikum schön blöd schauen, wenn ein Comedian beispielsweise sagen würde: "Meine Freundin ist ein durch und durch vernünftiger Mensch, aber neulich habe ich eine fremde Frau dabei beobachtet, wie sie etwas mäßig Lustiges gesagt oder getan hat." oder schlimmer noch: "Ich bin seit 10 Jahren Single, aber Beziehungswitze verkaufen sich nun mal gut!"

Natürlich kann man das auch ins Programm einbauen, aber dazu muss man schon eine solide Fanbasis haben. Meiner Meinung nach ist es dem Publikum wirklich am liebsten, wenn es Anekdoten erzählt bekommt, die sich angeblich tatsächlich so zugetragen haben.

Deswegen halte ich es für ganz normal und legitim, dass sich ein professioneller Lustigmacher auch von seinem Umfeld und seinem Alltag inspirieren lässt. [...] Außerdem wirken Witze und lustige Anekdoten doch viel besser, wenn das Publikum zumindest den Eindruck bekommt, die Szene habe sich wirklich so zugetragen oder die dargestellte Person gebe es wirklich.

Das sehe ich genauso. Das Publikum fühlt sich nicht unterhalten, wenn alles alltagsfern dargestellt wird und man eher den Eindruck bekommt, dass sich diese Situation auf dem Planeten Melmac so zugetragen hat. Da erntet man weniger Lacher, das Publikum langweilt sich und verlassen schreiend den Saal. Inspiration heißt ja nicht, dass alles genauso passiert ist und ich halte Menschen für ziemlich naiv, die dann davon ausgehen, dass auf der Bühne tatsächlich der reale Alltag des jeweiligen Komikers thematisiert wird.